Es geht jetzt Berg ab

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    • @Kokosmaus
      Ich glaube ehrlich gesagt auch, dass die Dunkelziffer der Betroffenen deutlich höher ist.
      Teilweise könnte das daran liegen, dass man nicht direkt realisiert, wenn etwas in die falsche Richtung läuft. Andererseits braucht es auch oft eine Zeit, bis man sich dann das Problem eingestanden hat.
      Ich denke, es wird dann Menschen geben, die offen damit umgehen und darüber sprechen wollen, während viele andere lieber im stillen Kämmerlein bleiben.
      Das ist leider eine Begleiterscheinung dieser Erkrankung. Wir neigen schon fast zwanghaft zur sozialen Isolation.
      Die Erkrankung "will" das so, damit man mit ihr allein ist, sich ganz darauf konzentriert und ihr komplett verfällt. Außerdem könnten von der Außenwelt ja helfende Impulse kommen und das versucht "Ana" tunlichst zu unterbinden.
      Ja, wie kann das passieren?
      Gute Frage. Ich denke, der Ursprung ist bei jedem Betroffenen aufgrund komplexer psychologischer Aspekte und individueller Erfahrungen immer etwas anders gelagert.
      Bei mir war es eine Suchtverlagerung vom Binge Eating zu Anorexia Nervosa.
      Platt ausgedrückt, könnte man sagen, dass ich die Fressattacken durch gar nicht essen ersetzt und so kompensiert habe.
      Mit dem permanenten Hungergefühl kam es bei mir zum Gewöhnungseffekt. Oft bemerke ich davon nichts oder es gibt mir das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit (was viele Betroffene anscheinend auch so empfinden).
      Noch schnell zum Sport.
      Bei mir wurden sportliche Aktivitäten zwanghaft und sind komplett ins (schädliche) Übermaß ausgeartet. Auch diese Begleiterscheinung soll nicht unüblich bei uns sein.
      Diesen Punkt habe ich zum Glück für mich abgestellt bekommen.
    • @yve1968
      Ich habe deinen Beitrag nicht überlesen, aber mir kam das real life spontan dazwischen.
      Jetzt aber:
      Wegen deiner Tochter tut es mir naturlich sehr leid. Ich könnte mir gut vorstellen, dass diese Erkrankung einen Teenager, der eigentlich unbeschwert die Welt und seine eigene Identität entdecken sollte, psychisch noch einmal ganz anders trifft als eine Erwachsene wie mich, die schon ziemlich viel Schei** durchlebt und daraus ihre Lehren gezogen hat.
      Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich mich im selben Alter wie deine Tochter auch regelmäßig aufgrund der damaligen Situation in meinem Elternhaus selbst verletzt habe. Damals wusste ich mit diesem Verhalten nichts anzufangen und hätte auch gern professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Dieses wurde mir von Seiten meiner Eltern untersagt, weil die ganz genau wussten, dass es auf sie zurückfallen würde und sie sich dieser Verantwortung entziehen wollten.
      Ich musste also selbst etwas tun.
      Deswegen musste ich früh erwachsen werden und mich genauso früh allein mit mir und meiner Psyche auseinandersetzen.
      Ob das so von Erfolg gekrönt war, möchte ich an dieser Stelle dahingestellt sein lassen.
      Jedenfalls hatte es den Vorteil, dass ich mich sehr schnell gut kennengelernt habe und Strategien entwickeln konnte, mit meinen Problemen umzugehen.
      Daran hat sich bis heute nichts geändert. Deswegen versuche ich es wohl nach wie vor lieber erst im Alleingang. Ich arbeite dabei immer nach dem System, die für mich belastendsten Punkte zuerst auszuschalten. In diesem Fall habe ich dem Sportzwang und der sozialen Isolation zuerst den Riegel vorgeschoben. Mit meinem Vitaminpräparat verschaffe ich mir aktuell physische Kulanzzeit, um dem eigentlichen, psychischen Problem auf den Grund zu gehen.
      Sollte das aber nicht funktionieren, werde ich so ehrlich zu mir selbst sein und mir professionelle Hilfe suchen. An diesem Punkt bin ich nur noch nicht angekommen, weswegen eine Therapie noch nicht für mich in Frage kommt.
      Ich hoffe, ich konnte meine
      Beweggründe zumindest halbwegs verständlich darlegen.
      Trotzdem vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht und dein Feedback.
      Wenn ich antworte, regt das immer ganz enorm die Selbstreflexion und den Denkprozess bei mir an.
      Ich empfinde das als große Hilfestellung.
    • @TT887 Du bist ganz offensichtlich eine intelligente junge Frau und vielleicht mag es sein, dass du eine gute Selbsteinschätzung hast, aber ich glaube das es fast unmöglich ist da ganz alleine rauszukommen. Selbstverständlich ist es sicher noch mal ein Faktor wie weit man geht, denn mit fallendem Gewicht, steigt leider auch die falsche Selbstwahrnehmung. Es tut mir wirklich leid, dass du keine Unterstützung durch deine Eltern erfahren hast, denn das ist doppelt hart!! Die Probleme kann man nicht durch wegschauen lösen und als Eltern macht man natürlich auch Fehler. Den eigenen Kindern zuliebe sollte man so viel Verantwortung gegenüber haben, dass man seine Fehler eingesteht...ist ziemlich heftig wenn man realisiert das man Mitschuld an der Krankheit des eigenen Kindes hat. Aber das Zusammenhalten und gemeinsam daran Arbeiten, hat uns noch enger zusammengeschweißt und unser beider Leben auch positiv verändert.

      Ich glaube auch das es hilft wenn man darüber offen spricht oder schreibt, so wie du es tust. Ich drücke dir ganz fest die Daumen und bin von deinem Mut und deinem bereits Erreichten beeindruckt!
      Anfangsgewicht 120 kg / 06.08.2018 Magenbypass-OP mit 114 kg / Größe: 164 cm

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    • @yve1968
      Vielen Dank erstmal für deine lieben und einfühlsamen Worte!
      Ich hoffe, das kommt jetzt nicht falsch rüber, aber man merkt total, dass du Mutter mit Herzblut und aus Leidenschaft bist.
      Ich finde das ganz besonders toll, weil viele meiner vergangenen und aktuellen Probleme gerade daraus resultieren, dass ich aus einem absolut nicht intakten Elternhaus komme. So eine liebevolle und engagierte Mutter wie dich hätte ich wirklich gut gebrauchen können. Dann sähe jetzt bestimmt einiges ganz anders aus.
      Bei mir war es nämlich immer die Mutter, die mir und dem familiären Frieden das Leben zur Hölle gemacht hat.
      In Bezug auf meine Eltern und deren Verhalten gebe ich dir ansonsten absolut Recht.
      Dem ist nichts hinzuzufügen.
      Ich habe bisher allen meinen daraus resultierenden Problemen erfolgreich in den Hintern treten können und jetzt ist "Ana" an der Reihe. Das braucht wie alles andere seine Zeit, aber ich bin dran.
      Aufgeben ist nicht meine Art.
    • @TT887 und @porzerin89

      Hallohallöchen,

      habe das Glück nicht betroffen zu sein, kann deuch aber sagen: Eine Therapie ist kein Drama und kein Zwang und du musst auch nicht SOFORT oder in den nächsten Tagen etwas ändern.

      Ich bin jetzt seit Jahren in Therapie, wegen Depressionen und Übergewicht. Das beste an den Therapeutengesprächen ist, dass man jemanden hat, der aus einer relativ neutralen Position heraus dir hilft, die Themen die dir am Herzen liegen zu beleuchten.

      Im Prinzip ist ein Therapeut also ein Lichttechniker, der dir (dem Regisseur) dabei hilft, deinen Film (dein Leben) ins rechte Licht zu rücken.

      Inwieweit du dann den Film, oder auch nur einzelne Szenen umgestaltest, liegt an dir (und nicht an einem kleinen Lichttechniker :zwinker: , der in deinem Auftrag arbeitet).

      Liebe Grüße und keine Panik,

      Sonja
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      Maximalgewicht 2016: 145 kg bei 165 cm
      OP-Gewicht: 136,4 kg

      "Die einzige Konstante ist die Veränderung."