Erklärungen zur neuen Leitlinie "Therapie der Adipositas"

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    • Erklärungen zur neuen Leitlinie "Therapie der Adipositas"

      5.45 Eine chirurgische Therapie kann auch primär ohne eine präoperative
      konservative Therapie durchgeführt werden, wenn die konservative Therapie
      ohne Aussicht auf Erfolg ist oder der Gesundheitszustand des Patienten
      keinen Aufschub eines operativen Eingriffs zur Besserung durch
      Gewichtsreduktion erlaubt.
      Dies ist unter folgenden Umständen gegeben:
      Besondere Schwere von Begleit- und Folgekrankheiten der Adipositas
       BMI > 50 kg/m2
       Persönliche psychosoziale Umstände, die keinen Erfolg einer
      Lebensstiländerung in Aussicht stellen

      Bei dem Satz

      *"Besondere Schwere von Begleit- und Folgekrankheiten der Adipositas" (5.4.5)

      Nachdem ich bereits von einer Userin angesprochen wurde, ob dies dann ein sog. Freibrief für all diejenigen ist, die einen Arzt haben, der mal "schnell" bescheinigt, dass schwere Begleit- oder Folgeerkrankungen vorliegen, möchte ich dazu folgendes schreiben.

      Es müssen wirklich nachgewiesene schwere Begleit- und Folgekrankenheiten der Adipositas vorliegen. Was könnte das sein?

      Ich habe aktuell einen Fall in einer Selbsthilfegruppe, wo wir jetzt einen sog. Eilantrag, also ohne der normalen Wartezeit von 6 bis 12 Monaten stellen, da es bei dem Patienten nicht mehr 5 vor 12, sondern 1 vor 12 ist, dass er an die Dialyse muss.

      Der Patient hat zwar nur einen BMI etwas über 40, ABER dafür

      - nur noch 1 Niere, die auch nur noch zu 30 % arbeitet
      - seit 2006 Diabetes, derzeit Hba1c-Wert von 11
      - läuft nach einem Unfall mit Krücke und kann nur noch eine halbe Etage laufen, dann muss er selbst mit Krücke Pause machen
      - Schlafapnoe
      - TU-Neprektomie
      - art. Hypertonie
      - Ischiadicusparese li
      - Polytrauma 2004
      - ileosacrale Schmerzen

      Dies wäre genau die Konstellation, die in der Leitlinie mit Indikation zur OP ohne MMK adressiert ist. Gerade in der Konstellation Diabetes / Niereninsuffizienz / drohende Dialyse erweisen sich adipositaschirurgische Interventionen als sehr erfolgreich.

      Insgesamt muss man feststellen, dass die Leitlinie an Hand der wissenschaftlich aktuell verfügbaren Evidenz, also Datenlage, entstanden ist. Als S3 Leitlinie ist das die höchste Qualität wissenschaftlicher Datenauswertung! Sie ist interdisziplinär anerkannt, also von konservativen und operativen Therapeuten.
      Letztlich ist es immer der gemeinsame Nenner oder auch der von allen akzeptierte Kompromiss.
    • hi

      So ist es leider man muss fast Tot sein und dann müssen die KK/MDK das auch so sehen .
      Und da kann man schon fast auf einen Gedanken kommen (die) dann soll man doch Klagen (Genau dann ist man Tot)
      Aber der Antrag wird auch durch die neuen Regeln nicht Einfacher weil immer dieses Schöne Wort (kann )drin steht .
    • Huhu :hallo:

      Kurze Verständnisfrage:
      Müssen die drei Bedingungen
      Besondere Schwere von Begleit- und Folgekrankheiten der Adipositas
       BMI > 50 kg/m2
       Persönliche psychosoziale Umstände, die keinen Erfolg einer


      zusammen auftreten oder sind sie auch einzeln "ausreichend"?
    • Hallo Ava :hallo:

      Sie müssen nicht zusammen auftreten. Einer der drei Punkte sind ausreichend.

