Ran an die Wurzel

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    • Ran an die Wurzel

      Ich bin jetzt mal faul, ich geb es zu... ich kopier nur hier rein.
      Mich interessiert einfach eure Meinung dazu und wie eure Gedanken zu dem Thema sind.


      Ich selbst ;-) schrieb:


      Der Weg mit dem Auto ins Fitnessstudio dauert nur knappe 25 Minuten, aber da kann schon relativ viel im Kopf rumgehen. Habe heute die Doku in arte angesehen, von der Französin, die soviel wiegt und gemobbt wurde.
      Sie hat das Diätleben aufgegeben, weil es nichts gebracht hat. Kann ich verstehen, auch wenn es immer mein erster Schritt ist, wenn ich mal wieder abnehmen will. Sie hat gesagt, sie versucht jetzt auf ihr Sättigungs- und Hungergefühl zu hören. Das klingt ansich ja schon recht logisch, aber irgendwie ist das doch der zweite Schritt, oder?
      Ich mein, ich esse ja die meiste Zeit ohne Hunger, aber aus diversen anderen Gründen / Gefühlen. Ist da nicht der erste logische Schritt, das man sich vor den ersten Bissen mal selber fragt, warum will ich jetzt was essen?
      Klar, ich denke da ja meist überhaupt nicht daran. Vielleicht sollte ich mir überall dort, wo ich gerne die Schubladen und Schranktüren aufmache, einen Zettel mit der Frage hinkleben. Also mein voller Ernst jetzt. So ganz plakativ ein PostIt mit der Frage: "Michaela Babe, warum hast du jetzt gerade Bock auf Essen?"
      Also einfach mal, das ich aufgehalten werde in meinem unterbewußten Gang zum Kühlschrank oder bei der unbewußten Tätigkeit des Essens ohne Hunger. Irgendwo muss da ja mal ein Anfang gemacht werden. Ohne mal den Gründen auf den Grund zu gehen, warum ich oft nach Essen greife, habe ich das Gefühl das ich immer nur das Unkraut an der Oberfläche ausreiße, aber die Wurzel weiter drin lasse. Versteht ihr, was ich meine?
      Ich habe mir schon überlegt, ob ich vor dem "Essen ohne Hunger" erst einmal ein paar Zeilen Handgeschriebenes setze. Also, das ich mir Gedanken mache und niederschreibe, warum ich gerade jetzt essen möchte, obwohl ich satt bin. Einfach nur ein paar Minuten, gar nicht ewig viel und ewig lange. Wenn ich danach immer noch das dringende Bedürfnis verspüre, das ich was auch immer unbedingt ohne Hunger essen will, und zwar jetzt, sofort und gleich, dann ist das eben so.
      Aber vielleicht ist das dann ja auch so, das wenn ich mir das immer wieder aufschreibe, hinterfrage und an meinen Ess-Lust-Wurzeln arbeite, das ich sie nach und nach mit aus der Erde ziehe. Also sprichwörtlich gemeint ... und damit ganz, ganz langsam dieses Essen ohne Hunger nachlässt. Also so nachlässt, das es nicht erzwungen ist. Einfach, das man immer seltener seine Gefühle mit Essen stillen möchte.
      Ich glaube, nein ich weiß, ich will das jetzt ausprobieren. Ich habe nichts zu verlieren, sondern kann dadurch nur noch mehr über mich selbst erfahren. Im Gegenteil, das sollte sich als voller Gewinn für mich selbst herausstellen.

      Macht das den jemand schon so von euch? Und wenn ja, wie ist eure Erfahrung damit?
      Äh, das war ich nicht - diese komische Signatur
    • Ich habe in den letzten 2 Jahren Bücher zum Thema gelesen, wie man sich etwas von der Seele schreibt, oder wie man sich ein Trauma von der Seele schreibt, warum man das Leben "verschlingt", etc. Alles Bücher, die sich darum drehen, warum man ohne Hunger isst, was ein Trauma damit zu tun haben könnte, wie man das angehen kann, was Schreiben bewirken kann. Es war eine tolle Erfahrung für mich und hat mich dahin gebracht - was du beschreibst - mich zu hinterfragen, BEVOR ich zum Essen greife, zu erkennen, dass das jetzt der Kopf und nicht der Magen ist und welches Gefühl (Langeweile, Sorgen, Traurigkeit, etc.) mich zum Kühlschrank gehen lassen will. Die Arbeit an und mit mir macht mir großen Spaß und ich habe viel notiert, sehr viel. Es hat so großen Spaß gemacht. Manches hat mich auch erschüttert, wenn ich mal wieder eine Erkenntnis hatte, aber es war heilsam, auch wenn es erstmal weh tat.

      Immer wieder greife ich zu den Zetteln, mache diese Übungen, schreibe und schreibe und lerne und lerne. Ich kenne mich viel besser, weiß inzwischen, dass es bei mir zu 90 Prozent keine Gefühle sind, sondern Gewohnheit. Pure Gewohnheit. Signale vom Kopf. Das ist so, war schon immer so, also esse jetzt... Die Zeit, wo es von Gefühlen hervorgerufen wurde, ist lange vorbei. Es sind keine Gefühle mehr, nur noch sehr selten. Und das war hart für mich zu erkennen, denn gegen Gefühle komme ich gut an, damit kann ich "arbeiten", aber gegen eine tote, routinierte, festgefahrene Gewohnheit anzukämpfen ist verdammt hart und daran bin ich immer wieder gescheitert. Irgendwann dann kam der Durchbruch, weil ich mich abgelenkt habe, aber nicht mit den üblichen Dingen wie sie empfohlen wurden, sondern wirklich mit den Dingen, die mich auch wirklich aus der Gewohnheit rausreißen und mir gar keine andere Wahl lassen als jetzt eben nicht zu Essen. Anziehen und rausgehen. Duschen. Laute Musik und wild Tanzen. Lesen oder sowas hat gar nicht geholfen. Dabei kann man gut essen, auch beim Telefonieren. Das hat nie funktioniert. Putzen ist auch toll. Dabei ist essen auch nicht möglich für mich.

      Und so blieb dann letztlich nur noch das Problem meines zu großen Magens übrig....

      Diese Bücher waren Gold wert für mich...
      Grüße von Tanni
      RNY-Magenbypass am 24.06.20
      Mein Bypass-Tagebuch
    • Bei mir happert es ja oft noch daran, das ich erst daran denke mich zu hinterfragen, wenn das Essen schon im Magen gelandet ist. Ich denke ich in dem Moment
      oft gar nicht daran, das find ich scheisse. Ich muss mir glaube ich, wirklich erst einmal mit PostIts auf die Sprünge helfen. :D

      @Tanni1971,
      unglaublich wie unterschiedlich da die Schwerpunkte liegen. Bei mir ist es genau andersrum. Ich kann eingahrene Routinen gut lösen, das merke ich durch das Intervallfasten.
      Wenn meine Gefühle alle im Lot sind, dann ist das einhalten der Esspause ein Klacks für mich. Kaum habe ich seelischen Stress, dann helfen mir die neu
      erarbeiteten Routinen überhaupt nicht mehr.
      Das mit dem Schreiben, das werde ich jetzt wirklich angehen. Dich hat es ja auch ein ganzes Stück weitergebracht, das ist Klasse.


      @Paul Brause,
      mit der Hunger-Frage hatte ich mal gestartet. Die bringt mich selbst überhaupt nicht weiter. Wenn meine Gefühle Achterbahn fahren, dann hilft mir
      diese Frage überhaupt nicht mehr. Aber ich frage mich bis dato halt auch nicht wirklich, welches Gefühl ich damit befriedigen will.
      Das kann ja manchmal ganz einfach sein, weil das Essen in dem Moment ja nur eine Übersprungshandlung ist. Vielleicht fehlt mir nur eine Mütze Schlaf,
      vielleicht sollte ich mal ne Runde Weinen gehen .... was auch immer. Aber genau an diesen Punkt zu kommen, das zu hinterfragen und zu erforschen,
      daran happert es gerade.
      Äh, das war ich nicht - diese komische Signatur
    • Dieses Verhalten ist aber beim Menschen komplett normal und vermutlich teilweise auch dem Überfluss geschuldet und dem Komfort den wir haben. Bei Rauchern ist es das gleiche. Selten zündet sich ein Raucher eine Zigarette an, weil er jetzt gerade unbedingt das Verlangen hat. Der Großteil der Zigaretten sind Gewohnheits- und/oder Langeweilezigaretten. Das selbe ist es, wenn ich vorm TV sitze und dann was zu futtern will. Entweder es ist Gewohnheit oder Langeweile vorm Fernseher. Würden wir nämlich statt TV zu schauen in der Zeit Sport machen oder Arbeiten oder wären anders beschäftigt, dann würden wir in diesem Moment absolut nicht ans essen denken.

      Dadurch, dass wir so viele Möglichkeiten haben, "nichts" zu tun und auch oft zu hause etwas haben, was man einfach nur aufmachen muss und essen kann, haben wir das verinnerlicht. Hättest du zu Hause nur Lebensmittel, die man erst Kochen oder anders zubereiten muss, dann wäre die Hürde größer, etwas zu essen und wir würden mangels Komfort drauf verzichten oder dann erst Kochen, wenn wir Hunger haben. Aus Langeweile würde ich mir kaum Kartoffeln kochen oder ein Stück Fleisch braten, wenn ihr versteht was ich meine.

      Ich frage mich selbst nicht, ob ich Hunger habe, und nehme am Tag vier Mahlzeiten zu mir. Davon ist eine ein Eiweißshake und eine ein gesunder Snack. Kann also besten Gewissens behaupten, dass ich mich im Kaloriendefizit bewege... und zwar deutlich.
      Startgewicht: 185,3 kg
      OP-Datum: 17.08.2020
      derzeitiges Gewicht: 142,7 kg

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      Tagebuch
    • Schnutzelchen schrieb:

      @Tanni1971 kannst Du evtl.Deine Buchtipps teilen? sich Dinge von der Seele zu schreiben, ist, glaube ich, sehr hilfreich, aber eine Anleitung würde helfen. Danke!
      Natürlich, ich wollte mich nur nicht aufdrängen.

      Birgit Schreiber: Schreiben zur Selbsthilfe
      (Das ist allgemein gehalten, wie man "schreibend" den Alltag meistern kann, wieder gesund werden kann, etc. Hat mir sehr geholfen)
      Gibt es als Taschenbuch und ebook

      Simone Munsch: Das Leben verschlingen
      (Ein Buch auch für Binge-Eater, aber nicht nur für/gegen Essanfälle, sondern den Grund, warum man das Leben "verschlingen" will. Ich fand es sehr gut)
      Gibt es als Hardcover und ebook

      Stefan Konrad Niederwieser: Das Trauma von der Seele schreiben
      (Es geht nicht nur um ein Trauma, sondern darum, jeden Tag 20 Minuten zu schreiben, über ein Thema, welches einen beschäftigt und das kann auch Essen, Abnehmen, OP, Kopfhunger, etc. sein, das ist für viele ein Trauma. Ich habe das Buch sehr gut gefunden)
      Gibt es als Taschenbuch und ebook

      Dr. med. Marion Reddy & Dr. med. Iris Zachenhofer: Kopfsache schlank. Wie wir über unser Gehirn unser Gewicht steuern
      (Neurologisch-psychologisch fundierte Ernährungsstrategien und Verhaltenstipps, teils humorvoll von den Ärztinnen vorgetragen, aber man muss oft wirklich schmunzeln. Medizinisch ja, aber sehr verständlich und mit vielen aha-effekten. Ich fand es richtig gut)
      Grüße von Tanni
      RNY-Magenbypass am 24.06.20
      Mein Bypass-Tagebuch
    • Heisenberg schrieb:

      Kann also besten Gewissens behaupten, dass ich mich im Kaloriendefizit bewege... und zwar deutlich.
      Hey,
      ich grüße dich.
      Kurze Nachfrage, du lebst bewusst, ernährst dich top, nimmst regelmäßig ab, treibst Sport und warum konnte es dann zum Übergewicht kommen und warum unterziehst du dich einer solch schweren Operation.
      Könnte ich, was du kannst, würde mich der Messermann wohl eher nicht sehen.
      Danke

      Paul
    • StraigthOn schrieb:

      Aber genau an diesen Punkt zu kommen, das zu hinterfragen und zu erforschen,
      daran happert es gerade.
      Hey Straight,
      zuerst danke ich dir für den bisher besten Beitrag, die beste Frage, die ich hier gelesen habe.

      Kurze Antwort,
      ....und wenn du vor dem essen, eine "Sperre" setzt, einen Zeitverzug?
      Wenn du also aufstehst um Essen zu holen, vielleicht 5 Kniebeugen machst?
      Einfach los und sei es vor dem Kühlschrank?

      Vielleicht stellst du dir einen Handytimer auf eine Minute und schreibst: "Warum? "Warum? Warum?" auf einen Zettel und beantwortest die Fragen für dich?

      Ich bin erschüttert darüber, dass ich hier bisher noch niemanden gefunden habe, der vor der OP eine komplette VT gemacht hat.

      Erst auf dem Weg zur OP, dabei und danach, ja. Aber davor?

      Viel mehr mag ich hier nicht dazu schreiben, im Zweifel bitte per Mail an: paul_brause_fatfighter@web.de

      Ansonsten kommst du doch aus Berlin?
      Lass uns nen Kaffee trinken gehen, dann bringst du deinen Mann mit, der hat ja auch eine Sicht auf die Dinge. (Keine Ironie)

      Ich wohne hier: de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Wannsee

      Paul
    • Kurzer Nachtrag und mitten aus der Praxis:
      Ich bin heute der Koch daheim. Jetzt habe ich hier eben in meinem Büro daheim gesessen und wollte runter, um zu kochen.
      Natürlich werde ich dabei naschen, keine Frage und es wird mir Spaß machen. Dennoch dachte ich noch an die Worte, die ich dir und reflektierten Menschen eben hinterlassen habe.
      Und was soll ich dir sagen, da lagen noch meine Hanteln. Die habe ich mir in mein Büro (daheim) gelegt und wenn ich kurz nachdenken muss, dann nehme ich sie halt in die Hand.

      Nein, dafür brauche ich keinen Fitnesstracker, kein "Gym", niemanden der meinen Kalorienverbrauch bewundert, ich mache das für mich und was ist denn das Schlimmste was dir passieren kann?
      Das ich schwitze und unter die Dusche muss?
      Das nehme ich dann gern in Kauf, zumal bei dicken Männern eh nichts nass wird, ausser den Brüsten und eventuell den Fußspitzen (also die Partner der Foristinnen ausgenommen, anwesende Männer ebenso).

      Und weil ich denke, dass du jetzt schmunzelst, erfreut es mich auch, ich drehe bisserl work-out-Mucke auf und drehe noch eine Runde mit meinen Hanteln :1000:

      Bis dahin


      Paul
    • Ach Pauli :grinsen: @Paul Brause :995: für die Mucki-Musik.

      Das zu machen, also die Kniebeugen vor dem unnötigen Essen, das ist überhaupt nicht das Problem.
      Der Hund liegt direkt davor begraben. Ich mache diese Handlungen so verdammt Unterbewusst, das ich in genau den Momenten einfach nicht daran denke.
      Also zu Hinterfragen, in die Knie zu gehen, einen Walzer zu pfeifen, weiß der Geier was.

      Es geht bei mir darum, genau diesesn einen Moment wo ich innehalte und ..... du weißt schon.
      Ich bin wie ein ferngesteuerter Roborter der von alleine nicht daran denkt.
      Mein Mann ist da auf Zack, er erinnert mich, wenn er mich durch Zufall in so einem Moment erwischt. :mond: und dann bin ich ihm unendlich dankbar.

      Auf nen Kaffee wird kritisch werden, zwischen uns liegen gut und gerne 370 Kilometer. Ich komm aus dem Fränkischen - aus dem Lothar Matthäus Land, da wo es die Bratwürschtler gibt, die kleinen zweckerten. :1000:
      Äh, das war ich nicht - diese komische Signatur
    • Paul Brause schrieb:


      Kurze Nachfrage, du lebst bewusst, ernährst dich top, nimmst regelmäßig ab, treibst Sport und warum konnte es dann zum Übergewicht kommen und warum unterziehst du dich einer solch schweren Operation.
      Könnte ich, was du kannst, würde mich der Messermann wohl eher nicht sehen.
      Danke
      Weil ich mich kenne. Jetzt mache ich das alles und bald kommt der Urlaub oder irgendwas anderes, was mich aus dem Rhythmus bringt. Dann mache ich nichts mehr und lege wieder ordentlich zu.

      Die OP soll da einsetzen, wo ich sonst versagen würde. Wenn ich dann an der Stelle weiter abnehme, dann motiviert mich das weiter. Und wenn ich von 185kg auf sogar 120kg Falle, dann gibt es no way back.
      Startgewicht: 185,3 kg
      OP-Datum: 17.08.2020
      derzeitiges Gewicht: 142,7 kg

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    • Heisenberg schrieb:

      Weil ich mich kenne. Jetzt mache ich das alles und bald kommt der Urlaub oder irgendwas anderes, was mich aus dem Rhythmus bringt. Dann mache ich nichts mehr und lege wieder ordentlich zu.
      Genau so sehe ich das auch. Ich kann auch alles einhalten: Ernährung und Sport. Aber dann passiert etwas: Hochzeit, Sportverletzung, Geburtstag, Urlaub oder sonst etwas und zack ist man aus der Gewohnheit raus und es geht wieder bergauf.
      24.02.2020 - Erstgespräch in Schwäbisch Hall
      12.03.2020 - Start MMK
      21.09.2020 - Start Eiweißphase
      06.10.2020 - Schlauchmagen OP in Schwäbisch Hall
    • StraigthOn schrieb:

      zwischen uns liegen gut und gerne 370 Kilometer.
      Dann steig aufs Fahrrad, dann ist auch ein Stück Kuchen erlaubt *lach*

      Also zum Thema....und wenn du dir den Zugang "versperrst"? Ich habe einen Getränkekühlschrank, den mal ernsthaft verschließen kann.
      Wenn du dann den Schlüssel z.B. am anderen Ende der Wohnung deponierst, dann musst du dich ja quasi länger mit der Essensbeschaffung befassen und kommst dann zum klaren Gedanken?
      Ich stelle mir das ziemlich crazy vor.

      Woran erkennt dein Mann das und was macht er dann?
      Vielleicht kann man ja da angreifen?


      Danke

      Paul
    • Hallo straight on,

      ich befinde mich ja kurz vor meiner OP, vielleicht darf ich deswegen gar nicht meinen Senf dazu geben.
      Aber der Weg dorthin dauert alles in allem schon drei Jahre und ich habe viele Verhaltensweisen von mir hinterfragt, mit meinem Mann auseinander diskutiert, der selbst auch betroffen ist und mit mir zusammen operiert wird.
      Dieses ferngesteuerte kenne ich auch, als wäre man abgeschaltet, völlig unterlegene Machtlosigkeit.
      Jetzt esse ich seit einigen Wochen, um fitter in die OP zu gehen seeehr Eiweißlastig, mit kaum Kohlenhydraten.
      Und es ist etwas seltsames passiert: ich habe derzeit null Gelüste, ich nehme die Süßigkeitenregale beim einkaufen gar nicht mehr wahr.
      Mein Mann erlebt das Gleiche und sogar unsere Tochter, die auch mitzieht merkt einen großen Unterschied...ich habe keine Ahnung wie das wissenschaftlich begründbar ist, ich habe da so meine eigenen Theorien.
      Und ich habe mir ein Buch angelegt, wo ich all meine Erkenntnisse, Glaubenssätze und von mir für mich festgelegten Regeln festgehalten habe, wie z.b. nur der Mahlzeiten am Tag.
      Diese Dinge lese ich jeden Morgen aufs Neue, immer und immer wieder. So gerät vieles im Alltag nicht so schnell in Vergessenheit .
      Und ich habe für mich noch eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: Tee! Aber nicht erst wenn es zu spät ist.
      Wir alle kennen die Tipps gegen Essensgelüste: Putz Dir die Zähne, Riech an einer Erbse, trink einen Tee....
      Hat alles nie funktioniert bei mir, weil es zu spät war und ich vorher nicht genug auf mich aufgepasst habe. Jetzt mit der Ernährung ist ein Teil Vorsorge schon erledigt.
      Der Tee ist ein weiterer Punkt der Vorsorge, mich um mich selbst liebevoll zu kümmern.
      Seit längerem bestreite ich meinen Flüssigkeitsbedarf aus Tees. Inzwischen habe ich eine grooooße Schublade mit unterschiedlichen Tees und wunderschönen Tassen. Es ist ein unglaublich schöner Moment in die Küche zu gehen, die Schublade aufzumachen, mit Bedacht auszuwählen, welcher Tee es sein darf, die schöne Tasse aus dem Schrank zu holen...
      In meiner Kladde habe ich auf einer Seite stehen:

      - Tee ist Geborgenheit
      - Tee ist Genuss
      - Tee ist Fürsorge - Selbstfürsorge
      - Tee ist Innehalten
      - Tee ist Wärme
      - Tee ist ein Moment mit mir
      - Tee ist Gemütlichkeit
      - Tee hilft gegen Hunger
      - Tee ist Kraft schöpfen

      Vielleicht klingt das alles sehr abgedreht, aber ich habe es die letzten Wochen ohne Ausrutscher, Zwischendurch Essen und ferngesteuert sein geschafft, obwohl es mir seelisch wirklich schlecht ging, ich häufiger einfach geheult habe...

      Jetzt geht es langsam wieder bergauf, soweit es kurz vor so einer OP bergauf gehen kann...

      Übrigens, Tee schmeckt heiß sogar bei der derzeitigen Wärme unglaublich gut.
      Als wir vorhin von einer Radtour kamen, direkt in die Küche lecker Orangen - Basilikum Tee kochen...selbst der Mann wollte einen, was mich dann doch geschockt hat ;-)

      Liebe Grüße Waterbottle
    • Waterbottle schrieb:

      Dieses ferngesteuerte kenne ich auch, als wäre man abgeschaltet, völlig unterlegene Machtlosigkeit.
      Kenne ich auch. Ich kriege es inzwischen hin, kurz innezuhalten und zu überlegen, warum ich jetzt was essen will, aber bremsen kann ich mich trotzdem nicht. Es ist, als käme Panik auf, zu kurz zu kommen oder dass "man" mir etwas versagen will, verbieten will, und dann lösen sich alle Gedanken in Luft auf und ich hole mir was aus der Küche. Das schmeckt dann gut, und ich fühle mich für 5 Minuten besser.
      Ich kriege das bisher nicht weg.

      Aber ich merke auch, wenn ich sehr wenig Stress habe, dann kann ich viel leichter auf's Essen verzichten.
      In letzter Zeit versuche ich, mir dieses Gefühl zu merken, wie sich das anfühlt, wenn man gerade gar kein Verlangen nach Essen hat, in der Hoffnung, dass ich das abrufen kann, wenn es mal wieder anders ist.

      Paul Brause schrieb:

      Ich bin erschüttert darüber, dass ich hier bisher noch niemanden gefunden habe, der vor der OP eine komplette VT gemacht hat.
      Meinst du eine komplette VT nur zum Thema Essen?
      Ich glaube nämlich, dass viele schon eine VT gemacht haben, nur aus anderen Gründen, und das Essen war nur Nebenthema. Aber einige waren ja auch schon stationär wegen dem Übergewicht in Behandlung, da wird auch was mit VT dann gelaufen sein, nehme ich an.

      Ich mache momanten meine zweite VT, aber auch in der Form, dass das Essen nicht das Hauptthema ist, und meine Therapeutin weiß dazu auch nicht viel. Sie selbst hat eher ein Untergewichts-Problem früher gehabt, sagte sie mal. Ich wollte eine Ernährungstherapie bei einer Ernährungsberaterin machen, aber die Krankenkasse hat die Kostenübernahme abgelehnt. Ob ich das als Selbstzahler mal mache, weiß ich noch nicht.
    • @Waterbottle,
      ich finde das überhaupt nicht abgedreht, eher im Gegenteil. Wunderschön, deine Sprüche für die Tee-Box.
      Ja, ich versuche auch auf Eiweiß zu achten und esse kein Weizenmehl mehr, weil ich es nicht vertrage. Ich bin auf Dinkelmehl, Roggenmehl und Vollkorn umgestiegen.
      Und trotzdem, wenn ich Stress oder Gefühle wegesse, dann greife ich zu unguten Sachen für den Moment. Und das muss nicht mal Schokolade sein.
      Auch die vielgepriesenen Pistazien, die ja ach so gut sind, sollte man in solchen Momenten eben nicht essen, weil man über das Ziel hinausschiesst.

      @Tamiko, @Paul Brause
      :D ich bin Profi in Verhaltenstherapie. Ich war schon Jahre zuvor das erste Mal in der Psychosomatik unterwegs. Ich gehe mit Tamiko, viele von uns haben die VT schon einmal oder mehrmals absolviert.

      Paul, warte auf den Moment .... der holt uns fast alle ein, ohne große Ausnahmen .... und dann ist die VT wieder ganz weit weg. Da denkt man, mit der OP ist alles geschafft, der gröbste Teil liegt hinter einem.
      Das ist leider meist großer Quatsch. Ich war wegen Depression in Kliniken und Behandlung. Ich war wegen Essstörung in Kliniken und Behandlung. Hat bisher nicht gefruchet.
      Die Essstörung trat übrigens nach der OP zu Tage ;( . Die OP hat es in meinem Fall wohl nur begünstigt und war ein ganz toller Verstärker.

      Ich war leicht zu kriegen, gerade was die Konkurrenz des "wer nimmt am meisten, schnellsten, besten ab". Und schwupps, eh ich mich versah, hat sich das alles verselbstständigt.
      Und ich habe das als erwachsene Frau erst einmal überhaupt nicht als klinische Essstörung eingeordnet. Ist halt so :S dachte ich mir.

      ABER: zum Glück gibt es hier im Forum ganz viele tolle, positv verlaufende Beispiele!
      Äh, das war ich nicht - diese komische Signatur