Die Idee ist, die Sicht auf das zu lenken, was am jeweiligenTag schön war, was gut geklappt hat, was man geschafft hat, wofür man dankbar ist. Sinn der Sache ist, den Blick nicht auf das zu richten, was schief gelaufen ist sondern eben auf das, was gut war. Das verändert langfristig die Einstellung, die Sichtweise, das Selbstwertgefühl und das wirkt sich aus auf den Schlaf, auf den nächsten Tag, aufs Wohlbefinden, aufs Essverhalten und auf die Gesundheit. Dann fange ich mal an:

Ich habe heute viel mehr geschafft, als ich gedacht habe, habe unerwartete Aufgaben gut erledigt, habe meinen Balkon schön bepflanzt, habe meine Schokoladensucht recht gut im Griff gehabt, habe das Wetter genießen können und einige Fußwege erledigen können und ich bin dankbar, dass ich meine Mutter und meine Tante habe, dass mein Jüngster eine Lehrstelle gefunden hat, dass wir finanziell über die Runden kommen und dass meine Arme nach der WHO langsam heilen und heute keinen Ärger gemacht haben. Ich habe mich gefreut, dass meine Katze heute sehr schmusig war, wo sie doch anfangs völlig ängstlich und sehr scheu war.

Ich bin dankbar, dass ich so eine tolle Physiotherapeutin habe, die fachlich und menschlich einfach toll ist. Wir reden viel, lachen viel.
Und ich bin dankbar, dass mein Hausarzt sich so intensiv um meine Wunden (nach der Oberarmstraffung) kümmert.

Ich habe auch heute eine kleine gedankliche Reise geschafft (tue mich schwer mit solchen Techniken) und habe meinen Helfer gefunden. Mögen einige für groben Unsinn halten, mir bringt es was und nur das zählt. Ich freue mich sehr, dass ich das heute hinbekommen habe. Ob man das nun Schutzengel, Krafttier oder geistigen Begleiter nennt, ist übrigens völlig egal. Und selbst wenn es nur Einbildung war, es war schön.

Gestern hatte ich einen tollen Nachmittag im Botanischen Volkspark in Pankow mit einigen SHG-Frauen. Ich bin dankbar, dass ich mich trotz Hitze und langärmeliger Kompression auf den Weg machen konnte. Und ich bin stolz, dass ich trotz dieser miesen Bedingungen tatsächlich aus dem Haus bin und nicht vorm Ventilator hocken geblieben bin.

Und heute bin ich dankbar, dass mein Mann mich so gekonnt verbindet, wenn er zu Hause ist und dass die Wunden ganz langsam zuwachsen. Auch wenn ich manchmal heulen könnte, ich bin auch stolz drauf, dass ich das alles durchhalte und mich in der Regel nicht hängen lasse. Ab und an mal jammern ist auch ok, aber den Blick dann wieder aufs Positive richten, das hilft sehr.