Ich möchte hier mal meine Erfahrungen aus der zweineinhalbjährigen VT gegen Essstörungen weitergeben. Ich abe angefangen mit einer Gruppentherapie, wo nicht nur Binge-Eater wie ich waren sondern auch Leute mit Bulimie und auch Magersucht sowie Mischformen. Die Mechanismen sind ziemlich gleich, egal, ob man futtert, mit oder ohne Erbrechen oder ob man Essen verweigert.
Das, was mir am meisten geholfen hat, ist die Stopp-Technik. Wenn ich mir was zu essen holen wollte, habe ich erstmal gesagt STOPP. Dann habe ich überlegt, ob ich echten Hunger habe oder ob ich Frust habe, ob mir langweilig ist, ich mich belohnen oder trösten will oder was mir sonst noch so für Gründe fürs futtern eingefallen sind. Nur wenn ich echten Hunger hatte, habe ich mir was genommen. Ein paar Nüsse, ein paar Scheiben gekochten Schinken, 2-3 gekochte Eier oder sowas in der Art. Andernfalls habe ich mich abgelenkt. Ihr glaubt gar nicht, wieviele Infos ich über meinen Lieblingssänger aus den 70ern gefunden habe um nicht zu essen! *kicher* Viele nette Leute habe ich dadurch auch schon kennengelernt rund um die Welt und von Japan über Asien, Europa, quer über den amerikanischen Kontinent bis nach Hawai ist immer irgendein Fan online mit dem man chatten kann. Hilft auch, die Englischkenntnisse zu verbessern. Ok, zurück zur Essstörung.
Was noch unglaublich wichtig ist, ist das ABC-Modell. A= Auslöser, B=Bewertung C= Consequence
Ich habe einen Auslöser A. Bei mir war das z.B. ein Streit mit meiner Tochter. Dann habe ich mies gefühlt und mich mit etwas eßbarem getröstet. Das war C, die Konsequenz zu deutsch. Was dazwischen lag, war die Bewertung B. So Gedanken wie nichtmal meine Tochter versteht mich, Sie kann mich nicht leiden, sie will mich absichtlich fertig machen, ich armes, armes Ding. Also futtern als Trost. Sowas passiert den meisten völlig unbewusst, die Gedanken schießen einem im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf, man merkt das kaum, man kapiert erst, was los ist, wenn das Würstchen doer die Schokolade im Magen gelandet sind. dann kommt meist noch das schlechte Gewissen obendrauf und die Spirale setzt sich in Gang.
Wenn ich jetzt aber B erfasse, mir die Gedanken bewusst mache, dann kann ich das aufdröseln und verändern. Ich kann mir dann nämlich klar machen, dass meine Tochter einach Stress in der Schule oder bei der Arbeit hatte, einfach ein Teenager ist, der mal ausflippt, gerade selber in einer blöden Lebensphase ist und dass sie das gar nicht so böse meint, wie ich zuerst dachte. Und schon bin ich gar nicht mehr so ein armes Ding (meine Tochter wäre weitaus mehr zu bedauern) und eine Trost ist gar nicht nötig oder ich hole mir Zuwendung von meinem Mann. Nee, stopp, keine gute Idee, der rennt lieber zu seinem einzigen Mädchen und tröstet sie. Also doch lieber ab zu FB mit den Mädels chatten. :zwinkert:
Das klingt zunächst recht einfach, ist es auch, wenn man das Prinzip begriffen und verinnerlicht hat. Die Schwierigkeit besteht darin, sich diese Gedanken, die zwischen A und C liegen, bewusst zu machen. Ich hatte mal Panik-Attacken und da habe ich 2 Jahre lang gebraucht um die auslösenden Gedanken zu erfassen und zu bearbeiten. Das Prinzip war das gleiche wie hier, nur war mir das damals nicht so schematisch erklärt worden. Es ist eine reine Übungssache aber irgendwann klappt das wie von selbst. Wenn B bewusst ist, kann das umbewertet werden und die Konsequenz tritt nicht ein oder kann ebenfalls verändert werden.
D-H-F ist eigentlich die logische Erklärung zu ABC. stellt euch D=Denken, H=Handeln und F= Fühlen als Eckpunkte eines Dreiecks vor. Das Denken beeinflusst das Handeln, das Denken beeinflusst das Fühlen, das Handeln beeinflusst das Fühlen und jeweils umgekehrt. das sind Wechselwirkungen und man kann das an jeder Stelle rechtzeitig unterbrechen und alles bewusst beeinflussen. Kinder können das nicht und wir konnten das als Kinder auch nicht, deshalb sitzen viele Prägungen aus unserer Erziehung so fest (iss schneller, wird alles kalt. Wenn du den Teller leer ißt, bist du ein gaaaaanz braves Mädchen, Das Essen war teuer, das muss man aufessen und darf es nicht wegwerfen). Das ist alles automatisiert und läuft unterbewusst ab. Wenn man sich die Prozesse bewusst macht, kann man sie als unabhängiger, erwachsener und selbstbestimmter Mensch auch ändern. Das erfordert viel Arbeit und viel Kraft aber es geht. Das könnt ihr mir glauben!
Dann gab es da noch einen entscheidenden Hinweis der Therapeutin. Wenn man sich bestimmte Dinge zu lange verkneift, dann entwickelt der Körper einen Heißhunger darauf. Das ist dann nicht mehr mit dem Verstand zu kontrollieren, deshalb ist es besser, sich ab und an etwas zu gönnen. Sei es die Lieblingspraline oder auch mal den fetten Burger vom gelben M oder was auch immer. So kann man die zusätzlichen Kalorien oder Kohlehydrate, worauf man gerade besonders achtet, in den Tagesplan einbauen. Dann ist das halb so wild und man schwebt nicht ständig in der Gefahr, irgendwann völlig haltlos zuzuschlagen und die ganze Schachtel Pralinen zu leeren oder drei Burger auf einmal zu verdrücken.
Man kann auch pro Woche einen Ausnahmetag einlegen, wo man alles essen darf, was man will. Ok, vielleicht nicht alles, hängt ja auch vom Geldbeutel oder der OP-Methode ab.
Diese tollen Tipps, dass man sich ein Foto, wie man aussehen möchte oder wie man nie wieder aussehen möchte, an den Kühlschrank pinnt, haben bei mir nie funktioniert aber vielleicht bei jemandem von euch?
An einem Trick arbeite ich aber immer noch, ist ein Partner-Trick. Wenn man sich mies fühlt, nimmt einen der Partner/Partnerin enfach in den Arm und drückt ganz fest. Küsschen von den Lippen des Partners anstatt von Ferrero. Leider meint mein Mann immer noch, dass er mir was ganz besonders Gutes tut, wenn er gaaaanz viel und gaaaaanz lecker und gaaaaaanz deftig kocht oder mal gaaaanz viel Eis oder Kuchen mitbringt. Ein süsses Küsschen von ihm wäre mir echt lieber und das wäre hilfreicher aber vielleicht kapiert er es ja irgendwann noch. Oder er braucht mal den passenden kick.
Wenn ihr Fragen oder Erfahrungen habt, immer her damit. Es interessiert mich auch, ob ihr damit was anfangen könnt und ob es euch hilft.
Das, was mir am meisten geholfen hat, ist die Stopp-Technik. Wenn ich mir was zu essen holen wollte, habe ich erstmal gesagt STOPP. Dann habe ich überlegt, ob ich echten Hunger habe oder ob ich Frust habe, ob mir langweilig ist, ich mich belohnen oder trösten will oder was mir sonst noch so für Gründe fürs futtern eingefallen sind. Nur wenn ich echten Hunger hatte, habe ich mir was genommen. Ein paar Nüsse, ein paar Scheiben gekochten Schinken, 2-3 gekochte Eier oder sowas in der Art. Andernfalls habe ich mich abgelenkt. Ihr glaubt gar nicht, wieviele Infos ich über meinen Lieblingssänger aus den 70ern gefunden habe um nicht zu essen! *kicher* Viele nette Leute habe ich dadurch auch schon kennengelernt rund um die Welt und von Japan über Asien, Europa, quer über den amerikanischen Kontinent bis nach Hawai ist immer irgendein Fan online mit dem man chatten kann. Hilft auch, die Englischkenntnisse zu verbessern. Ok, zurück zur Essstörung.
Was noch unglaublich wichtig ist, ist das ABC-Modell. A= Auslöser, B=Bewertung C= Consequence
Ich habe einen Auslöser A. Bei mir war das z.B. ein Streit mit meiner Tochter. Dann habe ich mies gefühlt und mich mit etwas eßbarem getröstet. Das war C, die Konsequenz zu deutsch. Was dazwischen lag, war die Bewertung B. So Gedanken wie nichtmal meine Tochter versteht mich, Sie kann mich nicht leiden, sie will mich absichtlich fertig machen, ich armes, armes Ding. Also futtern als Trost. Sowas passiert den meisten völlig unbewusst, die Gedanken schießen einem im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf, man merkt das kaum, man kapiert erst, was los ist, wenn das Würstchen doer die Schokolade im Magen gelandet sind. dann kommt meist noch das schlechte Gewissen obendrauf und die Spirale setzt sich in Gang.
Wenn ich jetzt aber B erfasse, mir die Gedanken bewusst mache, dann kann ich das aufdröseln und verändern. Ich kann mir dann nämlich klar machen, dass meine Tochter einach Stress in der Schule oder bei der Arbeit hatte, einfach ein Teenager ist, der mal ausflippt, gerade selber in einer blöden Lebensphase ist und dass sie das gar nicht so böse meint, wie ich zuerst dachte. Und schon bin ich gar nicht mehr so ein armes Ding (meine Tochter wäre weitaus mehr zu bedauern) und eine Trost ist gar nicht nötig oder ich hole mir Zuwendung von meinem Mann. Nee, stopp, keine gute Idee, der rennt lieber zu seinem einzigen Mädchen und tröstet sie. Also doch lieber ab zu FB mit den Mädels chatten. :zwinkert:
Das klingt zunächst recht einfach, ist es auch, wenn man das Prinzip begriffen und verinnerlicht hat. Die Schwierigkeit besteht darin, sich diese Gedanken, die zwischen A und C liegen, bewusst zu machen. Ich hatte mal Panik-Attacken und da habe ich 2 Jahre lang gebraucht um die auslösenden Gedanken zu erfassen und zu bearbeiten. Das Prinzip war das gleiche wie hier, nur war mir das damals nicht so schematisch erklärt worden. Es ist eine reine Übungssache aber irgendwann klappt das wie von selbst. Wenn B bewusst ist, kann das umbewertet werden und die Konsequenz tritt nicht ein oder kann ebenfalls verändert werden.
D-H-F ist eigentlich die logische Erklärung zu ABC. stellt euch D=Denken, H=Handeln und F= Fühlen als Eckpunkte eines Dreiecks vor. Das Denken beeinflusst das Handeln, das Denken beeinflusst das Fühlen, das Handeln beeinflusst das Fühlen und jeweils umgekehrt. das sind Wechselwirkungen und man kann das an jeder Stelle rechtzeitig unterbrechen und alles bewusst beeinflussen. Kinder können das nicht und wir konnten das als Kinder auch nicht, deshalb sitzen viele Prägungen aus unserer Erziehung so fest (iss schneller, wird alles kalt. Wenn du den Teller leer ißt, bist du ein gaaaaanz braves Mädchen, Das Essen war teuer, das muss man aufessen und darf es nicht wegwerfen). Das ist alles automatisiert und läuft unterbewusst ab. Wenn man sich die Prozesse bewusst macht, kann man sie als unabhängiger, erwachsener und selbstbestimmter Mensch auch ändern. Das erfordert viel Arbeit und viel Kraft aber es geht. Das könnt ihr mir glauben!
Dann gab es da noch einen entscheidenden Hinweis der Therapeutin. Wenn man sich bestimmte Dinge zu lange verkneift, dann entwickelt der Körper einen Heißhunger darauf. Das ist dann nicht mehr mit dem Verstand zu kontrollieren, deshalb ist es besser, sich ab und an etwas zu gönnen. Sei es die Lieblingspraline oder auch mal den fetten Burger vom gelben M oder was auch immer. So kann man die zusätzlichen Kalorien oder Kohlehydrate, worauf man gerade besonders achtet, in den Tagesplan einbauen. Dann ist das halb so wild und man schwebt nicht ständig in der Gefahr, irgendwann völlig haltlos zuzuschlagen und die ganze Schachtel Pralinen zu leeren oder drei Burger auf einmal zu verdrücken.
Man kann auch pro Woche einen Ausnahmetag einlegen, wo man alles essen darf, was man will. Ok, vielleicht nicht alles, hängt ja auch vom Geldbeutel oder der OP-Methode ab.
Diese tollen Tipps, dass man sich ein Foto, wie man aussehen möchte oder wie man nie wieder aussehen möchte, an den Kühlschrank pinnt, haben bei mir nie funktioniert aber vielleicht bei jemandem von euch?
An einem Trick arbeite ich aber immer noch, ist ein Partner-Trick. Wenn man sich mies fühlt, nimmt einen der Partner/Partnerin enfach in den Arm und drückt ganz fest. Küsschen von den Lippen des Partners anstatt von Ferrero. Leider meint mein Mann immer noch, dass er mir was ganz besonders Gutes tut, wenn er gaaaanz viel und gaaaaanz lecker und gaaaaaanz deftig kocht oder mal gaaaanz viel Eis oder Kuchen mitbringt. Ein süsses Küsschen von ihm wäre mir echt lieber und das wäre hilfreicher aber vielleicht kapiert er es ja irgendwann noch. Oder er braucht mal den passenden kick.
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14.04.14 OP Gewicht 124,8 Kilo bei 1,65m 01.09.14 UHU 99,7 Kilo 15.12.14 U90 seit 01.05.15 nicht mehr adipös U85______inkl Corona Kilos jetzt 88/89 Kilo
Jeden 2. Dienstag im Monat um 17h trifft sich die SHG im Martin-Luther-Krankenhaus Berlin. Zur Zeit nur online bei Facebook facebook.com/groups/1646631915475507
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