Wer Chips isst, will in Wahrheit Fleisch

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Wer Chips isst, will in Wahrheit Fleisch

      Hinter dem Drang auf salziges Knabberzeug steckt ein tief verwurzelter Hunger auf Fleisch. Vor allem die falschen Proteine machen dick, sagen zwei Ernährungsforscher.

      Tief im Innersten hat der Mensch einen riesigen Appetit auf Fleisch. Um Muskeln aufzubauen und zu erhalten, braucht der Körper vor allem eines: Eiweiß. Unsere jagend-sammelnden Vorfahren schlugen daher ihre Zähne gerne mal in einen Antilopenschenkel oder ein Mammutsteak, ließen Beeren und Wurzeln links liegen und frönten der Fleischlust. Das Nahrungsangebot hat sich seither gewandelt, der Eiweiß-Hunger blieb jedoch über die Jahrtausende erhalten.
      Das fleischliebende Appetit-System lässt sich allerdings recht einfach austricksen. Es muss kein Fleisch auf dem Teller sein, um uns gierig zulangen zu lassen. Es muss nur so schmecken. Das hat die Industrie längst erkannt, weshalb bis zur Unkenntlichkeit verarbeitete Lebensmittel gezielt unsere Geschmackssinne täuschen. Davon sind die australischen Ernährungswissenschaftler Stephen Simpson und David Raubenheimer überzeugt (Simpson & Raubenheimer, 2014). Die Folge sei Fettleibigkeit durch falsche Proteine.
      Snacks aus der Tüte oder dem Schnellrestaurant enthalten statt teuren Fleisches vor allem eine Mischung aus billigem Salz und dem Geschmacksverstärker Glutamat. So werden die Umami-Geschmacksknospen im Mund angeregt, zuständig für die Wahrnehmung von fleischigen Geschmäckern. Allein "herzhaft" müssen diese Nahrungsmittel schmecken, erklärt Stephen Simpson.

      Mit großem Appetit essen wir also Erdnussflips, Frühlingsröllchen oder ganze Burgermenüs – und geraten damit in einen ernährungstechnischen Teufelskreis, sagen die australischen Forscher. Denn wo kein oder wenig Fleisch, fehle der Nahrung und damit dem Körper meist das wichtige Eiweiß.
      Die Folge: Viele von uns füllen sich mit noch mehr der vermeintlichen Eiweiße. Und die kommen meist in Begleitung unzähliger weiterer Kalorien aus Fetten, Zuckern und hoch konzentrierten Nährstoffen. Zu viel für unseren Stoffwechsel. Der Appetit spielt verrückt und mit jedem Griff in die Chipstüte wachsen die Speckröllchen ein wenig weiter. Auf dick getrimmt, dank Möchtegern-Proteinen.

      Wäre es so leicht, hätten wir kein Problem

      Ist die Fettleibigkeit in der westlichen Welt auf diese simple Formel zu bringen? "Ein Zusammenhang von Protein und Übergewicht ist nicht genau geklärt", sagt Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam. "Protein spielt zwar eine gewisse Rolle. Aber wenn es mit dem Abnehmen so leicht wäre, dass wir nur mehr Fleisch essen müssten, hätten wir keine Probleme mit Übergewicht." Wir Mitteleuropäer seien mit durchschnittlich rund 90 Gramm aufgenommenem Eiweiß pro Tag absolut ausreichend versorgt. Das spricht gegen die Theorie vom schlanken Fleischesser.
      Allerdings: "Um schnell Gewicht zu verlieren, ist der einfachste Weg tatsächlich, bei gleicher Kalorienzahl den Eiweißanteil in der Nahrung zu erhöhen", sagt Stephen Simpson, der an der University of Sydney nach den Gründen für Übergewicht forscht. Wohlgemerkt, den Anteil – andere Nährstoffe müssen dafür also reduziert werden. Tatsächlich ist beispielsweise die Atkins-Diät seit Jahren mit einem ähnlichen Konzept sehr populär.

      Auf Dauer rät allerdings auch Simpson von überaus fleischreicher Kost ab – zu ungesund. Das hat er zuletzt in einem Experiment mit Mäusen festgestellt: Diejenigen Testmäuse, die von ihm auf eine Diät mit extrem hohem Proteingehalt gesetzt wurden, starben im Labor deutlich vor ihren Artgenossen (Simpson et al., 2014). Egal ob für Mann oder Maus, wichtig ist eine gute Balance der aufgenommenen Nährstoffe, da sind sich Experten einig. Proteinimitate könnten dies durchaus erschweren, indem sie uns falsche Nährstoffverhältnisse vorgaukeln und überflüssige Kalorien unterjubeln. Allerdings sind sie nur ein Puzzleteil im großen Adipositas-Rätsel.
      Gewichtiger sind laut dem Ernährungsmediziner Andreas Pfeiffer individuelle genetische Voraussetzungen, die insgesamt hohe Energiedichte in unserer Nahrung und, vor allem, der "Energieexzess", also die uralte Fett-weg-Gleichung: Abnehmen kann nur, wer mehr Kalorien verbrennt als er aufnimmt.
      Ausgewogene Ernährung, kein Junkfood, insgesamt zurückhaltend essen – das ist eigentlich seit jeher das Credo wohlmeinender Ernährungsberater. Viel wird sich daran vermutlich auch nicht ändern, so fleißig Ernährungswissenschaftler auch forschen mögen. Aber vielleicht tröstet die Eiweiß-Theorie wenigstens über die nächste leer gemampfte Tüte Chips hinweg: Man kann ja schließlich nichts dafür. Schuld sind die falschen Proteine.

      Quelle: ZEIT ONLINE >> Gesundheit
    • ich bin eine fleischfressende Pflanze :) aber erst seit der OP.
      Auf Chips habe ich höchstens einmal im Jahr so eine richtige Lust.
      Wenn ich allerdings irgendwo zu besuch bin und die Dinger stehen rum, dann greif ich leider schon zu. Aber zum Glück kommt das auch selten vor.
      Ich glaube dieses Jahr erst einmal.

      Also kann der Vergleich nicht zu 100% stimmen ;)
    • Ramona die Nachteule schrieb:

      Das hat er zuletzt in einem Experiment mit Mäusen festgestellt: Diejenigen Testmäuse, die von ihm auf eine Diät mit extrem hohem Proteingehalt gesetzt wurden, starben im Labor deutlich vor ihren Artgenossen (Simpson et al., 2014).

      Lang leben die sinnlosen Tierversuche!
      Mäuse ernähren sich zu einem grossen Teil von Sämereien, Nüssen und Getreide. Tierische Proteine machen nur einen ganz kleinen Teil ihrer Ernährung aus. Ich wette, wenn ich einen Tiger vegetarisch ernähre stirbt der auch eher als ein Tiger, der jeden Tag sein Frischfleisch bekommt. Und dann? Genau, dann behaupte ich, dass Vegetarier eher sterben als Fleischesser.
      Warum sich heute schon erhängen, wenn es nächstes Jahr noch viel bessere Gründe dafür gibt?