Schlauchmagen kontra Magenband

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    • Schlauchmagen kontra Magenband

      Ich habe an einige Chirurgen eine Anfrage gestartet und möchte Euch die Antworten nicht vorenthalten.

      Folgende Fragen stellte ich:

      Löst der Schlauchmagen mehr oder weniger das Magenband ab?

      Welche besonderen Vorteile hat der Schlauchmagen gegenüber dem Magenband?

      Für wen ist der Schlauchmagen nicht geeignet?

      Wird der Schlauchmagen als "Vorstufe" zum BPD operiert, wer kommt dann für die zweite OP auf? Muss dazu erneut ein Antrag an die Krankenkasse gestellt werden? Wie sind dann die Erfolgsaussichten?

      Wo sehen Sie evtl. einen Nachteil beim Schlauchmagen?
    • Liebe Frau Gerbing,

      es ist davon auszugehen, daß der Schlauchmagen eine große Zukunft hat und einen Großteil der Magenbänder ablösen wird. Trotzdem hat das Band bei ausgewählten Patienten, insbesondere Frauen mit einem BMI bis 45, eventl. bis 50, seinen eindeutigen Sterllenwert.
      In den USA werden schon 20 % aller Op´s als Schlauchmagen (von ca. 200000) gemacht und nur etwa 5 bis 10 % aller Patienten mit einem Schlauchmagen wollen/müssen dann eine Zweitop haben, die nach Genehmigung der ersten Op ohne weitere Genehmigung durchgeführt werden kann. Mit einem kleinen Schlauchmagen kommt es zu einer Reduktion des Übergewichtes von ca. 60 % im ersten Jahr, d.h. etwas weniger als beim Bypass. Bei unzureichender Gewichtsabnahme ist ein BPD anzuschließen.
      Ich sehe beim Schlauchmagen viele Vorteile und keine eindeutigen Nachteile.

      Mit freundlichen Grüßen

      Prof. Dr. J. Schröder
      Chefarzt der Klinik für Allgemeine Chirurgie und Viszeralchirurgie
      Marien-Krankenhaus Bergisch Gladbach


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    • Der "Schlauchmagen" als relativ neu im Spektrum der Op-Verfahren mögliche Variante ist aus meiner Sicht in erster Linie bei Patienten mit Superobesitas als mögliche Option zu betrachten.

      Zur Zeit gibt es noch keine endgültigen belastbaren Daten, die zeigen ob mit dem "Schlauchmagen" den Patieten auch dauerhaft geholfen werden kann.

      Nach meiner Einschätzung ist bisher von der Notwendigkeit einer Zweit-Op - für mich am ehesten BPD
      - auszugehen.

      Patienten mit vorbestehenden Refluxproblemen kommen für einen Schlauchmagen eher nicht in Betracht - letzteres ist ähnlich auch für das Magenband zu sehen.

      Von einem "Ersatz" des Magenbandes durch den Schlauchmagen ist aus meiner Sicht nicht auszugehen - die Alternative wäre meines Erachtens eher der ROUX-Y Bypass.

      Ich hoffe Ihnen mit dieser Auskunft geholfen zu haben und ich verbleibe wie immer

      mit freundlichem Gruß und den besten Wünschen


      Ihr
      Dr. Jürgen Vogt



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    • Liebe Ramona,

      Schlauchmagenoperationen mit der neuen Methode sind am zunehmen, das ist eine leichtere Operation als der Magen-Bypass oder BPD. Die
      Komplikationen und Nebenwirkungen sind weniger. Ich denke diese
      Prozedur wird die anderen Operationen nicht ablösen. In einigen Fällen
      ist es als Erstschritt-Prozedur bei risikoreichen Patienten zu
      betrachten, jedoch in vielen Fällen als ausreichender Eingriff gegen
      Adipositas anzusehen.
      Wenn eine Adipositasoperation indiziert ist dann kann es auch eine
      Indikation zum Schlauchmagen geben. Der Eingriff von Schlauchmagen ist
      größer als Magenband. Bei jedem Adipositaseingriff müsste ein Antrag
      an die Kasse gestellt werden, wenn es kein Notfall ist. Es muss
      letztendlich durch ein persönliches Gespräch zwischen Patient und Arzt
      individuell entschieden werden, welche Prozedur für den einzelnen am
      geeignetsten ist.

      Mit freundlichen Grüßen

      Dr.med. Sami Ahmad
      Leitender Chirurg
      Adipositaszentrum Stuttgart


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    • Vielen Dank für die Frage. Der Schlauchmagen (Sleeve gastrectomy) findet international großes Interesse. In den USA, in Spanien, in der Schweiz und auch in unserer Klinik wurde das Verfahren als Zweit-Schritt-Therapie bei Super-Adipösen eingesetzt, um das Risiko für einen definitiven Eingriff zu senken. Im letzten Jahr begannen auch einzelne Chirurgen dieses verfahren als "Einzeltherapie" bei Adipositas einzusetzen. Hier muß jedoch gesagt werden, daß neben vielen Vorteilen auch zu bedenken ist:

