Ach Bura


Du hat doch alles richtig gemacht. Es ist doch normal das wir früher oder später in unsere alten Gewohnheiten fallen. Wir sind halt im Kopf immer noch wie vor der OP. Wichtig ist nur es rechtzeitig zu merken und dem entgegen zu wirken.
Es gibt keine guten oder bösen Lebensmittel. Man darf es wie bei allem im Leben nur nicht mit einer Sache Übertreiben. Fang mit solchen Gedanken nicht an, dass endet nie gut.

Meine Strategien gegen das Grasen und Überessen

Iß nicht von dem Teller anderer. Du kannst so kaum kontrollieren wie viel du gegessen hast. Nimm dir einen eigenen Teller und wiege mal eine Zeit lang vorher und nacher ab wie viel du isst. Damit kannst du wieder einen Überblick bekommen.

Vielleicht etwas weniger Kohlenhydrate. Wenn ich Blutzuckerschwankungen durch zu viele Kohlenhydrate oder auch Spätdumpings bekomme habe ich auch Heißhunger. Meist direkt auf Süßigkeiten und weil ich die nicht esse fange ich an mich mit `guten`Lebensmitteln abzulenken. Dadurch esse ich wahrscheinlich sogar mehr kcal.

Verwalte dein Essen mal eine weile auf FDDB oder so. Da bekommst du einen besseren Überblick auch über Fett und Eiweiß im Essen. Um sowas dauerhaft zu machen fehlt mir meist die Lust aber alle paar Monate mach ich das für ein oder zwei Wochen in der Hoffnung das es mich vor Rückfällen schützt.

Mir ist auch aufgefallen das sich Menschen denen ich beim Essen Gesellschaft leiste oft nicht wohl fühlen weil ich ja nichts mitesse. Habe mich dann schnell dabei erwischt ohne hunger mitzuessen damit es ihnen nicht so unangenehm ist. Nun trinke ich Tee wenn sie essen, so geht es uns allen besser.

Lass immer was über. Mir fällt es unheimlich schwer nicht auf zu essen. Zu Anfang musste mein Mann meine Reste essen damit der Teller leer wird. Ich habe dann geübt was über zu lassen und mir zu sagen das es ok so ist. Satt ist halt satt unabhängig von der Menge.

Bei Appetit. Trinke erst einen Tee und warte 10 Minuten. Das Suchtgedächtnis des Gehirns kann nur 10 Minuten am Stück arbeiten. Wenn du die überstehst wird der Drang weniger.


Kopf hoch

Maike

Du würdest dich wundern. Ich glaube viele haben Probleme sich an ihr neues Leben zu gewöhnen.

Ja man kann den Magen weiten, dafür musst du aber sehr regelmäßig und in kurzen Abständen mehr Essen wie reinpasst. Von ein `paar`mal kann da so weit ich weiß nix passieren.

Kohlenhydrate sind nicht nur Sättigungsbeilagen. Auch manche Gemüse und Hülsenfrüchte haben viele.

Ich glaub aber nicht das du gleich zunimmst nur weil du mal nen Joghurt extra gegessen hast.

Abwiegen und co mach ich auch nur ganz sporadisch.

Ich halte mich nicht an irgendwelche Regeln. Ich esse, wie es gerade kommt. Letztens haben wir Familienessen. Da gabs vorher Snacks und Nüsse, dann Fondue Chinoise und danach noch Desserts und Kekse. Heisst, man hat quasi 4 Stunden am Stück nur gegessen. Trotzdem gabs später am Abend noch einen Teller Nudeln.

Dann gibt es Tage wie gestern: Aufstehen, mit dem Hund raus, ein Brötchen beim Bäcker holen. Den ganzen Tag was gemacht, um 22 Uhr vor Arbeitsbeginn noch ein Laugencroissant und ein glas Milch. Das wars.
Vorhin nun ein Milchbrötchen, später mache ich mir wahrscheinlich ein paar Hähnchenteile und das wars auch schon.

Ich trinke tagsüber Espresso und Kaffee mit Proteinpulver und jetzt habe ich zum Beispiel einen Diätkäsekuchen im Ofen, davon gibt es dann heute Abend ein schönes grosses Stück. Wobei der ja nur aus Aromen, Eiern, Magerquark und Proteinpulver besteht. Den kann ich auch am Stück verputzen

Für mich gehören genau diese Erziehungsmassnahmen (der Schmerz)des Bypasses zu den positiven Dingen der OP.
So und nur so lerne ich eingefahrene Verhaltensweisen zu ändern.
Ich verbiete mir auch nichts,nur weiss ich mittlerweile was ich eben nicht mehr vertrage und melde diese Lebensmittel dann. Die Essenzeiten variieren mittlerweile zwischen 2 und 6 Stunden,eben so wie es in den Alltag passt oder ich Hunger habe,damit fahre ich gut. Und die Menge regelt eben im schlimmsten Fall der Schmerz,der mich daran erinnert was ich nicht tun sollte,kam aber mittlerweile seit 2 Monaten nicht mehr vor,bin wohl lernfähig .
Ich trinke ca.2 Liter und merke recht schnell,wann ich nach dem Essen wieder trinken kann,auch das hat sich gut eingespielt.

Ich habe zwar keinen Bypass, aber ich denke, das Problem unterscheidet sich nicht beim Schlauchi.

Ich habe mir nach der OP ein paar gute Vorsätze genommen, an die ich mich auch weitgehend bis heute halte:

• NIE mehr essen, als bis ich satt bin. Das heißt für mich auch heute noch, wenn der letzte Bissen auf der Gabel ist und ich merke - ne, eigentlich brauche ich den nicht, dann ESSE ICH DEN NICHT.
  
• 30 min. Trinkpausen vor und nach der Mahlzeit
  
• 3, maximal 4 Mahlzeiten am Tag
  
• bewußt essen, nicht nebenher
  

Und daran halte ich mich IMMER . Ne, natürlich schaffe ich das nicht immer - aber ich bemühe mich immer.
Und meine Ernährungsberaterin sagt auch: wenn wir uns zu 80 % richtig ernähren, dann können wir auch 20 % sündigen. Das versuche ich einzuhalten.

Du solltest Dich aber keinesfalls "hassen" wie Du schreibst. Mal daneben zu hauen ist völlig normal und menschlich. Wenn Du Dich darüber zu sehr ärgerst, produzierst Du Frust und Frust lässt die meisten von uns wieder mehr essen. Also versuch es anzunehmen, Dir zu sagen ok. war jetzt nicht wirklich gut, ab jetzt halte ich mich wieder an meine Vorsätze. Und wenn Du das zu 80 % schaffst, ist der Rest doch ok.

Und ja ! Es ist ein ewiger Kampf - weil wir halt nicht am Kopf operiert wurden. Aber wenn wir es erkennen und handeln, dann ist doch schon ein riesiger Schritt getan ! Ich finde, Du machst das doch prima !

@Bura89, sprichst du ein wenig Englisch ? Dann empfehle ich dir das Buch "The complete guide to Weight loss surgery" von Lisa Kaouk und Monica Bashaw, zwei sehr erfahrene bariatrische Ernährungswissenschaftlerinnen. Dort findest du Antworten auf all diese Fragen, die du im Moment hast.

Bezüglich der Mahlzeitenfrequenz wird mittlerweile empfohlen 3 Hauptmahlzeiten plus 2 Snackmahlzeiten zu haben. Die Patienten, die mehr Mahlzeiten haben, nehmen im Schnitt auch mehr Gewicht ab (Details in dem Buch, s.o.!). Grade beim Bypass ist es ja ohnehin eine Herausforderung (am Anfang zumindest) genug Nährstoffe, vorallem Eiweiss aufzunehmen. Für viele ist das mit 3 Mahlzeiten nicht möglich. Dasselbe gilt aber letztlich auch beim Schlauchmagen.

Hi Bura, ich erwische mich des Öfteren das ich nach dem Hauptessen (6Uhr, 9uhr, 12 Uhr, 15 Uhr und 18uhr) 1-2 Stunden später noch etwas abgrase (teils esse ich so kleine Geflügelwürstchen, gekochte Eier oder Nüsse :) . Interessanterweise schaffe ich es sogar an einen Tag 2 Kilo zuzunehmen, 1 Tag später und einen Stuhlgang später sind die 2 Kilo aber wieder weg :) Ich sag mir immer es flutsch halt schneller in den Darm und dann wieder raus ;) Ich esse von keinem Teller mehr, ich hab lauter kleine Handschüsselchen. davon sind 2/3 Fleisch und 1 drittel Gemüse. Kartoffeln und Klöße, sind so gut wie nicht mehr vertreten, maximal Reis oder Eiernudeln. Hier muss ich aber stark aufpassen. Ich habe eine Zeit lang Trockenfleisch gegessen, davon bekomme ich Blähungen und meine Familie verbannte mich aus dem Haus ;)
Mit dem Trinken muss ich auch aufpassen, einen kleinen Schluck geht während der Mahlzeit, mehr aber nicht. Beim Training muss ich besonders aufpassen, lieber viele kleine Schlucke als ein Großer sonst hält der Eiweisshake keine 10 Minuten im Körper ;) .


