Echte Ess-Sucht - therapierbar?

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    • Die OP kann helfen aber nur etwas. Ich habe 3 Jahre lang eine kognitive Verhaltenstherapie gemacht, bei der auch auf die Ursachen des Essverhaltens geguckt wird. Bei mir waren es zum Glück keine traumatischen Dinge sondern schlichtweg falsch erlerntes Verhalten. Ich hab das dann vor der OP gut in die Reihe bekommen, nur ging dank meines fortgeschrittenen Alters, meinem Diabetes und den Wechseljahren das Gewicht nicht weiter runter. Meine Portionen waren durch mangelndes Sättigungsgefühl auch viel zu üppig. Ich hab mich dann zur OP entschlossen und mit dem Gewicht bin ich an meinem persönlichen Ziel von BMI 29/30. Aber!

      klar geht's mir viel besser als vorher, ich kann wieder laufen, stehen, koche gerne und besser, sogar gesünder und frischer. Ich kann allerdings echten Hunger kaum noch von anderem Hunger unterscheiden. Bei den immer noch relativ kleinen Portionen kann es ja jederzeit auch normaler Hunger sein. Manchmal helfen mir einige der Ablenkungsstrategien aus der Therapie und wenn ich sehr beschäftigt oder unterwegs bin, habe ich tatsächlich weniger Hunger. Zu Hause aber habe ich laufend Hunger, könnte ständig um mich rum futtern. Sicher nicht so viel auf einmal aber eine Packung Salzstangen oder Popcorn ißt man ja nicht mal eben schnell hintereinander. Im Laufe eines Tages kann da schon eine ganze Packung Salzstangen oder eine halbe Tüte Popcorn draufgehen. Und es gelingt mir nicht immer, das zu stoppen oder zu vermeiden. Manchmal lasse ich es bewusst zu und nehme eben in Kauf, dass ich nicht weiter abnehme. Und manchmal ärgere ich mich und frag mich, wie blöd ich sein kann.

      Moppellotte ist mal grad frisch operiert, da scheint alles gaaaaaaanz anders und total easy zu sein. Aber das bleibt es nicht und bei manchen, wie bei Chimurenga ist es eh niemals so. Es ist total verführerisch, relativ oft naschen zu können, ohne zuzunehmen. Ich habe Angst vor dem Tag, wo es eben doch wieder zur Zunahme führt und versuche, jetzt wieder gegenzusteuern.

      Eine Therapie bei einem guten Therapeuten kann dir Hilfestellungen geben, kann dir sozusagen Werkzeug an die Hand geben aber benutzen musst du es alleine. Ich bin froh, dass ich die Therapie gemacht habe und jetzt zumindest wachsam sein kann und mir im Notfall rechtzeitig Hilfe holen kann. Die OP hilft (noch zumindest) aber mein Essverhalten ist eigentlich wieder wie vor der Therapie, wenn ich nicht aufpasse. Die Ernährung hat sich verbessert, ganz klar aber mein Essverhalten wird immer ein Problem bleiben, an dem ich immer arbeiten muss. Was man sich 50 Jahre angewöhnt hat, was ganz tief seit der Kindheit verwurzelt ist, das automatisiert sich sehr leicht. Und wer steht schon den ganzen Tag, 7 Tage die Woche neben sich und passt auf? Das ändert auch die beste Therapie nicht dauerhaft und eine OP schon gar nicht.

      Rückschläge und schlechte Tage wegzustecken ist wirklich ganz wichtig. Sonst kommt es leicht zu dem "Jetzt ist auch sch...egal" Denken und das ist fatal. Das zumindest konnte ich gut abstellen.

      Es ist aber auch richtig, was schon geschrieben wurde, dass es mit weniger Gewicht (bei mir um die 80 statt 132) deutlich leichter ist. Man hat auch mehr Ausweichmöglichkeiten und Ablenkungsmöglichkeiten, wenn man mobil ist und nicht nur im Haus hocken muss.

      Viel Glück bei deinem Weg!
      14.04.14 OP Gewicht 124,8 Kilo bei 1,65m 01.09.14 UHU 99,7 Kilo 15.12.14 U90 seit 01.05.15 nicht mehr adipös U85______inkl Corona Kilos jetzt 88/89 Kilo


      Jeden 2. Dienstag im Monat um 17h trifft sich die SHG im Martin-Luther-Krankenhaus Berlin. Zur Zeit nur online bei Facebook facebook.com/groups/1646631915475507
    • Hallo,

      ich kann dir sagen, dass man auf jeden Fall seine Esssucht besiegen kann, wenn man nur wirklich will!

      Ich bekam 2011 einen Schlauchmagen mit 200 kg und war schwer esssüchtig. Kein Süßes, aber riesen Mengen und das bei jeder Mahlzeit. Ich war eine Volumenesserin.
      Dann die OP und eine Abnahme von 90 kg in einem Jahr. Ging ja nicht viel rein. Dachte, das bleibt ewig so - falsch gedacht. Mein Magen wurde größer und das Hungerhormon tat sein übriges dazu. Ich nahm wieder zu und zwar richtig viel. Letztlich auf 170 kg! Denn ich war noch immer esssüchtig. Ob ich keine Therapie hatte? Natürlich, aber mein Therapeut sah nur meine wahnsinnig schnelle Abnahme und meine Minimengen und dachte anscheinend, dass das alles ein Selbstläufer ist. Tja, da dachte er wohl genauso falsch wie ich.
      Ich habe dann lange immer mal wieder 10 oder 20 kg ab- und auch wieder zugenommen, weil es nur um Willenskraft ging, sich aber in meinem Kopf nichts verändert hat. Ich nahm also mit gutem Willen 20 kg ab und verfiel wieder in die Esserei und nahm alles wieder zu.

      Ende letzten Jahres dann hatte ich genug davon. Meine Operateurin wollte mir einen Bypass umbauen, aber den lehne ich kategorisch ab, denn es bringt rein gar nichts, wenn man nicht sein Essverhalten ändert. Und ich lege mich nicht ein 2. Mal unters Messer, wenn ich nicht bereit bin, von Beginn an alles dafür zu tun, damit es mir nicht hinterher wieder genauso geht wie bei Schlauchi.

      Ich wusste, ich kann es auch ohne weitere OP schaffen. Ich habe mir ein paar Bücher zum Thema gekauft, mir Bilder und Videos von mir angeschaut, habe mir an den Kühlschrank mein 200 kg Bild und ein Wunschkilobild gehangen. Habe mir meine Hose vom Tiefstgewicht an den Schrank gehangen und habe es "öffentlich" gemacht in meiner Familie und im Freundeskreis, dass ich für mein Empfinden versagt habe und dass ich jetzt einen Neustart mache.

      All das, hat bei mir zum Umdenken geführt. Ich höre sofort auf, wenn ich satt bin. Und zwar direkt bei der ersten Sättigung. Ich esse, wenn ich körperlichen Hunger habe und ansonsten nicht. Ich verbiete mir nichts, aber ich erlaube mir auch nicht jeden Tag irgendwas. Ich esse super langsam, trinke viel und mache viel Sport. Und nein, das ist noch kein Selbstläufer - wird es nie werden, aber ich kann dir sagen, dass sich nach ein paar Wochen der Magen schon wieder deutlich verkleinert, dass man sich auch wirklich ablenken kann, wenn man nur will. Und man lernt zu unterscheiden, was physischer und was psychischer Hunger ist. Ich weiß es immer, welche Art und daran halte ich mich.

      Ich bin dankbar, dass ich damals die OP bekommen habe, weil sie mein Leben gerettet hat, aber ich weiß auch, dass es auch ohne geht, wenn man die Option nicht hat oder nicht möchte.
      Grüße von Tanni
      RNY-Magenbypass am 24.06.20
      Mein Bypass-Tagebuch
    • Tanni, warst du nicht ins andere Extrem gefallen oder verwechsel ich da was?
      14.04.14 OP Gewicht 124,8 Kilo bei 1,65m 01.09.14 UHU 99,7 Kilo 15.12.14 U90 seit 01.05.15 nicht mehr adipös U85______inkl Corona Kilos jetzt 88/89 Kilo


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    • Hallo Lady Venus,

      Du scheinst mir eine zu sein, die viel über sich nachdenkt und die Zusammenhänge gut erkennt. Das zeigt, dass Du therapiewillig und -fähig bist. Und das ist schon die halbe Miete. Nur weil bei vielen Adipösen nach der Völlerei das schlechte Gewissen kommt, muss das bei Dir nicht so sein. Dann kannst Du Dir mit einem Therapeuten Deine eigenen Bilder erarbeiten, die für Dich hilfreich sind.
      Ich glaube nicht, dass es um Kontrolle des Essverhaltens geht, sondern eher darum, die Gründe für das Essen abzubauen oder alternative Schutzmechanismen kennenzulernen. Dann kann man entspannter mit sich sein.
      Im Hinblick auf die Adipositaschirurgie finde ich, dass die psychologischen Aspekte insgesamt viel zu kurz kommen und man gerade nach der OP wieder sich selbst überlassen wird. Wenn man da nicht selber erkennt, dass man psychologische Hilfe braucht, kann man leicht wieder in alte Ess-Muster rutschen. Insofern finde ich Deinen Ansatz super, die OP nicht als Allheilmittel zu sehen und erst die Weichen beim Essverhalten neu zu stellen.
      Therapeutensuche ist nervig und es dauert bestimmt, bis Du den/die Richtige/n gefunden hast. Ein paar Dinge kannst Du im Vorfeld für Dich kläern:
      - lieber Mann oder Frau
      - lieber aus der Elterngeneration oder gleichaltrig
      - lieber tiefenpsychologisch oder verhaltenspsychologisch

      Ich drücke Dir die Daumen für Deinen Weg,

      Schnutzelchen
    • VanitaLuna schrieb:

      Tanni, warst du nicht ins andere Extrem gefallen oder verwechsel ich da was?
      Ja, war ich. Aber ich bin immer wieder nach einigen Wochen oder auch Monaten wieder zurück in die Esssucht, dann wieder in die anorektische. Es war ein auf und ab. Ich wusste, ich muss lernen, vernünftig zu essen, weder zu fressen, aber auch nicht zu hungern. Und hungern war in dem letzten Jahr ständig angesagt bei mir, bis ich dann vor einigen Wochen wieder ins andere Extrem rutschte. Und nun habe ich mich von beiden verabschiedet. Vom Hungern und vom Fressen.
      Grüße von Tanni
      RNY-Magenbypass am 24.06.20
      Mein Bypass-Tagebuch
    • Das klingt ja toll! Ich drück dir die Daumen, dass du am Ball bleibst!
      14.04.14 OP Gewicht 124,8 Kilo bei 1,65m 01.09.14 UHU 99,7 Kilo 15.12.14 U90 seit 01.05.15 nicht mehr adipös U85______inkl Corona Kilos jetzt 88/89 Kilo


      Jeden 2. Dienstag im Monat um 17h trifft sich die SHG im Martin-Luther-Krankenhaus Berlin. Zur Zeit nur online bei Facebook facebook.com/groups/1646631915475507
    • VanitaLuna schrieb:


      Moppellotte ist mal grad frisch operiert, da scheint alles gaaaaaaanz anders und total easy zu sein. Aber das bleibt es nicht und bei manchen, wie bei Chimurenga ist es eh niemals so.


      Genau das ist es, was für mich gegen die Op spricht. Weil ich dadurch nicht das richtige Essen lerne. Und weil ich bei Euch hier lese, wie schnell das wieder kippt, wenn man nichts ändert - dafür kauft man sich aber die körperlichen Folgen dieser Ops ein.

      Man hat auch mehr Ausweichmöglichkeiten und Ablenkungsmöglichkeiten, wenn man mobil ist und nicht nur im Haus hocken muss.

      Muss man das denn?!? Ich bin mehr als Vollzeit berufstätig, bin 4-5x die Woche im Sport, bin generell viel unterwegs, gehe mit Freunden weg, gehe meinen Hobbies nach - noch mehr nicht zuhause kann ich meinen Kindern nicht antun...

      Es ist ja nicht so, dass jeder, der an die 150kg wiegt, damit automatisch nicht mehr mobil ist. Mich schränkt mein Gewicht nur insofern ein, als ich mich auf manche Stühle nicht gerne setze und auch ungern fliege (weil die Sitze so eng sind). Ansonsten kann ich derzeit nicht reiten gehen. Aber sonst?!?
      07.02.2018 Beginn Eiweißphase 163kg
      22.02.2018 Op-Gewicht 156,3kg
      15.05.2018 123,9kg -> BMI 39,5, ich habe "nur" noch Adipositas Grad 2
      30.09.2018 102,2kg macht -60kg!!!
      07.11.2018 Der Uhu ist gelandet - nur noch 98kg!
      23.07.2019 jetzt bei 87,5kg - BMI unter 28 YEAH!!!
    • Schnutzelchen schrieb:


      - lieber Mann oder Frau
      - lieber aus der Elterngeneration oder gleichaltrig
      - lieber tiefenpsychologisch oder verhaltenspsychologisch

      Ich drücke Dir die Daumen für Deinen Weg,

      Schnutzelchen


      Ich fürchte, das viel größere Problem wird sein, überhaupt jemanden zu finden, der sich damit auskennt. Bogenhausen hat mich da völlig im Stich gelassen, als ich nach Adressen fragte (Na, Frau Venus, die anderen Patienten finden auch alleine nen Therapeuten, dann werden sie das ja wohl auch hinkriegen!) und bei der kassenärztlichen Vereinigung habe ich nur Adressen bekommen von Leuten, die dann meinten: "Adipositas? Nee, das ist nicht mein Gebiet".

      Und dann sollte ja auch noch jemand freie Plätze haben und irgendwie in erreichbarer Nähe liegen.

      Ich bin ja in therapeutischer Betreuung wegen der schweren Erkrankung meiner jüngeren Tochter (sonst hätte ich längst durchgedreht), aber so super sie ist: sie sagt ganz klar, dass Adipositas nicht ihr Fachgebiet ist. Vielleicht kennt sie aber jemanden, den sie empfehlen kann (nur bitte nicht die, bei der ich vor 10 Jahren schon mal war und deren einziger Ansatz war: gehen sie doch zu Weight Watchers, meine Nachbarin hat da auch ganz toll abgenommen).


      Aber ich muss und werde das jetzt mal endlich angehen, denn sonst fresse ich mich wirklich buchstäblich zu Tode :(.
      07.02.2018 Beginn Eiweißphase 163kg
      22.02.2018 Op-Gewicht 156,3kg
      15.05.2018 123,9kg -> BMI 39,5, ich habe "nur" noch Adipositas Grad 2
      30.09.2018 102,2kg macht -60kg!!!
      07.11.2018 Der Uhu ist gelandet - nur noch 98kg!
      23.07.2019 jetzt bei 87,5kg - BMI unter 28 YEAH!!!
    • Tanni1971 schrieb:

      VanitaLuna schrieb:

      Tanni, warst du nicht ins andere Extrem gefallen oder verwechsel ich da was?
      Ja, war ich. Aber ich bin immer wieder nach einigen Wochen oder auch Monaten wieder zurück in die Esssucht, dann wieder in die anorektische. Es war ein auf und ab. Ich wusste, ich muss lernen, vernünftig zu essen, weder zu fressen, aber auch nicht zu hungern. Und hungern war in dem letzten Jahr ständig angesagt bei mir, bis ich dann vor einigen Wochen wieder ins andere Extrem rutschte. Und nun habe ich mich von beiden verabschiedet. Vom Hungern und vom Fressen.

      Ich wünsche Dir wirklich von Herzen, dass es so bleibt, aber ich halte den Zeitraum noch für zu kurz, um da wirklich von "verabschiedet" zu reden.


      Wenn Du das in 5 Jahren auch noch durchziehst, dann hast Du es geschafft.
      07.02.2018 Beginn Eiweißphase 163kg
      22.02.2018 Op-Gewicht 156,3kg
      15.05.2018 123,9kg -> BMI 39,5, ich habe "nur" noch Adipositas Grad 2
      30.09.2018 102,2kg macht -60kg!!!
      07.11.2018 Der Uhu ist gelandet - nur noch 98kg!
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    • Wenn du mobil bist, dann hast du es gut. Ich hab keine 150 Kilo gewogen und konnte trotzdem kaum noch laufen. Gut, bin auch ein paar Tage älter als du, kam in die Wechseljahre und musste 7 Jahre lang Insulin spritzen. Wenn der Leidensdruck und die körperlichen Beschwerden sehr groß sind, dann sind viele Dinge nochmal anders und die Dringlichkeit der Abnahme ist anders. Im übrigen kann man auch mit den Kindern um den Block gehen oder zum Einkaufen., man muss ja nicht zwangsläufig alles alleine machen.

      Es ist aber auch nicht so, dass das Gewicht automatisch sinkt, wenn man das Essverhalten unter Kontrolle hat. Damit alleine ist es auch nicht getan. Die Zusammenhänge sind so komplex, dass man von der körperlichen und der psychischen Seite aus agieren muss. Das ist jedenfalls meine Erfahrung und nicht nur meine eigene sondern auch die aus der SHG-Erfahrung.
      14.04.14 OP Gewicht 124,8 Kilo bei 1,65m 01.09.14 UHU 99,7 Kilo 15.12.14 U90 seit 01.05.15 nicht mehr adipös U85______inkl Corona Kilos jetzt 88/89 Kilo


      Jeden 2. Dienstag im Monat um 17h trifft sich die SHG im Martin-Luther-Krankenhaus Berlin. Zur Zeit nur online bei Facebook facebook.com/groups/1646631915475507
    • Hallo LadyVenus,
      das was Du schreibst passte auch für mich. Ich bin und war auch vor meinem Bypass beruflich erfolgreich. Ich habe einen großen Freundeskreis. Bis zu einem bestimmten Gewicht oder Alter? war ich auch sehr aktiv, aber irgendwann ging vieles nicht mehr. Nach ein paar Minuten laufen, tat mir der Rücken und die Füße weh. Dann bekam ich eine Thrombose.

      Ich habe auch immer gesagt, bei mir ist alles okay - bin erfolgreich... aktiv...

      Jede Diät mit der ich es wieder nicht geschafft habe, hat Narben hinterlassen. Im Laufe von 20 Jahren habe ich alles versucht (3 mal Optifast, EB, Sport, Ernährungsumstellung die ich nicht durchgehalten habe...).
      Ich habe immer an mir gezweifelt - warum schaffe ich alles was ich gerne möchte, nur nicht dauerhaft mein Gewicht zu reduzieren?
      Das hat mich immer mehr fertig gemacht.
      Für mich war der Bypass die letzte Möglichkeit.

      Mein Bypass wird bald 3 Jahre alt. Seit 1,5 Jahren habe ich Normalgewicht und halte dieses auch.
      Ich habe mir einen Coach gesucht und hatte auch einige Stunden beim Psychotherapeuten, das konnte ich aber erst vor einem Jahr. Vorher war ich nicht bereit dazu.

      Ich habe in der Zeit nach dem Bypass verstanden, dass ich nicht immer "perfekt" bei meiner Ernährung sein muss. Das Essen in bestimmten Situationen in denen es mir schlecht geht, ich im Stress bin oder vielleicht auch traurig, für meine Seele gut ist. Natürlich habe ich auch andere Lösungen aufgezeigt bekommen.
      Der Bypass hilft mir heute halt weniger zu essen, ich bin sehr schnell satt und dann auch zufrieden.
      Auch das was ich esse hat sich stark verändert, neben dem Mengen.

      Heute ärgere ich mich nicht mehr, wenn ich mir nach einem stressigen Tag ein selbstgemachtes Eis oder ein Stück Kuchen gönne. Dann geht es mir gut. In der Tagesbilanz passt das auch rein, denn ich führe weiterhin Ernährungstagebuch.
      Über einen Seelentröster in Form eines Milchkaffees, einem Keks oder etwas Kuchen, ärgere ich mich heute nicht mehr, sondern genieße es.

      Früher habe ich ein schlechtes Gewissen gehabt, daraus noch mehr gegessen. Vielleicht kennt ihr das - jetzt ist es auch schon egal... - der Kreislauf drehte sich halt hoch.

      Fazit: Auch heute esse ich noch gerne, nur halt viel viel weniger. Die Erkenntnis, dass Essen nichts schlechtes ist, hilft mir heute, nicht mehr zu essen als mein Körper braucht.

      Natürlich besteht die Gefahr, dass ich wieder abrutsche. Ich hoffe es aber nicht!

      Ich wünsche Dir alles Gute.
    • LadyVenus schrieb:

      Genau das ist es, was für mich gegen die Op spricht. Weil ich dadurch nicht das richtige Essen lerne. Und weil ich bei Euch hier lese, wie schnell das wieder kippt, wenn man nichts ändert - dafür kauft man sich aber die körperlichen Folgen dieser Ops ein.

      Ja und nein. Ohne entsprechende therapeutische Begleitung halte ich eine OP bei Essgestörten auch für extrem schwierig bis hin zu nicht vernünftig. Ich musste für mich ja auch erst einige Jahre in meinem Essverhalten stabil sein, bevor ich mich an die OP getraut habe... aber worauf ich eigentlich hinaus möchte: Also mein Anreiz dieses Gewicht zu halten ist ein ganz andere als ob ihc nun 130,140, 150 oder 160kg zu halten hätte. Es sieht keiner ob man 130 oder 140kg wiegt, die Klamotten sind schon so weit dass man da auch nichts merkt, und vom Feeling ist es auch nicht wirklich anders.
      Jetzt bin ich U90 und merke so langsam jedes Kilo was sich noch verabschiedet - ich hätte mir vorher nicht vorstellen können - weil auch schon immer übergewichtig - wie das Leben als Moppel (schlank bin ich ja noch lange nicht) sein kann und wieviel mehr Lebensqualität und Komfort es mir bietet. Das möchte ich ums Verrecken nicht mehr missen, ehrlich nicht.

      Ich denke, es ist falsch anzunehmen oder zu hoffen, dass die OP alles regelt - andere Frauen mit leichtem Übergewicht müssen auch kämpfen, müssen sich auch am Riemen reissen, auf die Bremse steigen und kasteien sich - wir leben nun mal in einer Wohlstandsgesellschaft die Kalorien im Überfluss bietet. Aber die OP bietet einen ganz enormen Vorteil: Ein "normales" Essverhalten für einen Menschen mit 150kg sind eben keine 2.000kcal am Tag, sondern eher 3.500kcal pro Tag. Um abzunehmen muss man also permanent unter seinem Limit essen - ich hatte dafür die Disziplin nicht und vor allem ist dass dann auch kein normales Essverhalten mehr, sondern Essen unter Bedarf. Durch die OP fällt das weg, weil ich mit dem kleinen Magen nicht hungern muss. Und jetzt wo die Abnahme langsamer läuft muss ich "nur" die Disziplin aufbringen, die ganz viele Menschen aufbringen müssen um nicht auseinander zu gehen. Wenn ich da meine Freundin sehe, die ohne OP von BMI 43 auf BMI 28 abgenommen hat, die leidet jeden Tag weil sie nicht nur auf die Auswahl der Lebensmittel achten muss sondern sich auch seit 2 Jahren nicht mehr satt essen konnte...
      Warum sich heute schon erhängen, wenn es nächstes Jahr noch viel bessere Gründe dafür gibt?