Eltern kritisieren Essverhalten

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Eltern kritisieren Essverhalten

      Ich muss mir etwas von der Seele schreiben, da es mich mehr belastet als ich zugeben will.
      Kurze Hintergrundinfo: Ich bin 20, gehe noch zur Schule (mache nächstes Jahr mein Abi) und wohne dementsprechend noch bei meinen Eltern.

      Vor der OP hatte ich das Glück, dass, obwohl ich wirklich sehr sehr fett war, keiner Kommentare über meine Ernährung gemacht hat. Wenn ich irgendwelche ungesunden Snacks da hatte wurde nichts gesagt, wirklich nie. Hätte auch nichts gebracht, ich hätte trotzdem weitergefressen. Jetzt seit der OP kriege ich regelmäßig gesagt, dass ich aufpassen muss und wieso ich sowas esse. „Sowas“ bedeutet: zuckerfreie Sirups fürs Wasser, Proteinriegel, zuckerfreie Dessertsoßen usw. Mindestens ein Mal im Monat kriege ich so einen Kommentar.
      Was mich am meisten ärgert, ist die Doppelmoral die meine Eltern bei diesem Thema an den Tag legen. Keiner in meiner Familie ist schlank, aber im Gegensatz zu mir sind sie nicht adipös. Die Ernährung zu Hause ist einigermaßen gesund, trotzdem kaufen meine Eltern öfter z.B. Chips oder ähnliches. Das Problem: Wenn ich von Chips essen würde, die sie kaufen, ist es kein Problem. Wenn ich mir aber selbst Chips kaufen würde, würde ich aufs übelste kritisiert werden.

      Es ist einfach so unfair, da ich wirklich versuche mein Leben umzukrempeln aber das einzige Feedback was ich kriege ist, dass es ja noch besser ginge. Kaum Lob oder Glückwünsche bezüglich der Abnahme, was ja auch ok ist, aber dann möchte ich auch keine Kritik hören.
      Auf meine Bitte, mein Essverhalten nicht zu kommentieren haben beide sehr defensiv reagiert, meinten wenn ich mich gut ernähren würde dann müssten sie es nicht.
      Nach längerer Diskussion waren sie beleidigt und meinten, sie werden gar nichts mehr sagen zu dem Thema. Damit war ich auch zufrieden, denn lieber möchte ich nichts hören als halbherziges Lob und noch Kritik hinterher. Doch nach diesem Gespräch kam solche Situationen öfter vor.

      Ich liebe meine Eltern sehr und ich bin sehr froh, dass sie mich größtenteils sehr unterstützen, wir haben auch ein gutes Verhältnis aber was das eine Thema angeht könnte ich wirklich verzweifeln. Ich verstehe ja, dass sie unbedingt möchten, dass die OP nicht umsonst war, aber ich weiß ganz genau worauf ich aufpassen muss und ich weiß auch, dass meine Ernährung gut ist, wenn ich mich wirklich so schlecht ernähren würde wäre das ja eine andere Sache.

      Ich habe nicht vor, mein Essverhalten zu ändern, da ich großes Lob bekomme und mir gesagt wird, ich soll genau so weitermachen und die wissen es ja am besten. Ausziehen ist momentan keine Option, da ich wie gesagt mein letztes Schuljahr vor mir habe und den zusätzlichen Stress echt nicht gebrauchen kann. Außerdem verstehen wir uns sonst echt super und es ist alles friedlich, nur bei der Ernährung haperts. Habt ihr vielleicht Tipps wie ich mit meinen Eltern reden könnte? Oder wie ich damit umgehen kann wenn solche Kommentare kommen?
    • Vielleicht kannst du Ihnen sagen, das dich die Sprüche schwer treffen und du unglaublich traurig darüber bist.
      Du kämpfst und du brauchst auch ihre Unterstützung und Anerkennung, das sollten sie wissen .
      Sie wollen sicher dein Bestes und merken nicht wie fies das für dich ist.
      Alles Gute für dich !
      Du kannst sehr stolz auf das bisher Erreichte sein.
      Startgewicht 113,6 kg im Juli 2017- Op-Gewicht 104 kg am 30.8.17 und aktuell 62 kg

      Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende. (Oscar Wilde )

    • Das ist wirklich schwierig. Die Ursache für das Verhalten deiner Eltern könnte sein, dass sie sich ihrer Mitschuld an der Entstehung deiner Adipositas bewusst sind und die Hoffnung übergroß ist, dass du es schaffst. Gleichzeitig sind sie jahrelang in einem Essverhalten zu Hause, das auch mal Chips usw beinhaltet. Gewohnheiten zu durchbrechen ist ja immer schwierig. Wenn euer Verhältnis sonst gut ist, würde ich ein offenes Gespräch vorschlagen mit den Themen:
      - Welche Unterstützung möchte ich von meinen Eltern haben ?
      - Was möchte ich allein bewältigen (verbindliche Absprachen)
      - Worüber möchten meine Eltern informiert werden? (Ernährung, Gesundheit, Fortschritte)
      - Was erwarten meine Eltern von mir? ( Selbstängkeit bezüglich. Ernährung usw)
      Da ihr gemeinsam lebt, sind Absprachen wichtig und -falls möglich- 1x pro Woche ein fester Termin, an dem ihr euch austauscht, z.B. Sonntagabend. Das verhindert, dass sich Dinge anstauen und Missverständnisse entstehen nicht so schnell. Vielleicht ist deinen Eltern die Doppelmoral gar nicht wirklich aufgefallen. Es ist für sie nun der Balanceakt zwischen elterlicher Sorge um das Kind und das Loslassen, weil du mit 20 eine junge Erwachsene bist.
      Somit benötigen beide Seiten Verständnis für die veränderte Situation.
    • Ich glaube sie suchen eine Bestätigung, dass ihre Ernährung in Ordnung ist. Denn ehrlich gesagt kritisiert du sie ja indirekt. Denn du kaufst dir Sachen, die sie nicht kaufen. Damit müssen sie lernen umzugehen.
      Bei meinen Eltern ist es auch so. Im Gegensatz zu deinen Wissen sie nur nichts von der OP. Meine neue, naja gut, meine Ernährungsweise ist jetzt knapp 3 Jahre so, also nicht mehr wirklich neu, aber für meine Familie ist sie dennoch nicht nachvollziehbar. Ich koche meist ketogen und habe für den Rest meiner Familie eine Sättigungsbeilage zusätzlich im Angebot, denn die vier Kinder wollen nicht immer auf richtige Nudeln verzichten. Müssen sie auch nicht. Wenn ich Zoodles mache, koche ich immer auch richtige Nudeln. Wenn meine Eltern zum Essen kommen, dann boykottieren sie die Zoodles und essen fast ausschließlich Nudeln. Zoodles würden nicht richtig satt machen, sei nur Grünzeug. Die Kinder mixen gern, würde meinen Eltern nicht einfallen. Wir hatten am Wochenende Einschulung und ich habe abends fürs Buffet gekocht bzw. Salate gemacht. Bei mir gab es allerdings keinen Salat mit Reis, Kartoffeln und Nudeln oder auch Majo, sondern Tomate-Avocado-Mozzarella, Gurke-Feta-Kichererbsen und Feldsalat mit Brie und karamellisierten Birnenstückchen. Natürlich kam die Frage nach dem "richtigen" Salat. Meine Eltern empfinden das glaub ich als indirekte Bekehrung und Kritik an ihrer Ernährung. Sie sind nicht adipös, aber auch weit von schlank entfernt.

      Ich habe meinen Frieden nach all der Zeit damit geschlossen. Die meisten kommen zu mir und sagen, juhu, endlich nicht immer das gleiche. Bei dir stoßen wir immer was, was neu ist. Andere sehen es anders.

      Ich glaube du musst lernen Abstand zu gewinnen, also innerlichen Abstand. Zieh es genau so weiter durch. Du bist auf dem richtigen Weg.

      Wenn ihr ein gutes Verhältnis habt, dann kannst du vielleicht auch mal ansprechen, dass es keine Kritik an ihnen und ihrer Ernährung ist, sondern einfach deine Ernährung, eine wie für dich gemacht.
    • Dankeschön für eure Antworten, ich werde mit ihnen reden wenn es das nächste Mal zu so einer Situation kommt. Sonst muss ich einfach lernen, damit umzugehen, hoffentlich gelingt mir das dann :)
    • Das wird dir mit Sicherheit gelingen.
      Ich bin mir mit jedem verlorenen Kilo wichtiger geworden und selbstbewusster. Ich konnte auf einmal Grenzen ziehen.
      Kopf hoch! Du packst das!
    • Das was @happyroni beschreibt kann ich bestätigen. Ich bin zusätzlich aber auch ein Stück weit egoistischer geworden.

      Meine Schwiegerfamilie (Familie im Herzen, wenn du verstehst) war genauso. Bis ich ihnen detailliert geschildert habe wieso ich mich so ernähre wie ich es tue und muss. Warum ich statt Wasser lieber irgendeinen zuckerfreien künstlichen Kram trinke oder warum ich mich eher am Fleisch satt esse statt wie die anderen an den Beilagen.
      Und ich habe die Erfahrung dabei gemacht das die Op nicht das eigentliche Problem war, sondern meine Ernährung an sich - da es nicht in Schema F gepasst hat. Nachdem wir ausführlich darüber geredet hatten hörten die Kommentare auf.

      Sie meinen es nicht böse, sie verstehen es nur nicht und da musst du die Initiative zeigen und sie aufklären. Wenn es weiter geht eben ein Machtwort sprechen. Aber ich glaube das es gar nicht soweit kommen muss, manchmal reicht schon die Aufklärung.
      Du hast wie es sich anhört tolle Eltern und ich beneide dich darum. Für mich sind sie nur etwas unbeholfen in ihren Versuchen dich zu unterstützen und du bist ihr Küken die versucht man egal wie zu beschützen und zu unterstützen egal ob übergewichtig oder nicht.
    • Ich bin auch für möglichst gut erklären und aufklären und ansonsten einfach weiter deinem Weg folgen. Letztlich muss dich keiner verstehen, aber Akzeptanz wäre schön. Daher erklären und Kommentare freundlich verbitten.

      Du kriegst das sicher hin, ist auch alles Gewöhnung.

      Ich habe wirklich liebe Schwiegereltern, aber meine Schwiegermutter hat leider stark Rheuma und kocht daher entsprechend ihrer Vorgaben gesund, d.h. fettarm, möglichst kein Fleisch, wenig Milchprodukte, aber Gemüse und viele KH. Das ist völlig okay, aber schon vor OP war das für mich nicht so gut und ich kriege seit Jahren Kommentare, dass das doch aber gesund ist, wenn ich tw. wenig davon esse. Irgendwie ist es schwer verständlich zu machen, dass "ihr gesund" nicht "mein gesund" ist. Aber so ist es halt.