Ich habe mal einen Beitrag kopiert - in dem sogar überraschenderweise aus einer amerikanischen Studie eine tägliche Supplementierung von 3000 Mikrogramm D3 empfohlen wird zuzüglich Calciumcitrat. Leider vermisse ich auch in diesem Beitrag, dass Vitamin K2 erforderlich ist
Knochenschwund nach bariatrischer OP – was sind die Konsequenzen?
Sonja Böhm | 3. Juli 2013 | 0 Kommentare
Autoren und Interessenkonflikte
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Chicago – Die Zahl der bariatrischen Operationen hat sich in den USA in den vergangenen 10 Jahren versiebenfacht und steigt auch bei uns. Magenband und Magenbypass sind dabei die bei weitem häufigsten Prozeduren. Zunehmend werden solche Eingriffe auch bereits bei Jugendlichen vorgenommen oder bei Diabetespatienten, deren Body-Mass-Index (BMI) unterhalb von 40 bzw. 35 kg/m² liegt.
Doch die Langzeitfolgen sind in vielen Bereichen noch nicht klar. Neben den günstigen Effekten auf kardiovaskuläre Risikofaktoren und, wie die große schwedische Nachbeobachtungsstudie SOS ergeben hat, sogar eventuell einer verlängerten Lebenserwartung, gibt es auch – bislang wenig untersuchte – ungünstige Folgen, z.B. auf den Knochenstoffwechsel. Diese thematisierte Dr. Elaine W. Yu vom Massachusetts General Hospital in Boston bei der Jahrestagung der American Diabetes Association (ADA) in Chicago.
Bis zu 10% Knochenschwund im ersten Jahr nach OP
Studien, mit bislang allerdings sehr wenigen Patienten, zeigen einen sehr ausgeprägten Verlust an Knochenmasse, vor allem im ersten Jahr nach dem bariatrischen Eingriff. Dieser Verlust ist besonders stark im Bereich der Hüfte, wo die per DXA (Dual-Röntgen-Absorptiometrie) gemessene Knochendichte in dieser kurzen Zeit um bis zu 10% abnehmen kann. An der Wirbelsäule betrug in den Studien der Knochenverlust im ersten postoperativen Jahr zwischen 3 und 7%. Im Vergleich: Die übliche Abnahme der Knochendichte bei Frauen in der Postmenopause beträgt weniger als 1% pro Jahr. Auch nach bariatrischer Chirurgie ist der Knochenverlust bei den älteren Frauen ausgeprägter und etwa doppelt so hoch wie bei den vor der Menopause bariatrisch operierten Frauen.
Das Ausmaß des Knochenabbaus ist zudem von der Art des bariatrischen Eingriffs abhängig und nach einem Magenbypass sehr viel stärker als z.B. nach einem Magenband. Nicht ganz sicher ist allerdings, wie zuverlässig die per DXA bestimmte Abnahme der Knochendichte tatsächlich ist. Denn gerade bei sehr dicken Menschen sind die Messergebnisse oft verfälscht, räumte Yu ein. Jedoch finden sich in der postoperativen Phase auch deutlich erhöhte Serummarker der Knochenresorption.
Und in einer Vergleichsstudie, in der DXA und Quantitative Computertomographie (QCT/pQCT) verglichen worden waren, ließen sich die DXA-Ergebnisse – zumindest an der Wirbelsäule – bestätigen. An der Hüfte werde aber der Knochenabbau bei fettleibigen Menschen, vor allem in der Abnehm-Phase direkt nach der OP, wahrscheinlich überschätzt, so die Expertin.
Studien, die tatsächlich ein erhöhtes Frakturrisiko nach bariatrischer OP nachweisen, gibt es bislang nicht. Denn in der Regel starten adipöse Patienten vor dem Eingriff mit einer im Vergleich zu gleichaltrigen Kontrollpersonen höheren Knochendichte. Wie sich die Situation dann langfristig entwickelt, vor allem, wenn sehr junge Menschen operiert werden, oder bei Frauen mit hohem Osteoporose-Risiko in der Postmenopause, ist unklar.
Auf ausreichende Calcium- und Vitamin-D-Supplementierung achten!
Was könnten die Gründe für den relativ dramatischen Knochenverlust nach einem bariatrischen Eingriff sein? Zum einen kann die Knochendichte-Abnahme natürlich rein physiologisch sein, da das Skelett durch das (im Schnitt um rund 40 kg im ersten Jahr!) verminderte Gewicht weniger belastet wird. Allerdings, so Yu, erklärt dies nicht eine so starke Abnahme, und bei vielen der operierten Patienten sei auch zu berücksichtigen, dass sie nach der OP wieder körperlich aktiver sind, was wiederum eher den Knochenaufbau stimulieren müsste.
Weitere mögliche Ursachen wären eine Calcium- bzw. Vitamin-D-Malabsorption nach dem Eingriff. Tatsächlich werden 90% des Calciums im Duodenum bzw. proximalen Jejunum absorbiert. Wird keine aggressive Supplementierung betrieben, sind nach Angaben der Expertin 90% der Patienten nach bariatrischer Chirurgie Vitamin D-defizient. Allerdings ist der Knochenschwund auch unter einer Hochdosis-Supplementierung mit 2 g Calcium am Tag und 50.000 IU Vitamin D pro Woche nachweisbar und selbst dann, wenn 25-(OH)D3- und Parathormon-Spiegel im Normbereich bleiben. Eventuell, so spekulierte Yu, könnten auch Veränderungen im neurohormonalen Profil nach dem Eingriff Einfluss auf den Knochenstoffwechsel nehmen.
Aktuelle US-Leitlinien empfehlen postoperatives Monitoring
Was tun? In den USA gibt es aktuelle gemeinsame Leitlinien der Gesellschaft der Endokrinologen, der Adipositas-Gesellschaft und der bariatrischen Chirurgen aus dem Jahr 2013. Diese raten präoperativ und im ersten Jahr postoperativ Calcium- und Vitamin-D-Spiegel zu überwachen. Ebenfalls solle von der Knochendichte ein präoperativer Basiswert und ein Wert 2 Jahre nach dem Eingriff erhoben werden. Nach bariatrischer Chirurgie wird zudem eine aggressive Calcium- und Vitamin-D-Supplementierung empfohlen (Calcium 1200 bis 1500 mg/Tag, Calciumcitrat wird eventuell besser resorbiert; Vitamin D mindestens 3000 IU/Tag). Manchmal kann auch eine Phosphat-Supplementierung angezeigt sein.
Ist eine Osteoporose-Therapie notwendig, sind Bisphosphonate auch für Patienten nach bariatrischer Chirurgie erste Wahl – dies selbst dann, wenn die Absorption der Medikamente eingeschränkt sein kann und eventuell die Gefahr von Ulzerationen an den chirurgischen Anastomosen bestehe. Alternativen zu den oralen Bisphosphonaten sind i.v.-Zubereitungen, etwa von Zoledronsäure oder Ibandronat, oder i.m. zu verabreichendes Denosumab.
Quelle: medscapemedizin.de/artikel/4901229
Knochenschwund nach bariatrischer OP – was sind die Konsequenzen?
Sonja Böhm | 3. Juli 2013 | 0 Kommentare
Autoren und Interessenkonflikte
Chicago – Die Zahl der bariatrischen Operationen hat sich in den USA in den vergangenen 10 Jahren versiebenfacht und steigt auch bei uns. Magenband und Magenbypass sind dabei die bei weitem häufigsten Prozeduren. Zunehmend werden solche Eingriffe auch bereits bei Jugendlichen vorgenommen oder bei Diabetespatienten, deren Body-Mass-Index (BMI) unterhalb von 40 bzw. 35 kg/m² liegt.
Doch die Langzeitfolgen sind in vielen Bereichen noch nicht klar. Neben den günstigen Effekten auf kardiovaskuläre Risikofaktoren und, wie die große schwedische Nachbeobachtungsstudie SOS ergeben hat, sogar eventuell einer verlängerten Lebenserwartung, gibt es auch – bislang wenig untersuchte – ungünstige Folgen, z.B. auf den Knochenstoffwechsel. Diese thematisierte Dr. Elaine W. Yu vom Massachusetts General Hospital in Boston bei der Jahrestagung der American Diabetes Association (ADA) in Chicago.
Bis zu 10% Knochenschwund im ersten Jahr nach OP
Studien, mit bislang allerdings sehr wenigen Patienten, zeigen einen sehr ausgeprägten Verlust an Knochenmasse, vor allem im ersten Jahr nach dem bariatrischen Eingriff. Dieser Verlust ist besonders stark im Bereich der Hüfte, wo die per DXA (Dual-Röntgen-Absorptiometrie) gemessene Knochendichte in dieser kurzen Zeit um bis zu 10% abnehmen kann. An der Wirbelsäule betrug in den Studien der Knochenverlust im ersten postoperativen Jahr zwischen 3 und 7%. Im Vergleich: Die übliche Abnahme der Knochendichte bei Frauen in der Postmenopause beträgt weniger als 1% pro Jahr. Auch nach bariatrischer Chirurgie ist der Knochenverlust bei den älteren Frauen ausgeprägter und etwa doppelt so hoch wie bei den vor der Menopause bariatrisch operierten Frauen.
Das Ausmaß des Knochenabbaus ist zudem von der Art des bariatrischen Eingriffs abhängig und nach einem Magenbypass sehr viel stärker als z.B. nach einem Magenband. Nicht ganz sicher ist allerdings, wie zuverlässig die per DXA bestimmte Abnahme der Knochendichte tatsächlich ist. Denn gerade bei sehr dicken Menschen sind die Messergebnisse oft verfälscht, räumte Yu ein. Jedoch finden sich in der postoperativen Phase auch deutlich erhöhte Serummarker der Knochenresorption.
Und in einer Vergleichsstudie, in der DXA und Quantitative Computertomographie (QCT/pQCT) verglichen worden waren, ließen sich die DXA-Ergebnisse – zumindest an der Wirbelsäule – bestätigen. An der Hüfte werde aber der Knochenabbau bei fettleibigen Menschen, vor allem in der Abnehm-Phase direkt nach der OP, wahrscheinlich überschätzt, so die Expertin.
Studien, die tatsächlich ein erhöhtes Frakturrisiko nach bariatrischer OP nachweisen, gibt es bislang nicht. Denn in der Regel starten adipöse Patienten vor dem Eingriff mit einer im Vergleich zu gleichaltrigen Kontrollpersonen höheren Knochendichte. Wie sich die Situation dann langfristig entwickelt, vor allem, wenn sehr junge Menschen operiert werden, oder bei Frauen mit hohem Osteoporose-Risiko in der Postmenopause, ist unklar.
Auf ausreichende Calcium- und Vitamin-D-Supplementierung achten!
Was könnten die Gründe für den relativ dramatischen Knochenverlust nach einem bariatrischen Eingriff sein? Zum einen kann die Knochendichte-Abnahme natürlich rein physiologisch sein, da das Skelett durch das (im Schnitt um rund 40 kg im ersten Jahr!) verminderte Gewicht weniger belastet wird. Allerdings, so Yu, erklärt dies nicht eine so starke Abnahme, und bei vielen der operierten Patienten sei auch zu berücksichtigen, dass sie nach der OP wieder körperlich aktiver sind, was wiederum eher den Knochenaufbau stimulieren müsste.
Weitere mögliche Ursachen wären eine Calcium- bzw. Vitamin-D-Malabsorption nach dem Eingriff. Tatsächlich werden 90% des Calciums im Duodenum bzw. proximalen Jejunum absorbiert. Wird keine aggressive Supplementierung betrieben, sind nach Angaben der Expertin 90% der Patienten nach bariatrischer Chirurgie Vitamin D-defizient. Allerdings ist der Knochenschwund auch unter einer Hochdosis-Supplementierung mit 2 g Calcium am Tag und 50.000 IU Vitamin D pro Woche nachweisbar und selbst dann, wenn 25-(OH)D3- und Parathormon-Spiegel im Normbereich bleiben. Eventuell, so spekulierte Yu, könnten auch Veränderungen im neurohormonalen Profil nach dem Eingriff Einfluss auf den Knochenstoffwechsel nehmen.
Aktuelle US-Leitlinien empfehlen postoperatives Monitoring
Was tun? In den USA gibt es aktuelle gemeinsame Leitlinien der Gesellschaft der Endokrinologen, der Adipositas-Gesellschaft und der bariatrischen Chirurgen aus dem Jahr 2013. Diese raten präoperativ und im ersten Jahr postoperativ Calcium- und Vitamin-D-Spiegel zu überwachen. Ebenfalls solle von der Knochendichte ein präoperativer Basiswert und ein Wert 2 Jahre nach dem Eingriff erhoben werden. Nach bariatrischer Chirurgie wird zudem eine aggressive Calcium- und Vitamin-D-Supplementierung empfohlen (Calcium 1200 bis 1500 mg/Tag, Calciumcitrat wird eventuell besser resorbiert; Vitamin D mindestens 3000 IU/Tag). Manchmal kann auch eine Phosphat-Supplementierung angezeigt sein.
Ist eine Osteoporose-Therapie notwendig, sind Bisphosphonate auch für Patienten nach bariatrischer Chirurgie erste Wahl – dies selbst dann, wenn die Absorption der Medikamente eingeschränkt sein kann und eventuell die Gefahr von Ulzerationen an den chirurgischen Anastomosen bestehe. Alternativen zu den oralen Bisphosphonaten sind i.v.-Zubereitungen, etwa von Zoledronsäure oder Ibandronat, oder i.m. zu verabreichendes Denosumab.
Quelle: medscapemedizin.de/artikel/4901229
Man kann einen Menschen zum Wissen führen, aber man kann ihn nicht zum Denken bringen.