      Ich selbst habe beim dritten Punkt nach wie vor Bauchweh, denn die Folgen daraus sind nicht unerheblich.
    • Hi Ramona :hallo:
      zugegeben, das habe ich auch. Was sind denn "psychosoziale Umstände" die keine Lebensstiländerung zulassen? Das ist super schwammig und Auslegungssache.
      Und wie soll die OP erfolgreich sein, wenn man seinen Lebensstil nicht ändert? Mir bringt doch der schönste Schlauch/Bypass nichts, wenn ich danach weiter esse als gäbe es kein Morgen (lässt sich ja alles austricksen) und meinen Hintern nicht vom Sofa bewege.

      Danke für Deine Erklärung :drueck:
    • Gute Chancen

      Das hört sich ja interessant an. Ich habe einen BMI über 50 und Dr. Meyer in der Wolfartklinik in München-Gräfelfing hat meinen Antrag geschrieben. Da kann ja nix mehr schief gehen.
      Warte allerdings immer noch auf die Zusage. :zwinkert:
      Grüße
      Gerd
      185 kg Start bei 190 cm, Ernährungstherapie - 5 kg, Eiweißphase -9 kg, Sleeve OP in München-Gräfelfing am 12.8.2014
      34 kg minus nach Op!!!!!! :freu:
    • hi

      Leute lest die Regeln mal Richtig . Das ist Empfehlung mehr nicht . Da können die Kk/MDK mit Arbeiten und sie so auslegen wie sie meinen . Denn sie sind sehr Schwammig Ausgelegt .

      Denn dort steht Klar kann!
      Und was sind schwere Begleiterkrankungen . Das kann jeder Gutachter anders sehen .

      Und so kann die Kk/MDK wenn Sie wollen die ganzen Regeln Auseinander nehmen und schreiben , dass ist bei ihnen nicht gegeben . Und dann kommt die Ablehnung /Widerspruch und wenn es schlecht läuft die Klage .

      Darum am besten erst bei der Kk anfragen was sie alles für den Antrag braucht und dann so machen wie sie wollen, dann ist die Chance größer die OP zu bekommen .
    • Porks schrieb:


      Darum am besten erst bei der Kk anfragen was sie alles für den Antrag braucht und dann so machen wie sie wollen, dann ist die Chance größer die OP zu bekommen .


      Vielleicht läuft bei Euch in Niedersachsen das eine oder andere anders, aber ich empfehle keinesfalls vorher bei der KK anzurufen.

      Sicherlich sind es alles 'Kann"-Empfehlungen, aber es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass wenn diese Empfehlungen durchgeführt werden, die Chancen auf eine Kostenübernahme relativ gut ist. Sicherlich gibt es immer wieder Fälle, wo es nicht klappt, aber man muss die Gesamtheit sehen und hier ist eindeutig zu erkennen, dass die Krankenkassen langsam beginnen umzudenken.

      Insgesamt muss man feststellen, dass die Leitlinie an Hand der wissenschaftlich aktuell verfügbaren Evidenz, also Datenlage, entstanden ist. Als S3 Leitlinie ist das die höchste Qualität wissenschaftlicher Datenauswertung! Sie ist interdisziplinär anerkannt, also von konservativen und operativen Therapeuten.
      Letztlich ist es immer der gemeinsame Nenner oder auch der von allen akzeptierte Kompromiss.
    • hi

      Na das sehe ich anders aber auch verschiedenen Ärzte und auch SHG .

      Weil erst mal hat jede KK/MDK ihre Unterlagen /EDV usw . Und somit auch erstarrt man denen viel Arbeit und Schreiberei wenn sie das nochmal Anfordern müssen.

      Dann wollen viele Kk ihre eigenen EB haben mit von ihnen Zertifizierten.
      Also wieder wenn selbst gehandelt wird ein Zeitverlust wenn sie diese EB nicht anerkennen.

      Dann was für Unterlagen/Gutachten brauchen sie um den Fall abzuarbeiten .
      Wieder viel Zeitverlust wenn was fehlt oder nicht vollständig ist wie EB Tagebuch oder Sport .

      Und als letztes wenn einer schon zahlen soll , dann möchte dieser doch auch mal gefragt werden und nicht einfach ein Haufen Teilweise Falscher /Unvollständiger Unterlagen haben . Am besten noch so machen sie mal in 5 Wochen sonst Verklage ich sie.

      Da fühlt sich so mancher Sachbearbeiter auf den Schlips getreten und wie der reagiert ?

      Darum kann es nie Schaden Nachzufragen wie sie es haben möchten . Etwas Kriechen warum nicht. So hat es sich auch für mich und viele andere Gut bewährt .

      Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden .



      So aber warum soll man deiner Meinung nach nicht mit der KK zusammenarbeiten (Anfrage)
    • Porks schrieb:


      So aber warum soll man deiner Meinung nach nicht mit der KK zusammenarbeiten (Anfrage)


      Ich arbeite keinesfalls gegen die Krankenkasse, aber für mich gibt es dennoch klare Regeln. MMK erledigen, Antrag stellen und dieser wird dann meistens bewilligt. Die Krankenkasse verlangen oftmals Dinge, die gar nicht in den Leitlinien stehen und ich sehe nicht ein, dass man mehr erledigen sollte, als die Leitlinien verlangen. Mir fällt immer wieder auf, was manche Patienten alles machen, um eine Kostenübernahme zu bekommen. Wenn ich die S3-Leitlinien und den Begutachtungsfaden vom MDS abarbeite, habe ich letztendlich alles gemacht, was erforderlich ist.

      Dies sind meine persönlichen Erfahrungen in den letzten Jahren.

      Wenn ich Jemanden fragen würde, dann wäre es die Klinik, da diese meistens sehr eng mit den KK/MDK zusammenarbeiten und wissen, wie sie ticken. Jedes Bundesland hat so seine Schwerpunkte. In Hessen legt man z.B. großen Wert auf das psychologische Gutachten usw.
    • hi

      immer Interessant wie Unterschiedlich es bei jedem ist und dann noch in den Bundesländern.

      Bei mir und anderen wird auf den Psychologen kein großer Wert gelegt kurz hin (offene Sprechstunde ) kurz hallo und nach 5 Minuten kommt mache ich fertig und gut .

      Aber bei der KK/MDK wollen sie zB nur ihre Unterlagen und alles genau nach Laufzettel. Sonst kommt alles zurück und ein schreiben holen sie Bitte in unserer Geschäftsstelle die Erforderlichen Unterlagen ab oder fordern sie sie an.

      Und dann halt die EB nur unsere oder es gibt keine OP.

      Und wer da sein Ding macht wird Staunen was kommt.
      Und klar gibt es die Regeln usw . Aber halt Auslegungssache und das sieht man ja hier immer wieder was da alles an gründe kommt warum Abgelehnt wurde.
      Klar geht Widerspruch/Klage aber warum wenn es auch Einfacher geht .
    • Die erfahrenen Kliniken wissen sehr gut, wie die Kassen und der örtliche MDK reagieren und wenn die sagen, man soll die Kasse vorher nicht informieren, dann ist das sicher besser so. Die geben solche Empfehlungen nicht raus, weil sie das spaßig finden und wollen, dass die Leute erstmal ne Ablehnung bekommen.

      Porks, mag ja sein, dass es bei dir so funktioniert hat aber das ist nunmal nicht allgemeingültig. Bei mir hat es genauso funktioniert, wie die Klinik es gemacht/empfohlen hat, ohne die Kasse vorher zu informieren. Meine Kasse hat noch nie einen so tollen und vollständigen Antrag gesehen, der so problemlos beim MDK durch ging. Das war die Aussage der Sachbearbeiterin.

      Aber auch das ist nicht allgemeingültig, deshalb sollte man auf die Empfehlungen der Fachleute vertrauen, die jahrelange Erfahrung vor Ort haben.
      14.04.14 OP Gewicht 124,8 Kilo bei 1,65m 01.09.14 UHU 99,7 Kilo 15.12.14 U90 seit 01.05.15 nicht mehr adipös U85______inkl Corona Kilos jetzt 88/89 Kilo


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