Unterschied zu Schlauchmagen und Bypass

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  • Unterschied zu Schlauchmagen und Bypass

    Wo liegt der große Unterschied zwischen Schlauchmagen und Gastroplastik? In beiden Verfahren wird meines Wissens der Magen abgetackert (einmal der Länge nach und einmal mehr in Form als Rechteck), was nach Jahren erfahrungsgemäß oft zu Problemen führt (Klammernaht undicht). Wäre dies eine Alternativ zu einem Magenband, wenn man sein Gewicht erreicht hat, aber mit dem Band nicht klar kommt und sich mit dem Bypass (noch) nicht anfreunden kann?
  • Ich habe einige Chirurgen angeschrieben und folgende Antworten erhalten:

    Vertikale bandverstaerkte Gastroplastik und Sleeve Gastrektomie (Schlauchmagen) sind grundverschiedene Operationen und haben auch unterschiedliche Wirkmechanismen. Die anatomischen Unterschiede finden sie auf verschiedene Internetseiten.
    Wirkmechanismus Gastroplastik: Kleiner laengsgestellter Magen (Pouch) abgetrennt vom Restmagen durch eine 90 mm lange lineare Klammernaht. Am Ende des Pouches wird ein fixer, nicht verstellbarer Ring als Einengung angebracht. Die Wirkung liegt in einer reinen einengenden Wirkung mit Unvertraeglichkeit gegeueber den meissten faserhaeltigen Speisen. Erbrechen ist bei dieser Operationsmethode sehr haeufig.
    Komplikationen Gastroplastik: Die haeufigste Komplikation ist der Klammernahtbruch. Dabei kann der Patient wieder viel mehr essen da die einengende Wirkung verloren geht. Eine weitere Komplikation ist die Erweiterung des kleinen laengsgestellten Magens (Pouchdilatation). Beide Komplikationen haben ihre Ursache in haefigem Erbrechen und treten bei ueber 30 % der Patienten (mehr als ein drittel) auf.
    Wirkmechanismus Schlauchmagen (Sleeve Gastrektomie): Ein grosser Anteil des Magens (Fundus und ein Teil Corpus) wird entfernt (reseziert). Die Wirkung liegt in einer verminderten Ausschuettung von Hormonen welche das Hungergefuehl vermitteln. Ebenso tritt eine sehr schnelle Saettigung ein. Die Menge der aufgenommenen Speisen sind klein, jedoch ohne wesentliche Behinderung bei der Nahrungsaufnahme.
    Komplikationen Schlauchmagen: Moegliche mangelnde Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme nach 2-3 Jahren. Eine Erweiterung des Schlauchmagens wird in Einzelfaellen auch beobachtet.
    Stellungnahme:
    Eine Gastroplastik fuehren wir an unserem Zentrum Aufgrund der hohen Komplikationsrate seit 2001 nicht mehr durch. Das verstellbare Magenband hat signifikant geringere Komplikationen. Die Sleeve Gastrektomie fuehren wir fast ausschliesslich bei superadipoesen Patienten (BMI ueber 60) als Ersteingriff durch. Bei erfolgreicher Gewichtsreduktion wird kein weiterer Eingriff durchgefuehrt, bei Gewichtszunahme erfolgt ein Magenbypass. Alle derartigen Eingriffe werden routinemaessig laparoskopisch durchgefuehrt. Ein Bauchschnitt ist extrem selten (unter 1 %). Die Entscheidung welche Eingriffe durchgefuehrt werden sollen muss mit dem Patienten und dem Adipositasteam individuell besprochen werden (ChirurgIn, DiaetassistenIn, PsychologIn). In jedem Fall ist eine Lebensstilaenderung absolut notwendig. Jeder chirurgische Eingriff, welcher Art auch immer, kann NUR eine HILFESTELLUNG und keine Ersatzloesung sein.

    Dr. Karl Miller
    Assoc. Professor
    Chefarzt der Chirurgie am Krankenhaus Hallein
    Oesterreich



    Kopieren erlaubt, aber ausschließlich mit Quellenhinweis auf magenband-deutschland.de .
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  • Der Schlauchmagen ist in der Tat eine Zwischenlösung nach Banding und vor dem Bypass aber größere gesicherte Studien bestehen nicht. Zudem ist wenig über die Komplikationen und den Langzeiteffekt bekannt. Darüberhinaus bleibt es eine mutilierende und unumkehrbare Maßnahme.
    Ich hoffe Ihnen mit diesen Angaben genutzt zu haben und verbleibe mit den besten Wünschen für 2006


    Prof. Dr. U. Hesse

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  • Gastroplastik und Schlauchmagen sind ganz unterschiedliche Operationskonzepte. Bei der Gastroplastik handlet es sich um einen restriktiven, von der eigentlichen lateinischen Übersetzung her einschnürenden, Eingriff. Durch eine vertikale, d.h. senkrechte Klammernahtreihe wird ein Magenpouch von etwa 30 ml gebildet, der über eine Einschnürung am Ausgang des Pouches noch einmal verengt wird.
    Beim Schlauchmagen wird ein Teil des Magens entfernt, so dass ein Volumen von etwa 150- 200 ml übrig bleibt. Als Magenauslaß bleibt der Magenpförtner anatomisch unbeeinträchigt. Die Ergebnisse in der Literatur zeigen nach initialer Gewichtsabnahme meist im Verlauf wieder einen Anstieg. Das Operationskonzept sieht diese Möglichkeit als ersten Schritt zur Duodenal Switch Op vor. Auf lange Sicht wird eine alleinige Schlauchmagenbildung sicher keine Normalisierung des Körpergewichtes herbeiführen können und somit keine Alternative zur Magenbypassoperation sein.
    Sicher gibt es Patienten, die von der Schlauchmagenbildung profitieren und wo wir auch diese Indikation sehen. Die Frage habe ich aber als eine grundsätzliche gesehen und entsprechend beantwortet.
    Eine beste oder einzige OP gibt es für Adipositaspatienten nicht. Die Indikation richtet sich vor allen Dingen nach Körpergewicht, metabolischen Begleiterkrankungen und Alter sowie Geschlecht. Daher sollten sich die Patienten dort informieren, wo alle Verfahren angeboten werden.

    Dr. M. Schlensak


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  • Das ist eine berechtigte Frage. Das sind alles verschiedene Optionen für die Behandlung von Adipositas. Wenn eine Bandträgerin nicht mehr an Gewicht verliert, und durch weitere Ernährungsumstellungen keinen Erfolg hat, dann kann man auf Alternativverfahren umsteigen, und zwar die Magenschlauch-Op ist weniger invasiv und hat weniger Komplikationen als Magenbypass. Ich muss jedoch sagen, daß die Chirurgen auch die Magenschlauchtechnik unterschiedlich handhaben.
    Ich denke, der Chirurg, gemeinsam mit dem Patienten, soll das geeignte Verfahren individuell auswählen.

    Dr. med. Sami Ahmad


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  • Original von Ramona die Nachteule
    Beim Schlauchmagen wird ein Teil des Magens entfernt, so dass ein Volumen von etwa 150- 200 ml übrig bleibt. Als Magenauslaß bleibt der Magenpförtner anatomisch unbeeinträchigt. Die Ergebnisse in der Literatur zeigen nach initialer Gewichtsabnahme meist im Verlauf wieder einen Anstieg. Dr. M. Schlensak


    Nachdem beim Schlauchmagen ein Restvolumen von 150 bis 200 ml hat, fragte ich nochmals nach, da dies dann eigentlich für einen Magenbandträger "uninteressant" ist bzw. ein Rückschritt wäre (Menge an Nahrungsaufnahme wäre viel größer) und bekam nochmals folgende Antwort. Daher ist ein Schauchmagen wirklich nur als Vorbereitung z.B. zum BPD zu sehen.


    Die Umwandlung von einem Magenband, das heißt offensichtlich ja Explantation des Bandes, in einen Schlauchmagen halte ich persönlich für experimentelle Chirurgie. Prof Fobi hat ja alle Arten von Kombinationsoperationen mit Band und Bypass durchgeführt. Richtig ist, das der Pouch beim Band etwa 25 ml beträgt. Im Grundsatz ist die alleinige Schlauchmagenbildung ein bisher nicht etabliertes Verfahren.

    Grüße M.Schlensak

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  • Der Unterschied zwischen Schlauchmagen und Bypass ist grundsätzlich. Während es sich beim Schlauchmagen um eine reine Verkleinerung des Magenvolumens (aus einem Organ mit einem Fassungsvermögen von mehr als 1 Liter wird ein Restvolumen von 30- 50 ml) unter Erhalt der Nahrungsmittelpassage durch den Magenpförtner und den Zwölffingerdarm handelt, wird beim Y- Roux Bypass der Magen durchtrennt, somit das Magenvolumen verkleinert, und zusätzlich die Länge der Dünndarmresorptionsstrecke mit Hilfe des Bypass (Umleitung) verkürzt.

    In wenigen Worten: Beim Schlauchmagen ist nur die Menge der Nahrungsaufnahme reduziert (Restriktion), beim Bypass zusätzlich die Kalorienverwertung vermindert (Restriktion und Malabsorption).

    Ich verwende die Schlauchmagenoperation bei Patienten mit unzureichender Gewichtsabnahme oder bei Komplikationen nach Magenband OP (Bandverschiebung oder Einwachsen des Bandes in die Magenwand). In manchen Fällen reicht diese Maßnahme zur weiteren Gewichtsreduktion, ansonsten kann in einem nächsten Schritt einen Bypass OP angeschlossen werden.

    Viele Grüße
    Dr. Dieter Birk

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  • Gerne bin ich bereit zu diesem auch aus meiner Sicht interessanten Thema Stellung zu nehmen.
    Vorausschicken muß ich, daß hinsichtlich
    des Schlauchmagens (Sleeve-resection) zur Behandlung der krankhaften
    Übergewichtigkeit, bisher noch keine
    Langzeiterfahrungen wie für die anderen Verfahren vorliegen.


    1. Die Gastroplastik, bei der im oberen Magenanteil eine "Abnaht" zur
    Verkleinerung des Magenvolumens ange-
    legt wird, führt sozusagen zur Ausbildung eines zweiten
    Magenausgangs oberhalb des natürlichen. Es entsteht
    eine zweite Engstelle die zur zeitlichen Verzögerung der
    Magenentleerung beiträgt und zwangsläufig zu
    einer Druckbelastung auf die Klammernahtreihe führt. Daher das
    erhöhte Risiko für Undichtigkeiten.

    2. Beim "Schlauchmagen" wird ein großer Teil des Magen entlang der
    großen Magenkurvatur
    definitiv entfernt. Dies geschieht mit Hilfe von speziellen
    Klammernahtgeräten und die Nahtreihe wird im
    Regelfall zusätzlich mit einer fortlaufenden Naht gesichert
    ("Serosierung").
    Aus anderen Gebieten der Chirurgie z.B bei der Behandlung von
    Speiseröhrenerkrankungen mit
    Notwendigkeit des Ersatzes der Speiseröhre, gibt es sehr positive
    Erfahrungen mit "Schlauchmagenbildung".

    Der Erfolg des Schlauchmagens zur Gewichtsreduktion ist auf die
    "Verkleinerung der Magenkapazität" und
    fraglich zusätzlich auf eine Beschleunigung der Nahrungs-Passage
    zurückzuführen. Langzeitergebnisse
    zum dauerhaften Gewichtsverlust liegen nach meiner Kenntnis noch
    nicht vor.

    Im Vergleich zu einem Bypass ist die "Schlauchmagen-Op" mit einem
    geringeren Risiko
    hinsichtlich einer "Nahtundichtigkeit" zu bewerten, da keine neue
    Verbindung Magen-Dünndarm angelegt
    werden muß. Der Speisebrei geht weiter auf seinem natürlichem Weg
    in den Zwölffingerdarm!

