Guten Morgen Ihr Lieben, ich bin hier seit gestern angemeldet und habe meine Geschichte unter den Neuvorstellungen geschrieben. Ich bewundere euch sehr, was ihr alles in Kauf nehmt, um endlich schlank zu werden. Ich wurde vor 40 Jahren operiert und ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich meine Geschichte hier hinein kopiere.

Ich habe mich hier gerade neu angemeldet. Ich weiss gar nicht, warum ich
hier nich schon längst angemeldet bin. Habe nach Spätfolgen einer
Dünndarmausschaltung gesucht und bin dann hier gelandet. Ich dachte,
vielleicht treffe ich hier auch Leute, die eine solche OP hatten.
Allerdings glaube ich, dass es eher unwahrscheinlich ist, denn meine OP
liegt sage und schreibe 40 Jahre zurück. Ich war die 50igste Patientin
in Deutschland, die mit der Adipositaschirurgie behandelt wurde. Ich
wohne im Norden Niedersachsens und bin in der Uniklinik in Erlangen von
Professor B. Husemann operiert worden. Er war damals Oberarzt bei Prof.
Hegemann in Erlangen.



Wie ihr seht, ich lebe immer noch, obwohl die OP ja total umstritten ist
und schon lange nicht mehr durchgeführt wird. Meine Spätfolgen war eine
steinreiche Gallenblase, und meine Knochen sind nicht die besten. Aber
ich bereue nichts, denn in den 70iger Jahren gab es noch keine Mode für
große Grössen, allerdings auch nicht soviele übergewichtige Menschen.
Ich war damals 17 Jahre alt. Ich wurde gehänselt ohne Ende und eine
Lehrstelle wurde mir versagt mit den Worten, ich solle erst abnehmen, so
könnte man mich nicht gebrauchen.



Wie gesagt, Kleidung gab es nicht zu kaufen, also wurde maßangefertigt.
Als mein Vater über die OP gelesen hat, wurde sie dann in Erlangen
durchgeführt. Ich bin froh, es damals gemacht zu haben. Wenn ich
allerdings von den vielen Spätschäden lese, dann frage ich mich heute
mit 57 Jahren, ob ich heute genauso denken würde. Da kommen mir dann
doch Zweifel.



Ich hoffe, langweile euch nicht mit meinem Geschreibe. Bin gespannt, was ich hier noch so in den Foren finde.

Wow, da habe ich wohl einiges hier zu schreiben
Wie gesagt, ich war erst 17 Jahre alt. Mir ging es genauso wie euch allen hier. Keine Lehrstelle, keine Tanzschule, kein Freund. Nur Hänseleien. Ich spielte mit dem Gedanken, wie ich mein Leben beenden sollte. Dann erschien im Stern ein Bericht von Professor Husemann und seiner neuen OP-Methode. Mein Vater fragte mich, möchtest du das auch machen? Habe sofort ja gesagt. Dann hat mein Vater das Ganze in die Hand genommen. Man erklärte ihm, dass es schon eine Warteliste gibt, einen schnellen Termin könnte ich wohl nur als Privatpatientin bekommen. Das war meinem Vater völlig wurscht, und wenn er dafür einen Kredit aufgenommen hätte oder sein Auto verkauft. Er wollte, dass ich noch soviel wie möglich von meiner Jugend habe (bin dafür wirklich dankbar). Es ging also los. Ich wurde vom damaligen Oberarzt, noch Dr. B. Husemann operiert. Noch mit Fäden im Bauch ging es wieder heim. Ich hatte Durchfälle wie verrückt, aber das war mir egal, damit konnte ich gut umgehen. Als ich nach einiger Zeit meine erste Hose in einem Geschäft kaufen konnte (Gr. 54) liefen mir vor Freude die Tränen, denn bis dahin mußte für mich alles von einer Schneiderin angefertigt werden.

Dann lernte ich mit einem Gewicht von 80 kg meinen Mann kennen. Wow, das war für mich mit 18 Jahren mein erster Freund. Es hat ihn niemals gestört, dass ich einen "Hängebauch" hatte.

Als mein Gewicht bei 68 kg lag, nahm ich nicht weiter ab. So blieb es monatelang stehen. Dann folgte eine Nachuntersuchung in Erlangen und man riet mir dazu, einen Teil des stillgelegten Dünndarmes wieder anzuschließen, weil mein Eiweißgehalt zu niedrig sei. Das wurde dann auch durchgeführt. Große Nachsorgetermine gab es nicht, d.h. man hat gesagt, dass ich öfter mein Blut untersuchen lassen solle und in immer größer werdenden Abständen nach Erlangen kommen sollte. Ich sollte hauptsächlich auf Kalium achten.

