Suchtverlagerung

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    • Suchtverlagerung

      Liebe Forum Freunde

      Ich war nun seit 5 Jahren nicht mehr online. Meinen Bypass habe ich seit August 2014.

      Ich kämpfe seit gut 4-5 Jahren mit einem übermässigem Alkoholkonsum. Mal mehr, mal weniger. Da ich den Konsum nun gar nicht mehr im Griff habe, entschied ich mich für eine Entzugsbehandlung in einer Klinik, in der ich mich derzeit noch aufhalte. Ich werde nur 2 Wochen in der Klinik bleiben, da ich 100% arbeite und mein Arbeitgeber nichts von meiner Sucht weiss.

      Ich würde mich sehr gerne mit anderen Betroffenen unterhalten, falls jemand dafür bereit wäre. Auch gerne Personen, die eine andere Verlagerung durchgemacht haben. Zusammen sind wir stark :friends:

      Liebe Grüsse
      Chrissy
    • Hallo @Chrissy4444,

      Respekt vor deiner Offenheit :danke1:

      Ich habe mehrere Suchtverlagerungen, die mal mehr mal weniger bei mir durchschlagen. Alkohol war auch schon dabei. Da habe ich das Gefühl genossen, jeden Tag mehrere Likörchen zu trinken, bis mein Kopf rot anlief und ich mich schlafen legen musste. Ich bin heilfroh, das ich hier selbst einen Riegel vorschieben konnte.

      Ich tue mich schwer damit, bei seelischen Problemen meinem atypischen BingeEating nicht zu verfallen. Vor allem dem anschliessenden Missbrauch von Abführmittel. Mein Kopf weiß, es hilft nicht, aber der Verstand ist oft ganz weit hinten und sehr leise.
      Vor zwei Jahren musste ich zu Hause versprechen, den Missbrauch von Abführmittel zu beenden. Ich bin stolz, das ich in den letzten zwei Jahren nur 2 oder 3 mal heimlich dazu gegriffen habe. Aber es erscheint mit an manchen Tagen fast schier übermenschlich, diesen Drang zu wiederstehen.

      Suchtverlagerung ist ein Thema, das hier viel zu selten öffentlich gemacht wird. Dabei kann ich mich erinnern, das ich hier vor einigen Jahren auch mit anderen Frauen privat kommuniziert habe und da wußte man nach den Mails sofort,
      wie das Gewicht gehalten werden kann oder was eben dafür alles in Kauf genommen wird.

      Leider wird das oft abstrahiert und man schreibt oder denkt darüber in der dritten Person, so wie ich das gerade hier schreibe. Es kann einen selbst nicht treffen, weil es nicht sein darf.

      Dabei ist gerade das mit dem Alkohol auch so verdammt einfach. Nach der OP ist man mit einem Gläschen sofort bedüddelt und aber auch schnell wieder vermeintlich nüchtern. Und dann hat sich das bei mir zum Beispiel schnell
      verselbständigt. Abend auf der Terasse den süßen SouthernComfort mit GingerAle oder das leckere Likörchen. Dann wird man schön lustig, alles scheint viel einfach zu sein.

      Was spricht deine Klinik, wegen der 2 Wochen Aufenthalt? Machst du danach noch ambulante Therapie. Der Entzug ist das Eine, aber das ist ja nur das Offensichtliche, die Wurzel liegt ja woanders, nehme ich mal an.

      Hast du den schon einen Skills-Koffer für dich zusammengestellt?
      Wenn ich von so einem Suchtverhalten wie Überessen oder diese Gier nach Abführmittel danach überfallen werde, habe ich mir einige Skills erarbeitet.

      Ich hab da zum Beispiel diese glitischen Knetbälle, die ich dann ständig mit der Hand knete. Oder ich meditiere, gehe raus aus der Situation und notfalls auch kurz Einkaufen.
      Außerdem habe ich immer Pfefferminz für mich dabei. An schlimmen Tagen habe ich Gummibänder um die Handgelenke. Das schnalzen auf der Haut, die dann brennt, lenkt mich gut ab.

