Rationale Erkenntnisse oder Fühlen

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    • Rationale Erkenntnisse oder Fühlen

      Hallo!

      ich glaube ja, dass meine Mutter an meinem Essverhalten nicht ganz unschuldig ist. Als ich ganz klein war, hat sie mich zum Essen gezwungen, obwohl ich nichts mehr wollte. Der Teller musste leer werden aus ihrer Sicht, deshalb hat sie dann selbst den Löffel in die Hand genommen und mich gefüttert. Ich war kein Kind, das da groß rumgebockt hätte, sondern ich habe die Situation so akzeptiert und es über mich ergehen lassen.

      Später, als ich etwas älter war, ging es in die andere Richtung. Weil meine Mutter selbst ein Gewichtsproblem hat, hat sie irgendwann beschlossen, dass es nach dem Mittagessen bis zum nächsten Morgen nichts mehr geben sollte. Also im Prinzip das, was man heute Intervallfasten nennt. Vorher hatten wir immer abends ein gemeinsames Vesper mit Brot und Wurst oder was man sonst haben wollte. Das hat sie abgeschafft. Das Problem dabei war, dass sie die ganze Familie genötigt hat, dabei mitzumachen, und ein weiteres Problem war, dass weder meine Mutter noch sonst jemand in der Familie das konsequent durchgehalten hat. Sondern es ging dann stattdessen jeder auf eigene Faust in die Küche und hat sich was geholt. Außerdem gab es auch noch Süßigkeiten als abendliches Ritual beim Fernsehen. Das Fasten war also ein reines Lippenbekenntnis, das in der Realität nie stattgefunden hat. So habe ich schon früh gelernt, dass Verbote bezüglich Essen umgangen werden können. Was auch dazu führte, dass ich mein Taschengeld besonders gern in Süßigkeiten umgesetzt habe, die ich dann essen konnte, ohne dass meine Mutter es weiß. Ansonsten war sie ja die Bestimmerin über den Süßigkeitenschrank.

      Diese Dinge wirken sich bis heute bei mir so aus, dass ich mir nichts versagen kann, weil ich sofort so viel Druck verspüre in mir, wenn ich daran denke, dass ich jetzt nichts essen sollte, dass dieser Druck mich völlig übermannt, und je mehr ich versuche, dem stand zu halten, desto mehr esse ich dann später doch, sobald ich eingebrochen bin. Ich habe keinerlei Gefühl dafür, wann Essen sinnvoll ist und wann nicht, also wann ich was brauche oder nicht. Sondern Essen ist völlig losgelöst von dem Gedanken der Nahrungsaufnahme, weil der Körper irgendwas braucht. Essen ist Selbstzweck.

      Nur, jetzt ist es so, dass diese rationale Erkenntnis mir ganz genau gar nichts hilft im Alltag. Wenn ich das weiß, kann ich mein Essverhalten trotzdem kein bisschen besser steuern.

      Irgendwo hab ich gelesen, dass wenn man Ereignisse aus der Kindheit aufarbeitet, die rationale Erkenntnis nichts hilft, sondern dass man Fühlen muss, was damals war. Ich fühle aber nichts, wenn ich daran zurückdenke, allenfalls etwas Ärger, weil meine Mutter mir diese ganzen Probleme beschert hat, die ich vielleicht nicht hätte, wenn sie ein normales Verhältnis zum Essen gehabt hätte. Aber das ist ja ein Gefühl aus dem Jetzt, ich müsste aber was fühlen, was damals war.

      Glaubt ihr denn, es würde was bringen, diese Gefühle zu haben? Oder ist das eh Blödsinn? Vielleicht gilt das nur für andere Ereignisse in der Kindheit, wie Verletzungen o.ä.

      Habt ihr eine andere Idee, was in der Situation helfen könnte, um mich besser steuern zu können?

      Ich bedauere sehr, dass man meine Küche nicht abschließen kann, das wäre an manchen Tagen die Rettung.
    • Liebe Tamiko,

      es ist wissenschaftlich belegt, dass sich die Dinge, die uns als Kind zustoßen, in uns manifestieren. Ohne entsprechende Hilfe ist es sehr schwer, diese angelernten und tief verinnerlichten Prozesse loszuwerden.

      Jetzt mag es "ja nicht so schlimm sein", und du schreibst ja, dass du allenfalls Ärger spürst, wenn du daran denkst. Aber es hat sich ja festgesetzt, das spürst du.

      Ich glaube nicht, dass man fühlen muss, was damals war, ich habe allerdings auch keine Traumatherapie gemacht oder Innere-Kind-Arbeit. Ich kann dir nur von meinen Erfahrungen berichten: herauszufinden, dass meinem Suchtverhalten (wenn es nicht Essen ist, ist es was anderes) eine tiefe Bindungsstörung zugrunde liegt, hat meine Beziehung zu mir und somit mein Essverhalten massgeblich verändert.
      Ich bin seit meiner ersten Operation bzw. kurz danach in Therapie gegangen, mit Unterbrechungen also nun etwa zehn Jahre. Und erst jetzt haben wir wirklich herausfinden können, was das eigentliche Problem ist. Ich würde dir also absolut und dringend den Tipp geben, es vielleicht einmal mit einer Therapie zu versuchen.

      Traumata aus der Kindheit lassen sich nicht rational wegdenken oder mit Vernunft und Logik besiegen.