Da es mir ja gut ging, bin ich - schäm - nicht mehr nach Erlangen gefahren. Ab und an Blutuntersuchung von Mineralstoffen. Also offen gesagt, ich gehe nicht zur Nachsorge. Ich hatte einen Calciummangel, den man leider viel zu spät erkannte, aber irgendwann dann eben doch, und den konnte ich leicht wieder in Ordnung bringen. Dann hatte ich eine steingefüllte Gallenblase, die entfernt wurde. Bei der OP hier in Stade hat man mir gesagt, ich hätte viele Verwachsungen im Bauch.
Ich bekam ohne Probleme 2 Kinder, die zum Glück schlank geblieben sind. Mittlerweile gehören auch 4 Enkelkinder in meine Familie

Ich habe Hüftgelenksarthrose, aber das haben andere auch in meinem Alter. Ansonsten geht es mir gut. Ich bin seit 12 Jahren selbständige Heilpraktikerin und immer noch mit dem 1. Freund in meinem Leben seit 37 Jahren verheiratet

Ich zolle hier jedem einzelnen sehr viel Respekt, denn ihr ALLE habt dasselbe durchgemacht wie ich vor 40 Jahren. Ich bereue nichts in meinem Leben, aber ich weiß, dass ich nur mit Ernährung und Sport die Kilos niemals verloren hätte. Wieviel Tränen müssen wir Dicken in unserem Leben schon weinen, wenn wir Unverständnis und Pöbeleien stoßen.

Ich wünsche jedem hier, dass er glücklich werden kann. Ich beantworte euch gern alle Fragen. Nur zu. Ich werde hier ja wohl niemanden finden, der sich auch damals hat operieren lassen, denn die meisten von ihnen sind sicherlich 60, 70 Jahre alt und evtl. nicht so fit mit einem PC.

Danke erst einmal für Eure lieben Worte. Also bei mir wurde der Magen überhaupt nicht angetastet. Bei mir wurde hinter dem 12-Finger-Darm quasie abgetrennt und eine Schlinge gebildet. Es gab damals natürlich kein Austausch wie hier. Ihr seid ja dementsprechend voll informiert, was so auf euch zukommt. Mir war damals einfach alles wurscht, Hauptsache die Kilos gehen weg.

Ich kann alles essen, was ich möchte, und tue das auch mit Genuss.

Ich habe mein Gewicht sogar nach der Geburt meiner Kinder gehalten, ohne auf irgendetwas zu achten. In den letzten 15 Jahren ist das natürlich etwas anders geworden. Erstens denke ich, dass sich mein Körper (da ich damals erst 17 war) einfach an die Situation gewöhnt hat. Ausser eines Calciummangels vor einigen Jahren, hatte ich im letzten Jahr unter nächtlichen Krämpfen (überwiegend Oberschenkel) gelitten und habe mir von einer Kollegin Blut abnehmen lassen und es selbst ins labor geschickt. Alle Werte okay bis auf Magnesium, dass ich zur Zeit dann als Brausetablette einnehme, ansonsten nehme ich nichts ein.

Ja, ich weiß, das sollte ich wahrscheinlich etwas öfter machen Da es mir aber bis auf meine Blähungen gut geht, gehe ich nicht zum Arzt. Ich muss gestehen, dass ich nicht einmal einen Hausarzt habe. Ich hoffe, dass das noch lange so bleibt. Ich bin ---schäm--- ein kleiner Ärztehasser, das hat aber nichts mit mir selbst zu tun sondern viel durch die vielen fürchterlichen Geschichten von Patienten und Verwandtenerfahrungen. Aber daran bitte kein Beispiel nehmen.

Mir sagte man damals nur, ich solle auf meinen Kaliumwert achten.

Ich hatte bei OP-Beginn 130 kg bei einer Größe von 165 cm. Innerhalb eines Jahres ging es runter so auf 67/68 kg. Wie gesagt, ich habe das Gewicht so 25 Jahre gehalten, dann kamen während einer Umschulung 1996 ein paar Kilos dazu vom vielen Sitzen in der Schule und lernen zuhause. Durch einige Sorgen und Kummer in der Familie habe ich angefangen, mit Süssem zu kompensieren. Als die Waage jetzt bei 80 kg angekommen war, bin ich zu den Weight watchers gegangen und habe 2,5 kg in 3 Wochen abgenommen, genauso wie jeder andere auch. Genauso gehe ich einmal tgl. auf die Toilette. Nicht öfter. Ich habe durch die OP keinerlei Beschwerden.

Klar habe ich einen ziemlich langen Bauchschnitt bekommen, der aber komplikationslos heilte. Keinerlei Wundheilungsstörung.

So nun wünsche ich noch einen schönen Abend

Hallo Nico. Wie schön, dass ich dich gefunden habe. Ich musste dir einfach eine email schicken, als ich sah, dass es hier noch jemanden mit der op gibt.nur du warst Jahre nicht hier. Gibt es wirklich so viele Todesfälle?

Leben Gruss Jiddi