      Nach einigen Jahren dieser Suchtbearbeitung habe ich das Gefühl, das ich mich gut auffangen kann. War aber ein langer Weg und ich hab noch was vor mir.
      Äh, das war ich nicht - diese komische Signatur
    • Hallo ihr beiden,
      Danke für eure Offenheit!
      Ich lese hier gespannt mit, insbesondere über @StraigthOn s Skills.
      Ich denke, dass viele von uns und damit meine ich auch mich Gefahr laufen, die Esstörung auf etwas anderes zu verlagern .
      Alkohol ist da weit vorne und auch ohne OP ja immer eine Versuchung, die überall zugänglich ist und gesellschaftlich viel zu gut akzeptiert.

      Ich wünsche dir, @Chrissy4444,viel Kraft für den Entzug und hoffe, dass du danach eine gute Begleitung z B in Form einer SHG hast.

      Hoffentlich bekommst du hier noch weitere konstruktive Antworten ^^ .
    • Finde es toll, dass ihr so offen mit der Thematik umgeht. Es macht mir wieder deutlich, dass so eine bariatrische OP kein kurzfristiges Projekt ist, sondern eine Entscheidung mit Auswirkungen für das restliche Leben. Ich bin bisher, knapp ein halbes Jahr nach meiner OP, von Suchtverlagerung noch nicht betroffen, habe das Thema aber im Hinterkopf, weil ich früher mal, vor der OP, auf einem kritischen Weg war was mein Automatenspiel anbetroffen hatte. Was mich wundert, ist dass trotz Bypass offenbar auch Alkohol ein Problem werden kann - ich hatte angenommen, dass Alkohol nahezu automatisch zu einem Dumping führt, weswegen ich aus Furcht davor bisher komplett abstinent geblieben bin. Drücke jedenfalls fest die Daumen, Chrissy, dass dir der stationäre Aufenthalt hilft und du bald wieder unbeschwerter durch deinen Alltag kommst.
    • @Chrissy4444,

      was mir noch eingefallen ist. Ich habe mir ein paar Strategien erarbeitet, um das körperliche Suchtverhalten in den Griff zu bekommen.
      Hier fahre ich am besten mit der Vermeidungsstrategie. Da ich weiß, das ich super gerne grase, nasche und knabbere, vor allem bei seelischen Problemen,
      schaue ich darauf, das ich in solchen Phasen erst garnichts davon einkaufe.

      Naschen und knabbern, das darf schon sein bei mir. Aber eben in Zeiten wo ich keinen seelischen Stress habe. Bei seelischen Problemen kann ich die
      Mengenn nicht mehr kontrollieren.

      Außerdem habe ich bei mir festgestellt, das ich meinen körperlichen Heißhunger mit dem Intervall-Essen fast zu 100 % ausschalten kann. Diese Ernährungsform
      praktiziere ich nun seit über einem halben Jahr und es ist eine ziemliche Erleichterung für mich.

      Ansonsten warte ich seit diesen Frühjahr auf einen freien Platz für mein atypisches BingeEating Problem. Ich bin auf der Warteliste einer Therapeutin, bei der ich
      auch schon Probestunde hatte. Die Wellenlänge passt und sie hat mir schon bei der ersten Probestunde ein paar Skills mit auf den Weg gegeben.

      Hast du Angst das du evlt. gekündigt wirst, wenn dein AG von deiner Alkoholsucht erfährt? Dabei kostet es sehr viel Mut, sich dem zu stellen.
      Ich sehe das bei mir, das kann man nur in den Augenblicken, wo man wirklich stark ist. Das heißt, das du eine starke Persönlichkeit bist.
      Äh, das war ich nicht - diese komische Signatur
    • Suchtverlagerung ist gängiger als gedacht.

      Die Hochgefühle und das Dopamin wollen ausgeschüttet werden.
      Klappt das nicht mehr durchs Essen, wird das Beleohnungssystem eben anders aktiviert...
      Egal ob durch Drogen, Alkohol, Sex, Einkaufen etc

      Sofern dich das Gefühl überkommt etwas zu "brauchen" , analysiere dich. Analysiere die Situationen die dich Trinken lassen möchten.
      Frage dich wie du dich fühlst, warum du so fühlst und ob du deine Emotionen auch anders einlenken kannst.


      Diesbezüglich hatte meine Therapeutin folgende Vorschläge für mich:
      Haustier
      künstlerisches Tagebuch
      Tanzen
      Sport, Welness
      Schminken


      Versuch dich von dem Konsumdrang abzulenken und daran zu denken, wie viele Leben und Familien krankhafte Sucht zerstört.

      Du bist besser als das und hast etwas besseres verdient. Wir leben doch alle nur einmal.


      Ich wünsche dir viel Glück und Gesundheit für die Zukunft
    • Gibt es auch User/Innen, die mit Kaufsucht Probleme haben?
      Geht Ihr (egal welche Süchte) in Selbsthilfegruppen bzgl. Sucht oder habt Ihr es in einer Adipositas-SHG besprochen?
    • Ihr Lieben.....dieses Thema berührt mich sehr, mein Bypass ist jetzt 3Jahre alt,erst war alles super, keine Probleme,50 Kilo weg,hurra....dann fing ich an, mir das Eine oder Andere zu ,, gönnen",Eis, Kuchen, Alkohol.... immer mit dem Hintergedanken, daß es falsch ist, die Verachtung für meine Schwäche wurde größer und getröstet mit Einkaufen von Dingen die ich nicht brauche, Konserven, Klamotten, Kosmetik, Schuhe, Lebensmittel...egal,Hauptsache kaufen....es ist ein Teufelskreis.Bin berentet,lebe allein,kaum soziale Kontakte....das macht es nicht besser , habe schon 10kg wieder drauf, noch mehr Selbsthass...der Verstand weiß,was richtig ist, aber ich kriege es nicht hin....
      :niceday:
    • Liebe Marta,

      Ich finde deine Selbstreflexion toll! Du kennst dich genau, siehst die Zusammenhänge im Teufelskreis.

      Deine ziemlich isolierte Lebenssituation ist sicherlich ein besonders schwerwiegender Faktor.
      Was hindert dich, mehr Kontakte, z B über eine Hobby oder ein Ehrenamt, aufzubauen? Hast du mit Depressionen zu kämpfen? Dann würde ich dir dringend professionelle Hilfe empfehlen, diese Krankheit ist einfach zu fies, um sich dem allein zu stellen.

      Wenn das eher nicht zutrifft, dann erzähle hier doch gerne mal, welche Themen dich bewegen.
      Magst du Tiere oder Natur? Gibt es soziale Themen, von denen du dich angesprochen fühlst (benachteiligte Kinder, einsame Alte, Opfer häuslicher Gewalt o ä). Oder magst du kreative Hobbies?
      Ich finde, der Mensch braucht Aufgaben. Alleine zuhaus ist es einfach sehr schwer und selbst kann man sich eh nur schwer kontrollieren. Außerdem hilft Ablenkung, am besten ein Flow, über diese Ersatzhandlungen wie Kaufen hinweg! Denn letztendlich ist das Kaufen und Essen nur schlechter Ersatz für unerfüllte emotionale Grundbedürfnisse :tatschel: .
    • Hallo,Mellifica, danke für deine lieben Worte,ja, Depressionen begleiten mich schon seit 25 Jahren, mit Kliniken, Reha, Psychologen.... bin deshalb auch in Rente,wohne auf dem Land und bin nicht wirklich kontaktfreudig... bisher habe ich mich im Fitness- Studio 3mal wöchentlich geschafft,aber dank Corona fällt das weg und ich in eine Art Schockstarre, könnte ja zu Hause mein Indoor-Fahrrad benutzen,weil ich ungern raus gehe..... könnte :nix: ich will nicht jammern, ich weiß auch theoretisch ziemlich viel,was gut wäre,aber die Praxis ist echt zum Heulen ;( ;(
      :niceday:
    • Ich habe eine Kaufsucht entwickelt, die mir langsam aber sicher über den Kopf wächst. Weswegen ich bereits beschlossen habe für 2021 auf einen großen Urlaub zu verzichten, um erstmal die Kreditkarte ein wenig zu entlasten, bevor es richtig übel wird. Dh alles Geld was extra/außer der Reihe rein kommt, fließt direkt da rein und nicht auf das Urlaubssparbuch.

      Alkohol mochte ich zum Glück noch nie, deswegen hatte ich da noch mal mehr Glück als Verstand.
      Start: 161,7 kg ~ Ziel: 80 kg ~ Aktuell: 97,x kg

      Start MMK * Juli 2018 - RouxY-Bypass * 04.02.2019
      Start WHO * Juni 2021
    • Ich belebe das hier mal aus gegebenen, eigenen Anlass.
      Vor der OP war ich Nikotin, Alkohol, Medikamenten und Fresssüchtig. Im Krankenhaus nach der OP und auch die Zeit danach zu Hause war ich auf kalten Entzug. Ich habe mit allem gleichzeitig aufgehört. Und scheisse, es war nicht lustig, zeitweise hatte ich das Gefühl zu sterben. Es war physisch und psychisch die schlimmste Zeit meines Lebens.
      Jetzt, fast 10 Monate später habe ich erreicht was ich mein ganzes Leben lang wollte, ich bin nicht mehr unansehnlich fett, aber darum geht es nicht. Ich habe alles unter Kontrolle, schlucke nicht mal Hustensirup in dem Alkohol sein könnte. Von drei Päckchen Marlboro täglich bin ich auf Null über Nacht und inzwischen passt auch das. Psychopharmaka sind ebenfalls kein Thema mehr und werden nicht mehr benötigt, ist sogar ärztlich bestätigt.
      Aaaaber: irgendwie entwickle ich erschreckende fressanfälle auf Süßes. Dabei bin ich nicht der schrullige, nette Kerl, der ein kleines Leckermäulchen ist, sondern stopfe anfallsartig alles rein. Sogar meinen Notfall Traubenzucker.
      Liegt das am künstlichen Süßstoff, der die Bauchspeicheldrüse täuscht?
      Hm..
      Ich denke es ist Suchtverlagerung. Ich schlittere gerade in was ganz Schlimmes. Immerhin verstärken sich die Anfälle bei Stress und Abends, typisch für Suchtverhalten. Um mich abzulenken mache ich Sport bis zur selbstverletzung, bis zur bewußtlosigkeit, ja, auch Kampfsport. Je extremer umso besser.
      Auch versuche ich, mich mit Dingen zu belohnen, wie teure Anzüge etc... . Ich liebe Kunst, bin deshalb mehrmals im Jahr in Venedig, tue wirklich alles, von dem ich denke, es tut mir gut, aber....shit... Ich fürchte ich habe eine neue Sucht entwickelt die aus den Bewältigten entsprungen ist.

      Falls jemand auch mit Suchtverlagerung zu tun hat und Erfahrungen mit Bewältigung hat, bitte meldet euch. Gerne auch privat.
    • @Isac

