Ich komme gerade von einer Adipositastagung, wo auch wieder das Thema Gewichtszunahme u. a. wegen/durch Süßigkeiten angesprochen wurde.
Wir brauchen uns nichts vormachen, die Zahlen von Wiederzunahmen werden alles andere als weniger und die Frage, was man dann macht, immer größer. Auf der einen Seite heißt es immer noch (mit Recht), dass Deutschland im Bereich AC Entwicklungsland ist und auf der anderen Seite kämpfen wir nicht nur mit Kostenübernahme bei AC, sondern stehen immer öfters dem Problem „Kostenübernahme bei erneuter Gewichtszunahme“ gegenüber.
Es gibt sicherlich viele Ursachen, aber meiner Meinung nach gibt es ein großes Problem, das viele Betroffene und auch Ärzte nicht wahrhaben wollen bzw. in der Vergangenheit unterschätzten. Mit meinen folgenden Ausführungen besteht auch hier im Forum die Gefahr, dass ich mich unbeliebt mache oder dass man mich nicht versteht/verstehen will/verstehen kann.
Ich bezeichne es einmal vorsichtig, dass dies die Folgen der oftmals vorschnellen oder vielleicht gar nicht vorhandenen psychologischen Gutachten sind.
Sicherlich gibt es immer wieder Patienten, wo genetische Faktoren ursächlich für das (Über)Gewicht verantwortlich sind, aber die Hauptprobleme liegen meiner Meinung nach wo anderes.
Ich glaube nach wie vor nicht, dass man nach 45 Minuten Gespräch feststellen kann, dass es kein Problem ist, dass der Patient xyz operiert werden kann. Ich frage mich manchmal wirklich, WAS muss wirklich vorliegen, damit ein Patient eine Therapie machen muss bzw. diese empfohlen wird. Selbst wenn es dann empfohlen wird, gibt es sicherlich einen anderen Weg (Chirurgen), wo es anders (einfacher) geht. Das Einfacher bezieht sich sicherlich auf die momentane Situation, in ein paar Jahren wird/kann es dann leider ganz anders aussehen.
Leider hat der Patient hierfür nicht immer Verständnis und sieht es nicht selten als Willkür an, aber nach ein paar Jahren kommt dann leider nicht selten die Aussage, dass die Aussage von früher richtig war.
Wir waren jahrelang super Verdrängungskünstler und haben uns selbst nicht selten jahrelang, oftmals jahrzehntelang etwas vorgemacht und unbewusst selbst belogen. Das musste so sein … als Schutz. Mit dem neuen (schlanken) Leben ändert sich viel. Angefangen sicherlich bei den verlorenen Kilos kommen noch viele Veränderungen dazu. Gott sei Dank meistens Positive, aber manchmal auch Situationen, die zwar nicht negativ, aber anders und völlig überraschend über uns einbrechen.
Dann kommen Situationen zum Vorschein, die wir sonst gar nicht wahrgenommen haben. Auf einmal wird uns bewusst, in welchen Situationen wir gegessen haben. In den ersten Monaten befinden wir uns in der Honeymoonphase, dann sind wir noch motiviert unser Ziel zu erreichen und als nächstes kommen die WH-OPs. Ich bin der Meinung, dass dann die schwierigste Phase kommt. Wir haben alles erreicht. Sicherlich ein Grund zum Feiern, aber auch neuen Herausforderungen entgegenzutreten.
Leider müssen wir dann hin und wieder feststellen, dass wir zwar schlank sind bzw. viel an Gewicht verloren haben, aber die Probleme nicht weniger wurden. Die Probleme haben sich aber evtl. verlagert. Jetzt kommt die gefährliche Zeit, wo wir am meisten gefordert sind. Mit jedem Jahr wird es schwieriger, das Gewicht zu halten. Der innere Schweinehund versucht ständig Oberwasser zu bekommen. Er kämpft jeden Tag, bis er gewinnt. Da es uns in den letzten Jahren so gut ging, glaubten wir, den Kampf gewonnen zu haben. Wer denkt da schon an Verhaltenstherapie? Genau jetzt wäre es aber wichtig, Hilfe von dritter Seite anzunehmen, um den Kampf frühzeitig aufzunehmen.
Nun greift unser Gesundheitssystem ein bzw. leider nicht ein. Wir benötigen einen zeitnahen Termin bzw. Therapie und es gibt keine freien Plätze. Wichtige Wochen/Monate vergehen und wir hoffen noch immer, dass wir es alleine schaffen. Jeder zusätzlicher Monat bedeutet schlimmstenfalls Rückfall in die alten Verhaltensstrukturen. Man zieht sich wieder zurück … wie damals. Vielleicht nicht vom Bekanntenkreis, aber von der Selbsthilfegruppe, vom Forum und letztendlich vom Arzt. Wir werden erst dann aktiv, wenn das Kind schon fast im Brunnen gefallen ist. Jetzt würde noch eine Leiter helfen, aber letztendlich muss jeder selbst die erste Stufe betreten. Wir können ihm die Hand reichen und versuchen nach oben zu ziehen, aber er muss wollen … ohne Wenn und Aber. Sich nichts vormachen, sondern der Tatsache ins Auge sehen. Sich eingestehen, dass man Hilfe benötigt. Nicht warten auf bessere Zeiten … sie werden von alleine nicht kommen.
Es reicht aber nicht nur unsere Hand (SHG, Forum), sondern jetzt sind Ärzte gefordert. Ärzte die uns helfen und nicht verurteilen. Ärzte, die nach der Ursache suchen und sorry, wenn ich das so schreibe, nicht gleich operieren. Es gibt viele Möglichkeiten, wie man die Nahrungsaufnahme einschränken kann – schlimmstenfalls so lange, bis der Patient fast gar nichts mehr essen kann. Vielleicht würde aber ein verständnisvolles Gespräch in einem vorhandenen interdisziplinären Netzwerk eine weitere Operation erübrigen. Vielleicht täusche ich mich - ich weiß es nicht – denke aber, es wäre ein Versuch wert.
Hier greift aber wieder das Gesundheitssystem ein bzw. leider wieder nicht ein. Denn auch dafür gibt es keine Gelder. Solche Gespräche sind langwierig und muss von geeigneten Fachkräften durchgeführt werden. Fachkräfte, die in Deutschland fehlen.
Man steckt z.B. das Geld in die Kampagne inForm (Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung), die -wie ich zufällig erfahren habe- von Nestle, Coca Cola, Mc Donald gesponsert wird. Naja … anderes Thema.
Für mich steht jedenfalls fest, dass wir die URSACHE herausfinden müssen und diese vorher bzw. begleitend behandeln müssen. Nur dann haben wir auf Dauer eine Chance, das Bestmöglichste zu erreichen und dauerhaft zu halten. Wir müssen uns aber im Klaren sein, dass es, solange wir leben, ein Kampf bleiben wird. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr.
Ich wünsche mir, dass alle Betroffenen nach vorne gucken, nicht aufgeben und versuchen, den inneren Schweinehund wieder einzufangen. Viel Erfolg und alles Gute.
Wir brauchen uns nichts vormachen, die Zahlen von Wiederzunahmen werden alles andere als weniger und die Frage, was man dann macht, immer größer. Auf der einen Seite heißt es immer noch (mit Recht), dass Deutschland im Bereich AC Entwicklungsland ist und auf der anderen Seite kämpfen wir nicht nur mit Kostenübernahme bei AC, sondern stehen immer öfters dem Problem „Kostenübernahme bei erneuter Gewichtszunahme“ gegenüber.
Es gibt sicherlich viele Ursachen, aber meiner Meinung nach gibt es ein großes Problem, das viele Betroffene und auch Ärzte nicht wahrhaben wollen bzw. in der Vergangenheit unterschätzten. Mit meinen folgenden Ausführungen besteht auch hier im Forum die Gefahr, dass ich mich unbeliebt mache oder dass man mich nicht versteht/verstehen will/verstehen kann.
Ich bezeichne es einmal vorsichtig, dass dies die Folgen der oftmals vorschnellen oder vielleicht gar nicht vorhandenen psychologischen Gutachten sind.
Sicherlich gibt es immer wieder Patienten, wo genetische Faktoren ursächlich für das (Über)Gewicht verantwortlich sind, aber die Hauptprobleme liegen meiner Meinung nach wo anderes.
Ich glaube nach wie vor nicht, dass man nach 45 Minuten Gespräch feststellen kann, dass es kein Problem ist, dass der Patient xyz operiert werden kann. Ich frage mich manchmal wirklich, WAS muss wirklich vorliegen, damit ein Patient eine Therapie machen muss bzw. diese empfohlen wird. Selbst wenn es dann empfohlen wird, gibt es sicherlich einen anderen Weg (Chirurgen), wo es anders (einfacher) geht. Das Einfacher bezieht sich sicherlich auf die momentane Situation, in ein paar Jahren wird/kann es dann leider ganz anders aussehen.
Leider hat der Patient hierfür nicht immer Verständnis und sieht es nicht selten als Willkür an, aber nach ein paar Jahren kommt dann leider nicht selten die Aussage, dass die Aussage von früher richtig war.
