Was wünscht ihr euch für die Nachsorge?

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    • Was wünscht ihr euch für die Nachsorge?

      Hallo nochmal, liebe alle!

      Ich hatte mich bereits vorgestellt und dort mein Anliegen formuliert. Leider ist der Threat dort wohl etwas untergegangen und ich hoffe, dass er hier evtl. etwas sichtbarer wird. Ich finde es noch etwas schwierig, mich hier auf diesem Forum zu orientieren, aber das wird schon!

      Mich würde einfach sehr stark interessieren, inwieweit ihr euch als Operierte aus langfristiger Sicht betreut und unterstützt fühlt. Findet ihr die Nachsorge ausreichend? Einige schreiben ja - gerade auch die alten Hasen - dass in ihren Augen eine Verhaltenstherapie für den langfristigen Erfolg unerlässlich ist. Welche konkreten Themen findet ihr dort besonders wichtig, bzw. an welchen Problemen habt ihr auch nach langer Erfahrung immer noch zu knabbern? Was fehlt euch? Welche Probleme sind aufgetreten, mit denen ihr nie gerechnet hättet?

      Mich interessieren diese Fragen privat und beruflich, auch wenn ich selbst nicht betroffen bin. Ich habe mehrere Jahre von Adipositas Betroffene ernährungspsychologisch begleitet und gecoacht, habe auch auf OPs vorbereitet. Jedoch fand ich das Nachsorgeangebot in der Klinik, wo ich gearbeitet habe, eher dürftig. Die Patienten kamen immer mal wieder zu Gesprächsterminen mit Ärzten und der leitenden Ökotrophologin, aber psychologisch gab es keinerlei Betreuung. Jetzt endet bald meine Elternzeit und ich plane meinen beruflichen Wiedereinstieg. Daher knie ich mich jetzt ein bisschen ins Thema und überlege, was man bei der Nachsorge auch langfristig anbieten sollte.

      Ich würde mich riesig über Rückmeldungen von eurer Seite freuen! ^^ Ihr wisst ja am allerbesten, welche Themen am entscheidenden sind.
      Lieben Dank und viele Grüße von
      Luscinia
    • Liebe Luscinia,

      ich bin ja derzeit noch eine Langzeitoperierte.
      Als ich vor 9 Jahren meinen Sleeve bekam, bestand die Nachsorge zu Beginn daraus, nachzufragen, ob ich Probleme habe mit dem Essen oder Trinken. Wundkontrolle bei der ersten Nachsorge.

      Später dann wurde nur noch nach dem Gewicht gefragt, bzw. wurde es kontrolliert und nach Mahlzeiten gefragt, wie die Aussehen und ob man da noch dran feilen kann. Also Fokus voll und ganz auf dem, was ich zu mir nehme.

      Psychologische Betreuung war einem selbst überlassen. Ich ging weiterhin zu Gruppentherapie für Operierte bei einem Ernährungspsychologen, bin da jedoch als Rennpferd (fallende Kilos) ausgenutzt worden und als Aushängeschild. Wie toll ich doch abnehme, wie einfach das geht, wenn man sich an alles hält. Das baute immensen Druck bei mir auf und Angst, wenn ich mal Stillstand hatte - zu versagen.

      Alles in allem überhaupt nicht zufriedenstellend.

      Nun steht bei mir der Umbau zum Bypass an und ich wünsche mir, dass ich nicht mehr nur reduziert werde auf meine OP und die Lebensmittelmengen, meine Kilos und die Abnahme.
      Ich wünsche mir, dass auch nach meinem Befinden gefragt wird, nach meinem Alltag, wie ist es mit den rasant purzelnden Pfunden zu Beginn und dem Hochgefühl, wie damit umgehen und auf dem Boden bleiben...
      Und bei weiterer Abnahme auch Fragen, ob sich psychisch was verändert hat (Selbstbewusstsein, Depression, Motivation, Sport, etc.)
      Mal nachfragen, ob ich Fragen habe, ob ich Ängste oder Unsicherheiten habe.

