Ein Op-Skandal mit mutigen Ärzten?

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    • Ein Op-Skandal mit mutigen Ärzten?

      TV-Kritik
      MDR-Reportage: Ein Op-Skandal mit mutigen Ärzten?
      Quelle: Ärzte Zeitung

      Skalpell des Grauens? Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen einen Gastarzt, der entgegen radiologischer Empfehlungen operiert haben soll.
      © ArtmannWitte / Fotolia.com

      Eine MDR-Reportage thematisiert dubiose Vorgänge an einer Klinik in Sachsen-Anhalt. Diese seien symptomatisch für das deutsche Gesundheitswesen. Doch der Fall zeigt: So einfach ist es nicht.

      Die Stimme aus dem Off lässt keinen Zweifel. „Es wird operiert auf Teufel komm raus“, heißt es einleitend. Am 10. Juli widmete der MDR sein Investigativ-Format „Exakt – Die Story“ Vorgängen in der Altmark-Klinik in Gardelegen, einer kommunalen Einrichtung.

      Hier gibt es den Verdacht, dass es im vergangenen Jahr zu Unregelmäßigkeiten bei Rücken-Op gekommen sein soll. Von mehr als 60 Fällen ist in der Reportage die Rede, in denen gegen die Empfehlungen von Radiologen Patienten operiert worden seien. Angeblich mit gravierenden Folgen und mindestens einem Toten.
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      Ein Kriminalfall – oder doch nur ein weiteres Indiz dafür, dass in deutschen Kliniken Umsatz- und Fallzahlen inzwischen über dem Wohl der Patienten stehen? Die Autoren der Reportage setzen auf das Gut-Böse-Schema.

      Die einen „Ärzte opfern ihre Patienten“, und ein paar Mutige, „die anderen“, decken diese Machenschaften auf, heißt es. Das klingt eingängig – ist aber leider auch etwas unterkomplex.

      Im vergangenen Frühjahr fielen laut Reportage Chefarzt Dr. Bernd Falkenberg Unregelmäßigkeiten bei einem Kollegen auf. Ein Gastarzt aus Berlin war für die Operationen, die laut MDR inzwischen Inhalt staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen sind, verantwortlich.

      Nur: Der Arzt hat laut Reportage offenbar operiert, obwohl radiologische Befunde eindeutig dagegen sprachen. Der Arzt sei mit einiger krimineller Energie ans Werk gegangen, so die Autoren der Reportage weiter.

      Aber eines ist klar. Der Gastarzt aus Berlin taugt nicht als Symbol eines kaputten Systems. Denn seine Kollegen beendeten sein Tun mit beeindruckender Verve.

      Nicht nur der Chefarzt Falkenberg, auch sechs Kollegen hätten in einem Schreiben die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat über die nach ihrer Sicht „schweren und gefährlichen Körperverletzungen“ ihres Berliner Kollegen informiert.

      Was dann folgte, sei der eigentliche Skandal. Die Geschäftsführung habe den Arzt weiter beschäftigt, dafür den Chefarzt beurlaubt. Dieser wolle der Klinik bewusst schaden, habe die Klinik zur Begründung geschrieben.

      Heute wisse man, dass die Geschäftsführung der Klinik sich irrte und in eine heillose Abwiegelungs-Sackgasse gefahren sei, so der MDR. Das alles ist vielleicht ein Medizin-Skandal.

      Aber eines sind die Vorgänge in Gardelegen nicht: ein Beleg dafür, dass Ärzten das Gewissen abhanden kommt. Das Gegenteil ist an der Altmark-Klinik der Fall.

      Die Reportage „Hauptsache unters Messer“ lief am 10. Juli. Thema war der Verdacht auf Unregelmäßigkeiten bei Rücken-Op in der Altmark-Klinik in Gardelegen. Die Reportage steht im Internet als Videostream bereit.

      publiziert am: 12.7.2013
      Autor: Thomas Trappe
      Quelle: Ärzte Zeitung