Großer Hunger nach Operation - möglich?

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    • Großer Hunger nach Operation - möglich?

      Hallo ihr Lieben,

      Ich glaube, ich hab ein Problem - und das heißt Hunger. Ich fühle mich, als könnte ich ein halbes Schwein auf Toast essen (was ich natürlich nicht tue).
      Mein AC hat mir hoch und heilig versichert, dass ich erstmal keinen Hunger haben werde. Dennoch spüre ich die ganze Zeit so ein unterschwelliges Gefühl in der oberen Magengegend, das mich zum essen animiert. Momentan kann ich noch widerstehen, aber was passiert, wenn ich mal schwach werde und nicht mehr nur meine Mini-Portiönchen esse?

      Ich bin doch noch nicht mal zehn Tage Post-OP. Wie soll ich denn die kommenden Jahre aushalten? Ich hab Angst.
    • Hallo,

      das ist in den ersten Wochen normal ... wird ca. 4 - 6 Wochen dauern bis das Gefühl vergeht. Das ist eine harte Strecke, die
      man zurück legen muss. Auch plagen einen in dieser Zeit die meisten Zweifel, ob die OP die richtige Entscheidung war ...
      zumindest war es bei mir so und auf Nachfrage in der Klinik wurde mir genau das so gesagt. Und es war auch so.
    • Ich bin ein paar Jahre nach Op und hab immer noch den gleichen Hunger....nur bin ich halt schneller satt.
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      Pouchrevision,Neuanlage Gastroenterostomie,sowie Minimizer Gr.2 am 26.1.16 Uni Freiburg Prof.Dr.Marjanovic
    • Hallo akles

      das war bei mir ganz genau so und ist auch so geblieben. Auch mir wurde seinerzeit von allen Seiten erzählt, das sei - wenn überhaupt vorhanden - nur vorübergehend. Stimmte aber leider überhaupt nicht. Habe mich seinerzeit sehr schwer getan damit und war total neidisch und gefrustet, weil so viele das eben nicht hatten und die berühmte 'Honeymoon-Phase' mit wenig oder gar keinem Hunger genießen durften. Auch konnte ich ziemlich kurz nach der OP unverhältnismäßig viel essen und habe auch alles, wirklich alles gut vertragen. Also auch hier keine Beschränkung bzw. Unterstützung durch den Bypass.

      Aber irgendwann ist dann mein Kampfgeist erwacht und ich habe mir gesagt, entweder schmeiße ich jetzt die Flinte ins Korn oder ich versuche es trotzdem zu schaffen. Wenn der kleinere Magen den Job nicht machen will, dann muss es eben der Kopf machen. Der Gedanke, die ganzen mit der OP verbundenen Strapazen und Risiken sollten für'n A..... gewesen sein, war für mich absolut indiskutabel.

      Es hat lange gedauert, bis ich gelernt habe, das zu akzeptieren und ich habe oft mit meinem Schicksal gehadert. Das war eine harte Zeit. Aber ich habe stetig abgenommen, ohne nennenswerte Stillstände.

      Dann fiel mir immer mehr auf, dass diejenigen, die ungefähr zeitgleich mit mir operiert waren, auf einmal auch wieder über größere Portionen und Hunger klagten. Die hatten zwar ihre Verschnaufpause, aber irgendwann kommt die Klatsche doch - jedenfalls für die meisten (einige Glückspilze bleiben sehr lange oder auch für immer davon verschont, aber das ist wirklich die Ausnahme).

      Da fing ich zum ersten Mal an, die Sache von ihren positiven Aspekten wahrzunehmen und - oh Wunder - das waren gar nicht so wenige. Um nur mal einige zu nennen:

      null Unverträglichkeiten, Dumpings und andere Nettigkeiten

      ein konstant intakter Stoffwechsel, so wie ihn jeder andere mit meinem Gewicht & Alter ohne OP auch hat

      eine stetige Abnahme ohne Stillstand oder andere Komplikationen

      frühzeitiges Erlernen eines langfristig ausgelegten Gewichtsmanagements

      konstantes Führen eines Ernährungstagebuchs / Bewegungs- & Wiegeprotokolls; dadurch habe ich sehr viel gelernt, wie sich bestimmte Ernährung und Bewegungsverhalten auf mein Gewicht auswirken

      Zu dem Zeitpunkt, als für viele die Verschnaufpause zu Ende ging und sie plötzlich wieder mit Themen wie Gewichtszunahme, größeren Portionen usw. konfrontiert wurden, war ich in der Thematik schon um Lichtjahre weiter und wurde nicht so unsanft aus meiner Komfortzone gerissen. Da ich mich nie auf der OP 'ausruhen' konnte, musste ich mir quasi direkt nach OP eine Lebens- und Ernährungsweise verinnerlichen, ohne ein rauhes Erwachen.

      So konnte ich mit den Problemen wesentlich gelassener umgehen und heute ist mein Gewichtsmanagement ein fester Bestandteil meines Lebens. Ich sehe das Tagebuch und alles andere nicht als lästige Pflicht, sondern als hilfreiche Tools, um mein Erreichtes zu bewahren, so gut ich kann.

      Selbst mein AC schreibt mir jedes Jahr in den Nachsorgebericht, dass meine Abnahme nicht auf den Bypass, sondern auf Eigenleistung zurückzuführen ist. Darauf kann ich mit Recht stolz sein und das bin ich auch.

      Und trotzdem war die OP nicht vergebens, sie hat zwar anatomisch nichts gebracht, aber sie war der Startschuss in ein neues, anderes Leben und ich habe sie noch nie eine Sekunde lang bereut.

      Sollte es also tatsächlich auch bei dir keine vorübergehende Erscheinung sein, lasse den Kopf nicht hängen. Auf lange Sicht kannst du nur gewinnen, musst halt nur deine Hausaufgaben gleich machen und nicht erst später.

      Alles Gute

      Chi
      +++
    • Hallo Akles,

      auch ich gehöre leider nicht zu den Glücklichen, bei denen durch die OP der Hunger ausgeschaltet wurde (obwohl ja das Hungerhormon Ghrelin eigentlich kaum mehr im Magen produziert werden können sollte - aber es wird offensichtlich auch an anderen Stellen gebildet...) In den ersten paar Wochen bzw. Monaten nach der OP kam der Hunger ca. 2 Stunden nach dem Essen zurück - als drängendes Gefühl, das zügig befriedigt werden wollte. Noch dazu konnte ich im Gegensatz zu Dir von Anfang an rel. große Portionen essen, ca. 160-180 g - also immer noch ca. 1 Drittel von zuvor. Und zwar wie bei Chi mit allen Lebensmitteln ohne Einschränkung und den selben Vorlieben und Gelüsten. Nur ein tägliches Ernährungsprotokoll fürs EW und eine 1200 Kcal-Grenze sowie bewusstes Essen/weitgehende Ernährungsumstellung hindern mich am Zunehmen, würde ich sagen.

      Ich habe am Anfang auch gedacht: super, A.....-Karte gezogen, weiß inzwischen aber durchaus die Vorteile zu schätzen (alles essen können, keine Unverträglichkeiten, Übelkeit, Bauchschmerzen etc...)

      @Chimurenga: Danke für die Zusammenfassung der Vorteile, so habe ich das noch gar nicht betrachtet! ^^

      Aber irgendwann, ich habe es gar nicht aktiv mitbekommen, hat sich der Hunger verändert - und er ist nun wenigstens "normal", wie vor der OP und nicht mehr so fordernd. Damit kann ich gut umgehen. Ich drücke Dir die Daumen, dass sich der Hunger bei Dir auch wieder reduziert und dass Du noch lange die winzigen Portionen essen kannst. Lt. meiner EB sollen wir sowieso 6 x am Tag eine kleine Mahlzeit essen. Und Du kannst ja nur kleine Portionen essen und das bleibt sicher noch lange so - dann wäre der Hunger ja im Griff und sogar noch der EW-Konsum gesichert?!

      Liebe Grüße :wird gut:
      Viele Grüße, Tanka

      OP-Vorbereitung mit 139 Kg | Sleeve-OP mit 134 Kg | Ziel erreicht (nach 18 Monaten und 76 Kg Abnahme) mit unter 65 Kg! :D
    • Ich kann mich den Worten der meisten hier nur anschließen (sofern meine kurze Erfahrung zulässt) und auch deine Angst völlig verstehen.
      Nach der OP hatte ich Hunger wie eine Irre, hätte am liebsten alles gegessen (selbst Dinge die ich nie mochte) wenn mein Magen nicht gemeckert und wehgetan hätte (Komplikationen). Ich hatte, als ich endlich essen konnte RIESEN Hunger auf Bacon und wirklich NICHTS anderes.
      Ich bin beinahe wahnsinnig geworden...
      Jetzt, 7,5 Wochen nach OP, haben sich nahezu fast alle Probleme und Ägste eingependelt Ich sehe viele Dinge bei denen ich mir denke "Ui lecker, aber nein danke." an denen ich damals nicht hätte vorbeigehen können. Ebenso habe ich aber auch schon einmal Kuchen gegessen. Der Kopf hat in diesen Wochen einen enormen Wandel durchgemacht. Es fällt mir leicht(er) mich zu zügeln, ich quäle mich nicht mehr und auch die Angst lässt nach. Mein Magen sagt mir was passt und was nicht und ich habe ein eigenes Gefühl dafür entwickelt. Aber diese Zeit habe ich für all das gebraucht.
      Ein gesunder Respekt besteht noch vor dem "Hunger", dem "zunehmen" und all diesem "bösen" und das ist gut so um nicht in alte Muster zu verfallen. Ich weiss was ich darf und was nicht, worauf ich achten muss und verzichte nicht vollends um einen bewussten Umgang mit Süßem etc. zu haben. Ich höre auf meinen Körper und der scheint recht zu haben! Die Erfolge des Abnehmens helfen dabei auch nochmal zusätzlich stark zu bleiben und nicht in alte Muster zu verfallen und selbst wenn ich jetzt mal etwas esse, was nicht 100% in den Ideal-Plan der EB passt, habe ich ein rundum gutes Gefühl bei allem was ich tue, esse oder eben nicht esse. Gib dir erstmal 4 bis 5 Wochen Zeit und auch wenn es alle sagen - beruhig dich, mach dich nicht verrückt, nur du allein stresst dich!
      Irgendwann macht dein Kopf "Klick", dann wird es leichter. Hab Vertrauen in dich und das Gelernte. Es läuft bei dir nicht anders als bei mir auch. Klar ist jeder anders, aber gib dir diese Zeit. Ich hab auch schon Zunahmen etc. gehabt die meine Ängste verstärkten. Aber letzten Endes läuft alles genau so wie es soll. Anfangs habe ich mich wirklich gequält, nach 4 / 5 Wochen kam der Klick von allein. Ich habe mich beruhigt, all diese Gespenster in meinem Kopf beiseite geschoben - und seither läuft es wirklich gut.

      Gib dir und deinen Körper (nicht nur dem Magen!) einfach etwas Zeit. :friends: