Esssucht "unheilbar"?

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    • Meine Hoffnung ist ja, das es heilbar ist.
      Man braucht sie zwar nicht zum Leben, aber trotzdem ist es eine tückische Sucht - die Nikotinsucht.

      Meine Eltern waren beide sehr starke Raucher. Zwei Schachteln und mehr am Tag für jeden von den Zweien. Da ging selbst Nachts die Fluppe an, wenn sie kurz aufwachten für die Toilette. Beide haben im Erwachsenenalter nach vielen Jahren Sucht aufgehört. Es hat natürlich Anfangs die Schmacht nach Zigaretten gegeben. Heute geben ihnen Zigaretten überhaupt nichts mehr. Und wenn jemand neben ihnen im Freien raucht, dann bekommen sie das oft gar nicht mehr mit.

      Ich hoffe für mich selbst, das ich irgendwann dazu in der Lage bin, mich aus der sinnlosen Esssucht zu befreien. Also dem Essen ohne den trifftigen Grund "Hunger". Ich spreche hier nicht von den drei Plätzchen ohne Hunger über Weihnachten oder dem leckeren Sommereis, alle paar Tage mal.

      Ich spreche von der täglichen Sucht nach Essen, wennn die Gedanken nur noch um den halben Donat drehen, den man beim Bäcker nicht mehr geschafft hat. Oder die unsäglichen Plätzchen, obwohl man schon 10 von denen innerhalb einer Stunde hatte.
      Dieser Sucht, das Essen das einen gerade anmacht, unbedingt zu Ende essen zu wollen, obwohl man satt. Einfach nur, weil es noch da ist.

      Ich wünsche mir, das ich hier mein Hirn neu vernetzten kann und ich solche Lebensmittel sehen kann, ohne den Drang sie essen zu wollen. Das es möglich ist, habe ich selbst ja schon erfahren. Die ersten 12 Monate nach der OP konnte alles vor mir stehen, ohne das ich das Gefühl hatte, ich werde gleich verrückt, wenn ich nicht zugreife.
    • Ich würde auch sehr gerne die derzeitige Situation beibehalten, dass ich zwar Appetit auf so einige Sachen habe, aber eben doch nur ein paar kleine Häppchen davon essen kann, diese Art der Regulierung ist unbezahlbar.... Wohl aber leider nicht von Dauer, wie man hier lesen kann..... Ich hoffe sehr, dass ich später die Energie aufbringen kann, mich selbst zu regulieren...
      :niceday:
    • Ich sage dies aus tiefster Überzeugung und weil ich bis gar nicht so langer Zeit selbst geglaubt habe was die meisten sagen: damit müsse man sein Leben lang leben lernen. Oder: es ist immer da nur manchmal weniger stark.

      Das stimmt nicht. Eine Sucht ist ein Symptom. Wie Zahnschmerzen. Und bei Zahnschmerzen geht man zum Zahnart. Der behandelt den Zahn und iwann is wieder Ruhe im Karton.

      Weil nun eine Sucht sich nicht so konkret behandeln lässt wie ein Zahn wird dies ein wenig schwieriger. Der einzige Weg für die Auflösung der Sucht ist das durchdringen von unbewusstem Material ins Bewusstsein um dort transzendiert zu werden. Es reicht wenn dies einmal passiert ist um zu wirken. Dies bedarf aber fachkundiger Hilfe. Meine persönliche Meinung (und da darf jeder darüber denken wie er will) ist, dass da Verhaltens und Kognitive Therapie herzlich wenig nützen, wenn es um emotional belastendes Material geht. Denn vernunfteln hat so ziemlich keinem von uns hier geholfen so wie ich das lesen kann.
      Die meisten im Forum können per Vernunft erklären woher ihre Essprobleme kommen und doch bestehen diese weiter, oder?

      Nur eine emotionale Antwort kann eine emotionale Frage befriedigend beantworten.

      Es ist ganz alleine Euch überlassen wie ihr damit umgehen wollt: die Entscheidungsfreiheit steht uns allen zu. Entweder weiter den selben weg mit den selben Konsequenzen weiter gehen oder sich ins Unbekannte und vermutlich schmerzhafte wagen aber auch viel gewinnen.

      Ich bin seit ca 2 Jahren frei von Suchtsymptomen. Und davon hatte ich einige. Diese hören nicht nur bei Essen auf. Esssucht, Kaufsucht, Sucht nach Liebe und Aufmerksamkeit, Sucht nach Attraktivität, Erfolg...ich kann Stunden weiter machen.

      Ich hab mein innerstes Durcheinander rausgekotzt um es mal unschön zu formulieren. Habe hart an einer inneren Ordnung gearbeitet und das war mit viel Schmerz und noch mehr Tränen verbunden. Und als mein inneres endlich Ordnung erlebte, wurde auch mein äusseres Leben ruhig und geordnet.

      Wenn wir unter Druck/Chaos stehen verengt sich unser Bewusstsein und wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht.

      Mein Aufruf: wenn es sowas wie Heilung für Krebs geben kann, dann gibt es auch Heilung für sowas wie Sucht. Ich weiss es, ich hab es selbst erlebt wie eine Psyche heilen kann. Sie durchläuft eben nur mittels dem Bewusstsein und nicht wie beim Körper ohne (eine körperliche Wunde braucht nicht unser Bewusstsein zum heilen - eine seelische schon)

      Alles Gute.
    • Hallo Shikatzu. Kannst du beschreiben nach welchen Methoden du das emotionale Chaos angegangen bist? Hattest du Hilfe?

      Bedarf deine Methodik tägliche Übungen, nachdem du das Problem gelöst hast?
      Denn das würde ja auch wieder bedeuten das es doch ein Lebenslanger Kampf ist (wovon ich auch ausgehe, leider).

      Ich finde es halt so erstaunlich das manche anscheinend durch die OP ihr Muster so einfach brechen. Plötzlich soll alles, was vor der OP Probleme gemacht hat, nicht mehr existieren?
      Das glaube ich halt nicht. Denn ich habe die Erfahrung gemacht das leider alle alten Probleme nach und nach wieder auf den Tisch kommen. Das sollte man sich einfach bewusst sein.
      Ich hatte nach der OP ca 1 Jahr lang keinerlei Lust auf Süßigkeiten und ein normales Essverhalten.
      Nun kreisen die Gedanken wieder oft ums essen, und Süßigkeiten sind wieder ein Thema.
      Und das, obwohl ich 1 1/2 Jahre Verhaltenatherapie hatte und ein (wie ich finde) größtenteils glücklichea und lebenswertes Leben führe.
      Meine Esssucht zieht mich allerdings derzeit sehr stark runter.
    • Nein, es passiert nicht von heute auf morgen.
      Es gibt auch keine Methodik die für alle gleich anwendbar ist, weil jeder eine eigene, individuelle Lebensgeschichte hat.

      Es passiert Schrittweise. Mit jeder neuen Erkenntnis, mit jedem neuen Puzzleteil und mit jedem veränderten Blickwinkel kommen neue Einsichten und Erfahrungen und diese führen zur Heilung. Es ist nicht unbedingt ein lebenslanger Prozess. Es hängt von Dir alleine ab wie weit Du der Sache noch Macht über Dich geben willst. Faktisch gesehen ist ein Stück Schokolade nichts anderes als ein Stück Schokolade. Es sind nur Deine persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse damit das was es für sich letztendlich zu dem macht und was es in dir auslöst.

      Mich juckt Schokolade nicht mehr. Bei mir türmen sich haufenweise Schokoladentafeln, Nutella etc aber es regt sich nix in mir.

      Das kam aber wie gesagt, nicht von heut auf morgen.

      Zuerst ist das akzeptieren, dass man ein Problem damit hat und nicht mehr dagegen ankämpfen (und ich mein jetzt nicht den Freischein für soviel Essen wie man will). Es geht um das Loslassen von der inneren Zerrissenheit und dann letztendlich einen guten Therapeuten finden der versteht mit Deinem Thema richtig zu arbeiten.

      Hinsehen, nicht weglaufen. Nicht sofort die leichteste Lösung für Probleme wählen (Schokolade)
      Manchmal liegt das Problem schon so viele Jahre zurück und man weiss gar nicht mehr warum man nun jedes Mal zur Schokolade greift (es gibt zB sowas wie angetriggerte Anteile die noch in einem feststecken, die muss man erkennen und auflösen).

      Sowas kann je nach erlebten und Problematik länger oder kürzer dauern aber du wirst mehr im Leben davon haben, wenn Du diese auflöst. Denn ein Leben mit diesen Symptomen ist nicht so schön wie ein Leben ohne diese. Mein Leben ist mittlerweile voller Fülle. Und Heilung ist etwas, dass wir in uns haben. Jeder von uns. Es gehört zum Körper dazu und beschränkt sich nicht nur auf das was man von Aussen sieht.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Shikatzu ()

    • Ach ja und ich hatte auch ca 1,5 Jahre nach der OP das zurückkommen alter Muster. Aber was ich mir zugute halten muss (und normal halte ich keine Lobeshymnen auf mich), dass ich mich unheimlich stark selbst reflektiere. Kommt vermutlich von meiner Tendez für alles mir die Schuld zuzuschieben.
      Fällt ein Sack Reis in China um, überlegte ich erstmal ewig lange ob es nicht iwie meine Schuld gewesen sein könnte.

      Ich sah also meine alten Gewohnheiten zurück kommen. Es hatte sich nur mein Gewicht verändert aber alles andere blieb gleich. Ich fragte mich ständig warum, überlegte was los sein könnte...aß auch sehr viel Süsskram.

      Aber die Option das einfach so hinzunehmen, kam für mich keine Sekunde in Betracht. Wenn nicht mein Übergewicht die Wurzel all meiner Probleme sein konnte (was ich immer geglaubt hatte) dann musste es also einen anderen Grund geben. Ich hatte mit der Op schon so viel Kraft und Energie investiert, dass ich keine Sekunde bereit war alles wieder aufzugeben. Dafür hatte ich zu hart gekämpft.

      Und das ist nunmal meine Persönlichkeit: wenns hart wird, fange ich erst richtig an warm zu laufen um allen das Gegenteil zu beweisen. Das liegt an meiner Kindheit. Ich musste mich schon sehr früh um mich selbst kümmern. In dem Fall wurde es mir ironischerweise zum Segen
    • @Shikatzu ich hatte es dir irgendwann schon mal geschrieben, jetzt muss ich es nochmal machen, Ich finde dich echt toll, weiß nicht warum ist einfach so.

      Wenn ich deinen Texte so lese erkenne ich einiges wieder.

      Ich weiß zb. warum ich Probleme mit meinem Essverhalten habe, diese Dinge sind aufgearbeitet, aber es gibt immer mal Situationen wo mein "inneres Kind " drauf reagiert obwohl es das nicht mehr müsste weil der ursprüngliche Auslöser für mein Verhalten auf gewisse Situationen gar nicht mehr existiert. Oder eben einfach die Jahrelange Gewohnheit sich den Teller voll zu hauen, manchmal vergess ich nämlich das ich das alles gar nicht mehr Essen kann.

      Ständige Gedanken an essen das ich habe oder essen werde hatte ich ganz schlimm als Kind, Hab die Stunden bis zur nächsten Mahlzeit gezählt und konnte auch nix für später aufheben es musste immer gleich alles gegessen werden, dieses Problem habe ich zum Glück schon länger (Junge Erwachsene) nicht mehr.
      Hab auch vor knapp drei Jahren einfach mit dem Rauchen aufgehört, war auch jemand der nachts eine geraucht hat wenn ich wach wurde, niemand hätte geglaubt das ich mal aufhöre.
      Wenn man erkennt warum man sich verhält wie man sich verhält ist schon mal ein Riesen Schritt getan und ich denke man muss sein Leben lang an sich oder mit sich arbeiten , egal aus welchen Gründen.
      Ich hoffe das mich hier jemand versteht und ich es richtig rüber bringe konnte, wollte eigentlich nur shikatzu schreiben wie toll ich sie finde :)

      Viele Grüße
      Nicole
    • Meine Frage wäre @Shikatzu,
      hast du dazu auch externe, professionelle Hilfe in Anspruch genommen? Von deinen Erzählungen hier, weiß ich ja, das du dich auch in Richtung Psychologie beruflich weiterbildest - wenn ich das noch richtig auf dem Schirm habe.

      Ich mache zum Beispiel eine Verhaltenstherapie seit ca. 18 Monaten und habe kurz vor Weihnachten nach 6 Monate Pause auf eigene Kappe wieder damit angefangen. Wäre eine andere Therapie hier eher angesagt?
    • Ganz wunderbaren Guten Morgen Euch allen zusammen!

      @Elocin30
      Mei, so lieb von Dir, Danke. Das ist immer unheimlich herzerwärmend.

      Wegen deinem "Problem":

      Elocin30 schrieb:

      Ich weiß zb. warum ich Probleme mit meinem Essverhalten habe, diese Dinge sind aufgearbeitet, aber es gibt immer mal Situationen wo mein "inneres Kind " drauf reagiert obwohl es das nicht mehr müsste weil der ursprüngliche Auslöser für mein Verhalten auf gewisse Situationen gar nicht mehr existiert. Oder eben einfach die Jahrelange Gewohnheit sich den Teller voll zu hauen, manchmal vergess ich nämlich das ich das alles gar nicht mehr Essen kann.
      Das ist das was ich mit dem vernunfteln meine. Darüber bin ich auch gestolpert und es hat mich schier wahnsinnig gemacht.
      Wichtige Sache für Dich wären zu schauen: Was hält die Situation von damals heute noch immer aufrecht?
      Ich möchte Dir erzählen, was es bei mir war um das Verständnis zu Deiner Problematik zugänglicher zu machen:

      Ich hatte alle meine "Probleme" therapeutisch aufgearbeitet, sogar die schweren Traumata neutralisiert und doch war ich nicht in der Lage normal mit Schokolade und Süßigkeiten umgehen zu können. Sie schienen eine unglaubliche Macht über mich zu haben und je mehr ich versuchte davon wegzukommen umso mehr musste ich davon essen. Ich habe mir wochenlang, wenn nicht Jahre darüber Gedanken gemacht. In tiefer Kontemplation bin ich sogar über die Ursprünge klar geworden. Aber das hat es nicht aufgelöst.

      Mir wurde irgendwann klar, dass es etwas von damals sein muss, das noch heute wirkt. Ich habe wirklich sehr lange gebraucht um dahinter zu kommen und als ich es endlich tat war es wie man sich vorstellte: die Erleichterung ist so spürbar wie ein Stein der vom Herzen fällt.

      Ich muss jetzt ein wenig psychologisch ausholen um das nachvollziehbar machen aber ich denke es lohnt sich, weil es viele von uns betrifft. Es heißt nicht, dass es für jeden so sein muss, weil jeder eine andere Lebensgeschichte hat aber es könnte für den ein oder anderen ein Anreiz zum Nachdenken sein. Zur einfachen Lesbarkeit habe ich das Thema stark vereinfacht.

      In der Kindheit ist man seinen Eltern und der Situation völlig ausgeliefert. Sie sind quasi Gott und haben die Macht über einen. Wenn sie sich weigern uns mit Nahrung oder Obdach zu versorgen, sind wir dem Tod ausgeliefert. Dieses Verhältnis ist das wichtigste und prägenste, dass wir jemals er leben werden und was wir da in der Zeit unserer "Abhängigkeit", die wirklich sehr, sehr lange gehen kann (bis in die Pubertät und hinaus) da erleben, ist das was wir später von der Welt denken. Es wird sozusagen unsere "Religion".

      Was bedeutete das für mich? Meine Eltern haben mich nie geliebt, mich sehr stark verwahrlost, hatten jeweils beide eine starke Charakterstörung (also jeder Mensch war schuld an ihrer Miserere nur sie selbst hatten absolut keine). Aus mir hatte das einen neurotischen Menschen, ohne Selbstvertrauen aber mit sehr viel Angst, Süchten, Zwängen gemacht.
      Mit viel Therapie und vielen lieben Menschen habe ich nach und nach einiges aufgearbeitet. Nur das mit dem Süßkram blieb wie verhext.

      Bis es mir so deutlich und klar wurde: das Klima von zuhause hatte ich in meine Erwachsenenwelt mitgenommen. Für mich war die Welt bis zu dem Tag noch immer wie mein Zuhause: kalt, lieblos, unberechenbar. "Gott" (unabhängig ob man glaubt oder nicht) war für mich wie meine Mutter, vermutlich heute gut gelaunt aber ich hatte stets so eine Angst, dass er morgen schlecht gelaunt sein könnte und das Schicksal zuschlagen lässt. Ich vertraute niemanden.

      Und exakt diese Einstellung ließ mich Schokolade und Süßkram noch bis zu dem besagten Tag essen. Es war die Aufrechterhaltung einer Einstellung von meiner sehr schwierigen Kindheit, die noch bis ins heute gewirkt hatte und die ich ohne Schokolade (mein Angstreduzierer) vor lauter Panik kaum ertragen habe. Es hat mir jeden Tag die Nerven beruhigt.

      Mit der Erkenntnis kam auch das loslassen können. Es ist nicht so, dass man dann "Oh mein Gott" schreit und keine Gelüste mehr hat aber dieser Zwang hört auf. Plötzlich kommt die Freiheit der Entscheidung hinzu.

      Vielleicht ist ja etwas dabei, dass Dir helfen kann? ich wünsche es Dir sehr.


      @Margarita
      Ja, ich habe zu Beginn auch Verhaltenstherapie in Anspruch genommen. Bzw. die lief auch drei Jahre und war äußerst fruchtbar.
      In meinem speziellen Fall aber war VT nicht das komplett richtige, denn von der Vernunft her, wusste ich ja über sehr viele Dinge Bescheid. Aber eines Abends war ich so deprimiert, und dachte mir nur: was ist das für eine Freiheit, wenn ich stets mein Verhalten verändern oder Umgebungen vermeiden soll um Dinge in mir nicht mehr auszulösen, die offensichtlich da sind?

      Ich hatte eine Komplexe Postraumatische Belastungsstörung und die geht mit sehr belastendem bildlichen Material einher. Diese habe ich mittels analytischer Therapie nach C.G. Jung auflösen können.
      Ich studiere selbst Psychologie und bin fast fertig. Mein Wissen und Erfahrung in der Richtung hat mich selbst zu meinem eigenen Therapeuten gemacht aber ich empfehle niemanden das so zu machen wie ich es tat, sondern sich da professionelle Hilfe zu suchen.

      Ich drücke Euch von Herzen und wünsche, dass ihr bald Euren Frieden findet.
    • Mein Problem ist auch, dass ich viele Vermutungen habe, was mein Problem mit dem Essen verursachen könnte, aber alles Wissen (bzw. Vermuten) hilft bisher nicht, etwas daran zu ändern.
      Bin auch in einer Verhaltenstherapie und denke darüber nach, in eine tiefenpsychologische Therapie zu wechseln, in der Hoffnung, dass es dann tiefer geht und sich irgendwas doch noch auflösen lässt.

      Ein Problem bei mir ist vielleicht, dass ich die Welt als Zwang wahrnehme, immer muss ich irgendwas machen, darf etwas nicht machen, aber was ich will, das muss ich immer unterordnen unter die ganzen Zwänge. Zunehmend merke ich einen inneren Rebellen, der sich gegen all diese Zwänge wehrt. Und vielleicht funktioniert es deshalb auch nicht bei mir, dass ich mich beim Essen diszipliniere. Aber noch wichtiger wäre herauszufinden, warum ich überhaupt so viel esse, dass ich mich disziplinieren müsste. Ich bin womöglich noch relativ weit weg von den wahren Ursachen.
    • @Shikatzu ich war auch ungewollt und wurde dafür "bestraft" usw. Aber ich verstehe heute das Verhalten meiner Mutter mir gegenüber wir verstehen uns auch wieder gut und ich habe ihr verziehen.
      Mit geht es gut ich liebe mich selbst auch mit hohem Gewicht und werde geliebt.
      Ich hatte auch immer das Gefühl ich bin an allem schuld oder jemand ist sauer wegen mir nur weil der jenige vielleicht schlechte Laune hatte. Hatte süchte und zwänge , früh mit Alkohol und Zigaretten angefangen, aber das habe ich schon lange angelegt, mein einsigstes Problem war dann nur noch die Menge an essen.
      @Tamiko das Buch "seelengevögelt" handelt davon nein sagen zu können und nicht immer alles machen zu müssen was die Gesellschaft verlangt, wäre vielleicht interessant für dich.
    • Es gibt so viele verschiedene Ursachen für Verhalten wie es Menschen auf dieser Welt gibt.
      Es kann psychologisch sein, es kann eine körperliche Ursache haben, es kann..es kann.

      Mir ist wichtig deutlich die Botschaft rüber zu bringen: das mit dem Essverhalten ist nichts in Stein gemeißeltes. Wer sich selbst wirklich liebt, wird die Arbeit auf sich nehmen und sich selbst nie aufgeben. Heilung ist möglich. Das ist das Grundprinzip Nr.1 des menschlichen Daseins.

      Es gibt Tage, da sieht man kein Land mehr aber dafür leben wir eben in einer Gesellschaft. Ich bedauere sehr, dass wir in dieser Zeit so wenig füreinander Interesse zeigen. In Naturvölkern ist das Leid eines einzelnen das Problem der ganzen Gemeinschaft und da wird jeder rangezogen, bis es demjenigen wieder besser geht. Wir haben zum Glück die Möglichkeit uns therapeutische Hilfe zu holen. Wir sind frei uns im Internet durch ähnliche Themengebiete durchzulesen oder Selbsthilfegruppen aufzusuchen.

      Ich halte es für keine Schande Fehler und Unzulänglichkeiten zu haben. Sowas passiert nun mal wenn man lebt. Aber ich halte es für eine Schande - durch passives Verhalten - sich seiner eigenen Entwicklung im Weg zu stehen.

      Jm2c
    • Elocin30 schrieb:

      @Shikatzu ich war auch ungewollt und wurde dafür "bestraft" usw. Aber ich verstehe heute das Verhalten meiner Mutter mir gegenüber wir verstehen uns auch wieder gut und ich habe ihr verziehen.
      Mit geht es gut ich liebe mich selbst auch mit hohem Gewicht und werde geliebt.
      Das habe ich auch. Ich hatte alles und jedem wirklich von Herzen verziehen. Zu meiner Mutter habe ich ein gutes Verhältnis. Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
      Das von mir geglaubte und verinnerlichte Weltbild war einfach da, trotz extremer Veränderung der Situation. Sowas sind Glaubenssätze. Das ist wie wir die Welt sehen. Was wir so tief verinnerlicht haben, dass es uns noch nicht mal bewusst ist. Sowas läuft trotz neuer Konstellationen und diese Glaubenssätze sind ziemlich schwierig aufzudecken.
    • Tamiko schrieb:

      Mein Problem ist auch, dass ich viele Vermutungen habe, was mein Problem mit dem Essen verursachen könnte, aber alles Wissen (bzw. Vermuten) hilft bisher nicht, etwas daran zu ändern.
      Bin auch in einer Verhaltenstherapie und denke darüber nach, in eine tiefenpsychologische Therapie zu wechseln, in der Hoffnung, dass es dann tiefer geht und sich irgendwas doch noch auflösen lässt.

      Ein Problem bei mir ist vielleicht, dass ich die Welt als Zwang wahrnehme, immer muss ich irgendwas machen, darf etwas nicht machen, aber was ich will, das muss ich immer unterordnen unter die ganzen Zwänge. Zunehmend merke ich einen inneren Rebellen, der sich gegen all diese Zwänge wehrt. Und vielleicht funktioniert es deshalb auch nicht bei mir, dass ich mich beim Essen diszipliniere. Aber noch wichtiger wäre herauszufinden, warum ich überhaupt so viel esse, dass ich mich disziplinieren müsste. Ich bin womöglich noch relativ weit weg von den wahren Ursachen.
      Wenn Du das Gefühl hast, dann wirst Du vermutlich sogar auf der richtigen Spur sein. Es ist das was wir "vorbewusst" nennen. Noch nicht ganz im Bewusstsein aber auch nicht mehr ganz im Unbewussten.

      Eine Grundregel: wenn Du zu irgendwas "Willen" einsetzen musst, hast Du eh schon verloren. :)
      Grundregel zwei: Setzt Du Willen ein um etwas zu vermeiden, wird es zu 100% ins Gegenteil umschlagen (wir kennen alle, dass wir den ganzen Tag Süßigkeiten vermeiden wollen und abends dann anstatt einer gleich 3 essen).

      Und was macht man jetzt mit der Info? Erstmal relaxen.

      Und dann einen guten analytischen Therapeuten aufsuchen und radikal ehrlich mit dem über die eigenen Probleme reden. Aufarbeiten, das Zeug rausholen, sich auch mal neue Blickwinkel auf alte Situationen zeigen lassen und vor allem: Geduld & Vertrauen aufbringen.
    • Shikatzu schrieb:

      Eine Grundregel: wenn Du zu irgendwas "Willen" einsetzen musst, hast Du eh schon verloren.
      Grundregel zwei: Setzt Du Willen ein um etwas zu vermeiden, wird es zu 100% ins Gegenteil umschlagen
      Glaube auch, dass es so ist. Aber dennoch scheint es ja Leute geben, die mit "Willen einsetzen" zumindest zeitweise erfolgreich sind. Die, die immer sagen, man muss halt mal den Hintern hochkriegen oder sich mal zusammenreißen und so. Bei mir funktioniert das nicht.