Wir waren jahrelang super Verdrängungskünstler und haben uns selbst nicht selten jahrelang, oftmals jahrzehntelang etwas vorgemacht und unbewusst selbst belogen. Das musste so sein … als Schutz. Mit dem neuen (schlanken) Leben ändert sich viel. Angefangen sicherlich bei den verlorenen Kilos kommen noch viele Veränderungen dazu. Gott sei Dank meistens Positive, aber manchmal auch Situationen, die zwar nicht negativ, aber anders und völlig überraschend über uns einbrechen.
Dann kommen Situationen zum Vorschein, die wir sonst gar nicht wahrgenommen haben. Auf einmal wird uns bewusst, in welchen Situationen wir gegessen haben. In den ersten Monaten befinden wir uns in der Honeymoonphase, dann sind wir noch motiviert unser Ziel zu erreichen und als nächstes kommen die WH-OPs. Ich bin der Meinung, dass dann die schwierigste Phase kommt. Wir haben alles erreicht. Sicherlich ein Grund zum Feiern, aber auch neuen Herausforderungen entgegenzutreten.
Leider müssen wir dann hin und wieder feststellen, dass wir zwar schlank sind bzw. viel an Gewicht verloren haben, aber die Probleme nicht weniger wurden. Die Probleme haben sich aber evtl. verlagert. Jetzt kommt die gefährliche Zeit, wo wir am meisten gefordert sind. Mit jedem Jahr wird es schwieriger, das Gewicht zu halten. Der innere Schweinehund versucht ständig Oberwasser zu bekommen. Er kämpft jeden Tag, bis er gewinnt. Da es uns in den letzten Jahren so gut ging, glaubten wir, den Kampf gewonnen zu haben. Wer denkt da schon an Verhaltenstherapie? Genau jetzt wäre es aber wichtig, Hilfe von dritter Seite anzunehmen, um den Kampf frühzeitig aufzunehmen.
Nun greift unser Gesundheitssystem ein bzw. leider nicht ein. Wir benötigen einen zeitnahen Termin bzw. Therapie und es gibt keine freien Plätze. Wichtige Wochen/Monate vergehen und wir hoffen noch immer, dass wir es alleine schaffen. Jeder zusätzlicher Monat bedeutet schlimmstenfalls Rückfall in die alten Verhaltensstrukturen. Man zieht sich wieder zurück … wie damals. Vielleicht nicht vom Bekanntenkreis, aber von der Selbsthilfegruppe, vom Forum und letztendlich vom Arzt. Wir werden erst dann aktiv, wenn das Kind schon fast im Brunnen gefallen ist. Jetzt würde noch eine Leiter helfen, aber letztendlich muss jeder selbst die erste Stufe betreten. Wir können ihm die Hand reichen und versuchen nach oben zu ziehen, aber er muss wollen … ohne Wenn und Aber. Sich nichts vormachen, sondern der Tatsache ins Auge sehen. Sich eingestehen, dass man Hilfe benötigt. Nicht warten auf bessere Zeiten … sie werden von alleine nicht kommen.
Es reicht aber nicht nur unsere Hand (SHG, Forum), sondern jetzt sind Ärzte gefordert. Ärzte die uns helfen und nicht verurteilen. Ärzte, die nach der Ursache suchen und sorry, wenn ich das so schreibe, nicht gleich operieren. Es gibt viele Möglichkeiten, wie man die Nahrungsaufnahme einschränken kann – schlimmstenfalls so lange, bis der Patient fast gar nichts mehr essen kann. Vielleicht würde aber ein verständnisvolles Gespräch in einem vorhandenen interdisziplinären Netzwerk eine weitere Operation erübrigen. Vielleicht täusche ich mich - ich weiß es nicht – denke aber, es wäre ein Versuch wert.
Hier greift aber wieder das Gesundheitssystem ein bzw. leider wieder nicht ein. Denn auch dafür gibt es keine Gelder. Solche Gespräche sind langwierig und muss von geeigneten Fachkräften durchgeführt werden. Fachkräfte, die in Deutschland fehlen.
Man steckt z.B. das Geld in die Kampagne inForm (Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung), die -wie ich zufällig erfahren habe- von Nestle, Coca Cola, Mc Donald gesponsert wird. Naja … anderes Thema.
Für mich steht jedenfalls fest, dass wir die URSACHE herausfinden müssen und diese vorher bzw. begleitend behandeln müssen. Nur dann haben wir auf Dauer eine Chance, das Bestmöglichste zu erreichen und dauerhaft zu halten. Wir müssen uns aber im Klaren sein, dass es, solange wir leben, ein Kampf bleiben wird. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr.
Ich wünsche mir, dass alle Betroffenen nach vorne gucken, nicht aufgeben und versuchen, den inneren Schweinehund wieder einzufangen. Viel Erfolg und alles Gute.