Schon immer xxl - dann schlank - Psyche?

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    • Jetzt muss ich doch noch etwas dazu schreiben :] da ich unterschiedliche Erfahrungen gemacht habe: Übergewicht seit meinem 8. Lebensjahr, im Alter von 20 mit Hungern (eigentlich war es kein Hungern, es hatte nur Klick im Kopf gemacht als ich meine erste Waage gekauft hatte und die 96 kg anzeigte - ich dachte vorher, ich würde so um die 85 kg wiegen - und plötzlich hatte ich kein Appetit mehr zu essen) habe ich bis auf 71 kg abgenommen. In dem Alter, ohne andere Krankheiten, war es natürlich nur schön, schlank zu sein, ich hatte weniger Sorgen als jetzt, obwohl auch damals das Leben nicht rosa war. Aber es war alles plötzlich ganz anders: ich konnte mit meiner Clique in den Bergen wandern, ganz lange Spaziergänge machen ohne 2 Liter zu schwitzen und ohne zu schweigen weil gleichzeitig Laufen und Sprechen zu anstrengend war ... im Sommer auf Plastikstühlen sitzen, bei der Arbeit 8 Stunden problemlos stehen und danach auch noch Haushalt machen, ausgehen und und und ... das waren die schönen Erlebnisse, die mit der eigenen Masse vorher einfach unmöglich oder nur unter größter Anstrengung möglich waren. Die zwischenmenschlichen Beziehungen: Familie, Verwandte und Freunde ändern eigentlich ihr Verhalten nicht, sie freuen sich nur, wenn man zusammen mehr unternehmen kann. ABER fremde Menschen, auch wenn man sagt "egal, was andere denken" ... beeinflussen auch unser Wohlbefinden. Wenn eine sehr übergewichtige Frau normal reagiert (auf Gemeinheiten) wird direkt gesagt: Die Dicke zickt nur rum, weil sie mit sich selbst unzufrieden ist. Aber wenn eine schlanke Frau sich gegen Gemeinheiten wehrt, sieht man das ganz anders: Die ist aber nicht auf den Mund gefallen, sie kann sich wehren. Es wird dann auch noch als besonderer Charme angesehen, der eine Schlanke noch anziehender macht. Und selbst ... irgendwie achtet man auch unbewusst als Übergewichtige oft darauf, ob man als Mensch oder als Figur betrachtet wird, akzeptiert wird, etc. Aber als schlanke Person gibt es diese Unsicherheit nicht mehr. Und zugegeben, bewundernde Blicke der Männer tun jeder Frau gut, solange es nicht schon ein Starren ist oder dreiste Vorschläge kommen. Auch da, als Dicke reagiert man meistens ganz anders wenn Männer frech werden, meistens würde man nur weglaufen ohne viel zu sagen, aber als Schlanke sagt man eher die Meinung ... ich spreche von den meisten, klar gibt es auch Übergewichtige, die immer direkt sind.

      Es wurde mal angesprochen, dass abnehmen nicht ein Start ins neue Leben bedeutet. Für manche schon .... wenn man mit fast 170 kg nicht mal vom Schlafzimmer bis ins Bad ohne Schmerzen gehen konnte, nicht mal mehr den Haushalt (in jungen Jahren) schafft, das Stehen schon nach 30 Sekunden zur Qual wird ... etc., dann ist Abnehmen schon in vielen Hinsichten ein neues Leben. Ich unterscheide hier auch ein Übergewicht von 20-30 kg, das stört - von einem Übergewicht von mehr als 100 kg, das nur noch einschränkt.

      Die Psyche: wenn man sich das Gewicht als Schutzpanzer anlegt, damit keiner einem zu nahe kommt, also uns nicht verletzen kann ... werden wir trotzdem verletzt, durch die ganze Einstellung uns Dicken gegenüber ... und ärgern uns dann paradoxerweise dass fast niemand näher an uns herankommen will und ärgern uns wieder über deren Vorurteile (aber haben wir nicht genau das mit unserem Schutzpanzer bezweckt ?) ... Bei anderen psychischen Belastungen darf ich nicht mitreden, da es schon eine Nummer zu groß für mich ist. Und da kann ich nachvollziehen, dass eine Abnahme keine Probleme löst oder sogar einige Probleme verstärken kann.

      Mag sein, dass ich einige Aspekte vergessen habe oder auch einiges falsch sehe, aber ich kann nur von meiner Erfahrung sprechen und von meinen Beobachtungen.

      Vor kurzem fragte mich jemand, warum ich nicht aus eigener Kraft aus dem Teufelskreis mit Essen -> Zunehmen -> körperliche Beschwerden -> keine Bewegung -> weiter zunehmen; rauskomme. Dann habe ich geantwortet: so wie du es nicht schaffst, aus eigener Kraft aus deiner schlechten Ehe rauszukommen, wie du dich seit 20 Jahren über deine Ehe beschwerst aber nichts änderst und es auch nicht kommentarlos akzeptieren kannst. Jeder hat Mut und Kraft für einige Sachen, aber Schwächen und Resignation für andere. Das sollte man auch nicht vergessen: keiner meistert sein Leben perfekt, das ist unmöglich.

      Es ist nun doch mehr geworden, als ich beabsichtigt hatte ... sollte ich etwas sehr falsch sehen, bin ich über Aufklärungen dankbar, aber auch über andere Erfahrungen.

      Liebe Grüße
      abnehmen = neues Leben ?

      Mai 2007: Schlauchmagen - von 157 auf 134 kg abgenommen, danach wieder zugenommen bis auf 168 kg, bei Eintritt des Diabetes mit etwas Diät auf 154 kg runter, danach wieder 161 kg

      Febr. 2015: Umbau zum Omega-Loop-Bypass (Mini-Bypass) mit 157 kg nach Eiweißphase (vorher 161 kg)


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    • @Marianne
      Ich denke es gibt da kein richtig oder falsch. Jeder Mensch hat individuelle Erfahrungen gemacht. Aber insgesamt stimm ich da beim meisten überein.

      Ich denke, dass es eben auch drauf ankommt wie es zum Übergewicht kam. Das Gewicht war für mich immer relativ uninteressant. Hatte bzw. hab eigentlich ganz andere Probleme. Da hat sich das nach und nach hochgeschaukelt. Selbst die Ärzte haben sich um die andere Dinge gekümmert und kaum was gesagt wegen dem Gewicht. Da wurde keine Rücksicht aufs Gewicht gemacht, wenn es um Medikamentauswahl ging o.ä. Cortison musste eben sein, Antidepressiva was eben wirkt, da es sowieso schwierig bei mir ist...

      Ich war nie besonders schlank, aber so richtig dick wurde ich erst als ich behandelt wurde mit 15. Hab mich nur mit mir beschäftigt, da war mir auch die Reaktion auf mich anfangs ziemlich egal. Also ob ich als Dicke wahrgenommen werde oder nicht. Ich war eher froh einfach in Ruhe gelassen zu werden.

      Abschließend kann ich nur sagen, dass in der Medizin insgesamt zu wenig auf den psychischen Aspekt eingegangen wird.
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      Gewichtshöhepunkt Januar 2014 - 156kg ;( BMI 60,9

      Erstgespräch AC 17.02.2014 - 148,9kg BMI 58,2, Antragsabgabe 6.6.14, MDK Weiterleitung 11.6.14, Kostenzusage 18.6.14, OP Termin 15.7.14, OP Gewicht 143,9kg, Gewichtanstieg im KH auf 147,3kg :panik:, KH-Entlassung 24.07.14 - 139,3kg,
      10 Monate Post-OP 96kg (juhu Minus 60kg)
    • Liebe Elona, vielen Dank. Das ist natürlich etwas ganz anderes ... wenn es akute oder chronische "Baustellen" in anderen Bereichen gibt ... deswegen kann ich mich dazu nicht viel äußern, aber ich kann nachvollziehen, dass die Behandlung der Adipositas in den Hintergrund tritt. Und deine Zunahme aufgrund der Medikamente ist um so schlimmer, da du das gar nicht verhindern konntest. Ich hoffe, es geht dir jetzt besser, ich wünsche dir nur das Beste :tulpe:

      P.S. Du hast recht, der psychische Aspekt wird in der Medizin viel zu wenig beachtet ... so als ob es ein Tabu-Thema wäre.

      Liebe Grüße :hallo:
      abnehmen = neues Leben ?

      Mai 2007: Schlauchmagen - von 157 auf 134 kg abgenommen, danach wieder zugenommen bis auf 168 kg, bei Eintritt des Diabetes mit etwas Diät auf 154 kg runter, danach wieder 161 kg

      Febr. 2015: Umbau zum Omega-Loop-Bypass (Mini-Bypass) mit 157 kg nach Eiweißphase (vorher 161 kg)


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    • Der psychische Aspekt ist heute glücklicherweise weitestgehend kein Tabu Thema mehr.

      Aber

      Es ist für einen 'normalen' Arzt wesentlich einfacher, effektiver und ertragreicher innerhalb 1 Minute ein Rezept auszufüllen und auch seine Pharmareferenten froh zu machen, anstatt hunderte Stunden Therapie durchzuführen wofür er auch nicht ausgebildet ist.
    • Hallo daaja :hallo:

      Sicher ist es für einige einfacher :] in den letzten 18 Monaten (seit ich eine Verhaltenstherapie beginnen muss) habe ich nur einen Therapeuten gefunden, der zeitnah einen Termin frei hatte. Als er mich in sein Büro reingebeten hat, hat er mich nicht mal angesehen. Danach: nehmen Sie Platz, womit kann ich Ihnen helfen ? Ich fing an zu erzählen, er blickte nicht ein Mal hoch, schien Notizen zu schreiben (vielleicht malte er auch nur Mondgesichter) und nach 3 Minuten erwähnte ich eine Gesprächstherapie. Also da blickte er zum ersten Mal hoch, richtig geschockt war er: "Wieee, Sie wollen keine Medikamente, damit es Ihnen besser geht ? Also für Gespräche habe ich keine Zeit, ich bin für die nächsten 2 Jahre voll beschäftigt mit anderen Patienten"

      Er dachte, ich wollte mich mit Tabletten ruhig stellen und hatte schon den Rezeptblock in der Hand .... nicht eine Frage hat er zu meinem Befinden gestellt, dafür aber am Anfang nach der Versichertenkarte gefragt und danach das mit den Tabletten.

      Da habe ich nur noch das Weite gesucht. Und so jemand hat Patienten, die ihm vertrauen. :335:
      abnehmen = neues Leben ?

      Mai 2007: Schlauchmagen - von 157 auf 134 kg abgenommen, danach wieder zugenommen bis auf 168 kg, bei Eintritt des Diabetes mit etwas Diät auf 154 kg runter, danach wieder 161 kg

      Febr. 2015: Umbau zum Omega-Loop-Bypass (Mini-Bypass) mit 157 kg nach Eiweißphase (vorher 161 kg)


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    • Marianne39 schrieb:


      P.S. Du hast recht, der psychische Aspekt wird in der Medizin viel zu wenig beachtet ... so als ob es ein Tabu-Thema wäre.
      :


      Oder genau das Gegenteil geschieht und alles wird auf die Psyche geschoben. Meistens dann, wenn sie nicht weiterkommen und irgendeine Diagnose benötigen.