Der Spatz ist tot - lang lebe der Spatz!

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    • Der Spatz ist tot - lang lebe der Spatz!

      Der Spatz ist tot, lang lebe der Spatz!

      Liebe Leserinnen und Leser, liebe Interessierte am Magenballon,
      nach kurzer, heftiger Tragdauer und einem sehr kurzem, aber sehr intensiven Eigenleben, hat mich mein Hoffnungsträger Magenballon gestern plötzlich und unerwartet verlassen. Um 08:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit wurde mir der Spatz 3 unter erneuter Narkose entnommen.

      Zu groß waren die Diskrepanzen. Mein Körper hat sich 22 sehr lange Tage mit allen Mitteln gegen den Eindringling gewehrt und heute gewonnen. Wie Ihr in all meinen Berichten und im meinem Blog lesen konntet, habe ich sehr lange mit mir gerungen und heftigste Abwehrreaktionen meines Körpers leidend hingenommen. Ich habe in den letzten 22 Tagen weniger als 5.000 Kalorien zu mir genommen und mich mehr als 57 mal übergeben. 14 Kilogramm Körpergewicht habe ich in dieser Zeit verloren, das sind sage und schreibe 56 Päckchen Butter!!! Oder anders ausgedrückt, habe ich mehr als 1/3 der geplanten 35 Kilo bereits verloren. Allerdings in 22 Tagen und nicht wie geplant, in 12 Monaten.

      Wie Ihr auf dem Foto in meinem Blog projektmagenballon.blog/2020/09/30/projekt-wende/
      unschwer erkennen könnt, ist der Spatz 3 schon ein ziemlich großer Brocken und lag genau an der Stelle, wo Ihr ihn an meinem Körper sehen könnt. Er lag dort eingebettet mit samt dem kleinen Schlauch, der zum Be- und Entfüllen der Flüssigkeit dient.

      Dank eines guten Hinweises von meinem eifrigem Leser Wolfgang, dem ich an dieser Stelle herzlichst für den Tipp danken möchte, habe ich meinen Doc heute darum gebeten, mir den entnommenen Spatz zu überlassen. Ich werde ihn erneut mit blauer Flüssigkeit, insgesamt 500 ml, füllen und ihn in einem Gießharzblock für die Ewigkeit versenken. So kann er mir noch auf unbegrenzte Zeit als Mahnmal dienen und mich an die härtesten drei Wochen meines Lebens erinnern. Er soll mir aufzeigen, welche Strapazen ich für den Gewichtsverlust auf mich nahm und welch große Narben er in dieser kurzen Zeit, auf meiner Seele hinterlassen hat.

      Dennoch hat jede Medaille 2 Seiten.

      Der Ballon hat mir nicht nur diesen raschen Gewichtsverlust verschafft, sondern auch viele Anregungen und intensive Auseinandersetzungen mit meinem Essverhalten in Gang gesetzt. Ich habe plötzlich ein lang verloren gegangenes Gefühl wieder entdeckt. Das Sättigungsgefühl. Genau das ist seit dem Spatz wieder eingetroffen. Ich habe gelernt, Signale meines Magens zu hören und zu spüren und das es mir besser geht, wenn ich auf diese Signale höre.

      In all den Stunden meines Leidens habe ich mich so oft gefragt was mich stets dazu bewogen hat, ständig über mein Hungergefühl hinaus zu essen. Welche Auslöser brachten mich dazu so schnell zu essen und die Nahrung kaum genug zu kauen und zu erschmecken. Welche Befriedung hatte ich bei den Schlemmerorgien und welche Genüsse sind mir durch mein Verhalten dabei entgangen?
      Ich weiß, ich habe die von mir erwählte „Krücke“ nun nicht mehr im Bauch, die mich daran hindern sollte, zu viel zu essen. Aber ich weiß auch, dass diese Krücke in 12 Monaten auch nicht mehr zur Verfügung gestanden hätte und ich dann genau wie jetzt, auf mein „Bauchgefühl“ und meinen wachen Verstand hören muss.

      Ich werde also dieses Projekt nicht daran scheitern lassen, dass der Magenballon jetzt schon wieder raus ist, denn ehrlich gesagt, es ging mir mit diesen Ballon mittlerweile an die Gesundheit und ich riskierte dauerhafte Schäden davon tragen zu können.

      Mein Arzt stellte beim Entnehmen des Ballons fest, dass ich einer der sehr seltenen Fälle bin, die den Ballon nicht vertragen. Mein Magen hat über reagiert und mein zunehmender Verfall hat mich fast in eine absolute Mangelernährung mit allen Folgeschäden geführt. Ich habe an Hand meiner Ernährungstagebücher ausgerechnet, dass ich zusammen mit den Getränken auf nicht einmal 5.000 Kalorien in 22 Tagen gekommen bin. Geht man davon aus, dass ich bei einem Tagesbedarf von ca. 2.700 Kalorien mindestens 1.800 pro Tag hätte zuführen müssen, macht das ein Defizit von insgesamt 34.600 Kalorien!
      Das kann nicht gesund sein!!!!

      Mein Projekt Magenballon hatte zum Ziel, in 12 Monaten 35 Kilo zu verlieren, um meine Leber vor der Zirrhose zu retten.

      Allein mit dem Magenballon wäre es ein leichtes gewesen, dieses Ziel zu erreichen. Was danach kommt, ob ich dann auch das Gewicht ohne Ballon hätte halten können, wäre die weitaus größere Herausforderung gewesen.