      Shikatzu schrieb:

      Und dann einen guten analytischen Therapeuten aufsuchen und radikal ehrlich mit dem über die eigenen Probleme reden.
      Geht auch tiefenpsychologisch? Ich traue mir Analyse nicht zu, da habe ich gehört, dass Analytiker selber ganz wenig sagen und nur mal ein "hm" brummen oder so. Den Rest soll man selber machen. Damit wäre ich aber gnadenlos überfordert. Ich brauche jemanden, der viel nachfragt und Dinge mit mir herausarbeitet.
    • Tamiko schrieb:

      Shikatzu schrieb:

      Und dann einen guten analytischen Therapeuten aufsuchen und radikal ehrlich mit dem über die eigenen Probleme reden.
      Geht auch tiefenpsychologisch? Ich traue mir Analyse nicht zu, da habe ich gehört, dass Analytiker selber ganz wenig sagen und nur mal ein "hm" brummen oder so. Den Rest soll man selber machen. Damit wäre ich aber gnadenlos überfordert. Ich brauche jemanden, der viel nachfragt und Dinge mit mir herausarbeitet.
      Ich persönlich halte von Tiefenpsychologie nicht viel, liegt aber daran, dass ich zu den Jungianern gehöre und nicht den Freudianern ;) Ich kann Dir also nur empfehlen jemanden aufzusuchen, der nach C.G. Jung therapiert. Sie ist wesentlich humaner, hat viel mit meinem oben beschriebenen Themen zu tun und beschränkt sich weniger auf Instinkte und Triebe. Da war Freud ja der Fan von. Und ne Couch gibt es da auch nicht ;)

      Lies Dich ruhig in die verschiedenen Ansätze ein und entscheide dann ganz nach Bauchgefühl. Dem darfst Du bei sowas ruhig trauen.

      Edit: und das mit Deinem Bild vom Analytiker ist leider so ganz falsch haha...da brummt keiner rum und sagt mach mal... haha..finde das Bild davon ehrlich gesagt total amüsant aber absolut falsch. Das sind ganz normale Therapeuten, die eben auch viel in die innere Welt und deren Bilder einsteigen. Also keine Angst davor.
    • Sind die Analytiker nicht Freudianer? Ich schreibe manchmal in einem andern Forum und da ist jemand, der der totale Freud-Fan ist und gleichzeitig in einer Psychoanalyse ist. Ich dachte, Freud ist der Begründer der Psychoanalyse.

      Keine Couch wäre schon mal gut, das könnte ich gar nicht haben. :-)
    • Tamiko schrieb:

      Sind die Analytiker nicht Freudianer? Ich schreibe manchmal in einem andern Forum und da ist jemand, der der totale Freud-Fan ist und gleichzeitig in einer Psychoanalyse ist. Ich dachte, Freud ist der Begründer der Psychoanalyse.

      Keine Couch wäre schon mal gut, das könnte ich gar nicht haben. :-)
      Schau mal hier:
      de.wikipedia.org/wiki/Analytische_Psychotherapie

      Ohje...mit Freudianern kommen wir ja so gar nicht klar *lol*
      aber das soll Dich nicht weiter stören. Such Du für Dich das aus, was Dich innerlich spontan anspricht. Geh ganz nach Intuition und es wird richtig sein.
    • Interessanter Thread.
      Nur ein kleiner Scherz am Rande:


      Hilft zugegebenermaßen nicht wirklich.

      Ich finde es toll, was @Shikatzu schreibt.
      Bei mir hat es nicht diese schwerwiegenden Gründe. Ich kontrolliere mich und mein Essen und Trinken. Heißhungerattaken sind zum Glück selten und wenn sie da sind, schütte ich mich zu - mit Unmengen an stillem Wasser. ;)

      Allen einen schönen Start ins neue Jahr mit vielen Erfolgen!

      Lorenzia

      .
      Nichts schmeckt so gut, wie sich Schlanksein anfühlt...
      Und das kann ich bestätigen: Traumgewicht erreicht! Fühlt sich großartig an!


      ... Nun nicht mehr so aktiv im Forum... Aber sicherlich noch ab und an dabei...
    • Hallo ihr Lieben,

      ich beschäftige mich genau mit diesem Thema gerade sehr intensiv und habe das Forum durchforstet, ob es schon so einen Thread gibt, ehe ich ihn eröffne und siehe da, hier ist er.

      Ich habe jetzt alle 3 Seiten durchgelesen und ein paar Zitate markiert, zu denen ich gerne etwas sagen oder antworten möchte.

      Ich war als 7jährige schon moppelig. Als Jugendliche übergewichtig. Als 21jährige adipös und nicht viel später morbid adipös. Hinzu zur Esssucht kam eine nie diagnostizierte Binge Eating Disorder. Jeder meiner Therapeuten konzentrierte sich nur auf meine Fresssucht, ich selbst habe sozusagen im Eigenstudium erkannt, dass ich an einer BED leide und keine generelle "Fresserin" bin. DAS war für mich DIE Erkenntnis, die mir sehr half. Ich therapierte mich sozusagen selber mit Literatur, Vorträgen und Austausch und habe jetzt seit dem 10. März 2018 keinen Bingeanfall mehr gehabt.

      ABER mich umtreiben Ängste...Angst, dass ich zeitlebens essgestört bleibe. Dass ich immer Gedanken um Kalorien, Mengen und Fett mit mir herumtragen werde, dass ich nie davon loskomme. Und so kam es dazu, dass ich diesen Thread gefunden habe und mich einfach mal mitteilen wollte.

      Tamiko schrieb:

      Ich denke, gesunde Menschen verbieten sich nichts, sie beherrschen nur die Menge.
      Es heißt doch auch immer, man soll auf keine Lebensmittel verzichten, weil sich das immer irgendwann rächt und man dann extra viel davon isst.
      Ich habe viele "natürlich Schlanke" in meinem Umfeld und sie essen nicht über den Hunger, hören einfach auf, wenn sie satt sind, unabhängig davon, ob sie im Urlaub sind, ob es Weihnachten oder Ostern ist. Sie essen alles und zu jeder Uhrzeit, aber eben immer intuitiv richtig und normal (mal laienhaft ausgedrückt).

      Tamiko schrieb:

      Üblicherweise wird aber am Problem vorbeitherapiert mit (nur) Ernährungsempfehlungen und Verhaltensregeln, statt in die Tiefe zu gehen und herauszufinden, wo der Essdrang herkommt.
      Soo habe ich es an mir selbst erfahren. An mir wurde jahrzehnte vorbeitherapiert. Ich habe eine Verhaltenstherapie bekommen, eine Gesprächstherapie, eine tiefenpsychologische und schlussendlich eine Psychoanalyse, die mir das Genick gebrochen hat und mich in 2 Suizidversuche getrieben hat. Danach war ich körperlich und seelisch am Ende. Ich wurde frühberentet. Diese hätte nie an mir praktiziert werden dürfen. Ich selbst therapiere mich inzwischen und habe herausgefunden, wo mein Essdrang her kommt.


      gaugele schrieb:

      Warum an Weihnachten nicht mal schlemmen und die 2 kg Zunahme bewusst in KAuf nehmen
      DAS ist etwas, was ICH für mich nicht akzeptieren kann, weil ICH den Sinn darin nicht sehe.
      Warum muss ich an Feiertagen oder im Urlaub über den Hunger essen? Schlemmen? Ich kenne diese Gerichte das ganze Jahr über. Sie schmecken an diesen Tagen oder zu diesen Zeiten nicht anders. Warum über solche Tage zunehmen?
      Genuss heißt doch nicht schlemmen müssen, also zuviel essen und zunehmen. Genuss heißt etwas genießen, solange es mir und meinem Körper gut tut und das heißt für MICH, aufzuhören, wenn ich satt bin. Dann ist es Genuss. Und nicht, wenn ich mich unwohl fühle, zuviel gegessen habe, mir sogar schlecht ist, etc. Genuss verbinden wir viel zu oft mit Essen/Lebensmitteln. Genuss kann auch die schöne weihnachtliche Stimmung sein, die Düfte, die Wellen am Sommerstrand, etc.
      Und genau da möchte ich hin, weil es für mich das richtige Verhalten und der richtige Umgang mit Essen ist.

      Shikatzu schrieb:

      Mit der Erkenntnis kam auch das loslassen können. Es ist nicht so, dass man dann "Oh mein Gott" schreit und keine Gelüste mehr hat aber dieser Zwang hört auf. Plötzlich kommt die Freiheit der Entscheidung hinzu.
      Zum Teil habe ich das in den letzten Monaten schon erlebt und weiß, wie es sich anfühlt...

      Shikatzu schrieb:

      Eine Grundregel: wenn Du zu irgendwas "Willen" einsetzen musst, hast Du eh schon verloren.
      Grundregel zwei: Setzt Du Willen ein um etwas zu vermeiden, wird es zu 100% ins Gegenteil umschlagen (wir kennen alle, dass wir den ganzen Tag Süßigkeiten vermeiden wollen und abends dann anstatt einer gleich 3 essen).
      :positiv:

      Tamiko schrieb:

      Aber dennoch scheint es ja Leute geben, die mit "Willen einsetzen" zumindest zeitweise erfolgreich sind.
      Ja, die Betonung liegt auf "zeitweise", denke ich. Mit Willen/Disziplin kann man, so glaube ich, nur eine gewisse Zeit lang erfolgreich sein....
      Grüße von Tanni
      RNY-Magenbypass am 24.06.20
      Mein Bypass-Tagebuch