Schwerbehinderung nach OP gerechtfertigt? #

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    • Hallo,

      ich hatte im Januar 2013 meine OS-Straffung. Infolge der Straffung habe ich ein Lymph- und Lipödem entwickelt. Beides ist nicht heilbar. Dazu habe ich 3 Bandscheibenvorfälle (alt) und eine Krebserkrankung. Für meine Krebserkrankung hatte ich dato schon eine befristete Schwerbehinderung. Ich habe dann auf Anraten meiner Betriebsärztin einen neuen Antrag gestellt und habe ich Anbetracht meiner Beine eine unbefristete Schwerbehinderung bekommen. Es war nie mein Ziel, ungesunde Beine zu haben - ich hatte einfach Pech. Ich muss nun mein Leben lang 2mal die Woche zur Lymphdrenaige, da ich die Schmerzen sonst nicht aushalten.

      Für mich war einzig das Argument der 5 Tage mehr Urlaub wichtig. Sonst bringt mir das nichts weiter (im Moment), da ich beruflich keine Absicherung benötige. Steuerlich hilft mir das auch nicht.

      Von daher ...

      LG
      Nicki
    • gaugele schrieb:

      Ähm - ja und genau das finde ich ehrlich gesagt verwerflich. Denn wenn man es genau nimmt, "hilfst" Du nicht Deinem zukünftigen Arbeitgeber - sonder nimmst einem "tatsächlich" Behinderten den Arbeitsplatz weg !

      Irgendwie ja und dann doch wieder nicht. Es gibt viele Menschen, die mit geringfügigen Einschränkungen im Alltag umgehen müssen. Die meisten sieht man nach aussen hin nicht mal. All diese Menschen haben dann meistens ein Anrecht auf Anerkennung einer Behinderung zu xx%.
      Und dann gibt es Menschen, die wirklich stark eingeschränkt sind. Die eine Freundin meiner Mama ist ein ehemaliges Contergan-Baby, die andere hat eine ganz schlimme Rückenerkrankung. Beide können nur wenige Meter zu Fuß gehen, unter stärksten Schmerzen und kämpfen seit Jahren um das Recht, auf einem Behindertenparkplatz parken zu dürfen. Völlig zu Recht - und völlig zu Unrecht wird es ihnen immer wieder verwehrt. Könnte ich an die Decke gehen.
      Aber keine der beiden wäre mit ihren starken Einschränkungen dazu in der Lage einem Job nachzugehen, den ich innehabe. Ob ich also einem "tatsächlich" Behinderten den Job wegnehmen würde, steht ganz stark in den Sternen.
      Aber wie gesagt, ich habe ja auch ganz schuldfrei angeborene Erkrankungen mit bekommen, die mir einmal einen GdB 20 und einmal einen GdB 40-50 ermöglichen würden. Natürlich bin ich durch beide Erkrankungen geringfügig eingeschränkt, aber ich fühle mich deshalb nicht behindert. Holen würde ich mir den Schwerbehindertenausweis nur dann, wenn ich einen direkten Nutzen davon hätte - und das wäre bei der Jobsuche wohl hauptsächlich der Fall. Und wenn ich mich da umschaue, dann würde ich eben dort nicht mit "tatsächlich" Behinderten um eine Stelle konkurieren, sondern mit anderen geringfügig eingeschränkten Menschen wie mir.
      Diese Antidiskriminierungsgesetze führen nämlich auch ganz schnell dazu, dass wirklich qualifizierte Personen einen Job nicht bekommen, weil sie das falsche Geschlecht haben oder zu gesund sind - und schwupps ist man wieder mittendrin in der Diskriminierung. Ich glaube, das ist ein sehr langwieriges und komplexes Thema, bei dem man so pauschal nicht urteilen kann.
      Warum sich heute schon erhängen, wenn es nächstes Jahr noch viel bessere Gründe dafür gibt?



    • @ Caprese

      Ich hätte es nicht besser sagen können und schließe mich Deiner Meinung vollinhaltlich an.
      Habe selbst in meinem Umfeld genau ebensolche Beispiele, wie Du sie aufgeführt hast, erlebt.


      Höchstgewicht Juli 2013: 150,1 kg

      Gewicht vor Sleeve-OP: 141,9 kg

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    • Hallo,

      so ähnlich wie nicki32 ihren Krankheitsverlauf beschrieben hat, war auch der "Fall" in der Diskussion mit meinen Bekannten. Mich ärgert es, dass ich mich von der Diskussion so herunterziehen lasse. Ich habe schon einige Jahre einen unbefristeten Schwerbehindertenausweis auf Grund einer Behinderung , die aus der Kindheit kommt.Also weder mit meinem Übergewicht, noch mit der bariatrischen OP, noch mit der WHO zu tun hat und trotzdem........

      Viele Grüße

      Prinz Darwin
    • Ganz genau, Prinz Darwin: es entscheiden andere. Das ist die richtige Einstellung, dich nicht von der Meinung deiner Bekannten runterziehen zu lassen :positiv: . Viele Grüße
      abnehmen = neues Leben ?

      Mai 2007: Schlauchmagen - von 157 auf 134 kg abgenommen, danach wieder zugenommen bis auf 168 kg, bei Eintritt des Diabetes mit etwas Diät auf 154 kg runter, danach wieder 161 kg

      Febr. 2015: Umbau zum Omega-Loop-Bypass (Mini-Bypass) mit 157 kg nach Eiweißphase (vorher 161 kg)


      [Blockierte Grafik: http://www.diaet-ticker.de/pic/weight_loss/131408/.png]
    • Finde die Vergleiche mit Raucher ja gut...

      Aber theoretisch kann ich das ja auch weiter ausweiten... der Motorradfahrer der bei seiner Freizeittour am Wochenende in den Bergen verunglückt und dann Schwerbehindert ist - könnte ich ja auch sagen "Er ist ja selbst Schuld, warum fährt er Motorrad?"

      Oder der Falschirmspringer der in seiner Freizeit aus dem Flugzeug springt, dabei verunglückt und Schwerbehindert ist - da hätte er ja auch keinen Anspruch darauf.
      22.02.16 - Einrücken Nordklinikum Nürnberg - Schlauchmagen
    • Hallo Ufoline,

      Du hast ja Recht mit den Beispielen vom Fallschirmspringer und Motorradfahrer, aber trotzdem wird es bei denen als Unglück angesehen und bei den "Dicken" eher als Eigenverschuldung.
      Leider ist es immer noch so, wir ich es gerade in dem Pharmazienewsletter gelesen habe:


      .......Ein grundlegender Wandel in der Körper-Wahrnehmung bahnte sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts an: Mit dem Siegeszug der puritanischen Leistungsethik wurde Fett mit Trägheit gleichgesetzt, hingegen ein asketischer, schlanker Körper stand für auch heute noch angesagte Werte wie Leistungsvermögen, Fitness, Gesundheit – und Schönheit. Umgekehrt wird Fettleibigkeit in modernen westlichen Gesellschaften in einem Atemzug genannt mit mangelnder Disziplin .........
      ....
      Und wenn es so in der Gesellschat immer noch gesehen wird, dann ist der "Dicke" selber schuld, wenn er bei dem Versuch was gegen das Übergewicht mittels bariatrischer OP oder später mit den WHO's zu unternehmen eine Behinderung davonträgt-DEr Übergewichtige hätte ja n u r mehr Disziplin aufbringen müssen und somit die Behinderung vermeiden können.
      Böse Worte, aber ich glaube so oder so ähnlich denken immer noch etliche Menschen, die keine Adipositas haben.

      Viele Grüße

      Prinz Darwin
    • Hallo PD,

      Ich finde Deine Freunde nicht konsequent. Denn wenn man es konsequent betrachtet, sollten Raucher bei Lungenkrebs dann keine teure Behandlung bekommen, Dicken sollte man dann keinen Diabetologen und keinen Orthopäden bezahlen und schon gar keine bariatrische Operation (und dabei rede ich nicht mal von WHOs). Extremsportlern sollten sich dann um Arm- und Beinbrüche mal selbst kümmern. Das wäre dann konsequent.

      Allerdings entspricht das und auch nicht die "abgespeckte" Version bezogen auf Schwerbehinderung in Folge von WHOs den Werten unserer Gesellschaft und zum Glück auch nicht dem unseres Gesundheitssystems.

      Viele Grüße,

      Lorenzia

      .
      Nichts schmeckt so gut, wie sich Schlanksein anfühlt...
      Und das kann ich bestätigen: Traumgewicht erreicht! Fühlt sich großartig an!


      ... Nun nicht mehr so aktiv im Forum... Aber sicherlich noch ab und an dabei...
    • Hallo Lorenzia,


      klar Du hast Recht und es gibt noch unzählige Beispiele, die man, wenn man es denn so bewerten will. mit Eigenverschulden titulieren könnte aber glücklicherweise gibt es (noch) keine Schuldfrage in unserem Gesundheitssystem. Meine Bekannten sind auch noch etliche Beispiele eingefallen. Sie waren der Meinung, dass das Gesundheitssystem so wie es besteht au Dauer gesehen nicht zu finanzieren ist und dass eine Art Schuldfrage irgendwann notwendig wird, um die Kosten zu reduzieren und die Versicherten zu "reglementieren".

      Ein weiteres Bsp von meinen Bekannten:

      Eine Frau, 42Jahre, zum ersten Mal schwanger nach künstlicher Befruchtung, schon vor der Schwangerschaft war klar, dass es eine Risikoschwangerschaft sein wird, die Frau hat während der Schwangerschaft weiter geraucht.
      Das Kind kam als Frühchen zur Welt mit massiven Behinderungen. Da sprachen meine Bekannten von einer Mitschuld der Mutter und hätten die künstliche Befruchtung schon keine Kassenleistung sein lassen.

      Eigenverschuldung bei Krankheit und Co ein schwieriges Thema und ich weiß nicht, ob es doch irgendwann dazu kommt.

      Fakt ist aber, dass uns Dicken immer noch mehr Schuld angehängt wird, als anderen. Z.B als den Motorradfahrern.

      Viele Grüße

      Prinz Darwin
    • Hallo Forianer,

      und schon wieder sind wir Dicken sebst Schuld, dies mal an einer Krebserkrankung.

      Hier ein Auszug aus der Pharmazeutischen Zeitung von 2014


      ......................Weltweit gehen schätzungsweise 481.000 neue Krebserkrankungen pro Jahr auf das Konto von Übergewicht und sind damit im Prinzip vermeidbar, schreiben Forscher im medizinischen Fachmagazin „The Lancet Oncology“. Das entspricht 3,6 Prozent aller Krebsfälle weltweit. Der Großteil betrifft Frauen (345.000 Neuerkrankungen), vor allem durch Tumoren der Gebärmutter, der Brust und des Dickdarms. Colon- und Nierenkarzinome machten bei den Männern zwei Drittel der Übergewichts-assoziierten Krebserkrankungen aus......................


      Ich sollte aufhören mir über diese "Schuldfrage" Gedanken zu machen, aber ich springe im Moment voll darauf an, wenn ich so etwas höre oder lese. Aber es gibt ja mittlerweile für und gegen fast alles Studien und die Frage ist immer bei solchen Studien, was will der Verfasser beweisen, wer sind seine Auftraggeber und wer bezahlt diese Studien.

      Viele Grüße
      Prinz Darwin
    • Naja, es ist eine TATSACHE, dass Übergewicht den Ausbruch von Krebserkrankungen fördert. Das hat ja nichts mit der Schuldfrage zu tun.

      Aber in der PZ stand dieses Jahr auch ein ganz anderer Artikel:

      pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=56506

      "Von den heute verfügbaren Therapien – Medikamente, bariatrische Chirurgie und intraabdominale Vagusnerv-Blockade – habe einzig der Roux-en-Y-Magenbypass einen positiven Einfluss auf die Regulation von Appetithormonen, wie Studien gezeigt hätten. Das sei vermutlich der Grund dafür, dass die bariatrische Chirurgie das einzige Therapieverfahren sei, das bei Menschen mit länger bestehender Adipositas dauerhaften Erfolg verspreche."

      Ich zitiere diesen Artikel sehr gerne, wenn es mal wieder heißt, die Dicken müssten sich doch nur zusammenreißen, mal weniger fressen und mehr Sport machen.

      Nein, die Adipositas ist eine KRANKHEIT, und zwar auch eine Stoffwechselkrankheit, aber da kommen eben noch viele andere Sachen dazu. Und natürlich kann man deswegen auch schwerbehindert sein, ob nun nach eine Op oder durch das massive Gewicht.



      Es wäre schön, wenn da wirklich auch in der öffentlichen Meinung ein Umdenken stattfinden könnte. Aber überlegt mal, von wie vielen Ärzten Ihr in den letzten Jahren auch die "essen Sie weniger, machen Sie mehr Sport"-Tirade gehört habt...
      07.02.2018 Beginn Eiweißphase 163kg
      22.02.2018 Op-Gewicht 156,3kg
      15.05.2018 123,9kg -> BMI 39,5, ich habe "nur" noch Adipositas Grad 2
      30.09.2018 102,2kg macht -60kg!!!
      07.11.2018 Der Uhu ist gelandet - nur noch 98kg!
      23.07.2019 jetzt bei 87,5kg - BMI unter 28 YEAH!!!
    • Hallo Lady Venus,

      ja Adipositas ist eine Krankheit, aber Adipositas allein ist keine Behinderung im Sinne der Versorgungsmedizin, hier ein Auszug aus VersMedV



      .....Alimentäre Fettsucht, Adipositas

      Die Adipositas allein bedingt keinen GdS. Nur Folge- und Begleitschäden (insbesondere am kardiopulmonalen System oder am Stütz- und Bewegungsapparat) können die Annahme eines GdS begründen. Gleiches gilt für die besonderen funktionellen Auswirkungen einer Adipositas permagna........


      Es gibt zwar ein Urteil aus Ende 2014 bezüglich eines Arbeitnehmers und Adipositas, aber der MDK sieht allein das vorliegen einer Adipositas nicht als GdB-würdig an.


      Beim Alkoholismus sieht das z.B. nicht so rigide aus:

      Bei nachgewiesener Abhängigkeit mit Kontrollverlust und erheblicher Einschränkung der Willensfreiheit ist der Gesamt GdB/MdE-Grad aufgrund der Folgen des chronischen Alkoholkonsums nicht niedriger als 50 zu bewerten.


      Adipositas wird immer noch schneller in die Schuldecke geschoben als andere Erkrankungen.


      Ich habe letzte Tage folgende Szene vor einem Cafe mitbekommen:

      Zwei normalgewichtige, rauchende Mütter, mit 2 normalgewichtigen Kindern lästerten über eine leicht mollige Mutter mit einem leicht molligen Kleinstkind, wie ungesund das doch fürs Kind ist und die Mutter schuld sei, wenn das Kind übergewichtig werde und so weiter. Dabei pusteten sie unaufhörllich ihren Kindern den Zigarettenqulam ins Gesicht.

      Viele Grüße
      Prinz Darwin
    • Die Diskussion ist ja schon älter, aber Behinderung, egal welche Ursache, ob seit Geburt, durch Unfall oder Krankheit ist für mich eine Behinderung und keine Krankheit.
      Seit Geburt habe ich eine Tetraspastik und Epilepsie mit 80%,g und aG im Ausweis. Es ist nicht so einfach, Arbeitgeber zu finden, die ohne Vorurteile einstellen, lieber werden Leute genommen mit künstlicher Hüfte o.ä., weil die auch einen Ausweis haben, denen man das aber nicht unbedingt ansieht.
      Adipositas ist mir nicht bekannt als Grund für eine Schwerbehinderung, eher mögliche Folgeerkrankungen, aber nicht Übergewicht an sich.
      Anträge müssen mit Hilfe des Facharztes gestellt werden, alles zum Versorgungsamt schicken und die gehen nach einer bestimmten Tabelle, wo Krankheiten nach Prozenten aufgelistet sind.
      Daher finde ich es dreist, wenn einige darüber nachdenken, wegen Adipositas ohne gesundheitliche gravierende Schäden oder aufgrund einer OP, um aus dem Übergewicht raus zu kommen, einen Antrag stellen will auf Schwerbehinderung. Dann müsste ja jede OP, egal welcher Art, zu einer Schwerbehinderung führen, auch Blinddarm oder Kaiserschnitt - das kann es ja nicht sein, oder?
      24.09.18 Schlauchmagen Schön Klinik Hamburg-Eilbek, BMI 43
      15.11.18 1. Nachsorge, BMI 38
      28.12.18 2. Nachsorge BMI 35 U80
    • Ich habe es so verstanden, dass es nur um Folgeschäden ging:

      Prinz Darwin schrieb:

      ich frage mich, ob es legitim/ sozial gerecht/ moralisch ist -wie auch immer man es nennen mag- nach einer WHO und/oder bariatrischen OP einen Schwerbehindertenantrag zu stellen, weil die OP zu gesundheitlichen Behinderungen geführt hat.

      Also wenn es bei der OP Komplikationen gegeben hat, die zu einer Behinderung führen.

      Ein GdB wird ja aufgrund von Teilhabeeinschränkungen gegeben. Die müssen nachgewiesen werden. Die Ursache ist dabei egal. Das ist auch gut so (dass nicht nach Ursachen unterschieden wird), sonst würde man in sehr schwierige Situationen (moralische Untiefen) kommen. Z.B. wenn jemand nach einem Selbstmordversuch behindert ist, ob man ihm da die Schuld geben will, das muss man sich schon gut überlegen.
      Es ist sinnvoll, dass das keine Rolle spielt.