      Jetzt sind die Weichen gelegt und ich bin schon längst auf dem Weg zum Ziel. Ich habe bereits mehr als 1/3 meines Wunschgewichts verloren und bekomme nun die Chance, es auch ohne Ballon zu schaffen. Mit eiserner Disziplin und all den Erfahrungen der letzten 22 Tage habe ich genauso die Chance, mein Ziel zu erreichen. Dafür werde ich weiter kämpfen und mit neuem Mut den nächsten Abschnitt meines Weges gehen. Ohne Hilfsmittel wie Magenverkleinerung, Magenverstümmelung oder Magenblockierung!

      Eine Ernährungsberatung ist mittlerweile angeheuert und wir starten in kürze mit den Sitzungen. Des Weiteren habe ich mich heute für eine psychologische Verhaltenstherapie im Ernährungsbereich beworben und sondiere gerade geeignete Psychologen aus.
      Einen weiteren Schritt habe ich heute ebenso erneut aktiviert und mir alle Unterlagen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. zurecht gelegt. Mit den Thesen dieser Gesellschaft, die das Handvollprinzip propagiert, wird einem als gesunde Portionsgrößen die eigene Hand vorgeschlagen. Ich werde hierüber in einem meiner nächsten Berichte noch viel genauer eingehen, denn der Weg diese Art von Abmessung der Portionen hilft einem enorm weiter.

      Außerdem ist mir längst bewusst, dass ein weiterer Faktor den Erfolg enorm steigern und stabilisieren kann. Die Bewegung, bzw. der Sport! Viel zu lange habe ich mich auf der Couch herumgelümmelt und viel zu selten aufgerafft, meinen Alabasterkörper an die frische Luft zu bewegen. Das wird sich jetzt ändern, denn dank der 14 bereits verlorenen Kilo merke ich plötzlich, dass es sich schon viel leichter bewegen lässt. Ich muss längst nicht mehr so keuchen und schnaufen und nach Luft ringen, wenn ich die drei Stockwerke meines Altbauhauses zur Wohnung hinauf gehe.
      Dank Corona, habe ich schon im März meine BVG Jahreskarte für den öffentlichen Nahverkehr gekündigt und mir ein Fahrrad zugelegt. Ich habe also vor, nicht nur die täglichen 2 Kilometer zur Arbeit zu radeln, sondern zusätzlich noch 2 mal wöchentlich ein paar Extratouren damit zu fahren.

      Alles in Allem sind das die weiteren Pläne für die nächsten 11 Monate, um mein Ziel zu erreichen. Auch ohne Magenballon!

      Mir geht es seit der Ziehung des Ballons übrigens von Stunde zu Stunde besser und ich stecke wieder voller Lebenskraft, statt im Delirium. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, welch Hochgenuss es heute für mich war, nach so langer Zeit endlich mal wieder mehr als einen Bissen essen zu können und mit Leichtigkeit eine Flüssigkeitszufuhr von über 2 Litern zu erreichen.
      Der Magen hat sich sehr schnell beruhigt und ich hatte weder Magengrummeln, noch Refluxbeschwerden. So freue ich mich nun auf eine erholsame und störungsfreie Nacht und freue mich, Euch in der kommenden Zeit an meinem Weg teilhaben zu lassen.

      Meine ganze Geschichte mit dem Magenballon könnt Ihr gerne in meinem Blog verfolgen, es lohnt sich reinzuschauen! projektmagenballon.blog

      Danke Euch allen,
      Euer Stephan aus Berlin
      :hallo1: Wer mehr über meinen Weg lesen möchte, ist herzlich eingeladen meinen Blog zu folgen: https://projektmagenballon.blog
    • Lieber Stephan,

      Chapeau.... deinen Bericht eben zu lesen, machte mich traurig, dass du so leiden musstest, aber es
      freut mich zu lesen, dass du das Beste für dich herausfilterst und es dir offensichtlich wieder gut geht.

      Ich wünsche dir, dass deine Motivation bleibt und du dir deine Wünsche erfüllen kannst.

      Bleib dran!

      Liebe Grüße Linda
      :wird gut: Cheshire
    • Schade das es so gekommen ist, aber zum Glück war es nicht ganz vergebens und du konntest der ganzen schlimmen Geschichte auch was Gutes abgewinnen und darauf kommt es letztlich an. Bewahre dir das Gute so lange wie möglich.
      Alles Liebe :hallo:
      Gewicht vor OP 1.September 2017
      148 kg / BMI 55 super Adipositas

      :laola:
      Aktuelles Gewicht 63 kg / BMI 23,5 Normalgewicht

      23.08.2019 Bauchdeckenplastik EV Gießen
      06.01.2020 Oberschenkelstraffung
      02.08.2021 Bruststraffung
      04.11.2021 Gesäßstraffung

      Ich habe fertig, was ein Glück <3 <3 <3

      :blumen: Es ist nie falsch das Richtige zu tun!! :up:
    • Hallo Stephan :hallo:

      Schade, dass Du Dich schon so bald von Deinem Spatz hast trennen müssen. Die Aussage von Deinem Arzt, dass Du ein sehr seltener Fall bist, kann ich leider nicht zustimmen. Dies hätte sich die letzten 12 Monate, wo ich mehr oder weniger inaktiv war, massiv geändert und DAS glaube ich nicht.
      Abgesehen davon, dass Dich Dein Spatz ziemlich heftig geärgert hast, musstest Du leider auch einige Euronen dafür bezahlen. Ich wünsche Dir, dass die bisher verlorenen Kilos oder das "verlorene" Geld Motivation für Dich ist, dass Du das verlorene Gewicht nicht wieder zunimmst und vielleicht sogar weiter abnimmst. Auf alle Fälle wünsche ich Dir GUTE BESSERUNG. Pass auf Dich auf. :friends: