Seit Herbst gibt es in Lohne eine Selbsthilfegruppe für Adipositas-Patienten / Vielen hilft nur noch die Operation
Lohne (hib) – 50, 70 oder 100 Kilo weniger: Hier purzeln keine Pfunde. Hier hat Abnehmen eine Dimension erreicht, die ein Normalgewichtiger nicht überleben würde. Im Fall der knapp 20 Menschen aber, die sich monatlich im Lohner St.-Franziskus-Hospital treffen, soll es Leben retten. Und das, sagt Dr. Peter Loermann, darf durchaus wörtlich genommen werden.
Dr. Peter Loermann ist Leiter der Allgemein- und Visceralchirurgie in Lohne. Im Herbst hatte er die laut Krankenhaus erste Selbsthilfegruppe für Patienten mit krankhaftem Übergewicht (Adipositas) im Raum Weser-Ems gegründet. Unterstützt hat ihn dabei Ramona Gerbing vom Adipositasverband International.
Wer die zierliche Dame aus dem Frankenland sieht in ihrem sportlichen Outfit, Größe 36, kann sich nicht vorstellen, dass sie Ende der 90er Jahre knapp 120 Kilogramm wog. „Vier oder fünf Semmeln mit Butter und Marmelade zum Frühstück – das war kein Problem für mich“, erzählt die 44-Jährige. Dazu viele Süßigkeiten und deftige Hausmannskost: „Ich habe nicht gegessen. Ich habe gefressen.“
Aus Genuss wurde Gewohnheit, aus Gewohnheit Frust, verstärkt durch unzählige erfolglose Diäten. Ein Bandscheibenvorfall, Kurzatmigkeit, beginnende Arthrose dazu der drohende Diabetes, unter dem schon die Eltern litten: Ramona Gerbings 1,63 Meter großer Körper konnte die eigene Last schließlich nicht mehr tragen. „Eine Bekannte hat mir den Tipp gegeben, sich über Magen-OPs zu informieren.“ Die damals 37-Jährige befolgte den Rat. 2000 ließ sie sich operieren, bekam zunächst ein Band, mit dem der Mageneingang eingeengt wird. Später dann einen Magenbypass, bei dem das Fassungsvermögen des Organs reduziert wird.
„Das alles sind Krücken“, sagt Ramona Gerbing. „Laufen muss man selbst.“ Ohne eine Umstellung der Ess- und Lebensgewohnheiten, ohne eine lebenslange Kontrolle durch einen Arzt hilft die Operation nicht. Die ist für Dr. Peter Loermann bei Betroffenen wie Ramona Gerbing oft der letzte Ausweg. „Wir reden nicht von Menschen, die ein paar Kilo zuviel wiegen. Denen kann mit Sport und einer Ernährungsumstellung geholfen werden“, sagt er. „Wir reden von Kranken mit einen BMI über 40.“ BMI heißt Body-Mass-Index. Berechnet wird er, indem das Gewicht in Kilogramm durch die Größe in Metern zum Quadrat geteilt wird. Normal ist, je nach Alter und Geschlecht, ein Wert von 18,5 bis 25.
Warum Menschen so enorm zunehmen? „Natürlich essen sie zu viel und falsch, bewegen sich zu wenig“, sagt Dr. Loermann. Aber: „Die Genetik macht den Unterschied.“ Keine Ausrede, sondern eine Sucht – ähnlich wie bei einem Alkoholkranken. Dem allerdings zahlen die Kassen die Behandlung. Dem Adipositas-Patienten steht vor der Operation ein langer Weg bevor. „Jeder Fall wird von den Kassen einzeln geprüft“, erklärt Loermann. Egal, wie hoch die Kosten der Folgeerkrankungen der Fettleibigkeit bereits sind: „Diabetes, Gicht, Bluthochdruck, Herzschwäche, Probleme mit den Gelenken, eine hohes Krebsrisiko“, zählt Peter Loermann einige Beispiele auf. Hinzu kommen die psychischen Probleme. „Deshalb ist eine Selbsthilfegruppe wichtig“, sagt Ramona Gerbing. „Wir unterstützen uns nicht nur beim Abnehmen.“
V Kontakt: Ramona Gerbing, Telefon 09872/9569243.
adipositasverband-international.de
Quelle: Oldenburgische Volkszeitung
Lohne (hib) – 50, 70 oder 100 Kilo weniger: Hier purzeln keine Pfunde. Hier hat Abnehmen eine Dimension erreicht, die ein Normalgewichtiger nicht überleben würde. Im Fall der knapp 20 Menschen aber, die sich monatlich im Lohner St.-Franziskus-Hospital treffen, soll es Leben retten. Und das, sagt Dr. Peter Loermann, darf durchaus wörtlich genommen werden.
Dr. Peter Loermann ist Leiter der Allgemein- und Visceralchirurgie in Lohne. Im Herbst hatte er die laut Krankenhaus erste Selbsthilfegruppe für Patienten mit krankhaftem Übergewicht (Adipositas) im Raum Weser-Ems gegründet. Unterstützt hat ihn dabei Ramona Gerbing vom Adipositasverband International.
Wer die zierliche Dame aus dem Frankenland sieht in ihrem sportlichen Outfit, Größe 36, kann sich nicht vorstellen, dass sie Ende der 90er Jahre knapp 120 Kilogramm wog. „Vier oder fünf Semmeln mit Butter und Marmelade zum Frühstück – das war kein Problem für mich“, erzählt die 44-Jährige. Dazu viele Süßigkeiten und deftige Hausmannskost: „Ich habe nicht gegessen. Ich habe gefressen.“
Aus Genuss wurde Gewohnheit, aus Gewohnheit Frust, verstärkt durch unzählige erfolglose Diäten. Ein Bandscheibenvorfall, Kurzatmigkeit, beginnende Arthrose dazu der drohende Diabetes, unter dem schon die Eltern litten: Ramona Gerbings 1,63 Meter großer Körper konnte die eigene Last schließlich nicht mehr tragen. „Eine Bekannte hat mir den Tipp gegeben, sich über Magen-OPs zu informieren.“ Die damals 37-Jährige befolgte den Rat. 2000 ließ sie sich operieren, bekam zunächst ein Band, mit dem der Mageneingang eingeengt wird. Später dann einen Magenbypass, bei dem das Fassungsvermögen des Organs reduziert wird.
„Das alles sind Krücken“, sagt Ramona Gerbing. „Laufen muss man selbst.“ Ohne eine Umstellung der Ess- und Lebensgewohnheiten, ohne eine lebenslange Kontrolle durch einen Arzt hilft die Operation nicht. Die ist für Dr. Peter Loermann bei Betroffenen wie Ramona Gerbing oft der letzte Ausweg. „Wir reden nicht von Menschen, die ein paar Kilo zuviel wiegen. Denen kann mit Sport und einer Ernährungsumstellung geholfen werden“, sagt er. „Wir reden von Kranken mit einen BMI über 40.“ BMI heißt Body-Mass-Index. Berechnet wird er, indem das Gewicht in Kilogramm durch die Größe in Metern zum Quadrat geteilt wird. Normal ist, je nach Alter und Geschlecht, ein Wert von 18,5 bis 25.
Warum Menschen so enorm zunehmen? „Natürlich essen sie zu viel und falsch, bewegen sich zu wenig“, sagt Dr. Loermann. Aber: „Die Genetik macht den Unterschied.“ Keine Ausrede, sondern eine Sucht – ähnlich wie bei einem Alkoholkranken. Dem allerdings zahlen die Kassen die Behandlung. Dem Adipositas-Patienten steht vor der Operation ein langer Weg bevor. „Jeder Fall wird von den Kassen einzeln geprüft“, erklärt Loermann. Egal, wie hoch die Kosten der Folgeerkrankungen der Fettleibigkeit bereits sind: „Diabetes, Gicht, Bluthochdruck, Herzschwäche, Probleme mit den Gelenken, eine hohes Krebsrisiko“, zählt Peter Loermann einige Beispiele auf. Hinzu kommen die psychischen Probleme. „Deshalb ist eine Selbsthilfegruppe wichtig“, sagt Ramona Gerbing. „Wir unterstützen uns nicht nur beim Abnehmen.“
V Kontakt: Ramona Gerbing, Telefon 09872/9569243.
adipositasverband-international.de
Quelle: Oldenburgische Volkszeitung