Darmkrebsgefahr und OP

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  • Darmkrebsgefahr und OP

    Guten Tag,

    Darmkrebs ist eine Erbkrankheit in meiner Familie. Alle erkrankten Verwandten (alle neigten zu Übergewicht) väterlicherseits sind inzwischen daran verstorben, lediglich mein Vater hat überlebt, da der Krebs rechtzeitig erkannt wurde.

    Kann eine OP (Schlauchmagen oder Bypass) eher negative Folgen auf die Entwicklung dieser Erkrankung haben oder ist die OP und die darauf folgende Gewichtsabnahme eher positiv einzuordnen?

    Viele Grüße
    Amun
  • Die Erblichkeit von Karzinomen wird gemeinhin immer postuliert, nur für eine begrenzte Anzahl von Tumoren ist bsiher ein genetischer Nachweis dieser Vererbung möglich. Mir sind keine Daten bekannt, die wissenschaftlich korrekt einen Zusammenhang zwischen einer Adipositas-OP und Krebsentstehung be- oder widerlegen.

    Mit freundlichen Grüßen
    PD Dr. med. T. Horbach
    Adipositaszentrum Erlangen-Schwabach
  • Bisher ist keine Untersuchungen bekannt die Darmkrebs bei Adipositaschirurgie foerdert - bekannt ist, dass das Krebsrisiko innerhalb von 5 Jahren nach der Operation sinkt (nicht steigt) - Publikation von Christou bei ueber 5000 Patienten (Canadische Studie)
    Beste Gruesse
    Miller, Hallein
  • Liebe Forumsmitglieder,

    Darmkrebs tritt am häufigsten zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf. Bei erblich bedingten Ursachen rechnet man mit einem früheren Auftreten des Krebses von mindestens 10 Jahren. In einigen Formen muss sogar schon sehr frühzeitig (ab dem 20. Lebensjahr) mit entsprechenden Kontrollen begonnen werden.
    In der Regel geht die Krebsentstehung mit einer Polypenbildung der Darmschleimhaut einher, in dem sich bei entsprechender Größenzunahme aus einer zunächst gutartigen Zellwucherung eine bösartige entwickeln kann. Daher ist, egal ob mit oder ohne Adipositas oder Bypass, eine regelmässige Dickdarmspiegelung ab dem 50. Lebensjahr schon prophylaktisch zu empfehlen und wird auch von den Kassen übernommen. Kleine Polypen können hierbei direkt entdeckt und auch abgetragen werden. Eine bessere Verhinderung der Krebsentstehung gibt es nicht. Liegen tatsächlich Hinweise auf eine erbliche Form des Darmkrebses vor, müssen Sie mit ihrem Hausarzt überlegen, ob eine frühere Darmspiegelung nicht sinnvoll ist. Und das sollte völlig unabhängig von der Adipositas bestehen.

    Es gibt zwar einige Literaturhinweise, dass auch bei der Adipositas das Darmkrebsrisko etwas erhöht sein soll. Ob es sich hierbei sich bei diesen Zahlen nicht in erster Linie um ernährungsbedingte Faktoren handelt lässt sich nicht sauber abgrenzen. Diese haben meiner Meinung wahrscheinlich sogar den entscheidenderen Einfluss. Die Beeinflussung des Krebsrisikos bleibt aber so gering, dass diese Überlegung keinen Einfluss auf die sog. Indikation, d.h. Entscheidung, für einen Bypass oder ein Magenband eingehen sollte.

    MIt besten Grüssen

    PD Dr. med. J. Jonas
    Chefarzt der
    Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
    St. Marienkrankenhaus
    Richard-Wagner-Str. 14
    60318 Frankfurt
  • Hallo Frau Gerbing,
    Übergewicht verstärkt leider die Neigung zu Krebserkrankungen zusätzlich. Mit der Gewichtsreduktion könnte also auch die Gefahr an Krebs zu erkranken vermindert werden. Ich würde im u.g. Fall allerdings zu einem
    Schlauchmagen raten, da durch einen Bypass endoskopische Kontrollen der Oberbauchogane unmöglich werden.
    Viele Grüße
    Reinhard Rüttger
    Klinikum Fulda
  • Hiermit möchte ich gerne zu der gestellten Frage Stellung beziehen. Wenn ich die Fakten richtig verstanden habe, ist ihr Vater durch eine Dickdarmoperation vom Darmkrebs geheilt und hat gleichtzeitg erhebliches Übergewicht.
    Heutzutage ist es gesichtert, dass Übergewicht und Darmkrebs gehäuft gemeinsam vorkommt. Eine Normalisierung des Gewichtes hat, bezüglich des Darmkrebsrisiko einen günstigen Effekt. Ist man aber schon an Darmkrebs erkrankt, muss mit der Therapie der Adipositas 5 Jahre gewartet werden. Erst dann kann ein Eingriff zur Behandlung der Adipositas erfolgen. Weiterhin muss bei einer familiären Häufung von Darmkrebs aber eine genetische Komponente abgeklärt werden. Hierzu ist die Untersuchung in einem humangenetischen Institut sinnvoll.

    Dr. Loermann
    St. Franziskus Hospital Lohne
  • Sehr geehrte Frau Gerbing,

    Zusammenhang zwischen Darmkrebs, Übergewicht bzw. Operation des Übergewichtes mit Schlauchmagen oder Bypass

    In den Schreiben wird erwähnt, daß die Darmkrebserkrankung als Erbkrankheit in der Familie vorläge.
    Hier stellt sich die Frage, ob eine wirkliche erbliche Erkrankung vorliegt, hierfür wäre im Vorfeld eine genetische Untersuchung erfolgt, oder ob es lediglich ein gehäuftes Auftreten dieser Erkrankung in der Familie mit einem sicherlich statistisch erhöhtem Risiko für eine Neuerkrankung vorliegt.

    In der Literaturdurchsicht besteht sehr wohl ein Zusammenhang im Auftreten extremer Adipositas und Karzinomen. Calle et al hat in einer 16 Jahre andauernden Studie 900.000 Amerikaner prospektiv untersucht.
    Hier konnte für Menschen mit einem BMI über 40 kg /(m)² eine deutlich erhöhte Todesrate an Karzinomen (52% erhöht für Männer, 62% erhöht für Frauen( festgestellt werden. Betroffen hiervon sind sämtliche Karzinome des gastrointestinalen Traktes, insbesondere aber auch des Dick- und Enddarmes.

    Anhand dieser Arbeit kann also eine Korrelation zwischen extremen Übergewicht und dem Auftreten von bösartigen Erkrankungen gezogen werden.

    In der aktuelle Literatur bestehen keine Hinweise darauf, dass bariatrische Operationen, insbesondere die angegebene Schlauchmagen oder Bypass-Operation einen negativen Erfolg auf die Entwicklung dieser Erkrankung haben.
    Ob die Operationen jedoch einen positiven Effekt haben ist nur durch langfristge Untersuchungen an einer hohen Patientenzahl festzustellen. Daher kann diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich nicht beantwortet werden.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. med. Th. Sonnenberg
    Chefarzt der Chirurgischen Klinik am
    Dominikus-Krankenhaus Düsseldorf-Heerdt.