Magenbypass 10/2014-06/2023

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    • Magenbypass 10/2014-06/2023

      Für alle, die auf der Suche nach Erfahrungen bzgl. Rückbau sind, hier meine Geschichte. Und das sind wohlgemerkt meine Erfahrungen und Einsichten, jeder muss seinen Weg selbst gehen und ich sage nicht, dass mein Weg der einzig richtige ist.

      Ich habe meinen Bypass Oktober 2014 bekommen mit 142kg bei 1,77, BMI 45, Alter 30. Zu dem Zeitpunkt war ich mit 2 Antidepressiva (Citalopram, Valdoxan), Phasenprophylaxe (Lamotrigin) und L-Thyroxin sowie jahrelanger Therapie psychisch so stabil, dass ich meine Ausbildung beendet hatte, in einer festen Partnerschaft war und das Thema Kinder aktuell wurde. Der Traum für den ich die ganzen Therapien gemacht hatte. Ich wusste, dass das mit dem massiven Übergewicht schwierig wird und war der Überzeugung, dass ich eben "psychisch krank" bin aber das ganze mit Tabletten zu händeln sei. Ich habe damals schon gesagt, wenn mein einziges Problem das Übergewicht wäre, dann hätte ich keins. Eigentlich wollte ich nur einen Schlauchmagen, aber der Operateur hat mich vom RNY Bypass überzeugt.

      Ich nahm Bilderbuch mäßig innerhalb eines Jahres bis auf Normalgewicht (78kg) ab. Wir haben geheiratet und 18 Monate nach dem Bypass wurde ich schwanger. Ich hab mich während der Schwangerschaft gut um die Blutwerte und Supplemente gekümmert und unser Sohn kam gesund zur Welt. Nach der Schwangerschaft hatte ich 92kg und dabei blieb es dank der Psychopharmaka.

      Nach einer Fehlgeburt und der Entscheidung meines Mannes gegen ein 2. Kind kam bei mir 2019 dann der körperliche und psychische Zusammenbruch. Eisenmangelanämie, etliche Wurzelentzündungen, massive Depressionen, schließlich Erwerbsminderungsrente, danach hat auch noch der Corona-Mist angefangen.

      2021 war ich dann wieder so stabil, dass ich nach 20 Jahren das Citalopram über Monate ausgeschlichen habe. Die Nebenwirkungen wie Libidoverlust, Zahnprobleme etc. waren einfach zu massiv. Und die Kilos purzelten plötzlich wie von selbst. Psychisch ging es allerdings schleichend bergab. Aber das war notwendig, damit ich mich endlich meiner Vergangenheit stellte.

      2022 habe ich dann endlich eine Traumatherapie gemacht. Neben den Erinnerungen an die Vergewaltigung als Kleinkind, kamen direkt noch das Geburtstrauma und meine verlorene Zwillingsschwester mit hoch. Und Traumaverarbeitung verbraucht einfach massiv Nährstoffe. Bei 68 kg habe ich für mich die Notbremse gezogen. Natürlich hatte ich Angst wieder fett zu werden, aber ich wollte mich einfach ernähren können und auf die Signale meines Körpers hören. Und nicht auf Infusionen angewiesen sein.

      Der Rückbau fand dann am 5.6. statt. Die OP verlief komplikationslos und bis auf ein paar Titanklammern und Narben ist mein Verdauungstrakt wieder im Orginalzustand. Der Krankenhausaufenthalt dagegen war schrecklich. Ich konnte partout nicht schlafen und habe es gewohnheitsmäsig auf meine Psyche geschoben. Dabei hatte ich eine massive Sickerblutung und als die Ärzte endlich reagiert haben, hatte es mein Körper schon alleine geschafft. Aber auch das war für meine Entwicklung notwendig. Weil ich gemerkt habe, dass ich leben will. Und dass ich meinem Unterbewusstsein und meinem Körper vertrauen darf.

      Durch den Blutverlust hat die Regeneration relativ lang gedauert, das Gewicht lag zwischenzeitlich bei 65kg. Und ja, gerade am Anfang haben sich alte Muster wiederholt, Süßkram am Abend zum Beispiel. Zwischenzeitlich ging es bis auf 74kg hoch.

      Stand heute bin ich bei 71kg Tendenz fallend und ich denke, es wird sich bei 70kg einpendeln. Ich bin noch nicht am Ziel, gerade löse ich mich innerlich von meiner Zwillingsschwester. Aber ich bin Psychopharmaka frei, kann mich ernähren und finde langsam ins Leben.

      Mit dem Wissen von heute würde ich den Bypass nicht nochmal machen lassen. Aber ohne den Bypass hätte ich meinen Sohn nicht bekommen. Und dank ihm war ich gezwungen mich meiner Vergangenheit zu stellen.

      Und ich kann nur jedem empfehlen, vor einer bariatrischen OP zu schauen, ob es nicht doch irgendetwas in der Vergangenheit gibt, dem man sich stellen muss. Für mich war die OP jedenfalls nur eine neue Stufe der Selbstverletzung. Ich bereue sie nicht, aber ich hätte mir vieles ersparen können, wenn ich früher eine Traumatherapie gemacht hätte.

      Ich wünsche euch allen einen guten Weg, egal welcher es ist.
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      Beginn Eiweißphase BMI 45,4 - OP BMI 42,8 - 6 Monate post-OP BMI 30,2 - 12 Monate post-OP BMI 26,0

      Seit 18.01.2016 Normalgewicht :laola:
    • Danke für deinen Bericht.
      Das passt ja gerade auch gut zum Thema psychiatrisches Gutachten und die Notwendigkeit dessen - auch wenn man das vllt vorher nicht unbedingt erkennt.
      Aber die OP löst eben nicht alle Probleme.. und ein niedriges Gewicht auch nicht.

      Schön, dass es dir mittlerweile so gut geht. ^^
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      Liebe Grüße,

      Füchsen
      (sie/ihr)

      - Schlauchmagen am 17.01.2024 -