Schlauchmagen OP -Reue

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    • Schlauchmagen OP -Reue

      Hallo zusammen,
      ich habe am 18.04.22 in der Türkei eine Schlauchmagen OP machen lassen und bin seitdem total niedergeschlagen und bereue den Eingriff.
      Kurz zu mir:
      36 Jahre alt, 178 cm, 152 kg (vor OP) verheiratet und zwei Kinder 6 und 7 Jahre alt.
      Meine Vorgeschichte:
      Als Kind immer pummelig gewesen
      2003, 17 Jahre: 130 Kilo gewogen, anschließend mit dem Rauchen aufgehört, selbstständig mit Diät in kurzer Zeit 38 Kilo verloren. Der Kampf gegen die Kilos war nun eröffnet.
      2010, 24 Jahre: Gewicht auf 120 kg mit viel Sport runter auf 98kg, jedoch sehr muskulös --> meine beste Zeit.
      2011 bis 2014: Mit dem Rauchen angefangen und mein Gewicht bewegte sich zwischen 105 und 115 Kilo, Sport noch ziemlich regelmäßig gemacht.
      2014-2015:Dort erneut mit dem Rauchen aufgehört, erstes Kind da, viel Stress mit Hausumbau und mein Sohn häufig krank. Ich öfter am Knie operiert wegen alter Fußballverletzung und dadurch kein Sport mehr, viel Frustessen und Ersatzbefriedigung wegen dem Rauchen. Gewicht hoch auf 150kg.
      2016-2019: angefangen mit WW, Gewicht runter auf 127 kg anschließend ständig zwischen 130 kg und 140 kg.
      Ab 2020: Gewicht nicht mehr unter 140 kg, keine Abnehmerfolge mehr, trotz hoher Anstrengung.
      Mein Essverhalten:
      Vielfresser, jede Nacht extreme Heißhungerattacken, emotionale Regulierung durch Essen, Essen als Highlight für treffen mit Freunden und Familie, noch immer auf der Suche nach Ersatzbefriedigung wegen der weggefallenen Zigaretten.
      Wieso ich mich für eine OP entschieden habe:
      Es war quasi eine Ad-hoc Entscheidung. Zwischen Entscheidung und Durchführung ist nur eine Woche vergangen.
      Ich war in einer Sackgasse, den ganzen Tag nur darüber nachgedacht was ich kochen kann, um mich vernünftig zu ernähren, nur um dann (meist nachts) durch fressattacken alle zuvor gemachten Anstrengungen obsolet erscheinen zu lassen.
      Ich wollte schnell Erfolge sehen und insbesondere den immer wiederkehrenden jojo-Effekt verhindern. Nun mit 37 Jahren war mir klar, dass ich 6 Jahre verschwendet habe, Sechs Jahre Lebensqualität eingebüßt habe, ohne etwas zu erreichen. Da meine Kinder noch jung sind und sie dieses Thema auch belastet, dieser radikale Schritt.
      Wie ist die OP verlaufen?
      Erste Nacht nach der OP hatte ich Schmerzen. Ich habe mich in der Nacht leider auf die Drainage gelegt, weswegen der Eingang des Schlauchs leider etwas gedehnt wurde. Da hatte ich extreme Schmerzen und konnte mich gar nicht mehr bewegen, sondern nur weiterhin auf der Drainage liegen bleiben. Der Chirurg musste in der Nacht dann ohne Betäubung die Öffnung zur Drainage etwas zunähen.
      Durch die Drainage ist sehr viel Blut und Wasser abgeflossen, etwa 2 Liter in zwei Tagen. Ich weiß nicht, ob es damit zusammenhängt, dass ich mich auf die Drainage gelegt habe. Der Hämoglobin-Wert wurde jede Stunde kontrolliert und man entschied sich zu guter Letzt zu einer Blut- und Plasmatransfusion. Ich war zu dem Zeitpunkt schon ziemlich K.O. und habe nur noch gezittert. Nach der Bluttransfusion ging es mir wieder besser und nach den Plasmatransfusion hat auch die Blutung fast komplett aufgehört.
      Wieso ich die Schlauchmagen-op bereue:
      Neben den Komplikationen nach der OP ist der Hauptgrund die irreversiblen Konsequenzen.
      Ich habe mir nie Hilfe zum Abnehmen geholt, nie eine Therapie oder etwas anderes versucht, einfach weil ich meinte, ich bin Experte in Sachen Abnehmen und Ernährung. Ich habe nun das Gefühl, ich hätte es vielleicht auch ohne OP geschafft.
      Außerdem macht es mich fertig, nie wieder normal essen zu können, vermutlich nie wieder Muskeln aufbauen zu können, da ich bestimmt immer im Kaloriendefizit bleiben werde.
      Ich vermisse jetzt schon das vollfressen mit Freunden beim all you can eat, oder unsere wöchentlichen Familientreffen mit Essen und snacken. Auch wenn ich beim Abnehmen lange Zeit darauf verzichten müsste, hätte ich trotzdem die Möglichkeit das zu tun, auch wenn es selten ist.
      Ich habe auch viele Bedenken bezüglich der alltäglichen Einschränkungen von Essen und insbesondere Trinken! Vor allem das Trinken. Ich kann es mir nicht vorstellen, von einem Strohhalm immer wieder nur 50-100ml Trinken zu können.
      Ich habe echt Angst vor Sachen wie Dumping, oder Mangelerscheinungen und allgemeiner Schwäche. Heute, so kurz nach der OP hatte ich -glaube ich- schon mein erstes Dumping. 150ml Protein Shake getrunken, anscheinend zu schnell. Dann plötzlich Durchfall und Schwächeanfall. Blutdruck auf 105/40. Musste mich sofort hinlegen. Ich hatte nicht das Gefühl zu viel shake konsumiert zu haben, ich hatte kein Völlegefühl oder so.
      Und das schlimmste: ich habe nun gelernt, dass ich insbesondere nach der Anfangszeit noch immer auf meine Ernährung achten muss, immer noch das Verlangen nach süßem und vollfressen bremsen und mich disziplinieren muss. Der Kampf um die Kilos also immer weiter geht, nur dass sich die Bedingungen etwas verschoben haben
      Sorry für den langen Text. Wenn ich alles was gerade in mir vorgeht aufschreiben würde, wäre er mindestens doppelt so lange geworden.
      Wie seht ihr das? Was die OP mit meinen Voraussetzungen sein Fehler? Hätte ich lieber eine Verhaltenstherapie und Erfahrungsberatung machen sollen?
    • Ohje, suche dir bitte dringend eine Ernährungsberatung und eventuell auch ein AZ für die Nachbetreuung. Bist du ins Ausland gegangen, weil es da schnell geht und du die ganzen Vorabthemen nicht hast?

      Nach hinten schauen bringt nichts, auch ein erhobene Zeigefinger nicht. Jetzt heißt es für dich die Sache in die Hand nehmen. Die OP ist eine unglaubliche Chancen versuche diese anzunehmen und den Weg zu gehen. Nimm dir zusätzlich vielleicht auch noch eine Therapeutin um an deinem Essverhalten zu arbeiten und Ersatzbefriedigungen zu finden, statt des Essens.

      Kopf hoch. Es wird ein holprigen Weg, aber er lohnt sich.
      Les doch hier ein bisschen durch die Seiten, du wirst viele wertvolle Tipps erhalten. Es läuft nicht immer alles den bequemen Weg, jeder muss seinen eigenen Weg finden, aber vielleicht nicht das Rad neu erfinden.
    • *Heike* schrieb:

      Nur kurz: Leidest Du am Night Eating Syndrom ?
      ja, auf jeden Fall

      happyroni schrieb:

      Ohje, suche dir bitte dringend eine Ernährungsberatung und eventuell auch ein AZ für die Nachbetreuung. Bist du ins Ausland gegangen, weil es da schnell geht und du die ganzen Vorabthemen nicht hast?

      Nach hinten schauen bringt nichts, auch ein erhobene Zeigefinger nicht. Jetzt heißt es für dich die Sache in die Hand nehmen. Die OP ist eine unglaubliche Chancen versuche diese anzunehmen und den Weg zu gehen. Nimm dir zusätzlich vielleicht auch noch eine Therapeutin um an deinem Essverhalten zu arbeiten und Ersatzbefriedigungen zu finden, statt des Essens.

      Kopf hoch. Es wird ein holprigen Weg, aber er lohnt sich.
      Les doch hier ein bisschen durch die Seiten, du wirst viele wertvolle Tipps erhalten. Es läuft nicht immer alles den bequemen Weg, jeder muss seinen eigenen Weg finden, aber vielleicht nicht das Rad neu erfinden.
      was bedeutet AZ? Ja bin und Ausland, da ich dort nicht die Wartezeit habe. Danke für die aufmunternden Worte. Ich werde mit auf jeden Fall Hilfe holen
    • AZ ist ein Adipositas Zentrum, also eine Klinik, die in Deutschland die Magen OPs macht. Dort wird man dir sicher auch helfen können. Es kann sein, dass du etwas länger nach einer suchen musst, die dich nimmt, aber es lohnt sich.
    • Mh, vielleicht wirkt jetzt am Anfang nach der "schnellen Nummer" alles etwas erschlagend auf Dich? Ist ja auch viel, was da auf einen einprasselt.

      Ich kann Dir nur schreiben, wie es uns fast zwei Jahre nach unserer OP geht und wie wir damit umgehen. Wir sind mein Mann und ich und wir haben beide einen Bypass.

      Ich hatte auch Sorge, was mit meiner Seele passiert, wenn ich nicht mehr "Fressen" kann, ob mir das dann fehlt, ob ich vielleicht sogar Depressionen bekomme...
      Nein, das ist so nicht eingetreten. Unseren Seelen geht es extrem gut! Wir essen heute beide noch gerne und können unsere Mahlzeiten wirklich sehr genießen. Nur eben weniger als früher und auch anders von der Art des Essens.
      Wir haben die Chance am Schopf ergriffen und unsere Ernährung komplett umgestellt. Kein Fleisch, keinen Zucker ( auch keinen Agavendicksaft, Honig, Reissirup etc.), kein Weißmehl....
      Trotzdem sitzen wir oft gemeinsam am Tisch und einer von uns sagt: Wir leben echt wie Gott in Frankreich! Der Geschmack stellt sich um, vieles was wir vor der OP mochten, mögen wir definitiv nicht mehr. Dafür mögen wir heute Dinge, die wir früher nicht mochten...
      Das mit dem Trinken wird besser mit der Zeit! In den ersten Monaten konnte ich wirklich drei Schlucke auf einmal trinken, mußte dann einen kleinen Moment Pause machen und konnte dann weitertrinken. Das ist deutlich mehr geworden, was da auf einmal geht. Und ich muß schon sehr lange nicht mehr aus dem Strohalm trinken, normale Gläser und Becher funktionieren einwandfrei ;-).

      Wir essen zu einer Mahlzeit oft viele verschiedene Dinge, inklusive Nachtisch. Halt dann alles in sehr kleinen Portionen im Gegensatz zu früher...Neulich kam unser Nachbar zu Besuch, als wir gerade zu Abend gegessen haben und sagte: na, das ist ja ein richtiges Gelage!!! Jepp, so sieht das dann manchmal aus. X verschiedene Dinge auf dem Tisch, ein wenig davon essen, ein wenig hiervon...verursacht nur leider ziemliche Geschirrberge ;-).

      Was ich nicht beschönigen möchte, ist das der Kampf um die Kilos nach der OP weitergeht. Ja es war, ist und bleibt ein Kampf. Eben nicht hinzugehen, Schoki oder Pizza zu essen...nicht ständig zu essen, nur weil man gerade Lust darauf hat....
      Aber wie würde der Kampf ohne OP aussehen? Bei vielen glaube ich Chancenlos gegen die Kilos und ich glaube das es bei vielen auch ein Kampf ums überleben wäre! Weil bei massivem Übergewicht die netten Begleiterscheinungen wie Diabetes, Bluthochdruck etc. oft ja nicht lange auf sich warten lassen...

      Zum Thema Dumping: Ich hatte bisher nicht ein einziges Dumping, mein Mann bekommt manchmal Spätdumpings, wo wir nicht genau rauskriegen woran es lag. Aber die sind bei ihm Gott sei Dank nicht tragisch. Er isst dann Traubenzucker und Kohlenhydrate und dann geht es ihm ganz schnell wieder gut.

