Aggressionen

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Hallo zusammen!

      Ich hab ´ne Frage an Euch bezüglich folgender eigener Erfahrung:
      Ich bin voll erschrocken darüber, dass in mir echt Aggressionen hochkommen, wenn ich sehe, dass mein Mann ständig isst, das ganze in einem unheimlichen Tempo, Menge (zB nicht ein normales Joghurt, sondern 0,5l + Müsli) und kreuz und quer. Er isst bevor ich uns etwas koche, unmittelbar nachdem wir die Mahlzeit zu uns genommen haben, beim Fernsehen, eigentlich andauernd wenn er in Ruhe ist. Mir fällt bei ihm alles auf, was ich bei mir selbst wahrscheinlich nicht gesehen habe. Vor meine OP wär mir dieses Verhalten nicht aufgefallen. Ich vermute mal, dass ich selbst früher auch nicht anders war, aber im Moment weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll :kopf: . Ich hab´s mal so nebenbei angesprochen und ihn gefragt, ob nur ich den Eindruck habe, dass er mehr isst seit ich operiert bin. Er fand, dass sich sein Essverhalten nicht verändert habe. Ich red mir immer ein, dass ich mein Essverhalten ja ohne OP auch nicht ändern hätte können, aber das wirkt nicht wirklich. Aber nicht nur Aggressionen kommen hoch, sondern auch Ekel. Ich find mich selbst absolut unfair, denn mein Mann hat immer zu mir gestanden und mich wegen meines Gewichts nie kritisiert. Unsere Beziehung ist seit der OP von meiner Seite aus sehr abgekühlt.

      Kennt Ihr dass und wenn ja, wie geht Ihr damit um?

      Herzlichst
      Doro
    • liebe doro,

      oh mein gott, ich erkenn mich in deiner situation so sehr wieder, also ich kann es sehr gut verstehen,
      ich brauch es auch nicht nochmals beschreiben, es ist genau so auch bei mir gewesen, das ende vom
      spiel war das mein mann auf 160 kg war und wir auch eine op durchgeführt haben und seit dem ist alles
      prima, er isst gesünder, bewusster und vor allem langsamer und viiiiiiiiiiiiel weniger. unsere ehe ist wieder
      glücklich. mein mann hat bereits 52 kg abgenommen in nichtmal 5 monaten und hat nun 30 kg weniger
      wie ich, auch eine schwierige situation, aber vor mir steht ja nun mein zweiter schritt, und meinen mann
      geht es gut, einfach nur gut und somit geht es mir auch gut und sehr gut wird es mir nach meinen zweiten
      schritt gehen und bei einer weiteren abnahme.


      ich wünsche dir alles gute! :zwinkert:
      ***********
      lg perle ;)

      Solange es in mir kämpft, ist nichts verloren.
      (Edith Linvers)
      ____________________________________________________________


      _________________________________

      vom antrag bis zur op,vergingen 87 tage... :positiv:

      [Blockierte Grafik: http://www.ketoforum.de/diaet-ticker/pic/weight_loss/82385/.png]
    • Ja, das kenne ich.
      Absolut blöd und unfair und alles, aber ja, mich ekelt WIE und WAS meine Schwestern in sich reinstopfen ... wohlwissend, dass ich ohne Sleeve nicht viel anders gegessen habe! Kenne das auch von meinen vielen Diäten, in Zeiten in denen ich´s packte mich diszipliniert zu ernähren fand ich auch bereits eklig, was die Anderen so verkonsumiert haben. Um dann beim Rückfall in alte Gewohnheiten wieder voll mit dabei zu sein.
      Bei allem "Kopf" einschalten, das Ekelgefühl bleibt. Schon seltsam, wie die Psyche spielt. Vielleicht ist es (bei mir) die grosse Angst irgendwann wieder zuzunehmen, die Sorge alles könnte umsonst gewesen sein, die mich das Essverhalten meiner Schwestern so verdammen lässt?
      Ich weiss es nicht, und hoffe nur, dass es mir (weiterhin) gelingt mir mein "inneres Kopf schütteln" nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Denn auch meine Schwestern haben schon sehr diszipliniert gegessen, während ich gestopft habe. Vielleicht muss ich sie einfach mal fragen, ob es ihnen da mit mir auch so ging ?
      Liebe Grüsse -wanda-
      LG wanda
      Op 03/11 - Größe 174 cm - Maximalgewicht 143 kg - Abnahme über 14 Monate ziemlich konstant.
      : :kaffee10: : Ziel- Lauf - Wunschgewicht erreicht / Halten seit 06/12 - mit "Schwankungen".

      "Humor ist der Knopf, der verhindert, daß der Kragen platzt". Ringelnatz
    • Also ich kenne das nicht.
      Bei mir ist es eher so, das wenn ich es bei jemanden Beobachte, total traurig bin, und MICH wiedererkenne und weiß das ich mal wo war oder vielleicht innerlich noch so bin.
      Vielleicht ist es nicht der ekel vor der Person die Du siehst, sondern sozusagen DEIN SPIEGEL??
      Wieso deine Gefühle abkühlen kann wohl keiner sagen, vielleicht fühlst Du Dich besser und brauchst anerkennung die Du nicht bekommst von Deinem Mann weil ihr schon xxxx sehr lange verheiratet seid?
      Aber Du weißt selber das schimpfen, meckern oder sonstwas negatives nix ändern werden,hätte es bei Dir ja auch nicht!!
      Versuch rauszufinden was es genau ist!

      Alles gute
      Steffi
    • Hi,

      ich kenne das schon, dieses befremdliche Gefühl. Bei mir sind es Bekannte, die so übelst fressen. Ich weiß einerseits, daß es sozusagen ein verspäteter Spiegel ist und erschrecke im Nachhinein vor mir selber.
      Aber das macht es nicht besser. Es ist schrecklich, jemandem beim Fressen und stetigen Zunehmen und verzweifeltem Abnahmeversuch zuzusehen!
      Dann denke ich an die Leute, die mir dabei zusehen mußten und schäme mich nachträglich.
      Andererseits der Spruch von einem der "Fresser" vor ungefähr 20 kg: "Zur Not freß ich mich dann halt richtig fett und laß mich auch operieren."
      Ich merke, wie der innere Abstand zu so jemandem da automatisch wächst.

      Gruß, Cyanita
    • vielleicht hoert es sich bloed an, aber ich hatte mich nach meiner BPD Op von meinem damaligen Partner getrennt. Ich konnte diese staendige "Essenskonfrontation" nicht laenger ertragen. Kaum war der Fruehstueckstisch abgeraeumt kam schon die Frage "was gibt es heute Mittag/Abend zu essen". Es ging mir einfach nur noch auf die Nerven und ich wollte erst mal selber mit "meiner neuen und mir noch selber unbekannten Situation" klar kommen.

      Neuer Partner, neues Glueck... weit gefehlt, auch da gibt es manchmal klare, vielleicht auch etwas haertere Worte mit der Bitte, mich endlich mit dem Essen in Ruhe zu lassen. Mein jetztiger Partner meint es mit der "Essensanfrage" zwar nur gut und versteht noch immer nicht so recht das es mir mit meiner sogenannten Bodybuilder Diaet (BPD'ler wissen von was ich hier spreche) recht gut geht.

      Da hilft nur staendiges kommunizieren, klar und deutlich auszudruecken warum man das staendige Essen des Gegenuebers nicht mehr so toll findet. Aber ob dies jemals von einem Nichtoperierten verstanden wird, mag ich zu bezweifeln.
    • Hallo,

      jetzt muss ich mich auch mal zu diesem Thema melden.
      Denn mir ergeht es auch so wie euch.
      Erst jetzt fällt mir auch, wie viele sich in meinem Familienkreis schrecklich ernähren
      und sinnlos in sich hineinessen. Ganz besonders meine eine Schwester. Da denke ich mir
      immer, sie müsste doch damit aufhören, sie hatte doch das schlechte Vorbild neben sich.
      Und sieht doch, was dabei raus kommt. (Ich meine mich damit)
      Immer wenn ich sie sehe und ich es zulasse, kommt eine Art Aggresion auf und etwas Ekel.
      Ich habe schon ein schlechtes Gewissen deswegen. Ich weiß ja, daß es eine Krankheit ist und in
      meiner Familie leiden einige darunter. Ich muss echt gegen diese negativen Gefühle kämpfen um
      meine Mitmenschen nicht zu verurteilen. Und mir immer wieder sagen: Du warst auch mal so.
      Ich danke Gott dafür, dass ich eine neue Chance für ein neues Leben bekommen habe!
      Sogar bei meiner Tochter geht es mir so, wenn sie wieder mal nen Tag hat, an dem sie alles
      aufisst, was ihr zwischen die Finger kommt. Auch wenn sie dann wieder Tage hat, wo sie nichts
      unnützes ist. (sie ist gerate voll in der Pubertät)
      Ich schäme mich und hasse mich ein bisschen für diese negative Gedanken. Dafür, dass ich manche Menschen
      als unangenehm einstufe, die ich vorher sehr gern hatte. Aber ich kann dies nicht so einfach abstellen,
      aber ich arbeite jeden Tag dran. Keiner hat so was verdient und vor der OP habe ich solche Menschen gehasst.
      Und nun steckt auch so ein kleiner Mensch in mir. ;( :kotz:
      Ich werde weiter kämpfen.
    • @Ascha: glaube, du bist auf einem guten Weg.

      @Doro ... ich seh das jetzt mal ein bisserl ganzheitlicher an ... nicht nur auf das 'Fressen' reduziert:
      Wir müssen uns immer im klaren sein, dass solche Gefühle wie Aggressivität oder Ekel in UNS ausgelöst werden. Der Trigger ist dafür ein Fernsehbild, der Partner oder Geschwister. Irgendetwas, dass wir wahrnehmen und interpretieren.

      Bedeutet: der Partner ist NICHT Schuld an deinen Gefühlen. Er macht im Grund nix falsch - er macht es so wie früher und er macht es ja auch nicht absichtlich (davon gehe ich aus).
      Unsere emotionale Reaktion basiert immer aus Erfahrung von früheren Situationen - also die Interpretation deiner Wahrnehmung.
      Klar, das ist ein echter Spiegel, der dir da tagtäglich vorgehalten wird - mehrfach am Tag. Aber irgendwie musst du mit deinem ehemaligen Spiegelbild auch klar kommen, oder?

      Was sich seit der OP für dich persönlich geändert hat sind die Werte und Bedürfnisse im Leben.
      Jetzt steht eben nicht mehr das gesellige Essen im Fordergrund - sondern die Gesundheit und ein langes Leben. Und wie ein ehemaliger Raucher findet man diese Situation in einem verrauchten Zimmer zu sitzen unerträglich.

      Aber grade weil sich dieses Werte-Konstrukt in DIR geändert hat und dein Partner hat sich nicht geändert ist das Zusammenleben gestört - euch fehlt die selbe Basis, wenn ihr nicht etwas dagegen tut.
      Reden ist jetzt ein absolutes Muss... und wie macht man das?

      Ich bin aus meiner Position absolut froh, dass ich die Gelegenheit hatte bei einem Kommunikationstrainer etwas über Werte, Gefühle, Wahrnehmungen, deren Interpretationen und einer echten Bitte gelernt zu haben. Da mein Partner den selben Kurs gemacht hatte sind wir auf einem gemeinsamen Level.

      Lasst den Kopf nicht hängen und sprecht euch aus. Fang Sätze an mit: "mir ist wichtig, dass...." z.B. dass ich Gesund werde/bleibe und mich gesund ernähren kann.
      Und nicht: Lieber Partner, mir ist wichtig, dass DU DEIN Eßverhalten änderst.

      Wünsch Euch echt, dass es gelingt. Irgendwie werdet ihr einen Kompromiss finden müssen. Zum einen, dass du mit deinem ehemaligen Spiegelbild klar kommst ... wirst ja täglich auf dieses Trauma aus alten Zeiten erinnert - und er: zumindest nicht absichtlich gesundes Essen boykottiert und ihr getrennte Mahlzeiten habt. Eine Lebensqualität muss es für euch beide haben.
      Mehr "über mich" im Profil. Bei Fragen bitte PN. Werde NICHT aktiv im Forum sein!
      Konventionelle Abnahme in 2011/12 von 70kg und leider jetzt Lipödem, Stadium 3.
      Beschwerdenfrei durch erste Liposuktionen.
    • @ alle: :dankeschön: Vielen Dank für eure Antworten, spannend, dass es doch einige gibt, denen es ähnlich geht. Eine Trennung kommt mir nicht in den Sinn, wir haben schon viel härtere Zeiten durchgestanden. Es ist halt für mich befremdlich, dass ich so reagiere. War bis jetzt immer das Verständnis in Person, zumindest was andere anbelangt ...

      @MirandaGirl: Danke für deine Sichtweise, regt mich zum Nachdenken an (nicht dass ich das vorher nicht getan hab :-)) aber deine Zeilen haben mir schon eine neue Perspektive aufgezeigt...

      Herzlichst Doro
      :sitzampc: