Und immer wieder diese Angst - Ein Plädoyer für den Mut

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    • Und immer wieder diese Angst - Ein Plädoyer für den Mut

      Hallo liebes Forum,

      wenn man denn durch die Adipositas-Foren geistert, liest man man immer wieder - gerade von Frauen - "ich habe ja so eine Angst". Gänzlich unbeliebt macht man sich dann wenn man fragt, wovor die Person (Es sind in der Tat meist Frauen. Männer haben in solchen Foren wohl echten Seltenheitswert oder sind furchtbar schreibfaul) den Angst hat. Nicht selten kommt es vor, dass Frau die Ursache der Ängste im Grunde gar nicht benennen kann. Gegen diese undefinierten Ängste kann man auch leider nicht an argumentieren. Selbst mit glasharter Logik und einer lückenlosen Beweiskette kann man dem Satz "ich habe ja so eine Angst" nicht entgegen wirken. Schade!

      Besser geht es, wenn die Ängste benannt werden können. Wie steht es um das OP-Risiko? Wie verändert sich mein Körper? Was sagt die Familie? Wie geht's im Job? Die Liste der Ängste ist endlos. Eine Angst wird allerdings nie formuliert: "Was geschieht mit mit, wenn ich nichts mache?"

      Gerade hier muss ich wohl niemanden darüber aufklären, was starkes Übergewicht aus einem macht. Ich brauche nicht von Atemnot, Bluthochdruck, Herzerkrankungen und Diabetes zu schreiben. All das sind Symptome die wir alle mehr als gut kennen. Was mich selbst betrifft kann mal wohl mit Sicherheit sagen, das ich in den nächsten Jahren an meiner Fettleibigkeit drauf gegangen wäre, wenn ich denn nichts unternommen hätte. Auf jeden Fall sind das nicht die Bedingungen unter denen man vor dem Rettungsring der einem zu geworfen wird, Angst haben sollte.

      "Na großartig ... und was ist mit meinem persönlichen Umfeld? Was ist wenn mein Partner dagegen ist?" Was das persönliche Umfeld dazu sagt, ist vollständig uninteressant. In dieser existenziellen Frage muss man ganz und gar egoistisch sein. An Adipositas sterbe ich selbst. Der Lebenspartner stirbt nicht für mich. Deswegen treffe ich meine Entscheidung über Tot oder Leben selbst. Wobei die Frage erlaubt ist, wenn ich mich für das Leben entscheide und mein Partner ist dagegen, ob dieser Partner der richtige ist. Selbst die Frage "Was wird aus meinen Kindern, wenn was schief geht?" ist nur von geringer Bedeutung, denn die Antwort auf die Frage ""Was wird aus meinen Kindern, wenn die Adipositas mich umbringt" ist erst einmal viel wichtiger.

      Das chirurgische Maßnahmen Risiken haben, wird nicht bestritten. Noch nicht einmal von den Ärzten. Gerade in der Adipositas-Chirurgie kommt erschwerend hinzu, dass die Maßnahmen an einem im Prinzip gesunden Organ durchgeführt werden. Fest steht, dass das Risiko den Operationssaal nicht lebend zu verlassen, deutlich unter einem Prozent liegt. Die Fahrt mit dem Auto in die Klinik ist deutlich riskanter. Gerade im Vorfeld chirurgischen Maßnahmen ist Aufklärung durch den Arzt von existenzieller Bedeutung. Hier muss der mündige Patient eben diese Aufklärung auch einfordern und darf sich nicht mit Zeitdruck und ein paar Halbsätzen abspeisen lassen. Gerade in der Beratung des Patienten haben die Ärzte zu liefern. Auch für die Halbgötter in weiß ist das Leben kein Ponyhof.

      "Und was kommt nach der OP?" Der ballförmige magenbandige schlauchige Bypassschrittmacher ist ein Werkzeug. Mehr nicht. Es ist wie mit einem Hammer. Man kann einen Nagel in die Wand schlagen, oder sich auf den Daumen hauen. Im Gegensatz zum Hammer, den man mal in die Ecke legen kann, erfordert unser Magenwerkzeug ständige Aufmerksamkeit. Das ist zuweilen recht anstrengend, aber es lohnt sich. Eine gute Ernährungsberatung ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Wichtig ist auch, das diese Beratung auch tatsächlich stattfindet und das man nicht nur ein paar Zettel in die Hand gedrückt bekommt. Aller spätestens an dieser Stelle ist der mündige Patient gefragt, der den Zettelverteilern unter den Ernährungsberatern klar macht, das sie für ihr Geld auch was tun müssen.

      Und jetzt kommt der schwierigste Teil. Man muss das Kunststück vollbringen, sich selbst jeden Tag aufs neue zu motivieren, selbst dann wenn die Waage am frühen Morgen unfreundlich war. Die Stillstände die kommen sind nervend. Und dann ist der Mensch ein Gewohnheitstier. Vielleicht möchte man zurück in alte Gewohnheiten, aber es geht nicht, weil der neue Magen es nicht zulässt. Hier die Waage zwischen persönlichem Ehrgeiz und dem machbaren zu halten, ist die Königsdisziplin.

      Es gibt keinen Grund Angst zu haben. Wir hatten noch nie so viele Chancen wie heute!
      Liebe Grüße aus Hameln
      Ralf

      Unsere SHG trifft sich an jedem ersten und dritten Dienstag im Monat um 18:30 im
      Personalspeisesaal des Hamelner SANA-Klinikums.

      Web: adipositas-shg-hameln.de
      Mail: shg.adipostas.hm(at)gmail.com
    • Angst - Dein Freund und Helfer!

      Hallo Ralf,

      Angst zu haben ist ja ganz normal, und wenn auch einstweilen unangenehm, doch oft lebensrettend. Hätten wir keine Ängste würden wir wohl auch mitten auf der Autobahn ein Picknick veranstalten. Ob Frauen oder Männer mehr Ängste haben wage ich nicht zu beantworten. Ich glaube allerdings, dass Frauen Ihre Ängste eher aussprechen. Ich finde es gut, wenn jemand genau sagen kann, wo nun diese Ängste genau herkommen. Aber manchmal kann man selbst mit allem Wissen leider nicht die Angst abschalten. Ich mache da gerne mal ein Beispiel: Ich habe Angst vor Spinnen, ab einer gewissen Größe dieser Karbbeltierchen hält mich nichts mehr von einer Panikattacke ab. Da kann mir kein Argument der Welt helfen.

      Was ich damit sagen will: Argumente helfen! - Aber sie besiegen nicht immer die Angst!

      Aber ich wünsche allen, die versuchen wollen seine Angst zu besiegen ganz viel Mut dies zu tun. Wenn man dann den ersten Schritt in ein besseres Leben getan hat wächst auch die Zuversicht.

      Danke für den Zuspruch und liebe Grüße

      Deine Bube
      [Blockierte Grafik: http://www.ketoforum.de/diaet-ticker/login/pic/weight_loss/126014/.png]

      2012 Magenballon beantragt und Ablehnung erhalten :schwimm:
      12.12.2013 Antragstellung Kostenübernahme für Schlauchmagen-OP
      01.02.2014 Kostenzusage der Krankenkasse :]
      18.02.2014 Magenspiegelung
      25.02.2014 Schlauchmagen-OP und Ade Gallenblase
    • Hallo Ralf,

      vielen Dank für Deinen wertvollen Beitrag.
      :dankeschön:

      Auch ich gehöre zu denen, die derzeit häufiger schreiben "Ich habe Angst". ICH weiß aber, dass meine Angst irrational ist und ich weiß auch, dass man ihr nicht mit "glasharter Logik" begegnen kann. Man muss differenzieren: Ängste gehören zum Leben und zum Menschen, Ängste sollen etwas signalisieren, Ängste setzen den Körper in einen Stresszustand, der evolutionär bedingt ist und auch noch heute sehr großen Sinn macht. Ja, man sollte den Ursachen dieser generalisiert ausgesprochenen Angst auf den Grund gehen, also das "Was steckt dahinter, wovor habe ich genau Angst? reflektieren. Wie gesagt sind Ängste aber nicht einfach so "wegzureden" und wegzuargumentieren. Schon durch die Wahrnehmung "ich habe Angst vor XY" verändern sich biochemische Prozesse im Körper, die wir spüren (z.B. durch innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Bauchkribbeln o.ä.). Deine Argumentationen sind gut und machen Sinn - sind aber eben so wirkungsvoll wie einem Depressiven zu sagen, er solle sich einfach mal zusammenreißen: Nämlich gar nicht. Das gilt allerdings für Menschen, die wirklich Angst haben und auch spüren (wie oben beschrieben), ansonsten würde ich es eher als "sich um etwas sorgen" bezeichnen wollen. Denn so sinnvoll Angst in gesundem Maße auch ist - ein zuviel an Angst ist grausam. Es gibt ja diesen Satz "Angst fressen Seele auf". Das kann ich als Angstpatientin (zwar austherapiert, aber immer wieder damit in Stresszeiten konfrontiert) nur unterschreiben. Richtig Angst zu haben fühlt sich sehr bedrohlich und existenziell an.

      Ich freue mich, dass Du das Thema "Angst" angesprochen hast - ich halte das wirklich für sehr wichtig und es hat absolut seine Berechtigung. Danke Dir! :]

      Atisha
      OP 07/13, Abnahme bis 01/14 von 114 kg auf 67 kg. Gehalten bis 05/15. Dann"Ausnahmezustand" wg. Schwangerschaft - Mama seit 25.01.16 <3 Aktuelles Gewicht: 67 kg.
    • :hallo1: lieber Ralf

      ich finde Deinen Beitrag einfach KLASSE ! Du sprichst mir aus der Seele.

      "Was geschieht mit mir, wenn ich nichts mache?"
      Dieser Satz war bei mir ausschlaggebend für meine OP. Hatte schon reine Horrorvisionen vor meinem geistigen Auge: Rollator, dann Rollstuhl, Umzug in ein Heim oder EG-Wohnung, nicht mehr alleine raus kommen, keine sozialen Kontakte mehr etc. - und alles nur durch zuviel Gewicht, sich nicht mehr ohne Hilfe bewegen zu können und auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Das war meine wirklich große Angst!
      Ich weiß, das sich die Lebensumstände auch ganz schnell durch unvorhersehbare Ereignisse, wie Krankheit oder Unfall ändern können.
      Aber das das Übergewicht kein gutes Ende nehmen würde, in welcher Form auch immer, war mir klar. Leben findet nicht nur im Fernseher satt oder aus Erzählungen anderer.
      Habe mich deswegen ganz egoistisch für diesen Weg entschieden, habe keinen gefragt, es nur anderen mitgeteilt. Auch bei mir sind Freundschaften auf der Strecke geblieben.

      Ich habe die OP auch als letzte Chance gesehen und habe sie angenommen. Ich wollte wieder mitleben, möglichst gut leben!
      Bin zwar noch nicht fertig mit der Abnahme, geht recht langsam. Aber es ist kein Vergleich mehr zu meiner Befindlichkeit vor der OP. Mir geht es gut, fast zu gut, habe keinerlei Einschränkungen (außer, das die Essensmenge sich verkleinert hat). Meine Werte sind top!

      Danke für diesen Beitrag.

      Liebe Grüße
      Regina :=):
    • Angst vor der Angst

      :( Ja ich bin ein großes Mädchen....46 Jahre Jung, Kämpfe seit mehr als 25 Jahre mit meinem Gewicht....rauf-runter-rauf -runter und es hatte bis dato kein Ende...momentan bin ich bei rauf stehengeblieben... ;( Nun hab ich ja schon 3wochen die Zusage und muss noch vor Bypass OP einige Untersuchungen machen lassen......alles kein Thema-bis auf....
      Ich lese zuviel und kann nicht aufhören zu denken.....
      Klar weiß ich das man sterben kann....vor oder nach OP, aber ,aber , aber,
      Bin Krankenschwester und schaffe auf einer operativen überwachungsstation....sehe viel und weißzuviel....nur nicht ob ein Schlauchwagen nicht gesünder wäre als ein Bypass....ultimaratio.....oh Mensch....
      Der Termin ist im Oktober geplant....sooooooo viele Tage zum nachdenken....

      Geht es euch auch so?
      :125: Lg Conny
    • Hallo Ralf, :hallo:
      vielen Dank für diesen Beitrag!!!

      Ich beschäftige mich schon sehr lange mit AC. Siet letzter Woche liegt nun mein Antag bei der KK und es ist echt verrückt über was man sich plötzlich Gedanken und Sorgen macht!

