Binge Eating und Schlauchmagen

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    • Binge Eating und Schlauchmagen

      Hallo Ihr,

      ich habe vor einigen Jahren die Diagnose Binge Eating bekommen. Ich war auch schon als Kind immer Dick und heute wiege ich leider ca 160KG. Ich bin nun seit ca 1 Jahr EU berentet, weil ich mich fast nicht mehr bewegen kann. Seit 2014 bin ich in Psychologischer Behandlung wegen des BE. Gestern hatte ich das Gespräch mit dem Chirugen wegen einer Magen OP. Ich bin hin und her gerissen, da BE ja eine Sucht ist und ich mom zwar keine Fressanfälle habe, aber eine sogenannte Suchtverschiebung. Ich weiss, das es tötlich enden kann, wenn ich kurz nach der OP einen Fressanfall habe. Allerdings ist auch ein Funke Hoffnung da, es zu schaffen. Also (schnell) abzunehmen und dann statt zu Fressen Sport zu machen. Wie seht Ihr das? Hat da vielleicht schon mal jmd Erfahrungen mit gemacht- egal ob Positiv oder Negativ?
    • Ich habe auch BE, allerdings wurde die Diagnose erst nach OP definitiv bestätigt. Vorher war es nur eine Verdachtsdiagnose.
      Gerade die ersten Monate hast du nahezu keine chance, der Essstörung freien Raum zu geben. Eine intensive psychologische Betreuung ist unumgänglich. Es ist aber per se kein Ausschlusskriterium für eine bariatrische OP.
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      Op-Gewicht (07.11.): 137,0 kg
      Gewicht (10.11.) : 139,0
    • Hallo Dirtsa,

      das ist eine wirklich schwierige Situation. Ich kenne mich ein wenig damit aus, weil ich zwar keine BE Störung hatte aber auch mit LOC (Loss of control) Eating Episoden zu kämpfen hatte, das war aber lange vor meiner OP. Wenn du sagst, dass du eine Suchtverschiebung hast, heißt das ja letzendlich, dass du mit der Problematik noch nicht wirklich konstruktiv umgehen kannst. Ich halte das für eine ziemlich problematische Ausgangslage. Eine Binge Eating Störung ist keine generelle Kontraindikation bei einer bariatrischen OP, tatsächlich verschwindet die Störung bei einigen Patienten post OP. ABER generell ist eine BE Störung mit schlechterem Gewichtsverlust und höherer Gewichtszunahme nach der "Honeymoon" Periode, also den ersten 1-2 Jahren, verbunden. Auch besteht hier die Gefahr einer erneuten Suchtverlagerung. Ein nicht unerheblicher Teil der Patienten wird von anderen Substanzen abhängig, darunter eben typischerweise Menschen, die vorher schon eine Suchtproblematik hatten.

      Bedenklich stimmt mich auch dein Satz "statt zu Fressen Sport zu machen". So einfach ist das leider nicht, außer du würdest eine Sport - "sucht" entwickeln, was offensichtlich ebenso schädlich wäre auf lange Sicht. Unkontrollierte Essanfälle sind eine Reaktion des Körpers auf das Vorenthalten von Nahrung (oder anderen Bedürfnissen), typischerweise im Rahmen von "Diäten" wozu auch "Sport" gehört, wenn er nur zur Gewichtsreduktion betrieben und ehr zwanghaft als aus echter Motivation betrieben wird. Deshalb kann "zuviel" Sport auch BE oder LOC Attacken hervorrufen, auch nach der OP. Ich kann dir auch sagen, dass man viele Binge-Nahrungsmittel, z.B. Chips oder Haribos in sehr großen Mengen essen kann. Ich konnte nach zwei Monaten z.B. innerhalb von 20 Minuten eine Tüte Chips essen (hatte ich aber keinen Bock drauf, zum Glück). Dasselbe gilt für Eis etc. Spätestens nach 1,5 bis 2 Jahren, natürlich abhängig von der OP Methode, wirst du auch wieder mehr essen können, als am Anfang. Ich will damit sagen, dass auch mit der restriktivsten OP im ungünstigen Fall eine starke Binge Störung nicht in den Griff zu kriegen ist. Wie stark die Problematik bei dir ausgeprägt ist, weiß ich natürlich nicht.

      Ich kann deinen Leidensdruck sehr gut verstehen. Aber es bringt auch nichts sich für einen Eingriff zu entscheiden, der die Situation langfristig verschlimmert. Ich würde mir ggf. eine zweite Meinung von einem Psychologen einholen, der sowohl mit der BE Störung als auch bariatrischer Chirurgie Erfahrung hat. Die meisten Ärzte, auch AC, haben leider häufig wenig Ahnung und auch kein großes Interesse an der Problematik (meine Erfahrung). Ich glaube nicht, dass du dein Problem perfekt im Griff haben musst, wer hat das schon! Aber du solltest erfolgreich Techniken anwenden können, um das Schlimmste zu verhindern (hinsichtlich jeder Form von Suchtverhaltens!).


      Ich wünsche dir alles Gute!
    • :hallo1:

      Ich habe erst nach der OP erfahren, dass ich eine BED habe.
      Ich bekam einen Schlauchmagen, nahm 90 kg ab und innerhalb von 2 Jahren auch wieder zu.
      Meine Essanfälle haben alles zunichte gemacht und mein Ernährungsmediziner hat die BED nicht erkannt.
      Es uferte total aus, ich wurde berentet und habe dann 2018 begonnen mich selbst zu heilen.
      Ich habe ein Psychologiestudium angefangen, mich auf BED und kognitive Psychologie spezialisiert und habe mich selbst geheilt.
      Das ganze habe ich autodidaktisch gemacht. Inzwischen bin ich seit 11 Monaten essanfallsfrei.
      Ich esse noch immer ab und an emotional, aber ich wiege keine 200 kg mehr und nehme weiter ab.
      Ohne eine kognitive Verhaltenstherapie wirst du wohl mit dem Schlauchmagen nicht glücklich werden, denn solange der Kopf nicht mitmacht, bringt eine OP rein gar nichts. Du wirst ja nur am Magen operiert und nicht am Kopf.
      Ich würde erstmal Therapie machen und dann bei gutem Erfolg die OP machen lassen....
      Grüße von Tanni
      RNY-Magenbypass am 24.06.20
      Mein Bypass-Tagebuch
    • Meiner Info ist ein unbehandeltes BE ein Ausschluss Kriterium für eine bariatrische OP und DU hast selbst gesagt was die Gefahr ist.Hast Du dem Chirurgen nichts davon erzählt?
      Ganz ehrlich es geht um DEIN LEBEN und wenn Du Dich für die OP entscheiden willst...okay...aber dann bitte sei Deinem Körper gut gesonnen und mache erst eine Therapie und dann erst die OP...meine Meinung
    • Ich habe diagnostiziertes BE, das ich seit circa zwei Jahren sehr gut im Griff habe.

      Hätte ich dies nicht, so hätte mein Chirurg die OP nicht befürwortet. Im psychologischen Gutachten wurde das extra herausgestellt. Auch meine Therapeutin hätte mich bis letztes Jahr nicht bei dem OP-Vorhaben unterstützt. Ihr Go kam letzten Sommer, als ich angefangen habe darüber nachzudenken mich vielleicht operieren zu lassen, was ich jahrelange ganz strikt abgelehnt habe.
      Höchstgewicht 140 kg
      Beginn Flüssigphase 116 kg
      OP-Gewicht 19.12.2018 112 Kg
      19.01.2018 103 kg (- 9 kg)
      19.02.2019 97.2 kg (-5.8 kg)
      19.03.2019 93.1 kg (-4.1 kg)
      19.04.2019 88.2 kg (-4.9 kg)
      19.05.2019 82.8 kg (-5.4 kg)
      19.07.2019 77.0 kg (-5.8 kg)
      19.08.2019 73.5 kg (-3.5 kg)
      19.09.2019 72.1 kg (-1.4 kg)

      Beginn Flüssigphase am 03.12.2018
      OP (Schlauchmagen) am 19.12.2018

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