Bei Obstipation (Verstopfung, Darmträgheit) ist die Darmentleerung erschwert, unvollständig, oder sie erfolgt zu selten. Mehr zu den Ursachen und was hilft.
Wann liegt überhaupt eine Verstopfung vor?
Die Häufigkeit der Darmentleerung schwankt von Mensch zu Mensch. Ein Richtwert ist eine Frequenz von mindestens dreimal pro Woche – so verhält es sich jedenfalls bei den meisten. Von einer Verstopfung ist auszugehen, wenn der Darm mindestens drei Monate lang weniger als dreimal pro Woche entleert wird und der Stuhl dabei meist zu fest ist. Außerdem müssen mindestens zwei weitere Kriterien erfüllt sein. So erfordert die Diagnose Obstipation, dass ständig starker Pressdruck aufgebracht werden muss und dass ein Gefühl der unvollständigen Entleerung oder der Blockierung am Darmausgang vorhanden ist. Die Erfahrung, dass auf die (genannte Dreimonats-) Dauer nur Abführmittel zum gewünschten Erfolg führen, ist oft Teil des meist chronischen Problems. Ärzte beschreiben ansonsten eine Obstipation noch mit detaillierteren Kriterien.
Von dieser chronischen Darmträgheit wird die akute Obstipation unterschieden. Streikt der Darm plötzlich, so reicht das Spektrum von harmlosen Schwankungen wie bei der oben beschriebenen situativen Verstopfung bis zu einer dringlichen Behandlungssituation oder einem Notfall. Dabei kann es sich um eine funktionelle Darmlähmung oder einen mechanischen Darmverschluss handeln (siehe unten).
Viele Menschen haben den Eindruck, verstopft zu sein. Durch einen trägen Darm fühlt sich mehr als ein Drittel der Bevölkerung belastet, Frauen wesentlich häufiger als Männer. Angesichts des mit dem Problem verbundenen Unbehagens sind Abführmittel natürlich willkommen. Die vorübergehende Einnahme kann auch durchaus sinnvoll sein. Auf Dauer aber reagiert der Darm kontraproduktiv: Seine Ansprechbarkeit auf Füllungsreize lässt nach, zudem kann es zum Kaliummangel kommen (siehe 1.4). Das provoziert erneut eine Verstopfung. Ärzte nennen sie Pseudoobstipation, weil sie sich erst durch den Abführmittelmissbrauch (Laxanzienabusus) entwickelt. Besser wäre es, den Versuch zu machen, ohne Abführmittel auszukommen und den Lebensstil darmfreundlicher zu gestalten (vgl. 1.1 und Abschnitt „Therapie“). Ob überbrückend andere Maßnahmen notwendig sind, um den Darm auf Trab zu bringen, entscheidet am besten der Arzt.
Eine Regel lautet: Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, die sich nicht binnen kurzem von selbst wieder legen, müssen immer abgeklärt werden. Dies im Blick, wird der Arzt bei ungewohnter Verstopfung prüfen, ob weitere Untersuchungen beim Gastroenterologen, also einem Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen, ratsam sind. Er wird sie auf jeden Fall veranlassen, wenn sie sich aufgrund der Beschwerden und ersten Untersuchungsbefunde als notwendig erweisen.
Dass extreme Verstopfung zu einem kompletten Stuhlverhalt durch blockierende Kotballen (Fachbegriff: Koprostase) führt, ist bei sonst gesunden Menschen eher selten der Fall. Entsprechende Ängste sind also in der Regel unbegründet, ebenso Ängste vor einer „Vergiftung“ des Körpers.
Diagnose
Die Untersuchung beginnt mit dem Gespräch über die Beschwerden. Eine der wichtigsten Fragen lautet, wie lange die Verstopfung schon besteht (siehe die oben genannten Kriterien zur Definition der Verstopfung). Denn es gibt auch angeborene Störungen der Darmtätigkeit. Außerdem interessiert den untersuchenden Arzt, ob weitere Auffäligkeiten vorliegen. Das können zum Beispiel eine wechselhafte Stuhlbeschaffenheit und -frequenz, Auflagerungen, zum Beispiel Schleim oder Blut im Stuhl oder am After, oder Farbveränderungen sein. Der Arzt muss auch wissen, ob in letzter Zeit Bauchschmerzen, stärkere Blähungen oder gar eine Überblähung, die sich nicht mehr richtig löst, aufgetreten sind. Hat(te) der Betroffene Fieber, eine Infektionskrankheit, hat er oder sie an Gewicht verloren oder zugelegt, wie steht es mit dem Appetit? Gibt es andere Krankheiten oder Beschwerden, beispielsweise Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenprobleme, eine Erkrankung der Gallenblase oder anderer Oberbauchorgane?
Zur körperlichen Untersuchung durch den Arzt gehört bei Obstipation immer die rektal-digitale Austastung, also die Tastuntersuchung des Enddarmes mit dem Finger. Die apparative Diagnostik reicht von Laboranalysen über eine Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane und einer anteiligen oder kompletten Darmspiegelung mit Gewebeentnahme über bildgebende Verfahren wie Computer- und Magnetresonanztomografie bis zu sehr speziellen technischen Prozeduren. Eine solche ist zum Beispiel die Messung der Transitzeit, die zur Diagnose bestimmmter Verstopfungsformen beiträgt (siehe Punkt 3). Außerdem kann es nötig sein, Ärzte verschiedener Fachrichtungen zu Rate zu ziehen, von der Proktologie (Fachkunde für Enddarmerkrankungen) oder Urologie über die Gynäkologie (Frauenheilkunde) bis zum Nervenarzt (Neurologe).
Ursachen
Der menschliche Darm ist im Durchschnitt acht Meter lang. Er besteht aus dem Dünndarm und dem Dickdarm. Dieser setzt sich aus dem Blinddarm, dem Grimmdarm (Kolon) und dem Enddarm zusammen. Zum Enddarm gehören der Mastdarm (Rektum) und der eigentliche Darmauslass mit seiner Schließmuskelkonstruktion (After, Anus oder Analkanal, auch Kontinenzorgan genannt). Die Auskleidung des Analkanals entspricht feingeweblich Übergängen von der äußeren Haut zur inneren Darmscheimhaut. Während der innere Schließmuskel nicht willkürlich beeinflussbar ist, unterliegt der äußere der bewussten Kontrolle. Wenn von Verstopfung die Rede ist, so bezieht sich dies entweder auf eine veränderte oder behinderte Kolonpassage des Darminhalts, die normalerweise durch ergiebige Pump- beziehungsweise Durchwalkbewegungen (Peristaltik) der Darmmuskulatur zustande kommt, oder auf Entleerungsstörungen.
Somit wird die chronische Verstopfung in drei Gruppen eingeteilt:
- Funktionelle Ursachen (1)
- Entleerungsstörungen im Bereich des Enddarms /Afters (anorektale Verstopfung oder Outlet-Obstipation) (2)
- Langsamer Transport (Slow-Transit-Obstipation) (3)
- Normal-Transit-Obstipation: Reizdarmsyndrom vom Verstopfungstyp (4)
1. Funktionelle Verstopfung
1.1 Gewohnheitsmäßige (habituelle) Verstopfung beruht auf Lebens- und Arbeitsgewohnheiten, die einer geregelten Darmtätigkeit zuwiderlaufen. Bei einer Ernährung, die arm an Ballaststoffen ist, und bei unzureichenden Trinkmengen (Achtung: Flüssigkeitsverluste auch durch Schwitzen berücksichtigen!) ist das Stuhlvolumen zu gering. Dann wird die Darmwand zu wenig gedehnt und damit kaum noch zum Vorwärtsbewegen des Inhalts gereizt. Bei entsprechend sinkender Entleerungsrate nimmt die Darmwand aus der stehenden Füllung mehr Flüssigkeit auf – ein Teufelskreis entsteht. Bewegungsmangel, ständiges Aufschieben des Stuhlgangs und Stress sind weitere darmunfreundliche Angewohnheiten oder Umstände.
Auch Menschen, die beruflich wechselnden Tag-Nacht-Rhythmen ausgesetzt sind, klagen sehr häufig über Verstopfung: Ob es rastlos durch die Welt jettende Langstreckenreisende sind oder Angehörige von Pflegediensten, die nächtelang Schichtarbeit leisten – sie und viele andere Berufsgruppen leben mit dem situationsbedingten Übel über Jahre.
Situationsbedingt oder situativ ist auch die Verstopfung bei vorübergehender Bettlägerigkeit und /oder Fieber (siehe Bewegungs- und Flüssigkeitsmangel, 1.1). Eine schon bestehende Verstopfung wird durch Krankheiten, die den Betroffenen ans Bett fesseln und allgemein schwächen, häufig verschlimmert.
Selbsthilfe: Ohne spezielle Therapie lässt sich alles dies oft durch eine Umstellung des Lebensstils ändern. Pro Tag sollte man 30 Gramm Ballaststoffe zusammen mit bis zu zwei oder drei Liter Flüssigkeit aufnehmen, falls dem medizinisch nichts entgegensteht. Das Ballaststoff-Soll entspricht zum Beispiel fünf Portionen Obst oder Gemüse einschließlich Hülsenfrüchten, falls sie vertragen werden. Vollkorn-Müsli und andere Nahrungsmittel aus vollem Korn, Trockenfrüchte und Beerenobst dürfen miteingerechnet werden. Ballaststoffe erhöhen zusammen mit der aufgenommenen Flüssigkeit das Stuhlvolumen und beschleunigen so die Darmpassage. Sie sollen auch dazu beitragen können, das Risiko für Krebserkrankungen zu senken, zum Beispiel für Brustkrebs. Beim Darmkrebs ist das nicht so klar. Zumindest punktet aber regelmäßige körperliche Bewegung auch bei der Vorbeugung verschiedener Krebskrankheiten wie etwa Dickdarmkrebs oder Brustkrebs. Für die Ballaststoffe spricht außerdem, dass sie zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes beitragen. Wer mit dem Rauchen aufhört, erweist sich und seiner Gesundheit auf jeden Fall einen guten Dienst. Was die anfängliche Neigung zur Verstopfung angeht, so können die genannten Ratschläge auch hier über den Berg helfen. Dass Genussmittel wie Koffein den Darm anregen können, während Schokolade oder Kakao ihn bremsen, ist allgemein bekannt. Alles, was verstopfend wirkt, beispielsweise auch Weißbrot, ist bei Neigung zu Verstopfung natürlich tabu.
Zeigt die Umstellung des Lebensstiles einschließlich zusätzlicher Aufnahme von Ballaststoffen und eines Abführmittels nach ärztlicher Weisung keine Wirkung oder liegen keine habituellen Faktoren und auch nachweislich keine fassbaren organischen Ursachen für die Verstopfung vor, könnte eine chronische Verstopfung im Sinne des zu langsamen Transportes (slow-transit-obstipation, 3) oder ein Reizdarmsyndrom (4) vorliegen.
1.2 Nervensystem und Psyche
Damit der hochempfindliche Darm gut funktioniert, bedarf es eines ungestörten Zusammenspiels zwischen Darm, Nerven und Gehirn. Da es zudem vielfältige Verschaltungen mit psychischen Instanzen im Gehirn gibt, ist es eigentlich gut vorstellbar, dass das System in vielfältiger Weise störanfällig ist. Ob es Krankheiten der Nerven, des Gehirns oder der Psyche sind: Sie alle können nicht zuletzt auch den Darm lähmen. Die Ursachen reichen von Schädigungen peripherer Nerven (Neuropathien, siehe zum Beispiel Diabetes, 1.4) über Rückenmarkserkrankungen oder -schädigungen bis zu Krankheiten des Gehirns, etwa Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Durchblutungsstörungen, Demenzerkrankungen oder Tumoren. Depressionen oder Ess-Störungen wie die Anorexia nervosa fallen ebenfalls in diese Kategorie.
1.3 Hormonelle Veränderungen
Was hat schon die Schilddrüse mit dem Darm „am Hut“? Eine ganze Menge. Es gibt kaum eine Zelle, die nicht von den Schilddrüsenhormonen beeinflusst würde. Dementsprechend kann eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) mit zahlreichen anderen Krankheiten verwechselt werden. Viele Körpervorgänge, so auch der Darm, arbeiten nun bestenfalls im Schneckentempo, da die Nervenfasern extrem langsam schalten. Die lange Leitung im Darm kann zu starker Verstopfung, schlimmstenfalls zur Darmlähmung führen. Ein sogenanntes Megakolon, also ein massiv aufgeblähter Darm, ist lebensbedrohlich, allerdings eine eher seltene Komplikation der Schilddrüsenunterfunktion. Unter anderem können auch geistige Antriebsarmut, eine sehr trockene Haut und starke Kältempfindlichkeit auf die „Ebbe“ bei den Schilddrüsenhormonen hinweisen.
Bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus) beeinträchtigt ein erhöhter Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie) die Signalübertragung vom Nerv zum Muskel. Dies gilt auch für die Darmmuskulatur. Die Betroffenen neigen neben Verstopfung unter anderem zu Durst, Nierensteinen, Übelkeit, rascher Ermüdbarkeit, Depressionen, Verwirrtheit. Schlimmstenfalls droht ein Koma. Für die Hormonstörung gibt es wiederum zahlreiche Ursachen. So kann eine Hyperkalzämie zum Beispiel bei Überdosierung von Vitamin D und anderen arzneilich wirksamen Substanzen oder Medikamenten, ferner bei der Sarkoidose und Knochenerkrankungen (auch Tumoren oder Metastasen) vorkommen.
In der Schwangerschaft, die ja keine Krankheit, sondern eine natürliche Veränderung im Körper der Frau ist, kommt es sehr häufig zur Verstopfung. Einerseits wird der Darm durch den Einfluss steigender Spiegel der Östrogene und Gestagene (weibliche Geschlechtshormone) immer träger, andererseits wird sein Spielraum durch den heranreifenden Embryo und die sich vergrößernde Gebärmutter zunehmend enger. Am besten helfen ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, Bewegung und gesunde, faserreiche Ernährung (als Neueinsteigerin bei den Ballststoffen langsam damit beginnen).
Wann liegt überhaupt eine Verstopfung vor?
Die Häufigkeit der Darmentleerung schwankt von Mensch zu Mensch. Ein Richtwert ist eine Frequenz von mindestens dreimal pro Woche – so verhält es sich jedenfalls bei den meisten. Von einer Verstopfung ist auszugehen, wenn der Darm mindestens drei Monate lang weniger als dreimal pro Woche entleert wird und der Stuhl dabei meist zu fest ist. Außerdem müssen mindestens zwei weitere Kriterien erfüllt sein. So erfordert die Diagnose Obstipation, dass ständig starker Pressdruck aufgebracht werden muss und dass ein Gefühl der unvollständigen Entleerung oder der Blockierung am Darmausgang vorhanden ist. Die Erfahrung, dass auf die (genannte Dreimonats-) Dauer nur Abführmittel zum gewünschten Erfolg führen, ist oft Teil des meist chronischen Problems. Ärzte beschreiben ansonsten eine Obstipation noch mit detaillierteren Kriterien.
Von dieser chronischen Darmträgheit wird die akute Obstipation unterschieden. Streikt der Darm plötzlich, so reicht das Spektrum von harmlosen Schwankungen wie bei der oben beschriebenen situativen Verstopfung bis zu einer dringlichen Behandlungssituation oder einem Notfall. Dabei kann es sich um eine funktionelle Darmlähmung oder einen mechanischen Darmverschluss handeln (siehe unten).