      JA......ich habe auch Angst!!! :(

      Ich war immer überzeugt davon diese OP machen zu lassen (und bin es bis jetzt) doch umso näher es kommt umso mehr Angst habe ich.
      Anscheinend lese ich zu viel und lass im Moment nur die negativen Dinge an mich ran.
      Ich weiß das mir keiner diese Angst nehmen kann, doch es ist schön zu lesen das man nicht ganz alleine ist!!

      LG
      *Big-Snoopy*
    • Sehr guter Beitrag!

      Ich für mich kann aber glaube ich sagen, dass ich keine wirkliche Angst vor der OP habe. Lebensqualität zu bekommen im Gegenzug zu welchem Risiko? Wie schon geschrieben, die Fahrt in die Klinik ist vermutlich gefährlicher als die OP selbst.

      Ich mach mir natürlich auch über wirklich ALLES meine Gedanken beim Thema OP. Ich möchte nicht uninformiert sein...

      Manchmal denke ich mir einfach, wer sich gegen eine OP entscheidet, hat noch keinen Leidensdruck der groß genug ist und noch nicht wirklich alles probiert. Die OP sollte deshalb nicht umsonst das letzte Mittel sein..
      Ich hab den Körper eines Gottes... nur leider ist es Buddha :grinsen:


      Entschluss zur OP: November 2012
      Termin zum Gruppenberatungsgespräch: 29.01.2013 in der Uniklinik
      Abgabe der Unterlagen in der Uniklinik: am 26.03.2013
      Psychologisches Gutachten: 14.05.2013
      Antrag wird vom AC geschrieben: 18.06.2013
      Antrag bei der Krankenkasse: 09.08.2013
      Zusage der Krankenkasse: 23.08.2013
    • Hallo Ralf,

      vielen vielen Dank für diesen, wie ich meine, gelungenen Beitrag. Angst oder sich Sorgen machen ist glaub ich aus dem Leben nicht wegzudenken. Es ist wie ein Schutzpanzer, dass man oder frau vorher gut überlegt was man oder frau tut.

      Ich für mich mache mir auch so meine Gedanken, aber der Satz von dir, was ist wenn ich nichts tue, ist der eigentliche wichtige Teil. Stehe vor meiner Kostenzusage der KK und dann der OP-Termin, ich weiß, wenn ich nichts tue, werde ich an meinem Übergewicht über kurz oder lang sterben! Ich kämpfe seit dreissig Jahren mit oder gegen die Kilos, mal mit mehr oder weniger Erfolg, eines aber ist sicher die Kilos werden immer mehr. Ich bin jetzt fast 45 Jahre alt und wiege unglückliche 150,0 kg, bin alleinerziehend habe drei Kinder. Der Zustand wie er jetzt ist, kann so auf gar keinen Fall mehr bleiben, Lebensqualität gleich null. Auch ich bin Krankenschwester, weiß sehr viel, habe auch so meine Ängste, die es zu besiegen gibt. Aber die Angst nichts mehr alleine tun zu können ist glaub ich am größten.

      Vielen Dank für deinen Beitrag, der einem zum Nachdenken bringt.

      Alles Liebe, viele Grüße Miriam
    • Hallo :hallo:
      mir ging es ähnlich, bis zur Zusage der OP war ich immer der Meinung, das es letztendlich mein Körper ist und wird schon alles gutgehen. Nach meiner Zusage hat sich das die letzten Tage vor der OP meine normale Nervosität in schiere Panikattacken umgewandelt. Ich war der Überzeugung absolut egoistisch zu handeln, die armen User im Chat haben meine Launen Gott sei Dank ertragen :zwinkert: (und meine Familie auch)
      Letzten Endes stellte ich mir nur eine Frage: Willst du so wie du bist alt werden mit allen körperlichen Konsequenzen????
      Danach war ich mir sicher und die Panik hörte auf.
      @Olivia1212(Conny) ich bin auch 46 Krankenschwester und habe mir auch die Frage nach Schlauchmagen gestellt und mich bewusst dafür entschieden, höre einfach auf dein Bauchgefühl :]
      LG Kikki :Kaffee_11:
      Mein Ticker


      Alles über mich
      :liegestütz: Auf zum Endspurt: U90 erreicht am:1.12.13 :oyes:

    • Finde diesen Beitrag sehr interessant.
      Angst ist ein Gefühl, welches man wirklich nicht mit Logik erklären kann.
      Selbstverständlich ist vieles im Leben riskanter als eine OP, aber bei der OP bin ich als Patient den Ärzten "ausgeliefert".
      Ich habe während der OP nicht die Möglichkeit zu reagieren, wie z. B. im Straßenverkehr. So empfinde ich es.
    • Angst - Der Feind in meinem Kopf

      Leider gibt es Menschen die vor lauter Angst handlungsunfähig sind. Bei diesen Personen lässt sich dann schlussentlich gar nicht sagen, ob die Adipositas oder die Angst sie umgebracht hat.
      Liebe Grüße aus Hameln
      Ralf

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    • Lieber Ralf,

      das ist ein wirklch toller Beitrag, danke dafür. :dankeschön:

      Ich denke allerdings, man darf die Gefahr der OP auch nicht unterschätzen. Man sollte vielleicht nicht unbedingt übersteigert mit Angst dran gehen, aber Angst ist legitim und man sollte zumindest Respekt vor diesem Eingriff haben. Auch wenn die Mortalitätsrate unter einem Prozent liegt, sind auch aus diesem Forum schon Menschen nicht mehr aus dem OP heraus gekommen. Man sollte sich vor dem Eingriff gut überlegen, was passieren kann und eine Vorsorge treffen - für den Fall der Fälle, gerade, wenn man Nachwuchs hat.
      Meiner Meinung nach darf diese OP auch nicht als harmlos dargestellt werden. Er ist eine letzte Chance, und die birgt Risiko. Die Angst schützt einen davor, leichtfertigt unter das Messer zu gehen und zumindest bei mir war es so, dass ich sehr in mich gegangen bin, ob ich alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft habe. Auch das halte ich für wichtig, gerade damit man seine Essgewohnheiten hinterher in den Griff bekommt und begreift, was man riskiert hat und was man überstanden hat, und was man wegwerfen würde, würde man sich nicht richtig ernähren.

      Liebe Grüße, Frau Kuchen
      Ich habe weder Träume noch Hoffnungen. Ich habe nur Pläne.
    • Angst - Der Feind in meinem Kopf - Teil 2

      Hallo Frau Kuchen,

      das Risiko liegt zwar unter einem Prozent, aber trotzdem ist es da. Das ist unbestritten. Trotzdem ist es nicht angezeigt, vor der OP sein Testament zu machen. Ich wiederspreche dir wenn du schreibst "Die Angst schützt ...". Denn die Angst schützt vor nichts. Sie verstellt lediglich den Blick auf das Wesentliche.

      Hier muss ich ein weiteres Mal nach dem mündigen Patienten rufen. Die mündige Patientin stolpert nicht unüberlegt in den Operationssaal. Die mündige Patientin hat sich im Vorfeld umfassend informiert und kennt die Chancen und Risiken. Der Informationsfluss mit den behandelden Ärzten ist vorbildlich (sollte er das nicht sein, nervt die mündige Patiemtin so lange, bis er es ist). Beim mündigen Patienten sind die Risiken und Nebenwirkungen ein wichtiger Teil der Überlegungen aber sie sind nicht das Zentrum. Auch ein wichtiger Teil ist die Frage nach dem was passiert, wenn man nichts unternimmt. Es ist nicht hinnehmbar, das eine emotionale Überreaktion die Chance auf ein neues Leben verstellt. Denn was auch immer das Leben an Problemen für uns bereit hällt, es ist immer noch Leben und nicht Tod.
      Liebe Grüße aus Hameln
      Ralf

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    • Lieber Ralf,
      deine Sicht der Dinge stimmt ganz sicher wenn man in Deiner Situation ist.
      Aber gerade hier im Forum sind viele Menschen die sich schon mit einem BMI von knapp 40 operieren lassen. Und da ist das Ergebnis wenn man Nutzen und Risiko abwägt ein völlig anderes.

      ralf.w.hm schrieb:

      Hier muss ich ein weiteres Mal nach dem mündigen Patienten rufen. Die mündige Patientin stolpert nicht unüberlegt in den Operationssaal. Die mündige Patientin hat sich im Vorfeld umfassend informiert und kennt die Chancen und Risiken. Der Informationsfluss mit den behandelden Ärzten ist vorbildlich (sollte er das nicht sein, nervt die mündige Patiemtin so lange, bis er es ist). Beim mündigen Patienten sind die Risiken und Nebenwirkungen ein wichtiger Teil der Überlegungen aber sie sind nicht das Zentrum. Auch ein wichtiger Teil ist die Frage nach dem was passiert, wenn man nichts unternimmt. Es ist nicht hinnehmbar, das eine emotionale Überreaktion die Chance auf ein neues Leben verstellt. Denn was auch immer das Leben an Problemen für uns bereit hällt, es ist immer noch Leben und nicht Tod.

      Es wäre wünschenswert mündige Patienten überall vorzufinden. Aber man darf es nicht erwarten. Leider ist nicht jeder so gestrickt dass er alles versteht und sich alle Informationen auch über Hürden beschaffen kann. Es gibt sehr viele Menschen die operiert sind und noch nie ein Buch über AC gelesen haben, geschweige denn eine SHG besucht haben.
      Andere meinen gut informiert zu sein und stellen im Laufe der Zeit fest das vieles anders ist. Gerade die Langzeitoperierten kennen dieses Problem. Ich war vor meiner Fobi-Ring-OP nervöser als vor meiner Roux-n-Y.

      Angst ist ein aktives Gefühl und nur wenn wir uns davon lähmen lassen ist es negativ, wenn wir es als Impuls für genauere Infos etc. nehmen kann ich Angst nur positiv bewerten.

      lg
      Bärbel
      Du selbst, genauso wie jeder andere im ganzen Universum,
      verdienst deine Liebe und Zuneigung
      (Buddha) :niceday:
    • Hallo Bärbel,

      eisbaerbel schrieb:

      ... sind viele Menschen die sich schon mit einem BMI von knapp 40 operieren lassen.

      Das jede Entscheidung für oder gegen eine OP eine Einzelfallentscheidung ist bestreite ich nicht. Sich auf den Tisch zu legen nur damit das mit der Bikinifigur besser passt ist sicherlich nicht der Königsweg.


      eisbaerbel schrieb:

      Es wäre wünschenswert mündige Patienten überall vorzufinden. Aber man darf es nicht erwarten.

      Hier kann mein Widerspruch nicht deutlich genug sein. Das muss man erwarten. Diese OP ist nicht so was simples wie Warzen besprechen oder Pflaster kleben. Durch diese OP ändert sich alles. Deswegen ist es die Pflicht der Ärzte den Patienten umfassend und allgemein verständlich zu informieren. Wenn die Ärzte dazu nicht bereit sind ist es aber auch die Pflicht des Patienten nach zufassen. Im Vorfeld und im Nachgang der OP keine SHG besucht zu haben, halte ich für eine sträfliche Nachlässigkeit. Internetforen wie dieses hier sind zwar "ganz nett" aber nur der direkte Kontakt mit anderen Menschen bringt ein reales Bild. Im Netz kann man alles schreiben und alles vorgaukeln. Wenn man den Betroffenen und seinen Verlauf mit eigenen Augen sehen und mit ihm sprechen kann, dann ist das eine ganz andere Hausnummer.


      eisbaerbel schrieb:

      Angst ist ein aktives Gefühl ...

      Wenn mir die Angst Nachts auf der Straße begegnen würde, würde ich sie in eine dunkel Ecke schubsen und verprügeln.
      Liebe Grüße aus Hameln
      Ralf

      Unsere SHG trifft sich an jedem ersten und dritten Dienstag im Monat um 18:30 im
      Personalspeisesaal des Hamelner SANA-Klinikums.

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    • ralf.w.hm schrieb:

      Das jede Entscheidung für oder gegen eine OP eine Einzelfallentscheidung ist bestreite ich nicht. Sich auf den Tisch zu legen nur damit das mit der Bikinifigur besser passt ist sicherlich nicht der Königsweg.


      Nur eine kurze Anmerkung von einer BMI-40-Patientin: Ich weiß nicht, was über 40 kg an Übergewicht mit Bikinifigur zu tun haben. Auch mit "nur" BMI hat man gesundheitliche, psychische und lebenqualitative Einschränkungen.
      OP 07/13, Abnahme bis 01/14 von 114 kg auf 67 kg. Gehalten bis 05/15. Dann"Ausnahmezustand" wg. Schwangerschaft - Mama seit 25.01.16 <3 Aktuelles Gewicht: 67 kg.
    • atisha schrieb:

      ... BMI-40-Patientin: Ich weiß nicht, was über 40 kg an Übergewicht mit Bikinifigur zu tun haben


      Wenn du das Zitat richtig gelesen hättest wüsstest du, das ich mich allgemein geäußert und mich nicht auf BMI-40-Patienten eingeschossen habe.
      Liebe Grüße aus Hameln
      Ralf

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    • Ich wollte es nur anmerken, da Du Dich auf das vorherige Posting von eisbaerbel bezogen hast, in dem es um genau diese Patienten geht.

      Nix für ungut.
      OP 07/13, Abnahme bis 01/14 von 114 kg auf 67 kg. Gehalten bis 05/15. Dann"Ausnahmezustand" wg. Schwangerschaft - Mama seit 25.01.16 <3 Aktuelles Gewicht: 67 kg.
    • Hallo Ralf,

      herzlichen Dank für Deinen Beitrag - einen der besten, den ich in letzter Zeit hier gelesen habe. Für mich kann/darf/muß ich sagen: ich kann meine Angst nicht steuern, nicht abstellen auf Knopfdruck oder sie gar ausschalten. Vor meiner OP war ich über Monate hier als Schwamm unterwegs und habe - wie Olivia1212 hier geschrieben hat - zuviel Infos "aufgesogen". Als dann die Zusage zur OP kam hatte ich wirklich keine Anhnung, was ich machen soll. Auf die OP verzichten oder doch durchziehen. Und ich habe mich operieren lassen - und obwohl ich mich wirklich sehr ausführlich informiert habe - es gab Komplikationen, auf die ich nicht vorbereitet war. Und erst da mußte ich lernen, was Angst tatsächlich ist. Aber, es ist meine Geschichte und meine Erfahrung. Jeder hier hat eine andere Geschichte - und jeder hat seine eigene Angst. Und Angst in Abrede zu stellen oder gar zu verleugnen daß ist, so glaube ich, der komplett falsche Weg. Aber ich verstehe auch diejenigen, die sich ihrer Angst nicht stellen möchten oder gar können. Denn die größte Angst ist ja doch mit die Angst vor dem Ungewissen. Und eine OP führt nun mal - in jeder Hinsicht - ins Ungewisse.

      LGNessi
      _______________________________________________________________
      Geduld ist eine Tugend bei deren Vergabe ich leider wegen Krankheit gefehlt habe :zwinkert:

    • Lieber Ralf,

      wenn du statt "mündig" das Adjektiv "vernünftig" verwendet hättest, dann würde ich dir komplett zustimmen. Aber leider saß ich zwischen lauter mündigen Patientinnen beim Infoabend und hatte das Gefühl, mündige, aber uninformierte und unvernünftige Menschen bei mir sitzen zu haben.
      Ganz viele Fragen haben mich echt fertig gemacht: "Wann kann ich mein Weinchen wieder trinken?" "Wann kann ich meine Haxen wieder essen?" "Wie lange muss ich verzichten?"
      Die Leute waren mündig - de jure - aber leider nicht sonderlich vernünftig. Insofern hoffe ich, dass diese Menschen Angst vor der OP haben, um sich wenigstens ein bisschen mehr zu informieren, bevor sie sich einfach unter das Messer legen. Dein mündiger Patient ist in meinen Augen eine Idealvorstellung, die aber nicht auf alle zutrifft.

      Bei der Sache mit der SHG muss ich sagen: ich war sträflich nachlässig. Ich mag diese Gruppen nicht. Das ist einfach nichts für mich. Ich denke aber auch, dass man sich gut genug anderweitig informieren kann. Das pauschal abzustrafen halte ich für.. ehm.. naja.. zu pauschal eben.


      Liebe Grüße,
      Frau Kuchen
      Ich habe weder Träume noch Hoffnungen. Ich habe nur Pläne.