      es ist unumkehrbar (90 % des Magens sind für immer weg)
      alle restriktiven Verfahren zeigen eine Tendenz zum Gewichtsanstieg nach einigen Jahren. Wir haben die längsten Follow-up von 75 Monaten nun als Einzelverfahren, weil die Patienten sich aufgrund des guten Gewichtsverlustes nicht zum zweiten Schritt entscheiden wollten. Die Tendenz zum Gewichtsanstieg beginnt nach 3 -4 Jahren.
      Es gibt keine Langzeitergebnisse, weshalb auch US Versicherungen den Eingriff nicht übernehmen. Die Zahl von 20 % Sleeve Gastrektomien in den USA stimmt nicht; es handelt sich ausschließlich um den Kreis der Selbstzahler. Alle Publikationen sind Kurzzeitergebnisse von 1 bis maximal 3 Jahren.Wir haben gerade eine Studie mit 5 Jahresergebnissen bei OBESITY SURGERY eingereicht.
      Es ist nicht ungefährlich, wie jüngst ein junger Autor aus Heidelberg schreibt. Internationale Spitzenchirurgen haben eine Letalität (Sterblichkeit) bis 3,8 % berichtet.
      "Süssesser" können weiter Eiskreme essen und bleiben nach 4-9 Monaten im gewicht stehen, steigen gar wieder an (im Gegensatz zum Bypass)
      Undichtigkeiten der Klammernahtreihen und Blutungen sind gefährliche Komplikationen, die beim band nicht auftreten.

      Mein Fazit:

      Ich denke, daß der Schlauchmagen eine Zukunft hat und breiter zur Anwendung kommen wird.
      Er ist kein Idealverfahren, denn das gibt es nicht.
      Für Süssesser ungeeignet.
      Der Magenschlauch muß sehr gut gemacht werden und das ist nicht einfach oder gar simple, wie manche Chirurgen glauben. Die meisten Videos und Rö-Bilder von Patienten, die ich inzwischen aus Deutschland gesehen habe sagen mir, die Magenschläuche sind viel zu groß. Die Patienten müssen letztendlich reoperiert werden, wie eine erste Serie einer Uni-Klinik gezeigt hat.
      Ideal ist das Verfahren für Patienten, z.B. die später wieder eine Medikation zur Blutverdünnung brauchen, Mb. Crohn haben usw. (steht alles in meinem letzten Buch: "Adiposiatschirurgie - Indikationen und ...", UNIMED-Verlag).
      Alle Patienten müssen darüber aufgeklärt werden, daß sie möglicherweise später noch eine andere Operation brauchen.


      Mit freundlichen Grüßen
      Prof. Dr. R. Weiner
      Chefarzt Krankenhaus Sachsenhausen


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    • Sehr geehrte Frau Gerbing,

      Ihre Fragen beantworte ich wie folgt:

      der Schlauchmagen wird das Magenband nicht ablösen sondern stellt eine weitere Möglichkeit der Adipositaschirurgie dar.
      der Schlauchmagen ist ebenfalls eine rein restriktive Methode, aber irreversibel. Vorteile sind die Vermeidung der typischen Bandkomplikationen. Es ist ebenfalls ein einfaches und komplikationsarmes OP-Verfahren.
      es gelten die gleichen Ausschlusskriterien wie fürs Magenband.
      Ist der Schlauchmagen als erster Schritt zur BPD geplant sollte dies mit der Krankenkasse besprochen werden (Risikominimierung) und die Kostenübernahme von vorneherein geklärt werden.
      der Nachteil des Schlauchmagens ist, dass es momentan keine zuverlässige mittelfristige- und Langzeit-Ergebnisse gibt. Es scheint sich jedoch anzudeuten, dass es nach einem deutlichen initialen Gewichtsverlust bald wieder zu einer Gewichtszunahme kommt. Es ist daher zu bezweifeln, dass es sich um ein langfristig effektives Verfahren handelt

      Mit freundlichen Grüßen
      G. Meyer



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    • Liebe Frau Gerbing,
      zu Ihren Fragen:

      Löst der Schlauchmagen mehr oder weniger das Magenband ab?
      Mi: Nein es ist eine eigenstaendige bariatrische Operation mit Vor-und Nachteilen.

      Welche besonderen Vorteile hat der Schlauchmagen gegenüber dem Magenband?
      Mi: Der Appettit ist bei etwa 50 % der Patienten auch nach 3 Jahren noch verschwunden. Es ist kein Fremdkoerper implantiert. Der Gewichtsverlust ist auch nach 3 Jahren noch etwas besser als beim Magenband (statistisch gesehen).

      Für wen ist der Schlauchmagen nicht geeignet?
      Patienten mit Essstoerungen sollten sorgfaeltig ausgewaehlt werden da mit dem Schlauchmagen auch Schokolade und fluessige Speisen (hochkalorisch) noch sehr gut vertragen werden.

      Wird der Schlauchmagen als "Vorstufe" zum BPD operiert, wer kommt dann für die zweite OP auf?
      Fuer etwa 50% ist der Schlauchmagen eine Vorstufe zu BPD- und Magenbypass-OP.

      Muss dazu erneut ein Antrag an die Krankenkasse gestellt werden?
      Ja, ein neuer Antrag muss gestellt werden.

      Wie sind dann die Erfolgsaussichten?
      Abhaengig von der Versicherung - in Oesterreich ist dies Ueblicherweise kein Problem, da ja Adipositas eine Krankheit darstellt welche konservativ kaum erfolgreich zu behandeln ist.

      Wo sehen Sie evtl. einen Nachteil beim Schlauchmagen?
      Die Magenresektion! Es koennen auch Mangelerscheinungen auftreten, viele Hormone werden im Magen gebildet von denen wir noch nicht viel wissen. Bei 50% der PatientInnen kommt es wieder zur Gewichtszunahme (20% beim Magenband) welche einen weiteren chirurgischen Eingriff benoetigen. Die Nahrungsaufnahme ist nicht steuerbar. Bei etwa 10% kommt es zu Refluxsymptomen (Aufstossen von Magenfluessigkeit).

      Beste Gruesse
      Miller


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