      Die OP ist bei Dir ja jetzt gelaufen, rückgängig machen geht ja nunmal nicht. Also hast Du jetzt zwei Möglichkeiten: Du trauerst dem alten Leben hinterher, dehnst Dir den Magen kräftig wieder und kannst wieder fast genauso leben wie früher....allerdings auch mit dem Übergewicht und allen negativen Begleiterscheinungen. Wäre für Deine Kids und Deine Frau glaube ich nicht so toll, so aus Vorbildsicht und aktiver Vater, der man ja eigentlich sein möchte.

      Oder Du holst jetzt die Ernährungsberatung und evtl psychologische Begleitung zügig nach, die im Normalfall ja vor der OP dran gewesen wären und machst das Beste aus Deiner Situation. Das ist eine echte Chance auf ein im wahrsten Sinne des Wortes leichteres Leben.

      Am Anfang erschlägt einen vieles, die Nahrungsergänzungsmittel, die Trinkpausen, die kleinen Mengen....aber das wird, man findet seinen Rythmus.

      Eines gebe ich Dir allerdings schriftlich: Nichts schmeckt so gut wie sich schlank sein anfühlt! Dieser viel zitierte Satz ist so wahr! Nicht nur, weil man sich deutlich attraktiver fühlt, fitter ist, sondern weil einem eine große Last genommen wird, nämlich die Angst vor ernsthaften Folgeerkrankungen, einem frühen Ableben....mich erleichtert es sehr, mir diese Sorgen nicht mehr machen zu müssen.

      Ich wünsche Dir auf jeden Fall ganz viel Kraft und Erfolg auf Deinem Weg! Gib Dir die Chance!
    • Ohne Vorbereitung in so eine OP zu gehen ist echt heftig und du hast da noch einiges zu lernen.

      Ich würde auch dringend zu einer Ernährungsberatung raten. Die Krankenkasse bezuschusst das, wenn du ein ärztliches Rezept vom Hausarzt dazu bekommst. Es sollte allerdings eine Ernährungsberatung sein, die sich mit bariatrischen OP‘s auskennt. Wenn du schreibst aus welcher Region du kommst, kann man dir vielleicht jemanden empfehlen.

      Du solltest dich von dem Gedanken verabschieden, das du auch ohne OP abgenommen hättest. Die Erfolgsaussichten bei deinem Übergewicht sind nahe Null, vor allem auf Dauer gesehen. Das hat man mir im Adipositas Zentrum damals direkt als erstes erklärt.

      Ich habe auch einen Schlauchmagen. Anfangs sind die Portionen winzig und du nimmst schnell kräftig ab, nach ein paar Monaten werden sie aber wieder größer. Heute, 19 Monate nach meiner OP, kann ich ungefähr 1/3 der normalen Portionen essen. Trinken kann ich wie vorher, nur Kohlensäure ist schwierig. Lebensmittel gehen alle, aber der Geschmack hat sich auch bei mir verändert.

      Wenn ich essen gehe, dann achte ich auf Qualität.

      „All you can eat“ geht nicht mehr, aber das Zuviel widert mich heute auch an und ich schaue manchmal ungläubig auf die Portionen die andere vernichten. Konnte ich mir früher nicht vorstellen, aber ist jetzt so.

      Du hast Tatsachen geschaffen, nutz die Chance und mach was draus. Wenn du willst kannst du hier alle Informationen finden oder erfragen.

      Ich hoffe du findest deinen Weg.
      Beginn MMK Dezember 2019 - 134,5 kg auf 1,69 m

      10. November 2020 - 99,9 kg endlich UHU :love:

      Ziel erreicht - Normalgewicht
    • Danke für den Beitrag. Ich werde mit jetzt auf jeden Fall Hilfe holen. Ich spreche erstmal mit der Krankenkasse, welche Unterstützung ich haben kann und werde dann meine Gewohnheiten entsprechend umstellen und alle erforderlichen Untersuchungen durchführen.