Viele Menschen haben den Eindruck, verstopft zu sein. Durch einen trägen Darm fühlt sich mehr als ein Drittel der Bevölkerung belastet, Frauen wesentlich häufiger als Männer. Angesichts des mit dem Problem verbundenen Unbehagens sind Abführmittel natürlich willkommen. Die vorübergehende Einnahme kann auch durchaus sinnvoll sein. Auf Dauer aber reagiert der Darm kontraproduktiv: Seine Ansprechbarkeit auf Füllungsreize lässt nach, zudem kann es zum Kaliummangel kommen (siehe 1.4). Das provoziert erneut eine Verstopfung. Ärzte nennen sie Pseudoobstipation, weil sie sich erst durch den Abführmittelmissbrauch (Laxanzienabusus) entwickelt. Besser wäre es, den Versuch zu machen, ohne Abführmittel auszukommen und den Lebensstil darmfreundlicher zu gestalten (vgl. 1.1 und Abschnitt „Therapie“). Ob überbrückend andere Maßnahmen notwendig sind, um den Darm auf Trab zu bringen, entscheidet am besten der Arzt.
Eine Regel lautet: Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, die sich nicht binnen kurzem von selbst wieder legen, müssen immer abgeklärt werden. Dies im Blick, wird der Arzt bei ungewohnter Verstopfung prüfen, ob weitere Untersuchungen beim Gastroenterologen, also einem Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen, ratsam sind. Er wird sie auf jeden Fall veranlassen, wenn sie sich aufgrund der Beschwerden und ersten Untersuchungsbefunde als notwendig erweisen.
Dass extreme Verstopfung zu einem kompletten Stuhlverhalt durch blockierende Kotballen (Fachbegriff: Koprostase) führt, ist bei sonst gesunden Menschen eher selten der Fall. Entsprechende Ängste sind also in der Regel unbegründet, ebenso Ängste vor einer „Vergiftung“ des Körpers.
Diagnose
Die Untersuchung beginnt mit dem Gespräch über die Beschwerden. Eine der wichtigsten Fragen lautet, wie lange die Verstopfung schon besteht (siehe die oben genannten Kriterien zur Definition der Verstopfung). Denn es gibt auch angeborene Störungen der Darmtätigkeit. Außerdem interessiert den untersuchenden Arzt, ob weitere Auffäligkeiten vorliegen. Das können zum Beispiel eine wechselhafte Stuhlbeschaffenheit und -frequenz, Auflagerungen, zum Beispiel Schleim oder Blut im Stuhl oder am After, oder Farbveränderungen sein. Der Arzt muss auch wissen, ob in letzter Zeit Bauchschmerzen, stärkere Blähungen oder gar eine Überblähung, die sich nicht mehr richtig löst, aufgetreten sind. Hat(te) der Betroffene Fieber, eine Infektionskrankheit, hat er oder sie an Gewicht verloren oder zugelegt, wie steht es mit dem Appetit? Gibt es andere Krankheiten oder Beschwerden, beispielsweise Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenprobleme, eine Erkrankung der Gallenblase oder anderer Oberbauchorgane?
Zur körperlichen Untersuchung durch den Arzt gehört bei Obstipation immer die rektal-digitale Austastung, also die Tastuntersuchung des Enddarmes mit dem Finger. Die apparative Diagnostik reicht von Laboranalysen über eine Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane und einer anteiligen oder kompletten Darmspiegelung mit Gewebeentnahme über bildgebende Verfahren wie Computer- und Magnetresonanztomografie bis zu sehr speziellen technischen Prozeduren. Eine solche ist zum Beispiel die Messung der Transitzeit, die zur Diagnose bestimmmter Verstopfungsformen beiträgt (siehe Punkt 3). Außerdem kann es nötig sein, Ärzte verschiedener Fachrichtungen zu Rate zu ziehen, von der Proktologie (Fachkunde für Enddarmerkrankungen) oder Urologie über die Gynäkologie (Frauenheilkunde) bis zum Nervenarzt (Neurologe).
Ursachen
Der menschliche Darm ist im Durchschnitt acht Meter lang. Er besteht aus dem Dünndarm und dem Dickdarm. Dieser setzt sich aus dem Blinddarm, dem Grimmdarm (Kolon) und dem Enddarm zusammen. Zum Enddarm gehören der Mastdarm (Rektum) und der eigentliche Darmauslass mit seiner Schließmuskelkonstruktion (After, Anus oder Analkanal, auch Kontinenzorgan genannt). Die Auskleidung des Analkanals entspricht feingeweblich Übergängen von der äußeren Haut zur inneren Darmscheimhaut. Während der innere Schließmuskel nicht willkürlich beeinflussbar ist, unterliegt der äußere der bewussten Kontrolle. Wenn von Verstopfung die Rede ist, so bezieht sich dies entweder auf eine veränderte oder behinderte Kolonpassage des Darminhalts, die normalerweise durch ergiebige Pump- beziehungsweise Durchwalkbewegungen (Peristaltik) der Darmmuskulatur zustande kommt, oder auf Entleerungsstörungen.
Somit wird die chronische Verstopfung in drei Gruppen eingeteilt:
- Funktionelle Ursachen (1)
- Entleerungsstörungen im Bereich des Enddarms /Afters (anorektale Verstopfung oder Outlet-Obstipation) (2)
- Langsamer Transport (Slow-Transit-Obstipation) (3)
- Normal-Transit-Obstipation: Reizdarmsyndrom vom Verstopfungstyp (4)
1. Funktionelle Verstopfung
1.1 Gewohnheitsmäßige (habituelle) Verstopfung beruht auf Lebens- und Arbeitsgewohnheiten, die einer geregelten Darmtätigkeit zuwiderlaufen. Bei einer Ernährung, die arm an Ballaststoffen ist, und bei unzureichenden Trinkmengen (Achtung: Flüssigkeitsverluste auch durch Schwitzen berücksichtigen!) ist das Stuhlvolumen zu gering. Dann wird die Darmwand zu wenig gedehnt und damit kaum noch zum Vorwärtsbewegen des Inhalts gereizt. Bei entsprechend sinkender Entleerungsrate nimmt die Darmwand aus der stehenden Füllung mehr Flüssigkeit auf – ein Teufelskreis entsteht. Bewegungsmangel, ständiges Aufschieben des Stuhlgangs und Stress sind weitere darmunfreundliche Angewohnheiten oder Umstände.
Auch Menschen, die beruflich wechselnden Tag-Nacht-Rhythmen ausgesetzt sind, klagen sehr häufig über Verstopfung: Ob es rastlos durch die Welt jettende Langstreckenreisende sind oder Angehörige von Pflegediensten, die nächtelang Schichtarbeit leisten – sie und viele andere Berufsgruppen leben mit dem situationsbedingten Übel über Jahre.
Situationsbedingt oder situativ ist auch die Verstopfung bei vorübergehender Bettlägerigkeit und /oder Fieber (siehe Bewegungs- und Flüssigkeitsmangel, 1.1). Eine schon bestehende Verstopfung wird durch Krankheiten, die den Betroffenen ans Bett fesseln und allgemein schwächen, häufig verschlimmert.
Selbsthilfe: Ohne spezielle Therapie lässt sich alles dies oft durch eine Umstellung des Lebensstils ändern. Pro Tag sollte man 30 Gramm Ballaststoffe zusammen mit bis zu zwei oder drei Liter Flüssigkeit aufnehmen, falls dem medizinisch nichts entgegensteht. Das Ballaststoff-Soll entspricht zum Beispiel fünf Portionen Obst oder Gemüse einschließlich Hülsenfrüchten, falls sie vertragen werden. Vollkorn-Müsli und andere Nahrungsmittel aus vollem Korn, Trockenfrüchte und Beerenobst dürfen miteingerechnet werden. Ballaststoffe erhöhen zusammen mit der aufgenommenen Flüssigkeit das Stuhlvolumen und beschleunigen so die Darmpassage. Sie sollen auch dazu beitragen können, das Risiko für Krebserkrankungen zu senken, zum Beispiel für Brustkrebs. Beim Darmkrebs ist das nicht so klar. Zumindest punktet aber regelmäßige körperliche Bewegung auch bei der Vorbeugung verschiedener Krebskrankheiten wie etwa Dickdarmkrebs oder Brustkrebs. Für die Ballaststoffe spricht außerdem, dass sie zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes beitragen. Wer mit dem Rauchen aufhört, erweist sich und seiner Gesundheit auf jeden Fall einen guten Dienst. Was die anfängliche Neigung zur Verstopfung angeht, so können die genannten Ratschläge auch hier über den Berg helfen. Dass Genussmittel wie Koffein den Darm anregen können, während Schokolade oder Kakao ihn bremsen, ist allgemein bekannt. Alles, was verstopfend wirkt, beispielsweise auch Weißbrot, ist bei Neigung zu Verstopfung natürlich tabu.
Zeigt die Umstellung des Lebensstiles einschließlich zusätzlicher Aufnahme von Ballaststoffen und eines Abführmittels nach ärztlicher Weisung keine Wirkung oder liegen keine habituellen Faktoren und auch nachweislich keine fassbaren organischen Ursachen für die Verstopfung vor, könnte eine chronische Verstopfung im Sinne des zu langsamen Transportes (slow-transit-obstipation, 3) oder ein Reizdarmsyndrom (4) vorliegen.
1.2 Nervensystem und Psyche
Damit der hochempfindliche Darm gut funktioniert, bedarf es eines ungestörten Zusammenspiels zwischen Darm, Nerven und Gehirn. Da es zudem vielfältige Verschaltungen mit psychischen Instanzen im Gehirn gibt, ist es eigentlich gut vorstellbar, dass das System in vielfältiger Weise störanfällig ist. Ob es Krankheiten der Nerven, des Gehirns oder der Psyche sind: Sie alle können nicht zuletzt auch den Darm lähmen. Die Ursachen reichen von Schädigungen peripherer Nerven (Neuropathien, siehe zum Beispiel Diabetes, 1.4) über Rückenmarkserkrankungen oder -schädigungen bis zu Krankheiten des Gehirns, etwa Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Durchblutungsstörungen, Demenzerkrankungen oder Tumoren. Depressionen oder Ess-Störungen wie die Anorexia nervosa fallen ebenfalls in diese Kategorie.
1.3 Hormonelle Veränderungen
Was hat schon die Schilddrüse mit dem Darm „am Hut“? Eine ganze Menge. Es gibt kaum eine Zelle, die nicht von den Schilddrüsenhormonen beeinflusst würde. Dementsprechend kann eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) mit zahlreichen anderen Krankheiten verwechselt werden. Viele Körpervorgänge, so auch der Darm, arbeiten nun bestenfalls im Schneckentempo, da die Nervenfasern extrem langsam schalten. Die lange Leitung im Darm kann zu starker Verstopfung, schlimmstenfalls zur Darmlähmung führen. Ein sogenanntes Megakolon, also ein massiv aufgeblähter Darm, ist lebensbedrohlich, allerdings eine eher seltene Komplikation der Schilddrüsenunterfunktion. Unter anderem können auch geistige Antriebsarmut, eine sehr trockene Haut und starke Kältempfindlichkeit auf die „Ebbe“ bei den Schilddrüsenhormonen hinweisen.
Bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus) beeinträchtigt ein erhöhter Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie) die Signalübertragung vom Nerv zum Muskel. Dies gilt auch für die Darmmuskulatur. Die Betroffenen neigen neben Verstopfung unter anderem zu Durst, Nierensteinen, Übelkeit, rascher Ermüdbarkeit, Depressionen, Verwirrtheit. Schlimmstenfalls droht ein Koma. Für die Hormonstörung gibt es wiederum zahlreiche Ursachen. So kann eine Hyperkalzämie zum Beispiel bei Überdosierung von Vitamin D und anderen arzneilich wirksamen Substanzen oder Medikamenten, ferner bei der Sarkoidose und Knochenerkrankungen (auch Tumoren oder Metastasen) vorkommen.
In der Schwangerschaft, die ja keine Krankheit, sondern eine natürliche Veränderung im Körper der Frau ist, kommt es sehr häufig zur Verstopfung. Einerseits wird der Darm durch den Einfluss steigender Spiegel der Östrogene und Gestagene (weibliche Geschlechtshormone) immer träger, andererseits wird sein Spielraum durch den heranreifenden Embryo und die sich vergrößernde Gebärmutter zunehmend enger. Am besten helfen ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, Bewegung und gesunde, faserreiche Ernährung (als Neueinsteigerin bei den Ballststoffen langsam damit beginnen).