      Mich macht es gerade sehr betroffen, zu lesen, wie es Dir geht und ich würde Dir gerne helfen können. Ich denke nicht, das ich das kann, aber ich kann Dir vielleicht erzählen, was ich ganz persönlich über Süchte denke und deren Entstehung.
      Für mich ganz persönlich hat Sucht viel mit Respekt und Liebe zu tun. Und zwar Respekt und Liebe für sich selbst. Solange ich mich nicht lieben konnte, oder wenigstens respektieren und mögen konnte, konnte ich an meinem Gewicht nichts verändern. Und das ist nichts, was man einfach mal so lernen kann, wie Mathematikformeln.
      In den letzten 20 Jahren sind mein Mann und ich durch so manchen Scheuersack gegangen und haben wirklich gelitten. So tief gelitten, das ich manchmal gedacht habe, das halte ich nicht mehr aus, dann sterbe ich lieber. Da gab es Krankheiten, berufliche Tiefschläge, Burnouts, Depressionen....am Schlimmsten war für uns aber die Geschichte mit unserem Sohn, Jahre, die die nackte Hölle waren. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, das ich all das überstehen werde, hätte ich das nicht geglaubt, ich hätte nie geglaubt das eine liebende Mutter das "überleben" kann.
      Aber ich habe genau das, wie alles andere auch. All das hat aber dazu geführt, das ich mein Leben so unglaublich zu schätzen weiß, das Leben, was ich jetzt führen darf. Da ist unglaublich viel Dankbarkeit und ich glaube, das ist so, weil wir eben ganz schön heftig vom Leben diverse male auf die Mappe bekommen haben. Wenn die Zeiten dann mal ruhiger sind, hat das einen ganz anderen Stellenwert. Ich kann für so kleine Dinge so unfassbar dankbar sein und mich unglaublich freuen....
      Gerade ich habe mich vor der OP extrem mit dieser und dem Leben danach auseinander gesetzt. Wir wußten, wir müssen nach der OP nicht einfach unser Eßverhalten ändern, sondern unser Leben...auch um das Eßverhalten zu ändern.
      Wir haben ein paar sehr einschneidende Entscheidungen getroffen und sind ein Stück Weit ausgestiegen. Ausgestiegen, aus dem, was in dieser Gesellschaft leider sehr hoch gehängt wird: Konsum.
      Beginnend damit, das ich nach einer Erkrankung, die mich Anfang 2020 meinen Job gekostet hat, nicht wieder angefangen habe zu arbeiten. Auch wenn die Erkrankung längst vergangen ist, wollen wir beide das es bleibt wie es ist. Der Mann arbeitet, dank Corona sogar im Homeoffice, ich kümmere mich um den Rest. Somit haben wir dann den totalen Gewinn: Zeit! Weniger Druck im Leben, der mit anderen Dingen kompensiert werden muß ( Essen, shoppen, und was man noch so alles tut, um Druck, Stress etc abzulassen). Wir haben uns gesellschaftlichen Zwängen, Statussymbolen etc total entzogen. Und das macht unheimlich frei. Uns ist durch die "Schicksalsschläge" die wir durchlebt haben so sehr bewusst geworden, das wir nur dieses eine Leben haben und wir für UNS das Beste aus diesem Leben machen möchten. Egal was andere darüber denken.
      Kurz vor der OP habe ich mich bei meinem Körper entschuldigt, dafür was ich ihm all die Jahre angetan habe. Und ich habe ihm versprochen, das ich jetzt dafür sorgen werde, das es ihm gut geht. Und Du kannst jetzt lachen, aber Versprechen sind mir heilig.
      Also habe ich mir vor der OP ein Gerüst gezimmert, von dem ich glaubte, es trägt dieses Versprechen. Und das tut es bis heute, Gott sei Dank.
      Irgendwann ereilte mich dann noch die Erkenntnis: Moment, DU bist ja Dein Körper! Ihr seid ja eins. Also hast Du Dich auch bei DIR entschuldigt und DIR etwas versprochen.
      Das hat die Sicht auf die Dinge noch einmal verändert. Ich habe MIR also etwas versprochen und ich habe MIR verziehen. Und das habe ich wirklich.
      Heute kann ich mich ganz gut leiden, auch wenn ich keinen tollen Beruf, kein großes Auto etc. vorzuweisen habe, wovon ich früher glaubte, es ist wichtig.
      Heute habe ich keinen wirklichen Suchtdruck mehr, wenn man von der Dampfe und meinem Kaffee absieht. Aber das ist ok für mich, damit kann ich gut Leben.
      Was mir bei Dir aufgefallen ist, ist das Du nicht sehr nett über den früheren Isac schreibst....aber DU bist der frühere Isac, er ist ein Teil von Dir.....verurteile ihn nicht, denn dann verurteilst Du DICH. Bring ihm liebevolles Verständnis entgegen, somit dann auch DIR.
      Du schriebst, Du belohnst Dich mit teuren Anzügen....aber machen die Dich wirklich in der Tiefe glücklich?
      Was macht Dich in der Tiefe wirklich glücklich, oder zurfrieden?
      Ich bin unfaßbar glücklich, wenn ich nach meinem Tag, der meistens echt anstrengend ist, schlagkaputt in meinem Bettchen hocke, mein Mann mir meinen letzten Kaffee ans Bett bringt und wir gemeinsam den Tag ausklingen lassen, einfach so...lesen, surfen, quasseln...
      Oder wenn wir mit dem Windbeutel gemeinsam unterwegs sind, es nicht regnet, wir die unbändige Lebensfreude dieses jungen Tieres sehen und ich spüre, wie leicht mir das laufen wieder fällt....da gab es Momente da hab ich vor Glück geheult...
      Ich fürchte, das ganze ist zu wirr geschrieben, um Dir auch nur ein wenig zu erklären was ich meine, aber ich wünsche Dir alle Kraft der Welt um aus dem Loch wieder herauszukrabbeln!
    • An dieser Stelle melde ich mich nochmals zu Wort und empfehle euch eine gute Traumatherapie. Diese Bewältigungsmechanismen sind irgendwann entstanden und lassen sich mithilfe vom Ego-State-Interventionen tatsächlich wirksam behandeln.
    • Achtung: Das wird lang ;-)!

      Ich meld mich auch mal, weil mich Dein Beitrag an meinen Weg erinnert, den ich vor ca. 4 bis 5 Jahren begonnen habe und der erst seit ca. 5 Monaten endlich - in die für mich richtige Richtung (also die von mir schon immer erhoffte) läuft.

      Vorweg: Ich bin gewichtstechnisch gerade erst auf dem Weg, den Du schon hinter Dir hast. Ich hab gerade knapp mal die Hälfte an Kilos hinter mir gelassen, die ich verlieren will - ohne OP. Aber ich bin auf einem guten Weg.

      Das Rauchen hab ich vor 11 Jahren gestoppt - eine üble Lungenentzündung hat mir die Entscheidung leicht gemacht, aber vor allem die Diagnose COPD. Die sich zum Glück 12 Monate später als falsch erwiesen hat.

      Aber der Rauchstopp war damals sicherlich nicht verkehrt ...

      Dann hab ich ein paar Jahre später im TV mal einen Bericht über einen Zuckerentzug gesehen und für mich ausgetestet. War anfangs schwer, hab das aber durchgezogen. Es gibt zwar immer mal wieder Phasen (4 bis 6 Wochen so 1 x im Jahr), in denen ich kräftig zulange, aber danach war und ist es gut!

      Alkohol, ja,das ist immer mal wieder ein Thema bei mir. Nicht, wenn es um die allgemein akzeptierten Konventionen geht. Da beweg ich mich immer im Rahmen, auch wenn ich alle 2 Monate mal über die Kante hinweg trink. Aber schon das ist für mich leider nicht mehr im grünen Bereich. Damit kämpfe ich immer noch, aber es wird.

      Das waren alles mühsame, lange Prozesse.

      Bewegung ist aktuell mein allergrößtes Manko - immer noch. Da bin ich gerade aktuell dabei, das - mal wieder -in meinen Alltag integrieren zu wollen. Die Betonung liegt auf wollen ... Noch fehlt es an der Umsetzung.


      Warum schildere ich das alles in diesen detaillierten Schritten?

      Um mich der diversen Suchtmechanismen zu entledigen, brauchte es Zeit.

      Zeit, von der ich immer dachte, dass ich sie nicht habe.

      Von den gesundheitlichen Aspekten her aus gesehen, hatte ich die auch nicht.

      Aber die Psyche muss halt leider auch dahinter her kommen.

      Daher hab ich mich Schritt für Schritt meiner verkehrten Verhaltensmechanismen entledigt.

      Inzwischen nehm ich sogar ab. Etwas, was mir ganz lange unmöglich erschien.

