Da ich sooooo viele Horrostorys gelesen habe, wollte ich hier dieses Jahr meine Erfahrungen dokumentieren. Sowohl für mich, als auch für alle anderen, die überlegen wegen dem Ballon. Willkommen also zu meinem persönlichen Tagebuch :-)

Kurz zu mir: Ich bin 24, war lange schlank und habe sehr viel Sport gemacht. Seit 5 Jahren kämpfe ich mit durchgehenden Diäten und anschließender mehrfacher Zunahme. Besondere "Katalysatoren" waren eine langfristige Cortisoneinnahmen, traumatische Ereignisse in der Familie und enormer Stress, teils von außen durch das Trauma, teils aber auch selbst gemacht.
So bin ich innerhalb seit 5,5 Jahren nach der Geburt meines Kindes (in der Schwangerschaft klappte mit dem Gewicht alles super) von 50kg auf fast 100kg (BMI35) hochgegangen.
Neben Sport (viel Sport), gesunder Ernährung (viel gesunder Ernährung), Diäten aller Art, NEMs aller Art, Metformin,Saxenda etc. war klar - ich brauche professionelle Hilfe. Magen-OPs kamen einerseits aufgrund des Preises, als auch aufgrund meines Berufes und der "Entgültigkeit" nicht in Frage - vor dem traumatischen Erlebnis und dem Stress war ich ja schlank und konnte das gut hinbekommen, ich hatte kein lebenslanges Problem mit Gewicht und habe immer sehr gerne und viel Sport gemacht. Auch falls wir nochmal ein Kind wollenwollte ich so viel wie möglich alles "natürlich" haben. Sorgen hatte/habe ich aufgrund der schlechten Bewertungen von Magenballons aber trotzdem.

Meinem Mann war die Notwendigkeit externer Hilfe wohl klarer als es mir war, meine anfängliche Abwehrhaltung war dann aber schnell aufgegeben.
Eine Woche dauerte es bis zum Erstgespräch, eine weitere Woche bis um OP-Termin.
Der Preis war sehr happig (4500€), aber ich wollte nicht mehr länger warten.

Mein bisheriger Gewichtsverlust:
10.08. 2023 98,3 durch Veränderungen im Leben, u.a. Traumatherapie und massive Reduzierung auf der Arbeit habe ich dann ein bisschen abgenommen
13.09. 2023 94,9. (-3,4kg)

Am 17.09.2023 war dann das Erstgespräch. Danach sind wir als Familie nochmal zum All-You-Can-Eat-Buffet, nochmal richtig feiern, was das nächste Jahr nicht mehr möglich sein wird. Kann man jetzt gut oder schlecht finden, uns tat es gut :-)
Am 22.09.2023 habe ich dann aufgehört zu essen und die vom Arzt verschriebenen Abführmedikamente zu nehmen. Da war mit Familienfeiern am Wochenende wo man nur zuschauen kann nicht so lustig, aber ich habe es überlebt. Wasser habe ich bis zu Abend getrunken.

Am 24.09.2023 war dann der "Tag der Tage". Das Kind habe ich zum Oma&Opa gebracht, Mann ins Homeoffice geschickt. Ich hatte riesig viel Angst vor Übelkeit und Erbrechen (da bin ich eh ein guter Kandidat für). Der Arzt hat mich super lieb empfangen un dann ging es beim Änastisten auf die Waage.

24.09.2023 92,2 (-6,1kg insgesamt, -2,7kg in den letzten 1,5 Wochen)

Dann wurde ich in einen Raum gebracht, bekam zuerst eine Infusion und anschließend eine Spritze. Als ich wieder aufwachte, war mein Mann schon da, er meinte es war echt schnell.

Dann bekam ich Anweisungen, wie ich mich zu verhalten habe, Medikamente und Privatrezepte für weitere Medikamente, Anweisungen für den Hausarzt falls ich noch weitere Hilfe benötige und ein paar schöne Bilder vom Magen mitsamt dem Ballon.

Ich war echt müde und wackelig, und bekam dann immer wieder Magenkrämpfe. Wer schonmal ein Kind bekommen hat, kann sie sich so wie Wehen vorstellen, aber eben im Oberbauch/Rippen. Da sie aber immer nur ein paar Sekunden gingen, war der erste Tag wirklich sehr gut aushaltbar. Ich habe sie dann wie die Wehen damals weggeatmet ("Uuuuuuuuuuuuuuu" - mein Mann nannt mich schon liebevoll kleine Eule :D).
Getrunken o.ä. habe ich nichts. Ich war einfach nur auf Wolke 7, dass ich von Übelkeit/Erbrechen komplett verschont war. Ich könnte mir vorstellen dass es damit zusammenhängt, dass ich seit Freitagabends nichts mehr gegessen hatte, kann aber auch einfach nur unverschämtes Glück gewesen sein.

25.09.2023 91,1 (-7,2kg gesamt). Am nächsten Tag habe ich dann Buscopan und Novalgin genommen, da die Krämpfe etwas stärker sind. Die Nächte waren beide nicht so angenehm, aber wer schon ein paar Nächte mit Baby überlebt hat, dem werden die Nächte nach dem Ballon fast wie Urlaub vorkommen Ich habe dann auch zwei kurze Spaziergänge (max 1km, eher kürzer) gemacht, die waren aber gefühlt noch zu viel, danach/dabei wurde es ziemlich krampfig. Das schöne Wetter tat gut, ansonsten genieße ich das stundenlange Fernsehenschauen. Ich habe heute angefangen zu trinken, vielleicht so 500ml Leitungswasser? Ich kann nichts negatives berichten.

26.09.2023, heute: 90,1. (-8,2kg gesamt). Etwas enttäsucht, dass ich nicht schon die 8 vorne gesehen habe, aber das wird hoffentlich dann morgen oder übermorgen passieren. Die Nacht war nicht angenehm durch die Krämpfe, aber ok. Heute mache den letzten Tag auf der Couch, dann kommt das Kind wieder und das Leben mit Feiern und Terminen geht weiter, die Woche ist ziemlich voll. Aber wenn es zu viel wird, wird es zu viel, ich mache mir da keinen Stress oder versuche es zumindest. Hunger habe ich weiterhin keinen. Ich habe heute mit meiner Ernährungsberaterin gesprochen, sie meinte solange sich das für mich noch nicht richtig anfühlt etwas zu essen, muss ich das auch nicht. Also süppel ich weiter an meinem 500ml Glas und bin bisher ganz zufrieden. Mal schauen, wie es weitergeht :-)

Heute ist Tag 4. Gestern ging es ohne Bewegung in der gleichen Position schon super komplett ohne Krämpfe, Spaziergang gestern ca. 3km. Heute morgen war ich schon mit meinem Kind 3 Stunden beim Arzt, das hat super geklappt, jetzt freue ich mich aber auch auf die Couch. Gefühlsmäßig war das etwas zuviel, aber ich habe es gut hinbekommen. Die Nacht habe ich hervorragend von 21 Uhr bis zum Wecker klingeln um 6:30 durchgeschlafen tief und fest.
UND: 89.0. Also -10kg, fast 6kg in den letzten 5 Tagen.
Ich bin super happy. Trinken klappt auch ganz gut, gestern so 1,5L. Gestern bin ich mit Mann und Sohn in eine Dönerbude gegangen, weil es was zu feiern gab - ich hätte es nicht gebraucht um glücklich zu sein, aber der Geruch hat mich so glücklich gemacht, wie es vor einer Woche ein vegetarischer Döner (bin Vegetarierin) gemacht hätte. Gleichzeitig hatte ich aber absolut kein Bedürfnis oder sonst was, auch nur einen 1/8tel Bissen zu nehmen, im Gegenteil. Ich finde es vollkommen absurd, dass es Leute gibt, die freiwillig etwas essen Ich fühle mich absolut voll und gesättigt. Mal sehen, wie lange dieser Glückszustand noch anhält, ich hoffe für immer :-)

Ich weiß leider gar nicht, wie ich auf einzelne Beitrag antworten kann :-( Also hier an alle: Vielen Dank für die aufmunternden Worte :-) Na klar, alles hat ein Ende (nur die Wurst hat 2...), aber derzeit genieße ich den schnellen Gewichtsverlust und das damit einhergehende Körpergefühl sehr. Ich fühle mich schon ganz anders trotz der Krämpfe die ersten Tage und meine Psyche, die lange einfach nur dachte, ich bin zu doof und werde es nie schaffen, irgendwie abzunehmen, eine absolute Wohltat. Weil ich bin nicht doof und mein Körper nicht unfähig, ganz vielleicht kann ich es doch!

@an Sonja: Tatsächlich trinke ich derzeit nur Wasser. Dass das auf Dauer nicht geht, ist absolut klar. Aber sowohl mein Arzt als auch die Ernährungsberaterin meinten, dass 1-2 Wochen absolut gar kein Problem ist. Und da ich derzeit absolut nicht in der Lage wäre was zu essen und das Trinken durch die Krämpfe schon kritisch ist, genieße ich das jetzt erstmal so. Wann ich dann mit püriertem Essen einsteigen kann, wird mir vermutlich mein Körper dann ganz gut signalisieren.

@tina:
1. Was meinst du damit: eine OP kam wegen deines Berufs nicht in Frage?
Mit BMI35 wäre eine bariatrische OP vermutlich wirklich nicht übernommen worden, somit verstehe ich diesen Punkt.

Ich würde dir sooo gerne auf diese Frage antworten, aber ich gebe hier schon so viele Infos preis, dass ich Sorge hätte, meine Anonymität zu verlieren. Weil dann könnte ich ja nicht mehr "frei Schnauze" schreiben ich hoffe das verstehst du.

2. Wann kommt der Ballon wieder raus? Ich hätte wohl Angst, danach wieder zuzunehmen, darum wäre das für mich nie eine Option gewesen.

Er darf ein Jahr bleiben. Der Arzt meinte, er hätte aber auch schon Patienten gehabt, die jeder Jahr einen neuen bekommen hätten. Ein Patient hätte insgesamt 3 Ballons gehabt und so von 240kg auf 100kg reduziert (der hatte den gleichen Beruf und damit das gleiche Problem wie ich mit Magen-Ops).
Ich hatte bis zu meinem Trauma nie Probleme mit Gewicht halten und habe begleitend zur Ernährungsberatung eine Traumatherapie. Ich hoffe also, dass ich nach dem Jahr meine psychischen Probleme so sehr im Griff habe, dass Stress/Frustessen kein Problem mehr ist. Ich hoffe es. Ansonsten weiß ich dann hoffentlich, was es für Optionen gibt (im allerschlimmsten Fall eben doch Jobkündigung und Magen-Op, aber da es bei mir eben vorallem Trauma und teilweise noch Medikamenteeinahme waren (da allerdings maximal 10-15kg) hoffe ich einfach, dass mir sowas in einem Jahr einfach nie wieder passiert und ich ein neues Leben starten kann :-)

@Pingpong bei einem Privatarzt mit mehreren Niederlassungen in Schweiz und Deutschland, welchen man ziemlich schnell über Google findet :-)

Heute habe ich 88,5 gewogen also nochmal -500g
heute morgen gab es leider einen Dämpfer, als ich meiner Oma schrieb, dass ich 10kg abgenommen hätte und sie nur antwortete "Wau,aber man wird nichts sehen nehme ich an."
Dankeschön, natürlich sieht man eine Abnahme von 99 auf 88kg! Wieso gratuliert man nicht einfach? Das war ich echt angefressen und musste mir von meinem Mann erstmal bestätigen lassen, dass vom Zehnagel bis zur Haarspitze jedes Körperteil schon vieeeeel schlanker geworden ist (und ja, man sieht definitiv dass ich abgenommen habe! Dann weiß ich zumindest, wen ich jetzt nicht mehr über Abnahmen informiere...das war echt fies )

Ansonsten habe ich das Gefühl, dass meine immer selten werdenden Magenkrämpfe inzwischen im Liegen unangenehm sind, nicht aber im Sitzen/Stehen. Das war bis gestern anders. Trinken klappt weiter super. Morgen wäre mein erste Geburtstagsfeiern (die erste von 4 in 4 Tagen), zu welcher ich ca. 45min. Hinfahren müsste. So ganz sicher bin ich nicht, ob ich das tue, klappen würde es schon, wohler fühle ich mich aber eigentlich eher zuhause. Mal schauen.

Danke für eure netten Worte!
Ich bin nun bei 86,5kg angelangt an Tag 8, das sind ca. -13kg seit Beginn und -8,4kg seit dem Beginn letzte Woche Samstag. Selbst meine Oma musste gestern feststellen, dass ich abgenommen habe

Solange ich zuhause bin, geht es mir super. Die Feier am Samstag war mir etwas zu viel (viel stehen und tanzen), die Feier am Sonntag dann super, das war aber auch eine "Rentnerparty" mit viel Sitzen. Gestern war ich schwimmen, auch das geht super, am wohlsten fühle ich mich aber trotzdem zuhause. Heute nochmal eine Feier, ich glaube aber das mein Ballon das ganz gut vertrauen wird. Ans Essen habe ich mich (leider?) immer noch nicht getraut, was alle anderen erstaunlicherweise mit "Magenop" problemlos akzeptieren, aber trinken geht absolut problemlos.
Essen sollte ich aber langsam mal beginnen - in einer Woche geht es in ein All-In Restaurant (das wünscht sich Junior seit Jahren ) und auch wenn ich weiß dass es sowieso schon doof ist nichts essen zu können, wäre es zumindest gut wenn ich dort irgendwie durchgekommen Möhren oder so essen können. Stilles Wasser wird es in Griechenland hoffentlich genug geben. Irgendwelche Tipps?

Krämpfe sind total weg, ich habe manchmal aber noch einen "Druck. Ansonsten geht es mir super, ich bin aber trotzdem froh, dass ich derzeit durch Urlaub noch alles entspannt angehen lassen kann.

Vielen Dank für deine Tipps! Ich würde ja gerne, aber bei der Vorstellung an Essen könnte ich echt ko... . Ich fühle mich ungefähr so wie früher wenn ich mal wieder das Buffet leergegessen hatte...komplett voll bin oben hin. Ich habe mir jetzt zumindest eine Vitamintablette zermörsert und getrunken, für morgen Eiweißpulver bestellt, das kommt mir zwar viel zu "dickflüssig" vor, aber die Gedanken bzgl. Eiweiß und Nährstoffe habe ich natürlich auch.