Krebserkrankung nach Bypass/BPD

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    • Krebserkrankung nach Bypass/BPD

      welche Möglichkeiten gibt es, einem krebskranken Bypässler/BPD-DS zu helfen, wenn er immer mehr Gewicht verliert und untergewichtig um nicht zu sagen kachektisch wird ? Dann kehrt sich der bisherige Vorteil des Bypass/BPD-DS ja zum Nachteil um.

      Kann man den Bypass/BPD-DS dann teilweise rückgängig machen, um eine ausreichende Ernährung zu gewährleisten ?

      Kann man eine Magensonde legen, eine PEG-Sonde, oder ist das nicht mehr möglich ?

      Dann kann es doch sein, dass der Bypass/BPD-DS kein Segen mehr ist sondern sich zum Fluch entwickelt, den man nicht mehr los wird.

      Oder sind das völlig unnötige Sorgen, die ich mir hier mache ?
    • An das Forum

      Die BPD/DS Operation ist weitgehend reversibel was die Wiederherstellung der Dünndarmresorptionsstrecke angeht. Was problematisch bis unmöglich werden kann ist der Wiederanschluss des Duodenums an den Magenpförtner. Das Magenvolumen ist nach "sleeve resektion" natürlich dauerhaft reduziert, hat sich aber nach einigen Jahren nach der Initialoperation sowieso schon wieder erhöht.

      Magensonden sind möglich bringen aber ohne Wiederherstellungsoperation nichts, PEG`s ebenso.

      Generell halte ich das Risiko bei einer konsumierenden Erkrankung mit BPD/DS in Ernährungsnöte zu geraten eher für gering, gegebenenfalls kann in Krisensituationen parenteral substiuiert werden.


      Mit besten Grüßen
      Priv. Doz. Dr. med. Dieter Birk



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    • Hallo,
      die Gewichtsreduktions-Op scheidet bei Krebskranken aus. Tritt eine Krebserkrankung auf, die konsumierend ist, so ist die Verlängerung der Darmschlinge durchaus eine Option. Den Duodenalswitch würde jedenfalls nicht aufheben.
      Mit freundlichen Grüßen
      Prof. W.



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    • Hallo Frau Gerbing,

      das Auftreten einer Tumorerkrankung oder einer chron. entzündlichen
      Erkrankung ist ja grundsätzlich ein statistisches Problem, welches gegenüber dem Auftreten von ernsthaften Komplikationen bei morbider Adipositas abgewogen werden muß.

      Die Wahrscheinlichkeit an den Folgen eines nicht oder schlecht eingestellten Diabetes zu sterben sind ja ungleich höher als an einer gut behandelten Colitis. Chronisch entzündliche Erkrankungen führen ja auch nicht unweigerlich in die Kachaxie.

      Bei Tumorerkrankungen ist es genauso. Der Darmkrebs ist sicher die häufigste bösartige Erkrankung im Bauch. Fast alle Patienten können doch unabhängig vom Bypass zunächst so operiert werden, das es zu keiner Tumorkachexie kommt.
      Bei einer fortgeschrittenen metastasierten Erkrankung hilft ihnen auf die
      Lebenstage bezogen keine Umwandlung, Sonde oder viel Butter auf dem Brot.

      Pauschal zu antworten ist bei einer so komplexen Frage schwierig,
      möglicherweise habe ich den Teilnehmer auch falsch verstanden.

      Zusammenfassend sehe ich aus meiner Erfahrung das Problem gegenüber den möglichen Folgeerkrankungen untergeordnet. Große amerikanische Studien bestätigen das im übrigen.

      Viele Grüße
      Dr. Schlensak



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    • Sehr geehrte Fam. Gerbing,

      ohne Frage stellt das spätere Zusammentreffen einer bösartigen
      Krebserkrankung mit einer vorausgegangenen Adipositas-Operation eine
      enorme Herausforderung für Betroffene und Chirurgen/ Therapeuten dar.
      Dennoch kann ich Sie in allen Ihren Fragen versichern, dass eine
      operative Rück-Rekonstruktion nach Magenband, Gastric Bypass und BPD-DS möglich ist, so dass nahezu alle erforderlichen Maßnahmen in der
      onkologischen Behandlungsstrategie durchführbar sind. Grundsätzlich
      sollten sich jedoch derart Betroffene an ausgewiesenen Zentren wenden.

      Mit freundlichen Grüßen
      Priv.-Doz. Dr. med. habil. K. Ludwig


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    • Sehr geehrte Fam. Gerbing,

      Ihre Forumsanfrage darf ich wie folgt beantworten:

      1) Es ist sicher kein Nachteil, in der Altersspanne 50-60 Jahre einen
      Gastric Bypass (GB) angelegt zu bekommen. Es müssen grundsätzliche
      Indikationskriterien wie immer erfüllt werden. Abgesehen davon ist der
      GB bei einem älteren, körperlich weniger aktiven Patienten insbesondere
      bei vorliegenden Sekundärerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus Typ II)
      eine manchmal erfolgversprechendere Alternative als z.B. ein Banding.

      2) Chronische Entzündungen im Magendarmtrakt sind im höheren Lebensalter nicht häufiger, im Gegenteil eher seltener.

      3) Der GB erhöht nicht das Risiko an Krebs zu erkranken. U.U. wird die
      Diagnosestellung z.B. eines Magen-Ca. durch die Unmöglichkeit der
      Endoskopie im Restmagen erschwert. Obligat ist daher eine Gastroskopie
      vor der Operation. Im Tumorverdachtsfall sind Verfahren wie
      hochauflösende Spiral-CT sicher aber geeignet eine Tumorerkrankung
      ebenfalls zu diagnostizieren.

      4) Ein Krebskranker GB-Patient wird sicher genausowenig verhungern, wie jeder andere Tumorpatient. Die Anlage einer PEG ist nicht möglich (zu kleiner Restmagen), die Sonde könnte als PEJ aber selbstverständlich
      unter endoskopischer Sicht in das Jejunum eingelegt werden. Desweiteren besteht für jeden Patienten auch die Möglichkeit einer parenteralen (also "Venenernährung").

      5) Den Bypass kann man nicht sinnvoll rückgängig machen, der blind
      verschlossene Magenanteil ist von seiner Nervenversorgung durchtrennt,
      er würde nach "Wiederabschluss" nicht mehr richtig arbeiten.

      6) Die zu erwartenden Spätfolgen einer Bypass-OP sind eher in
      Osteoporose (Knochenschwund) oder Vitaminmangelerscheinungen (z.B. mit nachfolgender Blutarmut) zu sehen, sicher nicht im Sinne einer
      vermehrten Krebsentstehung.

      Ich hoffe Ihnen damit geholfen zu haben


      Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Horbach



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    • Sehr geehrte Frau und Herr Gerbing,

      vielen Dank für die sehr interessante Anfrage. Ich denke die Bedenken des Betroffenen sind ja nicht ganz so unbegründet. Da ich nicht nur Adipositaschirurg bin, sondern auch die Ernährungsambulanz unserer Uni-Klinik leite, kann ich diese Frage beantworten.

      Es ist vollkommen richtig, daß mit zunehmenden Alter das Risiko einer Krebserkrankung steigt. Und es ist auch richtig, das eine Krebsgeschwulst ihren eigenen aggressiven Stoffwechsel besitzt und häufig, aber nuícht immer, zu einer raschen und ungewollten Gewichtsabnahme führen kann. Diese Tumorbedingte Gewichtsabnahme läßt sich sehr schlecht therapieren, insbesondere wenn schon sehr viel Gewicht verloren wurde. Dieser Gewichtsverlust betrifft jeden Patienten, unabhängig ob dieser vorher normalgewichtig war oder mit einem Magenbypass versorgt wurde. In dieser Situation ist es mehr als wichtig den ungewollten Gewichtsverlust bei einem Tumorleiden zu behandeln. Dies bedeutet eine frühzeitige Ernährung mit z.B. Zusatzernährung. Sollten diese hochkalorischen Trinknahrungen nicht ausreichen muß der sichere Weg über eine künstliche Ernährung via Vene (parenterale Ernährung) beschritten werden. Damit sollte dann eine Gewichtsstabilisierung erreicht werden. Eine solche Zusatzernährung ist nicht ganz so einfach durchzuführen und sollte immer wieder überwacht und kontrolliert werden. Suchen sie hierfür professionelle Hilfe bei Ernährungsteams oder Ernährungsambulanzen, welche an vielen großen Kliniken in Deutschland angesiedelt sind. Eine Liste solcher Teams kann man auf der webside der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin finden (dgem.de/ernaehrungsteams/index.php). Dieser Aufwand scheint im ersten Moment eine zusätzliche Belastung darszustellen, aber sie lohnt sich. Viele der heutigen Tumorerkrankungen lassen sich heilen, auch mit Magenband oder Magenbypass. Diese ganze Problematik lässt sich behandeln, auch für Magenbypassträger. Man muß nur die richtige Anlaufstelle kennen!

      MfG
      Dr. med. Edward Shang



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    • Sehr geehrte Ramona und Norbert Gerbing,

      vielen Dank für Ihre Anfrage. Es ist richtig, dass schnell wachsende Krebszellen einen höheren Energiebedarf haben. Es gibt aber keine Hinweise dafür, dass "Bypässler" bei einer Tumorerkrankung schlechter dastehen als Patienten mit einem normalen Magen-Darm-Trakt. Auch wenn es dazu konkret keine wissenschaftlichen Daten gibt, so kann man doch aus der chirurgischen Erfahrung dazu klar Stellung beziehen, denn Magenverkleinerungsoperationen wurden in der Vergangenheit ja vielfach beim Magengeschwür durchgeführt. Diese Patienten haben gegenüber den Nicht-Operierten keine schlechtere Lebenserwartung beim Krebs.

      Die Nachteile des starken Übergewichtes in einer solchen Situation überwiegen, da die Diagnostik einerseits und die Komplikationsrate andererseits gegenüber den Normalgewichtigen deutlich erhöht ist, so dass die Prognose einer Tumoroperation per se deutlich schlechter ist. Zudem wissen wir, dass Übergewichtige ein höheres Krebsbrisiko haben als Normalgewichtige.

      Prinzipiell ist es möglich, den Bypass teilweise rückgängig zu machen, was aber einen großen operativen Aufwand bedeutet.

      Ziel der Adipositas-Operation ist es, die Nahrungszufuhr und -auswertung so zu verringern, dass die Ernährung bei einem angestrebt niedrigeren Körpergewicht ausreichend ist. Die Statistiken der Gewichtsverläufe zeigen ja, dass sich das Gewicht nach Adipositas-Chirurgie auf einem bestimmten Level einpendelt und sich nicht ständig weiter verringert.

      Das Legen einer Magensonde ist prinzipiell möglich, das einer PEG-Sonde nicht.

      Ziel des Bypasses/BPD-DS ist die Verringerung der übermässigen Nahrungszufuhr auf ein normales Maß. Dies ist mehr Segen als Fluch.

      Ich hoffe, Ihnen eine fundierte Antwort gegeben zu haben und verbleibe
      mit freundlichen Grüßen
      Prof. Dr. N. Runkel



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