      Was dir helfen könnte, ist, diese Gefühle überhaupt erst einmal anzuerkennen. Und die Tipps, die man dir geben kann, sind überall nachlesbar, da muss man schauen, was für einen selbst infrage kommt: Ess-Tagebuch schreiben, wann esse ich, warum, wie fühle ich mich? Essen als Nahrungsmittel sehen mit festen Zeiten. Gewisse Lebensmittel nicht mehr kaufen. Ersatz-Befriedigung finden. Es gibt viele Möglichkeiten, mit Struktur und Disziplin zu arbeiten, aber ich persönlich glaube nicht, dass das unbedingt funktioniert.

      Bei mir hat es wirklich etwas verändert, zu verstehen, wo meine Ess-Sucht herkommt, worin sie begründet ist und dass ich überhaupt keine Schuld habe, daran, dass ich fett geworden bin. Dass ich überhaupt keine Chance hatte, dagegen anzugehen, weil ich ein Kind und allein war, weil mir nie jemand damit geholfen hat. Erst als ich mir selbst geholfen habe mit der OP, ging es aufwärts, und jetzt, seit ich das wirklich weiß, warum es immer so war, bin ich leichter. Ich bin leichter von den Gedanken, vom Verhalten, mein Körper verändert sich und lässt Last los, ohne dass ich viel dafür tue.

      Also nein, ich glaube nicht, dass es Blödsinn ist, was du fühlst. Aber ich glaube, dass du allein damit nicht weiterkommen wirst und professionelle Unterstützung Wunder bewirken kann. Vor allem, wenn ich es richtig gelesen habe, du eigentlich keine Operation möchtest, oder?

      Liebe Grüße
      Zhina
      Immer, wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen.
      --
      07.08 Schlauchmagen-OP bei 197,4 kg
      04.09 Fettschürzenresektion bei 134 kg
      05.12 RNY-Bypass bei 156 kg
      01.20 WHO Hinterer Bodylift bei 108 kg
    • Hallo Zhina,

      danke für deine Antwort.

      Zhina schrieb:

      Ich würde dir also absolut und dringend den Tipp geben, es vielleicht einmal mit einer Therapie zu versuchen.
      Ich bin aktuell in der zweiten Therapie, die erste begann 2016 und endete 2018, die zweite ging dann fast nahtlos weiter. Beide Therapeuten sind aber nicht auf Essprobleme spezialisiert, und bisher hat mir das alles in Bezug auf Essen nichts gebracht. Ich bekomme da auch nur die allgemeinen Ratschläge, die man überall im Internet nachlesen kann. Die Therapien sind aber nicht nutzlos, sie helfen auf anderen Gebieten, nur nicht beim Essen.

      Zhina schrieb:

      Es gibt viele Möglichkeiten, mit Struktur und Disziplin zu arbeiten, aber ich persönlich glaube nicht, dass das unbedingt funktioniert.
      Ich auch nicht bzw. ich weiß, dass es zumindest bei mir nicht funktioniert. Wenn ich Disziplin aufbringen könnte, dann hätte ich mein Gewicht nicht. Alles, was mit Vorschriften und Disziplin zu tun hat, geht schief.

      Ich glaube, für mich ist es wichtig, ein alternatives Essverhalten nicht als Vorschrift wahrzunehmen, die ich einhalten muss, sondern im Gegenteil als Freiheit, mich anders zu verhalten als bisher. Also nicht eine neue Fremdbestimmung, die die alte ablöst, sondern Freiheit, selbst zu entscheiden, was ich tue. Aber momentan kann ich es noch nicht umsetzen, dieses andere Verhalten.

      Ich reagiere absolut allergisch auf Verhaltensvorschriften, selbst dann, wenn mir der reine Verstand sagt, dass es vernünftig wäre.

      Zhina schrieb:

      Ich kann dir nur von meinen Erfahrungen berichten: herauszufinden, dass meinem Suchtverhalten (wenn es nicht Essen ist, ist es was anderes) eine tiefe Bindungsstörung zugrunde liegt, hat meine Beziehung zu mir und somit mein Essverhalten massgeblich verändert.
      Ich weiß nicht, ob da irgendwas bei mir ist in die Richtung. Bei mir wurde eine Autismusspektrumstörung diagnostiziert (Asperger-Syndrom). Kinder mit Autismus sind angeblich gleich gut oder schlecht gebunden wie normale Kinder auch. Allerdings hat mir meine Therapeutin erklärt, dass autistische Kinder schlechter verstehen können, dass z.B. die Mutter sie liebt, auch wenn sie mal laut wird oder irgendwelche disziplinarischen Maßnahmen ergreift. Aus dem negativen Verhalten in einer Situation schließt das Kind, dass die Mutter sich abgewandt hat und die Beziehung den Bach runter ist. Es passiert deshalb vermutlich schneller, dass man sich als Kind allein und verlassen fühlt, wenn man eine eher strenge Mutter hat wie ich, die schnell schimpft oä, sodass da die Bindung auch verloren gehen kann.

      Meine Therapeutin meinte, mir würde das Vertrauen in andere Menschen fehlen, ich bin schnell bereit zu glauben, dass mich z.B. jemand anlügt, wenn irgendwas komisch ist, eher als dass ich an ein Missverständnis glaube. Ich glaube, dass grundsätzlich jeder zu jeder Zeit mir plötzlich schaden kann, und ohne dass ich weiß, warum er das tut. Das ist auch eine Komplikation, die sich beim Asperger-Syndrom ergeben kann, weil man öfter mal schlechte Erfahrungen macht und nicht versteht, warum andere sich so verhalten. Negatives Verhalten anderer kommt dann immer ziemlich überraschend.