      Das alles hat aber nur funktioniert, weil ich irgendwann mal gemerkt habe, dass ich nicht alles auf einmal schaffen kann.

      Ich kann nicht von jetzt auf nachher alle verkehrten Verhaltensmechanismen über Bord werfen und ein perfektes Leben führen. So gern ich das auch schon immer wollte und immer noch gern würde!


      Aber: Um jetzt endlich zu Dir zu kommen: Genau da scheint mir bei Dir auch der Knackpunkt zu liegen.

      Du hast von jetzt auf nachher sozusagen
      - mit dem Alkohol aufgehört
      - mit dem Rauchen aufgehört
      - nimmst keine Psychopharmaka mehr ein
      - kannst nicht mehr die Mengen wie zuvor essen

      Und Du scheinst zu erwarten, dass Du die ganzen Mechanismen einfach ablegen kannst und alles paletti läuft.

      Wieso eigentlich?

      Es gab ja Gründe, warum Du Dir die Mechanismen zugelegt hast ;-).
      Die kamen ja nicht über Nacht.

      Sie haben sich allmählich entwickelt, kamen zum Einsatz, weil was anders nicht funktioniert hat.

      Diese Gründe gibt es ja noch immer.

      Die sind ja mit der OP leider nicht auch weg operiert worden.



      Oder hast Du Dir in der Zwischenzeit schon neue Verhaltensmechanismen ange"schafft"?

      O.k., Sport bis zum "Erbrechen". Das hört sich allerdings nicht nach Spaß an, sondern eher unangenehm.

      Du reist. Das macht normalerweise Freude. So wie Du es beschreibst, macht es wohl aktuell eher weniger Spass.

      Schicke Klamotten kaufen ... Aber nach dem ersten Dutzend befriedigt das offensichtlich auch nicht mehr!

      Warum?

      All das, was Du gerade unternimmst, ist ein sehr aktives Verhalten.

      Die Suchtmechanismen zuvor waren aber eher passiv. Du konntest Dich einfach gehen lassen, hast konsumiert. Was bis zu einem gewissen Grad ja einfach auch o.k. ist.

      Aber dieser Aspekt fehlt mir gerade irgendwo in Deinen Schilderungen.

      Was machst Du denn zum Entspannen? Mit was kannst Du Dich wohlfühlen - ohne aktiv zu sein?
      Musik hören, Dich von TV / Streaming berieseln lassen? Lässt Du das überhaupt zu?

      Diese Süß-Fress-Attacken, diese Kontrollverluste, könnten ein Weg für Dich sein - so ging es mir jedenfalls (nicht bewusst, das definitiv nicht), wenn ich mich anno dubak in ein Fresskoma katapultiert habe -, dass da dann endlich mal Ruhe im Karton war und ich einfach nur noch faul vor mich hinvegetieren "durfte", weil ich nicht mehr anders konnte ... *

      Erkennst Du Dich da vielleicht ein Stück weit wieder? **

      Daher könnte das ein Ausweg für Dich und Deine Psyche sein, weil bei größeren Mengen Zucker dann auch Dein Blutzuckerspiegel verrückt spielen dürfte und durch die hohe Zuckerzufuhr soweit absackt, dass Du müde wirst und nicht mehr aktiv sein kannst!


      Eine meiner Lösungen ist, dass ich inzwischen versuche mir immerhin zuzugestehen, zum Beispiel mittags 2 Stunden eine Pause zu geben (als Freiberuflerin kann ich das), auch wenn ich denk, eigentlich sollte eine Stunde reichen. Zentangles, Musik hören und - leider noch sehr selten - langsam spazieren gehen, sind weitere Möglichkeiten der passiven Entspannung.

      Aber wenn ich z.B. nur eine Stunde Pause mach, dann weiß ich, dass ich später mehr essen werde. Ist so, so doof das klingt. Und wenn es nicht beim Abendessen ist, dann garantiert 2 Stunden später.

      Bei Dir kann die Lösung eine ganz andere sein - keine Frage -, aber die Ursache vielleicht eine ähnliche.