Eine frage in die Runde, wie oft steht ihr auf der Waage? Ich für meinen Teil stehe früh und abends darauf.

@Renard
schwierige Frage mit dem Wiegen...gerade bin ich auf Reisen und habe mir extra eine Waage gekauft...einmal am Tag, immer zur selben Zeit,morgens nüchtern.
Frust ist halt dann vorprogrammiert, wenn mal Zunahme, dass muss man ab können, viele wiegen sich deswegen wöchentlich...
Ich sehe bei tägl. Wiegen halt sofort auch wenn ich was falsch mache....bzw zwei Tage danach...also eine Geschmackssache.

@Fonven
tolle Buchempfehlung, danke Dir...und passt zu meinem Plan Englisch besser zu lernen.

@Ilithaniel
interessant Deine Hinweise, danke.Woher weißt Du das mit den 10 min des Suchtgedächtnisses, dass habe ich noch nie gehört und finde das ganz interessant.

@Bura89
ich verstehe Deine Angst, ich habe die auch und muss oft daran denken, dass, wenn ich zuviel esse, ich meinem Pouch schädige. Schlimmer ist aber wohl was wir durch zuviel essen den anderen Organen antun...also der Speiseröhre und dem Darm...
Da soll besser nix schiefgehen...das Essen staut sich ja zurück in die Speiseröhre und kann die dadurch schädigen. Folge sind Entzündungen usw, so habe ich das verstanden.
In den Darm zu essen bringt Dumpings, Entzündungen usw, also auch nicht gut...
Und dann noch die Geschichten mit den Schleimhautentzündungen, die ja auch mit zuviel Essen zu tun haben können ( aber Achtung: Halbwissen)....

Jedenfalls erscheint es mir wichtig dass wir auf den Körper hören, also unbedingt aufhören zu essen wenn wir Druck oder Schmerzen spüren...da gibt es kein Schönreden...
Trinken wird sich einspielen, dass sehe ich bis auf die Menge als nebensächlich an...

Beim Essen aber: achten auf Menge (durch grasen ist das super schwierig unter Kontrolle zu halten) und Qualität (da denke ich machst Du alles richtig)...und ich persönlich muss auch auf die Geschwindigkeit und das gute Kauen achten, der Bypass erzieht mich zum achtsamen Essen, was mir gut gefällt...

und schließlich, ja, ich kenne das Grasen auch und ärgere mich dann darüber...

Besten Gruß

Hallo Bura,
ob es den großen Unterschied zwischen Schlauchmagen und Bypass was Essensregeln angeht gibt, weiß ich nicht.
Ich habe einen Schlauchmagen.
Alles was du beschreibst, kenne ich aber nur zu gut. Auch die Angst vor einer Wiederzunahme begleitet mich.
Ich esse viele kleine Mahlzeiten. Mal 5 und auch mal 8 am Tag, versuche nicht noch zwischendurch zu naschen, was mir deutlich schwer fällt und keinesfalls immer gelingt.
3 Monate habe ich alles bei Fddb notiert. Das hat mir geholfen einen Überblick zu bekommen und zu lernen wie gross die Portionen wirklich sind.
Meine Portionen sind immer noch 150- 180g.
Das Gewicht kann ich seit August halten.
Allerdings kommt es mir vor,als ob Sachen trotzdem weiter geworden scheinen.
Mein Mann sagt auch oft,ich solle bitte nicht mehr abnehmen und wäre nochmal dünner geworden. Die Waage sagt es nicht und ich sehe es nicht, nur manchmal auf Bildern.
Gestern habe ich mit Genuss ein großes Schweineohr vom Bäcker verputzt und hatte anschliessend auch ein schlechtes Gewissen, obwohl ich weiß, hin und wieder kein Problem,trotz ungesunder Fette und unglaublich vielen Kalorien.

@Fender

Ich habe vor 3,5 Jahren das Rauchen aufgegeben. Dazu habe ich vorher so einen Kurs besucht. Da haben sie viel über psychische Abhängigkeit erklärt. Ich konnte fast alles auch auf mein Bedürfnis nach Süßem anwenden.

@Stine89

Was für ein zauberhaftes Bild

Schweinsohr klingt gut. Bei unseren Bäckern hier, gibt es das gar nicht mehr.

so ein schönes Bild