      Eine Frage noch: ich habe gestern mehr als 300ml auf einmal trinken können, ohne ein schmerzhaftes Völlegefühl zu haben. Ich habe nur das Gefühl, danach müde zu werden. Ist die Müdigkeit danach normal? Ist es normal, dass ich schon so viel trinken kann? Die OP ist nur sechs Tage her
    • Das Müdigkeitsgefühl tritt auf, wenn der Magen zu voll ist. Bei Flüssigkeit sollte es recht schnell wieder nachlassen, bei Speisebrei tritt oft auch ein starker Speichelfluss ein. Versuch lieber öfter kleinere Mengen (150 ml max.) zu trinken. Ein Strohhalm ist am Anfang oft nützlich.
      Beginn MMK Dezember 2019 - 134,5 kg auf 1,69 m

      10. November 2020 - 99,9 kg endlich UHU :love:

      Ziel erreicht - Normalgewicht
    • Du musst versuchen nicht bei jeder Mahlzeit, auch beim Trinken, bis an das Limit zu gehen. Es nimmt dir niemand was weg und es macht auch keinen Sinn zu versuchen, wie viel wirklich geht. Iss und trink sehr langsam, dann bekommst du die erste Meldung aus deinem Magen schon ziemlich schnell und gut mit. Es wird nicht gleich immer sofort klappen, aber nimm es dir immer vor.
      Lass zu, dass der Genuss auch bei kleinen Mengen voll zum Tragen kommt. Ich konnte es mir früher auch nicht vorstellen. Aber ich genieße die kleinen Mengen, weil ich sie ganz anders wahrnehme und ich esse viel öfter als früher, sodass ich die Dinge, auf die ich Lust habe, in meinen Tag sehr gut einbauen kann.
    • Ich möchte auch noch einmal den Satz von @Waterbottle bekräftigen, den ich hier selbst mehrfach geschrieben habe:

      kein Essen der Welt schmeckt so gut, wie das Gefühl, schlank zu sein!

      Als Beispiele für meine neue Lebensqualität könnte ich dir so vieles nennen! Meine eigenen Kinder sind erwachsen, aber ich habe vier Enkelkinder und Leute außerdem eine Familienanaloge Wohngruppe, bin also ähnlich wie du quasi in einer Elternrolle. Es gibt haufenweise Unterschiede im Gegensatz zu vorher. Ich kann mittenrennen, hänge kopfüber am Klettergerüst, fahre auf Spielplätzen mit der Seilbahn und mache Wettschaukeln, hüpfe auf dem Trampolin. Was macht man als dicker Mensch? Man hofft, dass es auf dem Spielplatz eine Bank gibt, auf der man sitzen und zugucken kann. Bloß nicht bewegen.
      Dir fehlen die 6 Monate MMK (multimodales Konzept), das man vor einer geplanten Magen OP macht. In dieser Zeit beschäftigt man sich gründlich mit allem, was diese OP mit sich bringt, einschließlich Ernährung, Bewegung und Psyche. Selbst dann ist es für viele eine Herausforderung, das neue Leben anzunehmen. Verständlich also, dass du nun eine dicke Welle von Unsicherheiten auf dich zukommen siehst. Der erste Schritt in ein besseres und gesünderes Leben war die OP. Ob nun vorbereitet oder nicht, das ist doch schon mal super! Aktionismus schützt dich vor Verzweiflung, darum Google doch bitte, was du brauchst: einBuch über Essen nach Adipositasoperationen und eine Liste mit den nötigen Supplementen. außerdem teste dich durch ein paar Proteinshakes ohne Zucker (idealerweise mindestens 80% Eiweiß) und hole dir für die erste Zeit aus dem Supermarkt fertige Proteinjoghurts (Aldi, Lidl, Penny…die haben sowas).
      Es ist ja auch nicht gesagt, dass du irgendetwas nie nie wieder essen darfst. Gib deinem Körper einige Monate Zeit, vielleicht magst du im Sommer ja Eis essen . Und grillen natürlich. Es sind’s dir nicht auf ewig alle Genüsse versagt, die Mengen sind eben kleiner, das ist doch sowas von cool :D Außerdem wird Eiweiß eine große Rolle spielen, damit du keine Muskeln, sondern deinen Speck abbaust. Es wird nichts gegen ein schönes Stück Fleisch mit Salat sprechen, esse ich sehr oft. Versuche auch, jeden Tag nach draußen zu gehen. Erst werden es Spaziergänge sein, dann kommt Lust auf mehr Bewegung.
      Und nun genieße die Abnahme :friends:
    • Ich danke euch. Eure Beiträge haben mir sehr geholfen, meine Entscheidung wieder deutlich positiver zu sehen. Ich fühle mich durch die Komplikationen der OP noch etwas schlapp, aber habe heute schon knapp 3km walken können (nur Treppen sind gerade die HÖLLE für mich). Ich widme mich nun den Herausforderungen, die auf mich warten und freue mich auf ein "leichteres" Leben :D
    • Es ist wirklich nicht gut, jetzt so niedergeschlagen zurückzublicken. Aber ich kann dich verstehen. Ich bin auch damals in mein AZ gegangen, weil ich eigentlich auf konservativem Weg Unterstützung zum Abnehmen wollte. Raus kam ich mit einem OP-Termin in 3 Monaten. Die folgenden Nächte konnte ich nicht schlafen. Ich hab morgens zitternd auf dem Wannenrand gesessen, wollte eigentlich duschen und konnte nicht, weil ich meine Entscheidung nicht mehr verstehen und das Ausmaß der Entscheidung nicht fassen konnte.

      Ich hab dann viele Gespräche mit auch bereits operierten Freunden und vor allem meinem Mann und Sohn gehabt, die mich beide bestärkten. Vor allem Sohn hat mich unfassbar supportet. Er hat mir auch gestanden, was er sich in den letzten Jahren für Sorgen um mich gemacht hat. Ich komme auch von ca. 150 km. Wenn nicht sogar mehr. Ich hatte mich ca. 25 Jahre lang nicht mehr gewogen und hatte beim ersten Wiegen daheim nach bereits einem halben Jahr Ernährungsumstellung auf ziemlich Keto immer noch fast 142 kg.

      Es hat wochenlang gedauert bei mir, bis ich mit dieser Entscheidung klar kam. Am Ende hat sich die OP nochmals von Juni auf Oktober verschoben. So war es dann doch ein halbes Jahr zwischen Entscheidung und OP. Persönlich hab ich diese Zeit absolut gebraucht.

      Ich kann daher verstehen, dass du jetzt, im Nachhinein noch viel zu verarbeiten hast.

      Aber ich kann dir sagen: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Das Einzige, was ich heute bereue ist, dass ich nicht eher den Mut hatte. Ich steuere jetzt, ein halbes Jahr später die 100 kg an. Und es ist einfach nur toll. Ich fühle mich wohl und beschwingt, wie zuletzte vor ungefähr 30 Jahren. Ich war 53 bei der OP. Ich werd manchmal regelrecht traurig, wenn ich denke, wie oft ich über diese OP nachgedacht, aber sie verworfen habe, weil ich den Mut nicht hatte.

      Lass dich nicht verunsichern, dass es dir jetzt alles noch bissel seltsam vorkommt. Die ersten Wochen sind ungewohnt. Auch ich hab gedacht, ich könne jetzt nie wieder gescheit essen. Der Magen grummelt oft, trinken kann man nicht gut, man fühlt sich seltsam und muss irgendwie sein Leben komplett neu sortieren. Auch mir ist erst nach der OP so richtig aufgefallen, wie sehr das Essen mich gesteuert hat. Das ist leider auch heute noch nicht so ganz weg. Aber es ist viel leichter geworden. Und jedes Kilo weniger auf der Waage ist so ein gutes Gefühl.

      Gib dir Zeit. Du hast eine extrem schnelle Entscheidung getroffen. Das musst du jetzt erstmal verarbeiten. Ich verstehe das voll und ganz. Weil es mir auch so ging. Ich bin wahrlich nicht mit fliegenden Fahnen in den OP gerannt. Aber ich bereue nichts. Wirklich gar nichts. Ich bin einfach nur froh, von diesem hohen Gewicht runter zu sein und mein Leben jetzt viel gesünder leben zu können.

      Alles Gute für dich.
    • Vielleicht nimmt Dich ein AZ, Adipositas Zentrum, in Deiner Nähe in die Betreuung auf. Dort findest Du Ansprechpartner und auch eine ärtzliche Betreuung, ansonsten muss der HA das übernehmen. Wichtig sind regelmäßige Blutkontrollen wegen der Vitamine etc..

      Deine Ängste, Gedanken und Bedenken haben wir alle (gehabt) , allerdings hatten die meisten mehr Zeit sich damit auseinander zu setzen. Du wirst jetzt einiges nachholen, denn die OP hat Fakten geschaffen.

      Aber Du wirst es schaffen und bald überwiegt das Positive und das was Du heute noch schmerzlich vermisst, bzw. Du das denkst, wird übermorgen nicht mehr so wichtig sein.

      Lass Dir Zeit, das wird schon :positiv: