Zuckersucht - UPDATE: Hoffnungsschimmer-es klappt :-)#

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    • Liebe Dacoma,

      Ich habe mir lange überlegt, ob ich was dazu schreiben soll. Ich erkenne mich gut in vielem, was du schreibst.

      Ich bin mein ganzes Leben ein Moppelchen gewesen. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, irgendwie nicht richtig zu sein, zu früh geboren, zu oft krank, zu schwer krank, zu unsportlich, zu schüchtern, zu dick, zu hässlich, zu wertlos, zu fett, ein Sorgenkind, eine Enttäuschung. Seit ich denken kann, kämpfe ich mit meinem Gewicht, habe diätet, mir Tips von weiss ich wem geholt. Als ich 19 war, sollte sich mein Leben ändern. Ich zog aus meinem Elternhaus aus und begann in einer anderen Stadt zu studieren, und 3 Wochen lang ging es mir richtig gut. Ich hatte einen Freund (zum ersten Mal in meinem Leben interessierte sich jemand für mich - dachte ich). Mein Essverhalten war super, auch ohne Diät nahm ich etwas ab, knapp 80 kg hab ich damals gewogen. Dann wurde ich Opfer eines Verbrechens. Mein "Freund" misbrauchte mich in Anwesenheit seiner Freunde und verkaufte mich für ein bißchen Alkohol an den Rest der Gruppe. Dass ich das überlebt habe, verdanke ich dem simplen Zufall, dass mich ein Rettungsassistent gefunden und wiederbelebt hat, bevor mein Gehirn großen Schaden genommen hat. Zwei Tage später - zu diesem Zeitpunkt war ich noch im Koma - wurde er wegen zweifachen gemeinschaftlichen Sexualmordes verhaftet, neun Monate später wurde er dann wegen dieser 3 Verbrechen gemeinsam mit seinen Kumpels zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Körperlich habe ich mich schnell und gut erholt. Psychisch habe ich mich schwer getan. Ich habe mehrfach versucht, mir das Leben zu nehmen, weil ich mit den Erinnerungen nicht leben wollte. In die Psychiatrie hat mich trotzdem keiner eingewiesen. Dann habe ich angefangen zu fressen, regelrechte Fressattacken, meist kombiniert mit Attacken, in denen ich mir selbst die Arme aufgeschnitten oder aufgestochen habe. Teilweise hab ich auch bewußt zugenommen. Ich wollte nicht mehr so aussehen, dass irgend ein Mann mich freiwillig angefasst hätte - hat aber nicht funktioniert, dafür zieht man irgendwann nur noch die Fetischisten an. Ein Jahr nach der Vergewaltigung wog ich fast 70 kg mehr. Ich wagte auch nicht, nein zu sagen, wenn jemand Interesse heuchelte - ich hatte viel zu viel Angst, dass sich jemand das mit Gewalt holt, das ich nicht freiwillig geben wollte. Zu diesem Zeitpunkt wurde ich auch schwanger, eine wirkliche Beziehung hatten wir nicht. Hätte ich mein Kind nicht bekommen, würde ich wahrscheinlich nicht mehr leben. Mein Kind war der Anker zum am leben bleiben, das konnte ich nicht alleine lassen. Etwa ein halbes Jahr nach der Geburt habe ich eine Traumatherapie angefangen - immerhin über 2 Jahre nach dem Ereignis. Etwa ein Jahr später lernte ich meinen Mann kennen, 2 Jahre nach unserem Kennenlernen haben wir geheiratet. Mein Gewicht war immer Spiegel meiner psychischen Verfassung - ging es mir gut, ging das Gewicht runter, ging es mir schlecht, ging es wieder rauf. Damals habe ich erstmals an OP gedacht, war aber der Überzeugung, dass ich erst mal meine Psyche reparieren musste, damit das ganze irgend einen Sinn hat.
      Die Psychotherapie dauert mit mehrfacher kurzer Unterbrechung immer noch an. Ich habe gelernt, mich selbst zu mögen, was nicht sehr leicht ist. Ich habe gelernt, dass meine Erinnerungen zu mir gehören, und dass ich nicht durch eine Therapie gehen kann und dann ist alles wieder gut, sondern dass ich mich täglich und lebenslang mit ihnen auseinandersetzen muss und mit meiner Depression, meiner Sucht nach Essen. Ich musste lernen, Probleme nicht herunter zu schlucken, sondern anzunehmen. Ich musste auch lernen, mir etwas Gutes zu tun, das nicht mit Nahrungsaufnahme zu tun hat. Seit 1,5 Jahren lebe ich ohne Psychopharmaka und habe seitdem auch keine Essattacken mehr gehabt. Was mir noch oft bleibt, ist das Gefühl, nicht gut genug oder nicht richtig zu sein.
      Sonst geht es mir inzwischen gut. Ich habe einen tollen Mann und 2 super Kinder. Ich habe mein Studium beendet und eine abgeschlossene Facharztausbildung. Beruflich würde ich gerne noch weiter kommen.
      Mein Gewicht hat sich seit Jahren bei 122 kg eingependelt. Mit diesem Gewicht bin ich in Absprache mit meiner Psychologin ins Adipositaszentrum gegangen. Während des MMK habe ich 12 kg abgenommen, und ich habe gemerkt, wie viel sich im Kopf getan hat. Ich kann inzwischen andere essen sehen ohne mitzufressen, auch Chips und Schokolade (und das konnte ich vorher tütenweise runterschlucken). Vor 11 Tagen habe ich einen Schlauchmagen bekommen.

      Gescheitert... Bis jetzt bin ich immer gescheitert. Aber wenn ich nicht weiter mache, bin ich schon gescheitert.

      Die Gründe, warum Menschen übergewichtig oder esssüchtig werden, sind vielfältig. Aber weder mein Gewicht noch all die Dinge, die ich in meinem Leben getan habe (freiwillig, aber ohne meinen "Freund" wäre es wohl nicht so weit gekommen), machen mich zu einem schlechteren Menschen. Vielleicht musst du auch ein bißchen an der Ursache kratzen und nicht so sehr an den Folgen.

      LG,

      Andrea
    • Hallo Dacoma,

      Dein Bericht hat mich sehr bewegt und auch betroffen gemacht. Das liest sich nach einem enormen Leidensdruck, den Du natürlich nicht nötig hast, aber das sucht man sich ja nicht aus....

      In meiner VT habe ich gelernt, dass man nicht einfach "Dinge" weglassen kann, sondern sie durch etwas anderes ersetzen muss. Also auch das Naschen. Was macht Dich annähernd glücklich, ist eine Alternativer?

      Dem Rat, eine VT zu machen, kann ich mich nur anschließen.

      Übrigens: Du siehst sicher toll aus! Schmeiß Dich doch mal auf den Markt. Männer, mit denen man leben möchte, stören sich auch nicht an Wabbelarmen und -schenkeln.

      Ich wünsche Dir alles Gute.

      Liebe Grüße :hallo:
    • ERFOLG ERFOLG ERFOLG, aber dazu später mehr :-)

      Hallo ihr Lieben,

      erstmal vielen Dank für eure ganzen Reaktionen und ein Sorry dafür, dass ich nicht mehr reagiert habe... Man kann es sich fast denken. Es hat nicht so funktioniert wie es sollte und dann bin ich einfach fern geblieben.. Ziemlich dämliches aber wohl übliches Verhalten.

      Aber ich habe alle Eure Anregungen gerne und interessiert aufgenommen. Eine VT habe ich bereits über Jahre gemacht und sie hat mir leider nicht wirklich geholfen. Ich erachte aber eine Traumatherapie mittlerweile als sinnvoller für mich und ich bemühe mich auch, hierfür einen Platz zu finden... Das kann natürlich dauern, vor allem weil es mit dem Studium schwer zu vereinbaren ist, da ich deswegen oft unter der Woche nicht zu Hause bin.

      Seit längerem achte ich auf auf ausreichende Substitution von Vitaminen, unnötig zu erwähnen, dass auch hierfür erst ein Ars...tritt nötig war (schlechte Blutwerte, die die OP verhinderten). Ob ich ausreichend Eiweiß zu mir nehmen, gebe ich zu, bin ich mir grade nicht so bewusst.. Derzeit ist glaube ich nicht soooviel davon in meiner Ernährung.. Ich werde mir mal Gedanken dazu machen.


      Und was gibts noch zu sagen??? Ich habe herausgefunden, dass mein damaliger Arzt, Dr. Dragu, weiterin operiert. Zwar nicht mehr in Erlangen aber dafür in Leipzig. Ich habe einen Termin ausgemacht zum Gespräch. Dass ich noch gute 15 kg zum abnehmen vor mir hatte vor einer OP war nebensächlich.. oder eher sollte der Termin motivieren.. Hat er auch.. wenn auch zuerst massiv Druck aufgebaut, weil ich Depperl die 15kg in 3 Wochen abnehmen wollte um die OP noch vor Mai hinzukriegen.. Vollschlag!! Aaaaber.. der Mensch ist nicht dumm!
      Und ich habe jetzt einen Weg gefunden..

      Im Moment bin ich Herr meiner Zuckersucht! Seit dem 13.03.2014 bin ich auf kaltem Entzug und es klappt!!
      Leute ganz ehrlich, meiner Erfahrung nach hilft dagegen definitiv nur der kalte Entzug.. Zumindest dann, wenn wir von einer richtigen Zuckersucht sprechen und nicht ab und zu von Lust auf Schokolade.
      FrauJoJo, bei deinem Beitrag musste ich daran denken, dass es keine Sucht ist, wenn man sich mal ein Duplo gönnen kann an der Kasse oder mal nen Kinderriegel am Abend. Eine Sucht ist es dann, wenn die Portionen immer mehr werden, weil man immer mehr braucht um die selbe Befriedigung zu erreiche. Sucht ist es dann, wenn du mitten in der Nacht losziehst... Egal wieviel bezahlst...

      zentrum-der-gesundheit.de/zuckersucht-ausstieg-ia.html


      Dieser Artikel hat mir sehr geholfen. Denn ich hab kapiert, dass es nicht einfach nur alte Gewohnheiten sind oder die Lust auf was Süsses.. nein, es sind Verhältnisse wie bei Heroinsüchtigen oder Alkoholkranken... Man braucht immer mehr von dem Stoff um die Sucht zu befriedigen.. Somit stand fest: Nur kalter Entzug wird klappen! Zumindest in der Anfangsphase.. wie alles sich entwickelt wird sich zeigen..

      Es ist mir auch nicht peinlich zu sagen, dass ich den ersten Tag nur mit Babysitter überstanden habe. Ich habe einen guten Freund gebeten, mich von der Arbeit abzuholen und auf mich aufzupassen... Niemals wäre ich sonst "heil" und zuckerfrei heimgekommen. An jedem Eck steht ja so ein scheiß-Süssigkeitenautomat...

      Sicher hat der Termin beim Chirurgen eine große Motivation gebracht und jetzt hilft die Waage mit.. Und der Erfog durzuhalten selber auch. Nicht mehr der Loser jeden Tag aufs neue, sondern wieder Herr über die Dinge. Der erste Tag ist der schlimmste und es kommen immer wieder Tage, an denen man gerne würde.. Aber es wird von mal zu mal einfacher.. Erst Recht mit einem Ziel vor Augen.

      Und nachdem meine Krankenkasse mir nun mitgeteilt hat, dass die Zusage für meine Oberschenkelstraffung am 31.12.2014 ausläuft und danach sozusagen neu beantragt werden muss, habe ich ja nun Motivationsschub genug..

      Ich hoffe, irgendwie euch helfen zu können.... Also all jenen, die das selbe Problem haben. Es hilft wirklich nur, das radikale weglassen!! Ich habe vorhin bisschen im Thread "Zunahme nach Op" gelesen.. So oft wird von der Lust auf Süsses gesprochen... Ich glaube, das ist auch alles längst keine Lust mehr, sondern die Sucht ist weit, sehhhhr weit verbreitet. Nur noch nicht bei jedem so extrem ausgeprägt...

      Ihr habt auch alle Recht. Dazu muss es definitiv eine Therapie geben, um die Ursache der Sucht zu bekämpfen. Aber die Sucht selber, kann man nur durch Entzug hinter sich bringen... Und ich mache mir nix vor.. Sowas begleitet einen ein Leben lang!!

      So, ich glaube, das war jetzt wieder ziemlich wirr... Hoffe ihr konntet folgen..

      Ach.. positiver Nebeneffekt des Zuckerweglassens.. Hab in 11 Tagen 3,5 kg abgenommen :-)
      Ich führe Ernährungstagebuch bei fddb, achte darauf meinen grundumsatz net zu unterlaufen und zwinge mich, die blöde Treppe statt Rolltreppe zu nehmen.. Und es läuft gerade...

      Also... hab grade bissl Motivation übrig.. Also wenn jemand nen Babysitter brauchen und von der Arbeit abgeholt werden möchte.. Meldet euch :-) Ansonsten toi toi toi für den ersten Tag.. Danach wirds wirklich einfacher!!

      LG Alex
    • Hi,

      ich hab mal eine Frage:
      Wie genau funktioniert "kalter Entzug" bei Zuckersucht?
      Ich denke daran, daß auch in Obst natürlicherweise Zucker ist. Fruchtzucker ist auch in vielen Gemüsesorten (Tomate, Mais, ...)
      Zucker ist sogar in Wurst. In Brot sowieso.
      Läßt Du das alles komplett weg?
      Wie sieht es mit schnellen Mehrfachzuckern aus=Weißmehl und Stärke? Die werden so schnell im Körper zu Zucker abgebaut und beeinflussen den Insulinspiegel ähnlich wie reiner Zucker.
      Läßt Du das alles weg?
      Ißt Du dann quasi nur noch Fleisch, Pilze und Salat?

      Ich frage deshalb weil ich 1) selbst zuckersüchtig bin aber 2) aufgrund von Fruktoseintolleranz die obige "Diät" schon versucht hab und weiß, daß ich so nicht leben kann.

      Wie genau machst Du es? (Wenn Du erzählen magst) und
      Wie zum Geier schaffst Du das (*staun und bewunder*) aber auch kritisch: Was glaubst Du, wie lange Du das durchhälst? Ich lese heraus, daß Du langfristig eventuell versuchen willst, Dich einer mäßig zuckerigen Ernährung anzunähern.

      Auf jeden Fall wünsche ich viel Erfolg!

      :hallo: Cyanita
    • sorry fürs lange warten

      Hallo Cyanita,

      tut mir leid, dass meine Antwort gedauert hat. Das ist immer ein Ausdruck dafür, dass es auf und ab geht, bei mir jedenfalls.
      Zu deiner Frage: Jetzt habe ich wieder was dazu gelernt. Bin ich unter diesen Umständen vielleicht noch halbwegs gut dran?

      Also mein Zucker-Entzug findet nicht in dieser extremen Form, wie von dir geschildert statt. Ich verzichte auf die Dinge, in denen Zucker zugegeben wurde, soweit ich das eben beurteilen kann. Ich esse durchaus Obst, komme mit dem Fruchtzucker soweit auch gut klar. Brot und andere Kohlehydrate esse ich auch, aber doch eher nur Vollkornbrötchen.
      Ich verzichte in der ersten Zeit auch auf Dinge wie Ketchup und Essiggurken, da dort auch mit Zucker gearbeitet wurde und gerade bei den Gurken, hab ich das extrem rausgeschmeckt..

      Was das durchhalten angeht... Ich bin derzeit noch auf einem guten Weg. Zwischenzeitlich habe ich mal probiert, ob ich mir Honig erlauben kann. Allerdings habe ich festgestellt, dass das irgendwie nicht so gut bei meinem Körper ankommt... habe das Gefühl direkt zu spüren, wie der Körper in diesem Fall mehr will und lasse ihn jetzt wieder weg.

      Und ich war auch schon wieder halb im Rückfall. Hab mir 3 Tage hintereinander eine Schoko-banane erlaubt... (also ne richtige banane mit schokolade überzogen, nicht die gelee-früchte). Ich liebe diese Dinger! Und sofort musste ich feststellen, dass ich wieder direkt im Schema drin war... Die selben Gedanken kamen sofort wieder... Das Suchen von Ausreden, warum man heute nochmal darf und morgen anfangen sollte.... Die Tatsache, dass der Körper und Geist sofort nach mehr schreit.. So waren es am 3. Tag schon gleich 2 Bananen!! Und dann die Erkenntnis, dass es dann wieder der Anfang vom Ende war, wenn der Gedanke kommt "jetzt ist eh schon egal", dann stehst du im Supermarkt vor den Süßigkeiten und planst, was du alles essen willst, denn morgen gehts ja wieder los mit aufhören...

      Ich bin so schrecklich dankbar, dass ich tatsächlich in dieser Situation es geschafft habe zu widerstehen!! Ich habe den Laden verlassen ohne mir Schokolade zu holen und das war nicht wirklich einfach.. Aber hätte ich mir da wieder was gekauft, wäre ich wieder genau da wo ich vorher war, und alleine nicht rausgekommen bin...

      Jetzt bin ich also wieder ohne Schokobananen und wie vorher... Der erste Tag war noch der schlimmste... und mittlerweile ist es wieder wesentlich einfacher... Also bestätigt sich für mich die Erkenntnis: Es geht einfach nur ohne!! Für mich jedenfalls..

      LG Alex

      p.s. was ich aber praktiziere und auch funktioniert ist popcorn im kino!! Kino ohne popcorn geht nicht und ich weigere mich aufs kino zu verzichten.. seltsamerweise klappt das aber ohne suchtanfall... gut, ich esse die ganze tüte fast ohne luftholen alleine.. aber zumindest ist danach auch wieder ruhe :-)
    • Hallo Dacoma, vielleicht hat dein Unterbewusstsein Angst vor dem schlank sein.

      Schau mal ob du dich vielleicht hier wieder findest. Es ist ein Ausschnitt aus meinem Buch, das man kostenlos in Gänze online lesen kann.
      Wenn du mehr wissen willst wie man lernt Süchte zu kontrollieren ( Wir werden sie immer haben, können nur lernen sie zu kontrollieren), dann schreib mich an und ich gebe dir den Link zum wirklich kostenlosem lesen :)

      Warum Abnehmen manchmal nicht Leicht ist



      Es war genauso. Als ich von der dreistelligen 100 runter wollte und immer zwei Schritte vor und zwei zurück ging bis die 99 da war. Heute Nacht habe ich über dieses Phänomen nach gedacht. Warum das jetzt mit der 89 genauso ist. Und mir wurde klar das ist psysisch, sitzt im Unterbewusstsein. Angst los zu lassen.
      Aber los zu lassen von was ? Übergewicht ist ja wirklich nichts was man lieben könnte. Oder doch ? Vor was hab ich Angst, was hab ich Angst zu verlieren. Und ich zermarterte mir den Kopf. Hatte ich Angst durch zu drehen ? Das Glück nicht fassen zu können wenn ich das Ziel erreiche? So wie Manche beim Lottogewinn ? Oder hatte ich Angst einen Schutz zu verlieren ? Vor was hatte mich mein Fett, meine Krankheiten geschützt ? Was war für mich schlimmer als das Fett und die Krankheit selber, damit ich sie zu ließ ?
      Vieles, das ich für mich selber raus gefunden habe gestern Nacht. Ich hatte zb keine Ausrede/Entschuldigung mehr Dinge, die ich nicht tun möchte, nicht tun zu können. Weder für mich noch für Andere.Oder Dinge tun zu können, die in meinen Augen nicht gut wären. Ich musste mich als gesunde fast Schlanke mehr dem Leben stellen als jemand der in seinem Fett gefangen ist. Ich musste erwachsen werden, Verantwortung für mich übernehmen. Mein Fett war der Mutterleib und ich der Fötus an dem alles sicher abprallte in seiner Höhle. Der versorgt wurde durch die Nabelschnur (Fressanfälle) und stark und unverletzbar war weil er genährt und gewärmt wurde. Ich musste mich schlank also wieder Dingen stellen, die ich anders lösen musste als die "Ichbinfettoderkrankichkannnicht" Methode, musste Gefühle ausdrücken können und tragen können, egal ob positiv oder negativ. Musste Lösungen finden, für Dinge die Fett, krank und versteckt gar nicht relevant für mich waren.
      Und noch heute Nacht sagte ich mir, ja ich will! Ja ich will das Leben nehmen, mit allem Guten und Schlechtem, ohne mich hinter meinem Fett zu verstecken. Und auch zu allem stehen. Das was ich falsch gemacht habe in meinem Leben. Dass ich eben nicht nur die starke Chrissy bin, sondern auch die Chrissy, die in Vielem versagt hatte. Aber das eben auch nicht mehr ändern kann. Aber, sie kann es besser machen ! In der Zukunft. Sie hat gelernt. Stärke bekommen. Echte Stärke, nicht angefressene. Ist erwachsen geworden.Hat auch gelernt sich selber zu beschützen.
      Ich glaube viele Krankheiten, die von der Psyche ausgehen sind nichts als ein Schutz. Und man kann sie nur heilen wenn man los lässt. Nicht von einem Menschen, sondern der Krankheit selber. Sich nicht mehr hinter ihr versteckt, für sich selber und Andere sie als Ausrede für die eigenen Fehler oder Schwächen benutzt. Keine leichte Sache, das los lassen. Und darum fällt man so gerne wieder in Alte Muster. Es ist einfach einfacher.
      Aber, wenn man mal die Augen öffnet und auch sich das vor Augen führt was für Nachteile das Verstecken hinter der Krankheit, dem Adipösen oder was auch immer mit sich bringt, dann weiß ich nicht ob dieser warme weiche "Mutterleib", in dem ich zwar geborgen und sicher bin, aber eben nicht draussen am Leben teil nehmen kann, ob der wirklich so toll ist.
      Also habe ich mit den "Wehen" angefangen. Aber immer, wenn das Licht kurz zu sehen ist, von "da draußen", haut mich das dermaßen um, dass ich wieder ein Stück zurück schlupfe mit meinem Kopf in die sichere Höhle.Das alles natürlich unbewusst. Erneute Fressanfälle bei den Adipösen, zurück ziehen bei anderen psysischen Defiziten. Jedenfalls hat alles mit unbewusster Angst vor dem Leben da draußen zu tun. Das ist mir heute Nacht klar geworden. Und da jede neue Zahl vor dem Gewicht ein Stück mehr von Licht ins Leben ist, mache ich es mir da so schwer.
      Und wenn ich das weiß, kann ich damit besser umgehen.
      Los lassen. Ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt warum ich mich immer noch nicht zum Bodybuilding angemeldet habe, obwohl mein Ex es ja bezahlt und ich es so gerne möchte. Jetzt weiß ich es. Und habe sofort gehandelt. Der Teil in mir, der Fötus im Mutterleib, und hier steht der Mutterleib für Fett und Krankheit, wollte im Unterbewusstsein nicht geboren werden. Chrissy & Bodybuilding = mehr abnehmen, mehr Gesund sein= Mehr können müssen, mehr leben müssen, mehr "Sein" müssen, mehr tragen müssen, mehr regeln müssen usw. Aber !! Aber auch all das zu können wovon Dicke und Kranke immer träumen . Ach wenn doch das und dies...dann könnte ich dies und das..Aber das Unterbewusstsein, das Kind im Mutterleib ließ es nicht zu, da es vor all dem Anderen was es mitbringen würde Angst hatte. Dieses Kind im schützenden Mutterleib war es, das immer wieder die Disziplin nieder schlug, sowie ein wenig Licht zu sehen war. Angst. Und diese Angst die ist bei Jedem anders entstanden.
      Und hier heißt es los lassen. Und das möchte und werde ich. Los lassen vom Panzer, vom Mutterleib. Geboren zu werden. Ja,geboren hinein in eine Welt, die eben nicht NUR aus Gutem besteht, aber eben auch aus Vielem Wunderschönem auf das man nicht verzichten sollte. In der man stark aber auch mal schwach sein darf. Für mich selber sehen wie feige ich bin , mich hinter Fett und Krankheiten zu verstecken. Dinge tun müssen, die ich nicht mochte, ohne sie überhaupt ausprobiert zu haben, oder andere Dinge die mir Angst machten.
      Ich war als Mensch ja schon geboren. An meinem Geburtstag durch meine Mutter. Doch irgendwas, oder Vieles gefiel mir wohl in diesem Leben nicht. Zurück in den Mutterleib ging aber auch nicht mehr. Also schaffte ich mir unbewusst einen Eigenen. Etwas, was mich vor der Welt da draussen verschonte. Etwas, wie ich es mir und Anderen erklären kann warum dies und das nicht geht.Etwas wohrin ich mich wohl fühlen konnte. Krank sein. Fett sein. Fett und Krank sein. Selbstbetrug.
      Ganz schön feige, aber man selber konnte das wohl gar nicht beeinflussen. Auch nicht realisieren. Weil das alles unterbewusst abläuft. Man muss schon sehr tief in sich rein gehen, wie ich hier in meinem Bootcamp, ganz alleine. Erkennen. Und zwar ganz ohne Therapeut. Nichts gegen diese, doch manchmal führen sie einen doch in eine total falsche Richtung und da man sich an jede Hoffnung klammert, nimmt man diese dann gerne an, auch wenns die falsche war. So wie bei mir in meiner Therapie 1985.
      Heute weiß ich für mich selber mit was ich allem wirklich nicht zurecht kam. Aber das war damals. Heute ist heute und ich hab noch, hoffe ich, eine Weile zu leben. Und das werde ich. Und zwar eigen Verantwortlich. In allem was ich tuen muss, in allem was ich fühlen muss. In allem was ich regeln muss. Denn ich muss zu dem Negativem im Leben stehen, will ich auch das Positive erleben. Verstecke ich mich vor dem Negativen, verwehre ich mir selber auch alles Positive.
      Morgen früh werde ich abgeholt. Bodybuilding ich komme ! Packen wir das letzte Fett auch noch an, lassen es zu und die Nabelschnur los...ja, der Weg durch den "Geburtskanal" ist weit und schwer, und es erwartet einen sicher nicht nur Schönes. Aber ich will es. Ich will ins Licht.Endlich. Also weiter, einfach immer weiter