      Vielleicht sind ja ein paar Gedanken in meinem Beitrag mit dabei, die Dir weiterhelfen.



      * Ein Mechanismus, den ich bis jetzt immer noch von mir kenne, wenn ich mich irgendwie komplett überfordere. Allerdings erkenn ich das erfreulicherweise sehr viel früher als vor einigen Jahren.

      **Falls nicht, dann sorry. Aber ich hab es dann zumindest versucht :D .










      Isac schrieb:

      Ich belebe das hier mal aus gegebenen, eigenen Anlass.
      Vor der OP war ich Nikotin, Alkohol, Medikamenten und Fresssüchtig. Im Krankenhaus nach der OP und auch die Zeit danach zu Hause war ich auf kalten Entzug. Ich habe mit allem gleichzeitig aufgehört. Und scheisse, es war nicht lustig, zeitweise hatte ich das Gefühl zu sterben. Es war physisch und psychisch die schlimmste Zeit meines Lebens.
      Jetzt, fast 10 Monate später habe ich erreicht was ich mein ganzes Leben lang wollte, ich bin nicht mehr unansehnlich fett, aber darum geht es nicht. Ich habe alles unter Kontrolle, schlucke nicht mal Hustensirup in dem Alkohol sein könnte. Von drei Päckchen Marlboro täglich bin ich auf Null über Nacht und inzwischen passt auch das. Psychopharmaka sind ebenfalls kein Thema mehr und werden nicht mehr benötigt, ist sogar ärztlich bestätigt.
      Aaaaber: irgendwie entwickle ich erschreckende fressanfälle auf Süßes. Dabei bin ich nicht der schrullige, nette Kerl, der ein kleines Leckermäulchen ist, sondern stopfe anfallsartig alles rein. Sogar meinen Notfall Traubenzucker.
      Liegt das am künstlichen Süßstoff, der die Bauchspeicheldrüse täuscht?
      Hm..
      Ich denke es ist Suchtverlagerung. Ich schlittere gerade in was ganz Schlimmes. Immerhin verstärken sich die Anfälle bei Stress und Abends, typisch für Suchtverhalten. Um mich abzulenken mache ich Sport bis zur selbstverletzung, bis zur bewußtlosigkeit, ja, auch Kampfsport. Je extremer umso besser.
      Auch versuche ich, mich mit Dingen zu belohnen, wie teure Anzüge etc... . Ich liebe Kunst, bin deshalb mehrmals im Jahr in Venedig, tue wirklich alles, von dem ich denke, es tut mir gut, aber....shit... Ich fürchte ich habe eine neue Sucht entwickelt die aus den Bewältigten entsprungen ist.

      Falls jemand auch mit Suchtverlagerung zu tun hat und Erfahrungen mit Bewältigung hat, bitte meldet euch. Gerne auch privat.
    • Hallo Isac
      Ich kenne solche Essanfaelle auch aus eigener Erfahrung. Doch bei mir waren es nicht nur Süßigkeiten sondern jegliche Nahrung und zwar bis kurz vor dem Erbrechen. Ich habe vor der ersten OP eine Traumatherapie gemacht genützt hat es nur zum Teil den das Essen hatte mittlerweile zu viele Funktionen übernommen. In einem Buch über essstörung habe ich mal gelesen es ist wie wenn man ein zwei mann unternehmen ist und eine Mitarbeiterin macht Telefon Computer Sekretärin und vieles mehr. Jetzt hast du dieser Mitarbeiterin gekündigt ohne vorher adejaten Ersatz einzustellen und deren ganze Aufgaben könntest du auch nicht alle mitmachen also schreit die Seele Hilfe ich kann nicht mehr. Der Körper sagt ich helfe dir ich entwickle ein Symptom. Vielleicht hilft es mal aufzuschreiben in welchen Situationen die Anfälle kommen und nach und nach adejaten Ersatz zu finden. Manchmal kommt es auch wenn du den fuer dich passenden Weg noch nicht ganz gefunden hast. Liebe Grüße :friends: :troest: