Nach orthopädischem Trauma zum Opioid-Daueranwender

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    • Nach orthopädischem Trauma zum Opioid-Daueranwender

      Wer ist gefährdet?

      Opioidverordnungen vor einem orthopädischen Trauma sind häufig und ein Risikofaktor für eine verlängerte postoperative Opioidtherapie.

      Die Verschreibungszahlen von Opioiden sind in den letzten 15 Jahren weltweit angestiegen. In Deutschland zum Beispiel hat der Anteil der Versicherten mit mindestens einer Opioidverordnung von 2000 bis 2010 um gut ein Drittel zugenommen, von 3,31% auf 4,53%. Die meisten Opioide werden bei Nichttumorschmerzen gegeben. Im Zusammenhang damit wird aus den USA über eine steigende Zahlen von Todesfällen durch Opioidüberdosierungen berichtet. Orthopädische Chirurgen der Universität von Salt Lake City haben deswegen retrospektiv den Opioidgebrauch ihrer Traumapatienten vor und nach einer Operation untersucht.

      Dabei fiel als Erstes auf, dass überdurchschnittlich viele der insgesamt 613 Patienten schon in den drei Monaten vor dem Unfall Opioide bekommen hatten: nämlich 15,5% im Vergleich zu 9,2% in der Allgemeinbevölkerung. 12,2% der Traumapatienten hatten in dieser Zeit sogar mindestens zwei Opioidverordnungen erhalten, in der Bevölkerung waren es 6,4%. Ein Grund für diese Korrelation könnten gemeinsame Risikofaktoren für Opioidmissbrauch und orthopädische Traumen sein, etwa ein geringer sozioökonomischer Status, spekulieren die Studienautoren um Dr. Joel E. Holman.

      Postoperativ wurde die Mehrheit der Patienten (68,4%) kürzer als sechs Wochen mit einem Opioid behandelt, bei 11,9% dauerte es zwischen sechs und zwölf und bei 19,7% länger als zwölf Wochen. Von den Patienten ohne oder mit nur einer vorausgegangenen Opioidverordnung beendeten jeweils drei Viertel die Opidoidbehandlung bis zur sechsten Woche nach der Op. Von den Patienten mit zwei vorausgegangenen Opioidverordnungen erhielt dagegen die Mehrheit (72%) selbst nach zwölf Wochen noch Opioide. Das Risiko einer solchen Dauertherapie lag bei ihnen damit fünfmal so hoch wie bei Patienten ohne präoperative Opioidbehandlung.

      Risiko steigt mit dem Alter

      Als weiterer Risikofaktor für eine verlängerte postoperative Therapie erwies sich ein höheres Alter. Die Dauer der Opioidgabe hing natürlich auch von der Lokalisation der Verletzung ab: Am längsten war sie nach Operationen von Becken und Acetabulum. Schneller ging es nach einer Fraktur der unteren und noch schneller der oberen Extremitäten.

      Aufgrund des beobachteten Zusammenhangs empfehlen Holman et al. ihren Kollegen, Patienten vor einer orthopädischen Operation nach dem bisherigen Gebrauch von Opioiden zu fragen. „Angesichts der potenziellen Gefahren einer oralen Opioidtherapie sind präoperative Gespräche darüber und das Festlegen postoperativer Limitierungen wichtig“, betonen sie. Ein Manko ihrer Studie besteht allerdings darin, dass die Indikationen für die präoperative Opioidbehandlung nicht bekannt waren.


      Quelle: springermedizin.de