      Ob das alles irgendwas mit dem Essverhalten zu tun hat, weiß ich nicht.
      Jedenfalls kann ich zur Zeit nicht auf meine tägliche Ration Süßigkeiten verzichten, und wenn ich mal angefangen habe, ans Essen zu denken, bekomme ich es auch schlecht wieder aus dem Kopf.
    • Vermutlich hat es damit zu tun. Du schreibst in deinem ersten Posting "dass ich mir nichts versagen kann, weil ich sofort so viel Druck verspüre in mir, wenn ich daran denke, dass ich jetzt nichts essen sollte, dass dieser Druck mich völlig übermannt". Das, was in dir passiert, was früher passiert ist, findet seinen Weg über die Ess-Störung. Sie ist nur ein Ausdruck davon, dass was nicht stimmt(e).
      Bei mir weiß ich: Wäre es nicht das Essen, wäre es etwas anderes. Ich sehe die gleichen Tendenzen auch bei Männern, Sex, Konsum. Nur Drogen nicht, lustigerweise. Aber Suchtverhalten findet seinen Weg, bei mir eben über die Nahrung. Was auch Sinn macht: Das, was mir als Kleinkind verwehrt oder aufgezwungen wurde, manifestiert sich.

      Ein Trauma muss nicht mit sexueller oder physischer Gewalt einhergehen, und wenn du eh in Therapie bist, sprich das doch mal an. Hast du vielleicht auch schon, aber ich glaube, den Schlenker zum Trauma findet man nicht sofort. War bei uns jedenfalls so.

      Ich möchte dir gern Mut machen: Ich bin zur Therapie gegangen, um mit meinem Essen klar zu kommen. In der ersten habe ich den Mut gefunden, meine Freundschaften zu überdenken, mich loszumachen von Glaubenssätzen in Bezug auf Erziehung, Eltern, beste Freundin.
      Die zweite Therapie habe ich zur Unterstützung gebraucht, mich selbstständig zu machen. Ich im Fokus, so wie ich bin, mit dem Gewicht und der Geschichte, mein Weg zur Selbstliebe.
      Und jetzt, die dritte Therapie, die geht endlich an den Kern. Denn jetzt ist alles andere, was meine Baustellen waren, weg. Jetzt kommen wir endlich dahin, wo die Ursache für alles liegt.
      Und meine Therapeutin ist auch nicht auf Essen oder Suchtverhalten spezialisiert.

      Wie sich deine Diagnose auf das alles auswirkt, kann ich nicht beurteilen. Aber wenn ich lese, wie deine Mutter dich zu Essen und Nicht-Essen erzogen hat, wundere ich mich nicht über das, was du jetzt nicht mehr loswirst. Sich nicht auf die Mutter verlassen zu können in ihren Aussagen, in ihrem Verhalten, in ihrer Fürsorge, das kann ein Trauma auslösen. Und wenn du jetzt liest, was du über dein Vertrauen zu anderen Menschen schreibst: Wo soll das auch herkommen? Du hast es ja nicht anders gelernt.
      Du schreibst, dass du allergisch auf Vorschriften reagierst. Ja, ist bei mir auch so, es geht sogar weiter: Alles, was ich mir untersagt habe (weil es mir nicht gut tut), ist keine Belohnung gewesen, sondern Strafe. Ein Nein ist böse. (Druck ohne Ende, Fokus auf nichts anderes als das Nein) Auch wenn das Nein eigentlich ein Ja zu meiner Gesundheit ist. Ich kann das erst wirklich jetzt ein Stück weit loslassen, weil ich weiß, woher es kommt. Und dass ich eben die Entscheidung treffen DARF.
      Ich bin ein freier Mensch. Ich darf entscheiden, was ich mit mir mache. Ob ich auf einem Brückengeländer balanciere, ob ich zu schnell Auto fahre, mit wem ich schlafe, ob ich Scheiß esse. Und nein, ich treffe nicht ausschliesslich gute Entscheidungen :)
      Aber das - ich wiederhole mich - hat zehn Jahre gebraucht, da anzukommen. Es ist nicht leicht. Aber ich finde es unglaublich hilfreich, zu wissen, was los ist. Und ich kann mir vorstellen, dass du auch erst einige andere Dinge verarbeiten und loswerden musst, bis sich das in deinem Verhalten bemerkbar macht, sowohl was Essen angeht als vielleicht auch Beziehung zu Menschen. Hab Geduld! Und sei gnädig mit dir. Und dankbar. Dankbar, dass du das alles spürst und diesen Weg gehen kannst, dich selbst besser kennenzulernen.

      Vielleicht hast du ja ein, zwei Impulse, die du aus meiner Erfahrung mitnehmen kannst. Es muss nicht so sein bei dir, keinesfalls, aber vielleicht findet sich ein Gedanke, den du mal näher anschauen kannst.

      Lieben Gruß!
      Immer, wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen.
      --
      07.08 Schlauchmagen-OP bei 197,4 kg
      04.09 Fettschürzenresektion bei 134 kg
      05.12 RNY-Bypass bei 156 kg
      01.20 WHO Hinterer Bodylift bei 108 kg
    • Tamiko schrieb:

      Ich bedauere sehr, dass man meine Küche nicht abschließen kann, das wäre an manchen Tagen die Rettung.
      Das kann man ändern. So lange eine Tür drin ist, dann man die auch zu bekommen. Zur Not mittels Zeitschloss :zwinker:
      Höchstgewicht im September 2016 : 191 kg (BMI 56)
      Schlauchmagen OP am 01.03.2017 bei 185 kg
      Ziel: Unter 90 kg mit BDS erreicht am 09.01.2019
      Stand am 07.12.19: 87,5 kg
      Allgemeinzustand: HAPPY !!!
    • Zhina schrieb:

      Ein Trauma muss nicht mit sexueller oder physischer Gewalt einhergehen, und wenn du eh in Therapie bist, sprich das doch mal an. Hast du vielleicht auch schon, aber ich glaube, den Schlenker zum Trauma findet man nicht sofort. War bei uns jedenfalls so.
      Es fällt mir schwer, den Begriff Trauma in den Mund zu nehmen, das ist so ein großes Wort, da habe ich gleich die Befürchtung, es könnte zu dramatisch wirken im Verhältnis zu dem, was tatsächlich passiert ist. Ich habe heute ein ganz gutes Verhältnis zu meiner Mutter, ich verstehe sie und weiß, dass sie nichts falsch machen wollte und dass sie mich auch wirklich liebt. Manchmal frage ich mich, ob mal jemand anderes irgendwas gemacht hat, woran ich mich nicht mehr erinnere, aber mir fällt da echt nichts ein.
      Es war wohl doch nur die Situation mit meiner Mutter, das unerkannte Asperger usw., das sich da ausgewirkt hat. Aber dass das als Trauma anerkannt wird, das glaube ich eher nicht.


      Zhina schrieb:

      Alles, was ich mir untersagt habe (weil es mir nicht gut tut), ist keine Belohnung gewesen, sondern Strafe. Ein Nein ist böse. (Druck ohne Ende, Fokus auf nichts anderes als das Nein) Auch wenn das Nein eigentlich ein Ja zu meiner Gesundheit ist.
      Das ist bei mir genauso! Wenn ich mir sage, dass ich die Schokolade nicht mehr essen sollte, dann ist das nur Strafe. Es ist in dem Moment völlig unwichtig, dass ich davon zunehme mit allen negativen Folgen, die ich genau kenne. Mit dem Verstand kann ich das nicht auflösen.

      Zhina schrieb:

      Vielleicht hast du ja ein, zwei Impulse, die du aus meiner Erfahrung mitnehmen kannst.
      Auf jeden Fall! Jeder Input hilft mir ein Stück weiter, und es hilft ja auch schon, sich überhaupt darüber auszutauschen. Danke dir! :-)

      Rudi_Regenbogen schrieb:

      So lange eine Tür drin ist, dann man die auch zu bekommen. Zur Not mittels Zeitschloss
      Das ist das Problem, da ist keine Tür. Die Küche ist offen zum Esszimmer hin, und das Esszimmer ist offen zum Wohnzimmer hin. Ich sehe auch keine Möglichkeit, eine Tür noch einzubauen. Der Durchgang vom Esszimmer zum Wohnzimmer ist fast zwei Meter breit.
    • Ich liebe meine Mutter. Ich habe ein sehr liebevolles Verhältnis zu ihr, ich habe ihr das alles verziehen. Sie hat es weder besser gewusst noch gekonnt. Ich bin das Wichtigste in ihrem Leben, sie liebt mich.
      Dennoch hat sie Fehler gemacht. Dennoch ist das, was bei mir passiert ist, ein Trauma = eine schwere seelische Verletzung. Ich habe auch über andere Dinge nachgedacht, wir sind aber sicher, dass nichts vorgefallen ist.

      Leid ist nicht vergleichbar. Wenn es bei dir etwas verletzt hat, ist das so. Da kannst du nichts für. Sie vielleicht auch nicht. Es ist, wie es ist.
      Immer, wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen.
      --
      07.08 Schlauchmagen-OP bei 197,4 kg
      04.09 Fettschürzenresektion bei 134 kg
      05.12 RNY-Bypass bei 156 kg
      01.20 WHO Hinterer Bodylift bei 108 kg
    • Ja, das ist wohl so. Ich hatte mal eine Zeit, da war ich wütend auf meine beiden Elternteile, also so richtig. Das habe ich meiner Mutter aber nie gesagt, es hätte sie zu sehr verletzt, sie hätte es auch nicht verstanden. Mein Vater ist schon länger tot.
      Inzwischen bin ich nur noch etwas verärgert wegen den Problemen, die ich jetzt noch dadurch habe. Man denkt, es hätte ja auch alles anders laufen können. Aber es hätte vieles im Leben anders laufen können, bei jedem, und nun ist es halt so wie es ist. Deshalb suche ich jetzt nach Möglichkeiten, wie ich damit umgehen kann. Irgendwas muss es ja geben.

      Dein "Ja zu meiner Gesundheit" hat mir gestern schon ein bisschen geholfen. Vielleicht braucht es mehr Zeit, bis sowas ins Gehirn einsickert.
    • Hallo Tamiko,

      Tamiko schrieb:

      Wenn ich Disziplin aufbringen könnte, dann hätte ich mein Gewicht nicht. Alles, was mit Vorschriften und Disziplin zu tun hat, geht schief.
      Ich glaube, für mich ist es wichtig, ein alternatives Essverhalten nicht als Vorschrift wahrzunehmen, die ich einhalten muss, sondern im Gegenteil als Freiheit, mich anders zu verhalten als bisher. Also nicht eine neue Fremdbestimmung, die die alte ablöst, sondern Freiheit, selbst zu entscheiden, was ich tue. Aber momentan kann ich es noch nicht umsetzen, dieses andere Verhalten.

      Ich reagiere absolut allergisch auf Verhaltensvorschriften, selbst dann, wenn mir der reine Verstand sagt, dass es vernünftig wäre.


      [...]


      Nur, jetzt ist es so, dass diese rationale Erkenntnis mir ganz genau gar nichts hilft im Alltag. Wenn ich das weiß, kann ich mein Essverhaltentrotzdem kein bisschen besser steuern.


      [...]

      Habt ihr eine andere Idee, was in der Situation helfen könnte, um mich besser steuern zu können?

      Diese Absätze könnten in wesentlichen Teilen von mir geschrieben sein. Als ich sie vor zwei Tagen gelesen habe, hab ich mich darin sofort wiedererkannt.

      Denn sobald ich versuche mich selbst bei der Ernährung zu reglementieren, rebelliert alles in mir und wirkt sich kontraproduktiv aus. Ich fühl mich dadurch überfordert, in meiner Freiheit beschnitten und mach das Gegenteil von dem, was mir gut tut.

      Wie Du, hab ich lange einen Weg gesucht, ohne Vorschriften meine Ernährung auf die Reihe zu bekommen bzw. auch abzunehmen. Inzwischen bin ich auf einem guten Weg, wenn er auch manchmal noch ziemlich wild zickzack geht ;-).

      Ich hab dann mal versucht zu überlegen, wie das bei mir funktioniert und hab festgestellt, dass das bei mir auf eine indirekte Art abläuft. Was bei mir z.B. von vornherein zum Scheitern verurteilt ist:

      - auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten
      - mir eine bestimmte Kiloanzahl vornehmen, die ich innerhalb eines gewissen Zeitrahmens abnehmen möchte
      - feste Essenspläne vorbereiten
      - zu fixen Tageszeiten essen
      - täglich wiegen
      - etc.

      Was funktioniert, ist, wenn ich etwas ausprobieren möchte oder vor allem zu meinen Lebensbedingungen und meinem Verhalten passt. Um ein paar Beispiele zu nennen:

      Vor drei Jahren hab ich mal eine Reportage bei RTL gesehen, bei der es um Zuckerkonsum ging. Eine Journalistin hatte zu Beginn ihren Zuckerkonsum einen Monat lang aufgeschrieben und dann in Zuckerwürfeln vor sich gestapelt. Das waren so um die 2, 8 kg. Die Journalistin verzichtete dann 4 Wochen so weit wie möglich auf Zucker, d.h. sie aß keine Lebensmittel, in denen mehr als 5 g Zucker auf 100 g enthalten waren.

      Mich interessierte dann mein eigener Konsum im Vergleich. War in diesem Fall recht einfach zu ermitteln, da ich damals bei Fddb meineLebensmittel täglich eingegeben hatte. Ich war – auch weil ich in den Wochen davor krank war, teilweise wenig gegessen und dadurch auch ein paar Kilos verloren hatte – felsenfest davonüberzeugt, dass ich da eine weitaus geringere Zuckermengezusammenbringen würde.

      Trotzdem ergab sich bei mir ein Zuckerberg von 2,2 kg. Ich wollte es damals wissen, ob ich den Konsum reduzieren kann - aber, das war rückblickend das Entscheidende für mich, ohne das Ziel Abnahme, noch nicht mal insgeheim - und hatte beschlossen komplett auf Zucker verzichten (Definition der WHO). Das hat auch super geklappt, war ein spannendes Projekt für mich und nach vier Monaten hatte ich 20 kg weniger, komplett entspannt. Das war währenddessen einfach ein toller Nebeneffekt, aber nicht primäres Ziel. Als ich meine Essverhalten dann bewusst steuern wollte, war es zack aus und vorbei :nix: .

      Das war für mich trotzdem damals eine geniale Erfahrung, weil ich merkte, dass abnehmen bei mir tatsächlich funktionieren kann. Das mit dem zuckerfreien Leben hat sich danach wieder verwässert (bestimmte Dinge hab ich aber bis heute beibehalten), aber die 20 kg weniger sind geblieben.



      Letztes Jahr war es der Camino (Jakobsweg 750 km), den ich unbedingt laufen wollte, trotz meines hohen Gewichts, schlechter Kondition etc. Ich bin ihn gelaufen, nicht so wie die meisten anderen, viel langsamer, habe den Weg auch um 200 km abgekürzt, aber ich bin 550 km gelaufen, bin in Santiago de Compostela angekommen. Viel fittter, einige Kilos leichter - wieder ohne Verzicht, bei dem hohen Verbrauch auch kein Wunder ^^ ) und vor allem hat das mehr Wege Laufen im Alltag tatsächlich Einzug in mein Leben gehalten.



      So gibt es noch ein paar andere Beispiele. Und so hab ich festgestellt, dass bei mir ganz vieles gut klappt, wenn es mich interessiert, eine Herausforderung ist, primäres Ziel darf bei mir aber keinesfalls das Abnehmen sein.

      Das Schwierige an der Methode ist natürlich, dass ich das bewusst nicht beeinflussen kann, sondern solche Dinge passieren oder es fasziniert mich etwas dermaßen, dass ich bereit bin, ganz viel dafür zu tun.

      Das alles hat sehr viel Zeit gebraucht und natürlich gab es zwischendurch auch die Phasen, an denen ich an mir verzeifelt bin, warum das nicht schneller geht, warum ich so disziplinlos bin ...

      Aber ich hab inzwischen (meistens zumindest :D ) akzeptiert, dass ich mit der Brechstange definitiv nicht weiter komm bzw., dass ich das nicht steuern kann. Und wenn ich mir die anderen Bereiche meines Lebens anschau, so hab ich ganz viel erreicht, auch immer auf mich zu hören, intuitiv vorzugehen. Meist mit Umwegen, aber am Ende zählt nur, dass ich bis jetzt immer angekommen bin.



      Sorry für den Roman, ich hoffe, es sind ein paar Infos dabei, die für Dich interessant sind oder Du Dich auch wiederfindest (wenn nicht in Bezug auf das Abnehmen, vielleicht aber in andern Punkten). Aber Dein Beitrag hat einen ziemlichen Nerv bei mir getroffen, denn ich merk gerade, dass ich, glaub ich, gerade in der entscheidenden Phase bin, es tatsächlich mit der Abnahme geregelt zu bekommen und bin da gerade eh viel am Denken.
    • Hallo sugargypsy,

      Sugargypsy schrieb:

      So gibt es noch ein paar andere Beispiele. Und so hab ich festgestellt, dass bei mir ganz vieles gut klappt, wenn es mich interessiert, eine Herausforderung ist, primäres Ziel darf bei mir aber keinesfalls das Abnehmen sein.

      Das Schwierige an der Methode ist natürlich, dass ich das bewusst nicht beeinflussen kann, sondern solche Dinge passieren oder es fasziniert mich etwas dermaßen, dass ich bereit bin, ganz viel dafür zu tun.
      Ich verstehe, was du meinst.
      Neulich hatte ich mal irgendwo gelesen, dass man 20 oder 25 verschiedene Obst- und Gemüsesorten in der Woche essen sollte. Da habe ich direkt überlegt, ob mir entsprechend viele Sorten überhaupt einfallen, und dann auch solche, die ich gerne mag. Ein nächster Schritt könnte sein, auszuprobieren, ob ich es schaffen würde, die alle in einer Woche unterzubringen. Das wäre ein Projekt, das mir für eine Weile Spaß machen könnte. Heute habe ich beim Mittagessen schon mal 7 Gemüsesorten geschafft. :D
      Aber ich bin nicht sicher, ob ich es lange durchhalten würde, und ich müsste ja sehr aufpassen, dass es immer Spaß bleibt, und kein Zwang wird, sonst klappt es nicht mehr.

      Ein großes Problem bei mir ist, dass ich in einer Woche nur sehr wenig Aktivitäten oder Projekte umsetzen kann. Wenn ich z.B. an einem Tag arbeiten gehe und danach noch einkaufen, dann kann ich an dem Tag sonst nichts mehr machen, also auch nicht kochen. Ich hänge dann nur noch vor dem Fernseher rum. Oder wenn ich arbeite und abends noch zu einem Spieleabend gehe, dann kann ich dazwischen auch nichts anderes zusätzlich machen. Also auch der Spieleabend, der ja eigentlich Entspannung und Spaß sein sollte (und auch ist), verbraucht trotzdem Energie.


      So ein Projekt wie Jakobsweg o.ä. würde mich auch mal reizen, aber ich fürchte, da würde ich nicht weit kommen. Irgendwas würde anfangen, weh zu tun, sodass ich nicht mehr weiter könnte oder keine Lust mehr hätte. Allein traue ich mich auch nicht, sowas zu machen.

      Sugargypsy schrieb:

      ich merk gerade, dass ich, glaub ich, gerade in der entscheidenden Phase bin, es tatsächlich mit der Abnahme geregelt zu bekommen und bin da gerade eh viel am Denken.
      Das klingt gut, dann wünsche ich dir viel Glück und Erfolg dabei!
      Was das Denken angeht, das mache ich ja auch gerne, und selbst wenn man manchmal in die falsche Richtung denkt, ich finde, es bringt einen doch jede kleine Erkenntnis einen Zentimeter weiter. Deshalb hilft es mir auch, in Foren zu lesen und zu schreiben. Da bekommt man dann noch zusätzlichen Input von anderen.
    • Tamiko, darf ich dich feagen, warum due an Tagen, an denen du zwei Dinge tust, nichts anderes mehr machen kannst? Also warum geht nicht nach dem einkaufen was kleines kochen und nur die Hälfte der Zeit vor dem Fernseher verbringen?

      Ich hatte den Eindruck beim lesen deines metzten Posts, dass du sehr negativ eingestellt bist. Das klingt jetzt zur hart, aber ich finde keine besseren Worte. Die Aussage bzgl. des Jakobswegs meine ich. Es reizt dich, aber sofort kommt dir in den Kopf, dass du eh Schmerzen haben wirst... Du musst doch keine 550 km gehen. Nimm dir 2-3Tage vor und schau was du schaffst. Setze dir kleine realistische Ziele. Vielleicht schaffst du nur 20 km in drei Tagen oder auch nur 10 km. Das spielt aber keine Rolle, denn wann bist du vermutlich so weit gelaufen das letzte Mal?!

      Ich habe den Eindruck, dass du dich sehr stark unter Druck setzt. Nimm etwas die Luft raus und genieße mehr.
    • Es liegt am Asperger-Syndrom. Der gesamte Alltag, sobald ich aus der Tür gehe, ist doppelt so anstrengend wie für andere Leute, daher muss ich mit der Energie sehr gut haushalten.
      Eine anschauliche Erklärung dafür ist die "Löffeltheorie":
      rheumatopia.de/blog/löffeltheorie

      Oder mit Bezug auf Asperger:
      twitter.com/fuchskind/status/1149648408040243200?lang=ca


      Es gibt auch Schwierigkeiten damit, Unternehmungen zu planen und durchzuführen.
      Wenn ich z.B. im Sommerurlaub vorhabe, an einem Tag zu einem Ausflugsziel zu fahren, dann braucht die Planung und Durchführung so viel Zeit und Energie, dass ich froh sein kann, wenn ich innerhalb von meinen 3 Wochen Urlaub, eine solche Unternehmung hinbekomme. Dass ich das letzte Mal richtig verreist bin, ist 20 Jahre her, damals war meine Schwester dabei.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Tamiko ()

    • Okay alles klar, jetzt verstehe ich es besser. Vielen Dank!
      Gehst du denn alleine durch's Leben oder hast du einen Partner oder Familie, die dies gemeinsam mit dir tun könnten?
      Besteht denn die Möglichkeit eine Art Raster oder Übersicht oder Plan zu entwickeln für zum Beispiel das Thema Ausflug, an dem du dich langhangeln kannst und damit nicht immer wieder von neuem so viel Energie hineinstecken musst?! Ich persönlich habe bisher mit Asperger noch gar keine Erfahrung gemacht. Aber besteht die Möglichkeit dir durch Routinen und ganz klare Strukturen Freiräume zu schaffen?
    • Ich lebe alleine und habe einen ehrenamtlichen Helfer von einem Besuchsdienst, der einmal in der Woche kommt. Mit ihm kann ich Sachen erledigen oder auch nur einen Spaziergang machen.
      Außerdem habe ich eine Haushaltshilfe alle zwei Wochen. Das ist beides eine gute Unterstützung. Aber das meiste muss ich doch alleine organisieren.
      Das mit dem Raster und den Routinen ist eine gute Idee. Ich bin da noch dran, meinen Weg zu finden, auch mit Hilfe der Therapie. Ich habe meine Diagnose erst 2010 bekommen, mit 38, daher habe ich mich vorher immer ganz ohne Anleitung durchgewurschtelt, und es ist mehr oder weniger Chaos entstanden. Wenn man sich um alles selbst kümmern muss, ist es leider schwierig, echte Routinen einzuführen, weil immer irgendwas dazwischen kommt, was den geplanten Ablauf stört. Ich habe schon feste Tage für bestimmte Aktivitäten, aber wenn ich dann z.B. zwischendurch zum Arzt oder Tierarzt muss oder ein Handwerker kommen will oder sonst etwas, dann läuft der Tag doch anders ab, und evtl. bleibt dann das ursprünglich Geplante liegen, was dann wieder die Planung für den nächsten Tag durcheinanderbringt, weil ich das ja nachholen muss.

      Aber ich will nicht jammern, ich muss nur sehen, dass ich mit den vorhandenen Möglichkeiten klarkomme.

      Was das Gewicht angeht, muss ich halt eher an der psychischen Stellschraube drehen. Z.B. Stresskontrolle/begrenzung ist ein wichtiges Thema. Und eben, herausfinden, was mich zum Essen bringt bzw. fast schon zwingt, und wie ich das ändern kann.
    • Ich bin zwar nicht alleine, aber habe vier Kinder 8,5,4,4. Mein Mann ist beruflich oft auch wochenweise unterwegs und ich gehe Teilzeit arbeiten. Alle Kinder haben ihre Nachmittagsveranstaltungen und ich bei mir ist alles getaktet. Wenn wir mal nichts haben, dann läuft der Tag dennoch sehr routiniert ab, sonst komme ich auch mit nichts hinterher und es ist Chaos. Deshalb bin ich auch sehr penibel was Zeiten abgeht. Aber die Kinder wissen mittlerweile ganz genau was wann ansteht. So kommt jeder zu seiner Zeit mit mir. Ich bin ein Fan von Routinen, auch wenn sie oft spießig wirken.
    • Mit vier Kindern braucht man sicher auch gute Routinen, um alles erledigt zu bekommen.
      Also im Prinzip das gleiche wie bei mir, nur auf einem viel höheren Level.

      Ich sollte jetzt mal wieder anfangen, fddb zu benutzen, um einen besseren Überblick über meine Essensmenge zu haben. Irgendwie habe ich nicht richtig Lust dazu. In den letzten Wochen habe ich es immer wieder probiert und meistens nach ein paar Tagen wieder aufgehört. Aber ich werde nochmal einen Versuch machen. Auf mein Gefühl kann ich mich noch nicht verlassen beim Einschätzen, wie viele Kalorien ich schon gegessen habe an einem Tag.
    • Da gibt es ein ganzes Sammelsurium von Gründen:

      Ich will keine Operation, erstmal weil ich die Einschränkungen, die das mit sich bringt, nicht haben will, also Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Dumpings, keinen Teller mehr leeressen können (z.B. im Restaurant), nicht mehr alles vertragen. Ich fürchte auch, dass ich all diese Nebenwirkungen (oder ein paar davon) bekommen würde, auch wenn andere sie nicht haben. Mein Darm ist eh schon ein Sensibelchen (sehr häufig Durchfall), wenn man da noch dran rumschneidet, weiß ich nicht, wie es danach ist. Schlauchmagen kommt wegen Reflux eher nicht in Frage, bleibt nur der Magenbypass, und da muss man am Darm rumschneiden. Und dann ist das eine Sache, die man zwar notfalls rückgängig machen kann, aber ob das nachher wieder so wird wie vorher, das weiß keiner.

      Außerdem denke ich, dass mir die OP nichts bringen würde, wenn ich nicht vorher mein Essverhalten in den Griff bekomme, weil ich dann trotz OP, sobald es möglich ist, wieder so essen werde wie vorher. Wenn Essen eine Kompensation für Stress und andere Gefühle ist, und man nimmt mir das durch eine OP weg, ohne dass ich vorher einen Ersatz gefunden habe oder diese Kompensation nicht mehr brauche, dann wird es mir nicht gut gehen. Es gibt Studien, die zeigen, dass selbstverletzendes Verhalten und Suizide bei Operierten zunehmen, weil eben das Essen als Kompensationsstrategie weggenommen wurde.

      Mit der OP nimmt man schnell ab, weil die Essmenge auf ein Minimum reduziert wird. Das ist sicher nicht gesund, der Körper erleidet Mängel (merkt man z.B. am Haarausfall), der Grundumsatz wird ruiniert. Solche Radikalmethoden sollten eigentlich wirklich nur Leuten mit ganz massivem Übergewicht vorbehalten sein, die sehr schnell ihr Gewicht reduzieren müssen. Da finde ich das okay, aber meine Situation schätze ich nicht so extrem ein.

      Noch denke ich, dass ich einen anderen Weg finden kann, auch wenn er mehr Zeit braucht. Vielleicht profitiere ich am Ende davon, falls ich es schaffe, mein Essverhalten wirklich aufgrund von Einsichten und Aufarbeiten der Gefühle zu ändern, weil das dann nachhaltig wäre und nicht auf ein paar Jahre nach einer OP beschränkt. Viele, die operiert wurden, nehmen nach einiger Zeit wieder zu.

      Ob mein Weg klappt, weiß ich noch nicht. Wenn die Situation eskalieren sollte (Gewichtszunahme und keinen Plan mehr, wie ich dagegen ankomme), dann ist die OP als Möglichkeit im Hinterkopf.
      Schön wäre es auch, wenn es bald andere Möglichkeiten gäbe, Gewicht zu reduzieren, z.B. dass man seine Darmflora dauerhaft verändert oder andere schlaue Methoden, die noch in der Entwicklung sind.
      Das wäre mir lieber, als mir am Magen und Darm rumschnippeln zu lassen. Mir scheint das sehr radikal und gewaltsam, zumal ich gar nicht unbedingt Normalgewicht erreichen will, 10-20 Kilo über Normalgewicht wäre für mich in Ordnung. Das heißt, ich müsste 30-40 Kilo abnehmen. Das klingt viel, aber sollte doch eigentlich machbar sein, zumal ich mir Zeit dafür lassen kann. Eine Abnahme von 5-10 Kilo pro Jahr wäre super. Habe ich letztes Jahr leider nicht geschafft, aber vielleicht dieses Jahr. 2018 hat es geklappt.
    • Liebe Tamiko,

      das klingt alles sehr vernünftig und einleuchtend. Ich finde es sehr gut, dass du dir solche Gedanken machst und selbst einschätzt, dass du eben nicht die OP schon als Ultima Ratio ansiehst. Ich glaube auch, dass du noch Möglichkeiten hast. Wie ist es denn mit Bewegung? Kommst du damit klar?

      Ich wünsch dir jedenfalls viel Durchhaltevermögen.

      Lieben Gruß
      Zhina
      Immer, wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen.
      --
      07.08 Schlauchmagen-OP bei 197,4 kg
      04.09 Fettschürzenresektion bei 134 kg
      05.12 RNY-Bypass bei 156 kg
      01.20 WHO Hinterer Bodylift bei 108 kg
    • Zhina schrieb:

      das klingt alles sehr vernünftig und einleuchtend. Ich finde es sehr gut, dass du dir solche Gedanken machst und selbst einschätzt, dass du eben nicht die OP schon als Ultima Ratio ansiehst. Ich glaube auch, dass du noch Möglichkeiten hast.
      Danke. :-)

      Zhina schrieb:

      Wie ist es denn mit Bewegung? Kommst du damit klar?
      Könnte besser sein, wegen Problemen mit den Sehnen und dem Rücken, aber ich kann schon 2x in der Woche was machen, meistens ein langer Spaziergang, so 1-2 Stunden, mit Steigungen, wo ich auch ins Schwitzen komme. Letztes Jahr musste ich mich wegen den Achillessehnen mehr zurücknehmen, aber die sind jetzt wieder besser, deshalb hoffe ich, dass ich dieses Jahr mehr machen kann. Ich hoffe nur, dass die Knie oder Hüften nicht anfangen, die zwicken manchmal, aber bisher nicht ernsthaft.
      Schauen wir mal.

      Wegen dem fddb habe ich nochmal nachgedacht. Vermutlich war ich da in letzter Zeit auch abgeneigt, weil ich es als Einschränkung empfunden habe und schnell frustriert war, wenn ich das gesetzte Limit nicht eingehalten habe. Vielleicht sollte ich nur aufschreiben ohne Limit, und nur beobachten, was ich esse, oder vielleicht doch gar nicht aufschreiben und versuchen, nach dem Gefühl zu gehen. Das muss ich mir auch noch überlegen oder mal ausprobieren.