    3. Über den "Schlauchmagen" als Alternative zum Problembehafteten
    Magenband sind mir keine verläßlichen
    Daten bekannt.

    Aus theoretischer Sicht wäre der Schlauchmagen aber sicherlich eine
    mit niedrigem Risiko durchzuführende
    Alternative im Vergleich zu anderen Verfahren mit Notwendigkeit der
    Magenteilentfernung oder -durchtrennung
    wie z.B der Bypass.


    Dr. Jürgen Vogt


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  • Gerne möchte ich Ihre Anfrage beantworten. Zur Behandlung der morbiden Adipositas stehen mehrere operative Verfahren zur Verfügung.

    Prinzipiell unterscheiden wir hier zwischen sogenannten restriktiven Verfahren, die lediglich die Nahrungszufuhr behindern.

    Hier existieren als typische Vertreter das anpassbare Magenband und die vertikale Gastroplastik. Im europäischen Raum wird aktuell

    die laparoskopische Implantation eines anpassbaren Magenbandes bei der Mehrzahl der Fälle aufgrund des minimal-invasiven Verfahren bevorzugt

    angewandt. Die vertikale Gastroplastik ist im Wesentlichen das Vorgängerverfahren des Magenbandes. Hier wird durch eine vertikale Klammer-

    nahtreihe ein kleiner „Vormagen“ vom übrigen Magen abgestapelt und durch eine enge Verbindung mit dem Restmagen verbunden.

    Nachteil dieses Verfahrens ist eine in einem gewissen Prozentsatz aufgetretene Klammernahtinsuffizienz, welche eine operative Revision erforderte.

    Bei speziellen Indikationen, insbesondere sogenanntem Sweet-Eating-Verhalten oder Binge-Eating-Verhalten, aber auch bei erneuter Gewichts-

    zunahme oder in adäquater Gewichtsabnahme nach restriktivem Verfahren (Magenband) kann ein sogenanntes Kombinationsverfahren durch-

    geführt werden. Hierbei wird ein volumenreduzierender Eingriff am Magen kombiniert mit einer Ausschaltung der Passage des Zwölffinger-

    darmes und ein in unterschiedlicher Weise durchgeführten Dünndarmpassage. Typische Vertreter sind hier der Magenbypass.

    Als weiteres typisches Verfahren ist die bilipankreatische Diversion anzuführen in verschiedenen Modifikationen. Das von Ihnen erwähnte Magen-

    schlauchverfahren wird die Modifikation nach Hess sein. Hierbei wird ein sogenannter Magenschlauch gebildet, in dem ein Magenanteil im Bereich der Großmagenkurvatur entfernt wird. Zudem wird hinter dem Magenausgang eine Ausschaltung des Zwölffingerdarmes und Verkürzung der Dünndarm-

    passage vorgenommen. Der Vorteiler beider sogenannter Kombinationsverfahren ist das in der Regel hierdurch eine höhere Gewichtsreduktion

    erreichbar ist. Weiter ist insbesondere bei letzterem Verfahren der sogenannten Magenschlauchbildung eine wesentlich bessere Nahrungsaufnahme seitens der Patienten möglich. Nachteil kann sein, dass es bei erhöhter Fettaufnahme zu unangenehmen Durchfällen kommen kann und zudem müssen sowohl Vitamine als auch Spurenelemente dauerhaft zugeführt werden um Mangelerscheinungen als Spätfolgen vorzubeugen. Bei Patienten mit Kombinationsverfahren kann in der Regel eine sehr gute dauerhafte Gewichtsreduktion bei akzeptabel niedriger Komplikationsrate erreicht werden, insbesondere wenn Probleme mit einem zuvor durchgeführten restriktiven Verfahren z. B. einer Magenbandimplantation vorliegt, kann ein Verfahrenswechsel sicher diskutiert werden.

    Ich hoffe Ihnen mit einigen Informationen helfen zu können.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. med. T. Sonnenberg
    Chefarzt der Chirurgischen Klinik


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