Und immer wieder diese Angst - Ein Plädoyer für den Mut

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    • Hallo "Loch Ness" und "Frau Kuchen";

      'Loch Ness schrieb:

      ''Ich kann meine Angst nicht steuern, nicht abstellen auf Knopfdruck oder sie gar ausschalten.

      Die Aussichten auf das was mit mir geschieht, wenn ich nichts unternehme haben mich erschreckt und geradezu zum handeln gezwungen. In Sachen Angst gab es da nie etwas was ich hätte abstellen, steuern oder ausschalten musste.


      Loch Ness schrieb:

      Denn die größte Angst ist ja doch mit die Angst vor dem Ungewissen. Und eine OP führt nun mal - in jeder Hinsicht - ins Ungewisse.

      Neben meinen diversen medizinischen Problemen war es gerade die Aussicht auf ein unbekanntes neues Leben eine meiner stärksten Antriebskräfte. Für mich war dieses Ungewisse kein Ort der Angst sondern Ort der Sehnsucht und Verlockung. Natürlich gibt es sieben Monate nach der OP Stolpersteine, die einen auf den Boden der Tatsachen zurück holen wollen. Die sind aber ganz ganz leicht zu überfliegen.

      Frau Kuchen schrieb:

      ... wenn du statt "mündig" das Adjektiv "vernünftig" verwendet hättest, dann würde ich dir komplett zustimmen.

      Liebe Frau Kuchen, solche Leute hältst du für mündig? Ich habe eher den Eindruck als hätten diese Patienten den Kontakt zum Mutterschiff vor geraumer Zeit verloren. Eine andere Variante wäre, dass der Leidensdruck dieser Menschen noch nicht den Siedepunkt erreicht hat. An dieser Stelle ist es dann die Aufgabe von Gruppen, den einen oder anderen Zahn zu ziehen und keinen Zweifel darüber zuzulassen, dass in der Adipositas-Chirurgie kein "dusch mich, aber mach mich nicht nass" gibt.

      Natürlich weiß ich das meine Vorstellung von einem mündigen Patienten eine Idealvorstellung ist. Ich weiß aber auch, das Perfektion eine Straße ist und jeder die Möglichkeit hat an sich zu arbeiten

      Frau Kuchen schrieb:

      Ich denke aber auch, dass man sich gut genug anderweitig informieren kann.

      Wenn man in der Lage ist, den ganzen Müll auszufiltern, der Netz unterwegs ist, könntest du unter bestimmten Umständen - mit einem ganz klaren Vielleicht behaftet - nicht ganz vollständig im Unrecht sein. Aber ich glaube nicht daran, denn das persönliche Gespräch in einer SHG ist durch nichts zu ersetzen.
      Liebe Grüße aus Hameln
      Ralf

      Unsere SHG trifft sich an jedem ersten und dritten Dienstag im Monat um 18:30 im
      Personalspeisesaal des Hamelner SANA-Klinikums.

      Web: adipositas-shg-hameln.de
      Mail: shg.adipostas.hm(at)gmail.com
    • Lieber Ralf,

      ich glaube, wir driften bei der Definition der Begriffe auseinander und meinen eigentlich ähnliches, wenn nicht sogar das gleiche. Unter mündig würde ich den Begriff fassen, wie im Duden steht:
      1. nach Erreichung eines bestimmten Alters gesetzlich zur Vornahme von Rechtshandlungen berechtigt
      2. als erwachsener Mensch zu eigenem Urteil, selbstständiger Entscheidung befähigt
      Wobei natürlich fraglich ist, inwieweit jemand befähigt ist, ein eigenes Urteil und eine selbständige Entscheidung zu treffen, wenn er noch voll im Griff der Adipositas (geistig gesehen) ist.
      Insofern denke ich, dass es bei mir wohl eher die Nuance von der ersten Definition hat, bei dir wohl eher von der zweiten – denn bei der zweiten würde ich dir durchaus recht geben, dass diese Damen und Herren nicht wirklich mündig sind. Allerdings sind sie es de jure und können und dürfen sich blind und blauäugig auf diese OP einlassen. Und genau da halte ich die Angst für unabdingbar.
      Wobei ich auch bei der Angst denke, dass wir zwar von demselben Begriff reden, aber nicht von derselben Dosis. Ich meine keine lähmende Angst, die einen von Handlungen komplett abhält, irrational lähmt, sondern die Angst, die einen dazu bringt, sich zu informieren und kundig zu machen. Eine gewisse, geringere Dosis Angst ist gesund. Sie macht einen vorsichtig.

      Zu der SHG: ich glaube nicht, dass es eine optimale Lösung für alle gibt. Ich bin sicher, es gibt sehr viele Leute, die gerne in einer SHG sind, denen das hilft und die das brauchen. Es gibt aber auch andere. So wie mich. Ich mag es nicht. ;)
      Ich habe weder Träume noch Hoffnungen. Ich habe nur Pläne.
    • Hallo Ralf,

      du bist gut im argumentieren, aber es gibt einfach verschiedene Meinungen über SHGs. Ich bin da bei Frau Kuchen, hab es wiederholt versucht und dann gemerkt, dass ist nix für mich.

      ralf.w.hm schrieb:

      Wenn man in der Lage ist, den ganzen Müll auszufiltern, der Netz unterwegs ist, könntest du unter bestimmten Umständen - mit einem ganz klaren Vielleicht behaftet - nicht ganz vollständig im Unrecht sein. Aber ich glaube nicht daran, denn das persönliche Gespräch in einer SHG ist durch nichts zu ersetzen.
      Leider muss ich dir sagen dass auch in SHGs Müll produziert und gesagt wird. Einmal durfte ich miterleben wie geklatscht wurde weil eine Operierte weitere 5kg in 2 Wochen Wochen abgenommen hatte. Das sie sich dafür täglich mehrmals erbrochen hatte war nebensächlich.

      Ausserdem kann man es auch noch anders machen und sich sein eigenes kleines Netzwerk aufbauen. Ich habe 3 Menschen die auch operiert sind und mit denen ich telefoniere und die ich wirklich gut kenne, und das seit 6 Jahren. Da fühle ich mich aufgehoben. Und sonst filter ich auch gerne in den Foren rum :-)

      lg
      Bärbel
      Du selbst, genauso wie jeder andere im ganzen Universum,
      verdienst deine Liebe und Zuneigung
      (Buddha) :niceday:
    • eisbaerbel schrieb:

      Leider muss ich dir sagen dass auch in SHGs Müll produziert und gesagt wird. Einmal durfte ich miterleben wie geklatscht wurde weil eine Operierte weitere 5kg in 2 Wochen Wochen abgenommen hatte. Das sie sich dafür täglich mehrmals erbrochen hatte war nebensächlich.

      Dieses SHG hat sich absolut vorbildlich verhalten. Warum das denn? Das die betroffene Person mehrmals am Tag erbrochen hat war die Hauptsache in dieser Angelegenheit, Du hast es nur nicht bemerkt. Unsere Operierte hat stark abgenommen und hat einen hohen Preis dafür bezahlt. Soll man dieser Person sagen, das sie in zu kurzer Zeit zufiel abgenommen hat? Das würde die Operierte - die sich durch das andauernde Erbrechen eh schon mehr als nur schlecht fühlt - nicht helfen. Ganz im Gegenteil. Zu den eigenen Schuldgefühlen die die Operierte haben dürfte, käme dann auch noch eine Bestrafung durch die Gruppe. Abgestraft durch Mitleid sozusagen. Das kann nicht Zielführend sein. Das hat die Gruppe erkannt. Darum hat die Operierte Applaus und Bestätigung für den Abnehmerfolg von der Gruppe erhalten, damit zu den körperlichen Beschwerden nicht auch noch seelische Beschwerden kommen. Extrinsische Motivation nennt man das. Ich bin sicher die Operierte fühlte sich moralisch gestärkt und konnte in der folgenden Nacht gut schlafen.

      eisbaerbel schrieb:

      Außerdem kann man es auch noch anders machen und sich sein eigenes kleines Netzwerk aufbauen

      Es gibt Menschen, die ihre Einsamkeit kultivieren.
      Liebe Grüße aus Hameln
      Ralf

      Unsere SHG trifft sich an jedem ersten und dritten Dienstag im Monat um 18:30 im
      Personalspeisesaal des Hamelner SANA-Klinikums.

      Web: adipositas-shg-hameln.de
      Mail: shg.adipostas.hm(at)gmail.com
    • ralf.w.hm schrieb:

      Es gibt Menschen, die ihre Einsamkeit kultivieren.
      Das ist jetzt absolut daneben und wohl ein Versuch mich zu diskreditieren.
      Wie kommst du drauf das ich einsam bin?
      Es gibt ein Leben ausserhalb AC und ausserhalb SHGs.
      Du selbst, genauso wie jeder andere im ganzen Universum,
      verdienst deine Liebe und Zuneigung
      (Buddha) :niceday:
    • ralf.w.hm schrieb:

      Es gibt Menschen, die ihre Einsamkeit kultivieren.

      Klar, gibt es.
      Es gibt aber auch Menschen, die sich nicht in Gruppen einfinden wollen, deren einzige Gemeinsamkeit das Übergewicht ist.
      Es gibt auch Menschen, die sich in solchen Gruppen nicht wohl fühlen.
      Ich würde zwar sagen, man sollte SHGs auf jeden Fall ausprobieren - man sollte aber nicht glauben, dass jeder dort gut aufgehoben ist. Manche Menschen brauchen sicherlich diese Gesellschaft, und für manche wäre es eher Gift.

      Ich kann nur für mich persönlich sprechen, wenn ich sage: ich mag es nicht. ich mag es nicht, in einer Gruppe zu sitzen, und immer wieder diese Probleme zu wälzen. Ich habe Informationen, ich habe Möglichkeiten, mich auszutauschen, aber eine Stunde am Stück am Tisch im Kreis zu sitzen und darüber zu palavern gibt mir nichts. Da bin ich lieber eine Stunde mit meinen Tanzschwestern sporteln. Oder mit meiner Rollenspielgruppe unterwegs.
      (Nur mal so zum Thema "Einsamkeit".
      Es liegt eben auch nicht jedem, seine Probleme mit dem Übergewicht zu kultivieren und ihnen einen so großen Platz im Leben einzuräumen.

      Jemandem Einsamkeit zu unterstellen, weil er sich anderweitig mit anderen Menschen austauscht, halte ich für ziemlich an den Haaren herbeigezogen.
      Ich habe weder Träume noch Hoffnungen. Ich habe nur Pläne.
    • eisbaerbel schrieb:

      Wie kommst du drauf das ich einsam bin?

      In dem ich deine Beiträge lese. Du hast geschrieben, das du dich mit einem kleinen Hand verlesenen Personenkreis umgibst, mit dem du per Netz oder Telefon Kontakt hältst. Persönliche Begegnungen mit diesen Menschen sind wohl selten oder finden gar nicht statt. Ob das Absicht ist oder technische Gründe (diese Menschen können ja über die ganze Republik verteilt sein) hat, kannst nur du sagen. Es gibt allerdings Aussagen von dir, die die Absichts-These stützen. Da hätten wir deine Reaktion auf die SHG, die du für unmöglich und ich für vorbildlich halte. Es ist denkbar, das es dir emotional zu anstrengend ist dich solchen gruppendynamische Prozessen auszusetzen. Dazu kommt das dich meine kleine Aussage (dieser Text hier ist viel stärkerer Stoff) direkt auf das oberste Blatt der Palme bringt, und wir jetzt nicht darüber diskutieren ob unsere Problem-SHG richtig oder falsch gehandelt hat. Ich glaube das ein Leben in dem andere Menschen nur Stimmen im Telefon oder Buchstaben auf dem Bildschirm sind ein einsames Leben ist. Jetzt kannst du dich aufregen oder versuchen mich zu widerlegen. Das ist deine Entscheidung.

      eisbaerbel schrieb:

      Es gibt ein Leben außerhalb AC und außerhalb SHGs.

      Schön gesehen ... lass uns raus gehen ... die Sonne scheint und da draußen sind Menschen
      Liebe Grüße aus Hameln
      Ralf

      Unsere SHG trifft sich an jedem ersten und dritten Dienstag im Monat um 18:30 im
      Personalspeisesaal des Hamelner SANA-Klinikums.

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      Mail: shg.adipostas.hm(at)gmail.com