20.02.2013 – irgendwie hat sich dieses Datum in mein Gehirn gebrannt – und ich kann kaum glauben, dass es inzwischen 4 Jahre her ist. 4 Jahre mit Schlauchmagen, über 93 kg Abnahme, 3 WHOs, neuem Körpergefühl – und irgendwie auch tatsächlich neuem Körper.



Meine Abnahme fühlt sich für mich noch immer wie ein Geschenk an, da ich das unglaubliche Glück hatte, einen richtigen Durchmarsch, ohne Stillstände, Zunahme oder langsamer Abnahme zu haben. Mein Ziel waren ursprünglich "nur" 50 kg abzunehmen, mit den 125 kg Endgewicht, das meine AC mir prophezeit hatte, wäre ich mega glücklich gewesen – und die tatsächlich erreichten UHU sind mein persönlicher Traum gewesen (den ich für völlig unrealistisch gehalten habe). Gefällt mir optisch natürlich auch gut, aber was mir persönlich viel, viel, viel wertvoller ist, dass ich mich einfach rundum gut fühle.


Einiges von diesem "guten Gefühl" habe ich vor meiner Abnahme nicht mal gekannt, und darum auch nicht wirklich angestrebt, bin aber jetzt total begeistert.

• Ich kann mich z.B. einfach so runterbeugen und meine Schnürsenkel binden. Nach vorne. Im Stehen. Einfach sooooo ! Wusste ich vorher garnicht ! Da hab ich immer einen Stuhl, eine Treppe oder ähnliches gebraucht – oder ich hab ne sehr seltsame Verrenkung gemacht, um da hin zu kommen.
  
  
  
• Meine Lendenwirbelssäule, die mir immer Probleme gemacht hat wurde offenbar wegoperiert. Jedenfalls habe ich sie in den letzten 3 Jahren nicht mehr wahr genommen. Kein Aua, keine Unbeweglichkeit, nix
  
  
  
• Ich kann sehen, dass ich ein Mädchen bin – ohne Spiegel. Klingt komisch – war aber neu für mich
  
  
  
• 3. OG im Hotel, meine Eltern im 5. Stück besuchen ? Null Problemo, ich warte dann oben (ohne Schnappatmung) bis der Aufzug nachkommt
  
  
  
• Ich laufe – mehr als mein Mann ! Und das will was heißen ! Und er findet das nicht toll (ich schon )
  
  
  
• Meine Kniearthrose – damals absoluter Hauptpunkt für mich, diese OP überhaupt zu machen, ist weitgehend schmerzfrei. Einige Zeit hab ich sogar garnichts mehr gehabt, aber meine Versuche zu joggen hat sie leider mit einem deutlichen „mit mir nicht“ quittiert. Ok, hab die ersten 46 Jahre ohne Joggen geschafft, schaffe ich die nächsten 46 auch. Aber im normalen Leben tut nix mehr weh !!!
  

Das alles, und noch einiges mehr, machen mich unglaublich dankbar für die OP und meine ganze Abnehm-Geschichte. Richtig schlank brauch ich nicht ! Das wäre wohl auch nicht ich. Aber als gesundes Mopperle fühle ich mich pudelwohl !!!!



4 Jahre haben mich aber auch einiges gelehrt, was ich mir anfangs anders, oder garnicht vorgestellt habe. Ein Schlauchi bedeutet nicht „ein Leben lang fressen ohne Reue“ (den Satz hab ich meiner SHG-Leiterin, der lieben Elisabeth geklaut). Sondern sogar für mich (die ja echt vieles in der Zeit „geschenkt“ bekommen hat) einiges an Arbeit. Genauso leben wie vorher, nur kleinere Mengen essen ist meiner Ansicht nach der falsche Weg. (wohl gemerkt – MEINE Ansicht).

Ich habe nach meiner OP fast 2 Jahre Zeit geschenkt bekommen. Zeit, in der ich lernen konnte, mein Leben zu ändern. Mein Essverhalten und meine Bewegung anzupassen. Weil mir in dieser Zeit einfach alles easy von der Hand ging. Ich konnte gesund essen ohne auf irgendetwas zu verzichten. Weil das bisschen, das ich essen konnte hab ich erstmal das gesunde (das ich aber auch noch mochte) gegessen. Für Mist war dann einfach kein Platz mehr. Und ich habe mir angewöhnt, das nicht zu bedauern, sondern mich darüber zu freuen, dass ich das nicht mehr brauche.


Ich liebe gutes Essen ! Und ich esse mit Genuss, hochwertig und ganz sicher nicht immer gesund oder kalorienarm. Nenenene ! Aber ich koche viel mehr (weil ich nicht die ganzen künstlichen Dickmacher im Essen haben will, sondern gute echte Lebensmittel, die ich mag), ich kauf lieber mal ein teures, edles Lebensmittel und verspeise es mit Genuss, als das x-te Sandwich von der Bäckerkette mit TK-Teigling, Analogkäse und Pressfleisch mit schlaffem Salat und Majo aus der Tube.


Aber ich habe ein paar Punkte für mich gefunden, die ich für den Rest meines Lebens unbedingt beibehalten will – und muss – um mein Gewicht in meinem mir gesetzten Rahmen zu halten:

1. 3 bzw. maximal 4 Mahlzeiten täglich. Nix dazwischen, vor allem kein Naschkram – bald gibt es ja wieder eine Mahlzeit (und notfalls besteht die halt mal aus nem Kuchen oder so). Aber kein Grasen !!!! (Funzt auch bei mir nicht immer – aber komischerweise, wenn ich mich dran halte, dann mag mich meine Waage!). An diesem Punkt habe ich aber auch am allermeisten zu arbeiten.
   
   
   
2. Bewegung ! Und zwar im Alltag (Treppe statt Aufzug, viel laufen, jeden Weg einzeln gehen etc.) Ich hab nen Fitness-Tracker und wenn der Abends anzeigt, dass ich mein Ziel nicht erreicht habe, dann wird der Ar… vom Sofa genommen und noch eine Runde um den Block gegangen. Wenn meine Watch mich nicht lobt, ärgere ich mich (obwohl mir das schon das ein oder andere Kopfschütteln einbringt) !
   
   
   
3. Sport ! Ich habe mit 186 kg im Fitness-Studio angefangen. Und ich war mit 186 kg schon 2 x die Woche Schwimmen. Das geht ! Es gibt Badeanzüge in der Größe ! Es gibt Studios, die einen nehmen ! Und ich habe es überlebt ! Schweißgebadet, atemlos, manchmal auch peinlich berührt – aber wen kümmert es – ich tu es ja für MICH. Ich für mich weiß, dass ich niemals bei meinem heutigen Gewicht angekommen wäre ohne Sport – und ich weiss, dass ich es nicht halten würde, ohne Sport – und ich weiß, dass meine Haut sich nur deshalb so (relativ gut) zurückgebildet hat, weil ich so viel Sport gemacht habe. Keine Zeit zu haben ist eine Ausrede – Zeit hat man nicht, die muss man sich nehmen. Und wenn einem was wichtig genug ist, dann schafft man das auch. Und – ich mag Sport inzwischen. Das gute Gefühl, etwas für sich getan zu haben ist einfach geil ! Und man hat keine Zeit zum Essen dabei ;-)
   
   
   
4. Ich kann alles essen – aber ich muss es deswegen nicht tun ! Manchmal genügt es, zu wissen – ja, die Gummibärchen vertrag ich – aber essen muss ich sie deswegen nicht wirklich. Weil es mir eigentlich besser geht, wenn ich sie nicht esse – weil ich mich dann morgen über mein Gewicht freue –und zwar den ganzen Tag, nicht nur die 2 Minuten jetzt, wenn ich mir die klebrigen Dinger reinstopf, hinterher Zahnbelag hab und mich ärger, warum ich das jetzt gegessen hab. Gut, Gummibärchen sind jetzt nicht grad mein Favorit, aber generell versuche ich viele Dinge garnicht erst zu essen, nur um „auszuprobieren“ ob es mir bekommt oder noch schmeckt.
   
   
   
5. Die Regeln meiner EB: Bei jeder Mahlzeit ein Eiweißlebensmittel ! Und das auch zuerst essen, dann das Gemüse und dann (falls es noch nicht reicht) die Sättigungsbeilage – also die KH. Klappt prima. Nudeln, Knödel, Reis und Brot gibt es bei uns fast garnicht mehr. Fast heißt – im normalen Alltag. Klar gibt es auch mal sowas – aber das ist echt die Ausnahme (weniger als einmal im Monat). Und nicht weil ich verzichte !!!! Nein, ich habe es mir einfach abgewöhnt in meiner Honeymoonphase. UND ich versuche, es mir auch nicht wieder anzugewöhnen !
   
   
   
6. Ich höre auf meinen Körper ! Wenn mein Magen sagt „satt“, dann nehme ich das bewußt wahr. Gut – hin und wieder ignoriere ich es – aber nur sehr, sehr selten. Ich habe NOCH NIE so viel gegessen, dass ich mich übergeben musste. Ich halte meine Trinkpausen ein. Ich esse langsam und kaue – schon mal um auch wirklich zu schmecken, was ich da gleich schlucken werde.
   
   
   
7. Wehret den Anfängen ! Der Schweinehund schleicht sich nämlich ein. Auch wenn ich das in meiner Honeymoonphase für unmöglich hielt. Keiner steht plötzlich mit der leergefressenen Schachtel Pralinen da und fragt sich, wie er die jetzt einfach so essen konnte. Es ist erst die eine, die ja nicht schadet – "hab ja schon soooo viel geschafft". Dann mal 3 Stück über den Tag verteilt – "weil ich ja sonst so gesund lebe" . Ach und das gebackene Schnitzel, dass ich mir jetzt 2 Jahre verkniffen hab. "Einmal geht das schon !" Oder vielleicht einmal im Monat, aber nicht öfter als einmal die Woche !!! Am besten ist es halt mit Pommes – mal sehen, ob ich schon Pommes vertrag …. Und schwupps sind wir wieder in den alten Verhaltensmustern. Sag ich nicht, weil ich es besser weiss, sondern weil ich es aus eigener Erfahrung kenne !
   
   
   
8. Essen hilft nicht ! Auch wenn ich manchmal das Gefühl habe – wenn ich jetzt ein Stück Schokolade esse, dannnnnn geht es mir besser. Wenn ich mich an mein altes Leben zurückerinnere – ne, ging mir nicht besser. Redet mir nur mein krankes Hirn hin und wieder ein. Aber unsere Verständigung klappt inzwischen besser. Ich bin der Boss und entscheide. Früher hab ich das kranke Hirn einfach regieren lassen – inzwischen kämpfe ich. Mal gewinne ich, mal verliere ich. Aber tatsächlich durch Übung und mit der Zeit fallen die Schlachten immer öfter zu meinen Gunsten aus. Und da habe ich dann auch meine Aufgabe für den Rest meines Lebens !
   
   
   

Puh, was für ein ellenlanger Post das jetzt geworden ist. Aber 4 Jahre sind auch schon eine lange Zeit, in der ich einiges an Erfahrungen gemacht habe.

Und eines habe ich gelernt – Abnehmen ist nicht einfach, Gewichthalten ist nicht einfach, zufrieden sein ist nicht einfach. Aber wenn ich mir vor Augen halte, was sein könnte, wenn ich diese OP nicht gemacht hätte ! Dann bin ich nicht nur zufrieden, sondern überglücklich !!!!


Aber das war halt erst der Anfang – jetzt heisst es, das ganze durchzuhalten ! I`m walking …..

Naja, ich hab jetzt 4 Jahre hinter mir, davon 2 Honeymoonjahre, und 2, die ich was für meinen Gewichtserhalt tun musste. So ca 40 Jahre hab ich noch vor mir, also ist das grade erst mal der Anfang

Gerne ! Hat mir selber gut getan, das mal aufzuschreiben und zu sortieren - muss es mir ja auch immer mal wieder vor Augen führen