      Ich möchte als Mensch gesehen werden und nicht nur als Operierte. Ganzheitlich Hilfe nach der OP. Und wenn es nur eine Weiterempfehlung zu einem Kollegen ist, etc. Ein Vortrag, etc. Eine Buchempfehlung, oder sowas.

      Ich bestehe nach der OP aus mehr als aus meinem Bypass.
      Grüße von Tanni
      RNY-Magenbypass am 24.06.20
      Mein Bypass-Tagebuch
    • Ich bin keine Langzeitopetierte, deshalb kann ich dazu wenig sagen, aber bisher finde ich die Betreuung bei uns super.
      Der erste Termin war nach 4 Wochen, dann nach 2 Monaten und dann 6 Monate nach der OP. Parallel kann ich bei Fragen oder Problemen immer anrufen oder eine Mail schreiben.
    • Ich bin ein Langzeit Operierter. 24.02.2011
      Ging mit 198 Kg in die OP Magenschlauch. Habe über 100 kg abgenommen und mich jetzt bei 100 Kg eingependelt. Eine weitere OP steht nicht zur Diskussion. Mein OP Arzt sagte mir halte das Gewicht das du jetzt hast. Obwohl ich gerne 20 Kg runtergehen würde.
      Ich kann nach wie vor nur kleine Portionen essen.
      Betreut wurde ich bis heute von der EB in der Klinik in München Bogenhausen. Sowohl ernährungsmäßig als auch Psychologisch.
      Pietro

      Wenn du den Geschmack eines Apfel erkennen willst, musst du hineinbeißen
    • @Tanni1971
      @Luscinia
      Ich werde nach wie vor von meiner EB betreut. Die Blutwerte, die ich alle 1/2 Jahr von meinem Hausarzt (Internist) machen lasse, maile ich ihr immer zu. Inclusive B12, Parathormon.
      Wenn es etwas zu verbessern gibt, oder an der Ernährung was umgestellt werden muss, teilt sie mir das mit. Sie braucht so ca.2 Tage bis sie antwortet. Bei groben Ausreißern muss/kann ich zu ihr kommen
      Zur Nachsorge treffe ich mich 1 mal im Monat in einer Selbsthilfe Gruppe. Dort ist, auf Einladung, auch immer mal wieder ein Arzt dabei. Vor allem wenn Frage an ihn anstehen. Das ist einer vom KKH der auch die Sleeve/Bypass OP's macht.
      Pietro

      Wenn du den Geschmack eines Apfel erkennen willst, musst du hineinbeißen
    • Danke schon mal für eure Antworten!
      Das sind ja sehr unterschiedliche Berichte und man merkt auch, dass ihr beiden ganz offensichtlich sehr unterschiedliche Bedürfnisse habt.

      Pietro, dir scheint persönlich die Nachsorge in Form von Selbsthilfegruppe, EB und Hausarzt zu genügen. Du schriebst ja, dass du auch psychologisch betreut wurdest. Was genau wurde dort gemacht? Was hilft dir generell, dein Gewicht seit so langer Zeit zu halten? Und was denkst du, woran es liegt, dass es bei vielen nicht so klappt?

      Tanni, da hast du je einen echten Leidensweg hinter dir mit richtig schlechten Erfahrungen! Mir ist das häufig im Kollegenkreis aufgefallen, dass viele Aspekte schlichtweg übersehen werden vom Personal und der Psychologe erst in Betracht kommt, wenn es um handfeste Störungen geht. Komisch finde ich es auch, dass der Mensch oft nicht als Ganzes gesehen wird, als würde man nur aus Essen, trinken und Gewicht bestehen. Aber der starke Gewichtsverlust als solcher muss ja auch erstmal verkraftet werden, Stichwort Körperschema. Und dauerhafte Umstellungen im Verhalten und Denken fallen eben nicht vom Himmel. Das hat nichts mit einer Störung zu tun, sondern das fällt den allermeisten Menschen schwer. Jedenfalls wünsche ich dir viel Kraft und dass es beim nächsten Mal einfach anders läuft. Diesmal hast du definitiv einen großen Erfahrungsschatz, den du gezielt nutzen kannst.

      happyroni, was findest du inhaltlich besonders hilfreich in der Nachsorge?

      Danke nochmals für eure Antworten! Ich hoffe, es melden sich noch mehr Leute, das wäre super. Euch allen ganz viel Erfolg weiterhin!
    • Bei uns gibt es zusätzlich zur normalen ärztlichen Nachsorge die Möglichkeit die Ernährungsberatung gleich mit zumachen. Das ist ein Angebot, aber keiner Muss. Die Ärztin ist in meinen Augen sehr kompetent. Es ist bisher immer die gleiche, aber keine die mich operiert hat. Sie fragt ganz bestimmte Punkte ab und hört aufmerksam zu. Sie hat Tipps, gerade wenn es um Haarausfall geht oder welche Lebensmittel kurzfristig Stuhlganganregend sind.... Einfach zu jedem Thema. Ich fühle mich dort sehr gut aufgehoben und das macht es einfach aus.

      Am Ende bekomme ich auch immer sofort Rezepte wenn ich was brauche oder auch eine Arztbrief, in dem noch einmal unser Gespräch zusammengefasst ist mit.

      Habe das Gefühl, es ist ein all inclusiv
    • @Luscinia
      ich wurde noch im KKH von der Psychologin "heimgesucht". Wir haben besprochen was ich machen kann wenn ich nach einem Jahr nicht weiter abnehme, bzw. wieder zunehme.
      Ich habe für mich eine andere Sucht gesucht und gefunden. Bewegung wo immer es geht. Ich steige z.B. aus dem Bus eine Station früher aus und laufe den Rest. Radl fahren wo immer es geht. Und vor allem ich trainiere wieder um bei den Bayerischen Meisterschaften mit schwimmen zu können. Und das 2-3 mal die Woche. Das geht mir natürlich im Moment mit COVID-19 sehr ab.
      Pietro

      Wenn du den Geschmack eines Apfel erkennen willst, musst du hineinbeißen
    • Danke für die Antworten!

      @Roni: Ich lese aus Deinem Post, dass es keine psychologische Nachbetreuung gibt, richtig? Sie scheint dir aber auch nicht zu fehlen. Wurde denn mal ein Angebot gemacht, auf das du ggf. zurückgreifen kannst, falls es mal in dieser Hinsicht Probleme geben sollte?

      @Pietro: Da scheinst du ja echt auf einem guten Weg zu sein. Beeindruckende Bewegungsbilanz! =O

      Ich wünsche euch auch weiterhin ganz viel Erfolg!
    • Momentan habe ich keine psychogische Betreuung. Denke auch, dass ich es zumindest jetzt nicht brauche.
      Ich habe das psychologische Gutachten ebenfalls im AZ machen lassen und habe dort auch gleich das Angebot bekommen, sollte ich je Bedarf haben oder sad Gefühl haben Unterstützung zu benötigen oder auch, das mir ein Gespräch gut tun würde, ich mich jeder Zeit melden kann.
      Da bei mir das Übergewicht einfach auf großen Portionen beruht hat, und es für mich keine Kompensation ist, benötige ich es auch nicht um einen Ersatz zu finden.
    • Wir verpflichten uns vor Operation schriftlich zu 5 Jahre Nachsorge.
      Im ersten Jahr sind dies 4 Termine mit jeweils EB und dem Chirurgen.
      Im 2ten Jahr sind es 2 Termine ebenfalls mit Chirurg und EB. Ab dem 3ten Jahr dann eine Jahreskontrolle wieder beim Chirurgen und EB.
      Die EB und Chirurg stehen jederzeit für Fragen zur Verfügung. Eine psychologische Betreuung könnte jederzeit in Anspruch genommen werden und ist Bestandteil im AZ. Dies kann auch noch 3 oder 4 Jahre nach OP sein.
      Ich fühlte mich sehr gut aufgehoben und auch gut betreut, als z.B. mein Gewicht einfach nur noch runter rasselte und nicht stoppen wollte oder in der Beratung über Medikamente und Vitamine.
      Auch funktioniert der Austausch zwischen Hausarzt und AZ einwandfrei.
    • Ok, vielen Dank für die Info!

      @happyroni: Darf ich dir zum Thema Portionsgrößen ein paar Fragen stellen? So wie du es beschreibst, klingt deine Problematik recht überschaubar, also offenbar keine psychischen Zusatzbaustellen oder so. Könnte man die Reduktion dieser Portionen nicht auch anders hinbekommen? Die OPs sind ja auch mit beträchtlichen Risiken verbunden. In der Adipositasambulanz, in der ich vor meiner Elternzeit gearbeitet habe, hat eine Kollegin mit Adipositas die OP machen lassen und ist währenddessen aufgrund von Komplikationen verstorben. Das hat natürlich etwas in mir ausgelöst und ich persönlich würde aufgrund dieser persönlichen Erfahrung niemandem die OP empfehlen, sondern erst einmal dazu raten, alle anderen Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Was denkst du, ist der Grund, dass es ohne OP bei dir nicht geklappt hat?

      Ich hoffe, dass kommt jetzt nicht irgendwie unfreundlich oder abwertend rüber, es interessiert mich einfach nur sehr.

      Viele liebe Grüße!
    • Ich denke es ist ein bisschen ein Teufelskreis. Wenn ich vorher sehr kleine Portionen gegessen habe, hatte ich immer auch schnell wieder Hunger. Oder bin erst gar nicht satt geworden. Das hält man eine Zeit lang durch, aber es ist eben auch eine Diät und irgendwann schlägt es zurück. Mit anderen Worten, der Hunger hat mich immer wieder eingeholt und dann alles zunichte gemacht. Der Körper läuft ja in der Zeit auf Sparflamme und wenn du das nicht für immer durchhältst, dann speichert dein Körper wieder alles, was du dann mehr isst für die nächste Dürrezeit. Also hatte ich dann immer wieder mehr drauf als vorher.
      Der Magen ist einfach sehr groß geworden mit der Zeit. Und so wie ich es verstanden habe, wird das Hungerhormon auf der Magenoberfläche gebildet. Je größer also der Magen ist, desto mehr Hormone werden gebildet. Durch die Verringerung des Volumens, wurde also auch die Produktionsmöglichkeit des Hungerhormons reduziert.
      Jetzt ist es so, dass ich einfach nach kleinen Portionen satt bin. Und ich bin zufrieden. Ich kann so gut wie alles essen und es reicht mir. Ich muss nicht verzichten, nur auf mich achten. Es ist eine Chance mit mir und meinen Körper gut umzugehen und alles besser zumachen.

      Schlussendlich muss es jeder für sich selbst entscheiden. Aber ich denke, eine wirklich Alternative hat es für mich nicht gegeben. Wenn ich mich nicht für die Operation entschieden hätte, dann wären Krankheiten wie Diabetes etc. schlimmer geworden oder noch etliche andere Dinge dazugekommen. Und damit wäre die Frage nach einem langen gesunden Leben auch schnell beantwortet. Das hätte es dann einfach nicht gegeben.

      Man kann keinem dazu raten oder ab raten. Man kann nur sagen, was man persönlich für Erfahrungen gemacht hat. Denn eines ist auch klar, wie du schon geschrieben hast, es ist eine OP mit nicht unerheblichen Risiken.
      Mir waren die Risiken es wert mich operieren zu lassen und für mich war es die beste Entscheidung. Die Lebensqualität, die sich nach knapp fünf Monaten für mich schon so sehr gebessert hat, zeigt mir, dass es mir.